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der gemeinderat Februar 2021

Unsere Themen in der Februar-Ausgabe: TOP-Studienführer, Beleuchtung, Ladeinfrastruktur uvm.

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Planen & Bauen<br />

SPIELPLäTZE<br />

Planen & Bauen<br />

Wie werden die Umwälzpumpen betrieben?<br />

Liefert die Solaranlage auch Strom?<br />

Mit welchen Kosten haben Kommunen für<br />

eine kleine Anlage ungefähr zu rechnen?<br />

Wie muss eine Solaranlage dimensioniert<br />

sein, um effizient zu arbeiten?<br />

Mit Solarabsorbern auf<br />

dem Dach können Freibä<strong>der</strong><br />

umweltschonend die Badetemperatur<br />

in den Becken mit<br />

<strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Sonne erwärmen.<br />

ZUR PERSON<br />

Hannes Schretter ist Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> AST Eissport- und Solaranlagenbau<br />

GmbH in Füssen. Das Unternehmen hat<br />

sich auf Solarabsorber für<br />

Schwimmbä<strong>der</strong> sowie auf mobile und<br />

permanente Eisbahnen spezialisiert.<br />

Bä<strong>der</strong>betrieb<br />

Schwarze Matten,<br />

warmes Wasser<br />

Angenehm für Badegäste und gut fürs Klima: Solaranlagen, die Warmwasser<br />

produzieren, ermöglichen es kommunalen Bä<strong>der</strong>betrieben, sowohl Heizkosten<br />

einzusparen als auch CO 2 -Emmissionen zu senken. Wieso insbeson<strong>der</strong>e<br />

Freibä<strong>der</strong> davon profitieren, erläutert Hannes Schretter, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

AST Eissport- und Solaranlagenbau GmbH, im Interview.<br />

Sie rüsten Schwimmbä<strong>der</strong> mit Solaranlagen<br />

aus. Welche Vorteile ergeben sich daraus<br />

für kommunale Betreiber?<br />

Hannes Schretter: Mit unseren Solarabsorberanlagen<br />

ist es möglich, die Wassertemperatur<br />

mit <strong>der</strong> Kraft <strong>der</strong> Sonne auf ein<br />

sehr komfortables Niveau zu erhöhen.<br />

Kommunen können dadurch Heizkosten<br />

einsparen und durch deutlich geringeren<br />

Verbrauch fossiler Brennstoffe auch den<br />

CO 2 -Ausstoß senken und so einen Beitrag<br />

zum Klimaschutz leisten.<br />

Sonnenenergie nutzen und Brennstoffe einsparen:<br />

klingt gut. Wie funktioniert das?<br />

Hannes Schretter: Das Funktionsprinzip unseres<br />

Solarabsorbers ist <strong>der</strong> berühmte<br />

„schwarze Gartenschlauch“, <strong>der</strong> sich in<br />

<strong>der</strong> Sonne aufheizt. Wir haben das System<br />

nicht erfunden, aber verbessert. Wir nutzen<br />

sehr viele schwarze Schläuche, die wir<br />

in <strong>der</strong> Regel auf dem Dach auslegen. Unser<br />

System besteht aus Matten aus EPDM-Kautschuk.<br />

Das Erfolgsrezept liegt im Wasserdurchsatz.<br />

Es geht nicht darum, das Wasser<br />

möglichst stark zu erwärmen, son<strong>der</strong>n<br />

möglichst viel Wasser zu erwärmen. Eine<br />

Temperaturerhöhung im Solarabsorber<br />

von 10 Grad reicht problemlos aus, wenn<br />

das Beckenwasser mehrmals pro Tag umgewälzt<br />

wird. Es bringt nichts, einem<br />

Schwimmbecken tausend Liter 100 Grad<br />

heißes Wasser zuzuführen; das merkt man<br />

kaum. Aber wenn bei je<strong>der</strong> Umwälzung<br />

das Wasser im Becken ein paar Grad wärmer<br />

wird, ist schnell eine angenehme Temperatur<br />

für die Badegäste erreicht.<br />

Fotos: AST Eis- und Solartechnik GmbH<br />

Schretter: Nein, die Anlage erzeugt nur<br />

Warmwasser. Die erfor<strong>der</strong>liche Energie für<br />

die Umwälzpumpe ist aber im Vergleich<br />

zu den sonstigen Energieaufwänden, die<br />

in Schwimmbä<strong>der</strong>n notwendig sind, zu<br />

vernachlässigen. Ich muss aber anmerken:<br />

Unsere Solaranlage kann keine Wassertemperatur<br />

garantieren. Es ist eine gleitende<br />

Wassererwärmung. Das System<br />

funktioniert nur, wenn die Sonne scheint.<br />

Deshalb ist es prädestiniert für Freibä<strong>der</strong>,<br />

die bei schönem Wetter besucht werden.<br />

Will ein Bä<strong>der</strong>betrieb, etwa ein Hallenbad,<br />

eine bestimmte Temperatur garantieren, ist<br />

eine Zusatzheizung nötig. Wir bieten in<br />

diesen Fällen unsere Anlagen auch in Kombination<br />

mit Wärmepumpen an.<br />

Gibt es eine hohe Nachfrage nach den<br />

Solarabsorberanlagen?<br />

Schretter: In unseren Kernmärkten Österreich<br />

und Deutschland haben wir bereits<br />

weit mehr als 400 Solaranlagen für Kommunen<br />

installiert. Wir sind seit mehr als<br />

30 Jahren im Geschäft und einer <strong>der</strong> führenden<br />

Anbieter.<br />

Und was waren die größten Projekte?<br />

Schretter: Unser größtes Projekt war in Uruguay,<br />

wo wir für eine große Le<strong>der</strong>fabrik<br />

eine Solaranlage gebaut haben, die daraus<br />

das Brauchwasser für ihre Gerbprozesse<br />

gewinnt – eine Anlage mit über 1500 Quadratmetern.<br />

Große Anlagen in Deutschland<br />

haben wir beispielsweise in Bietigheim-Bissingen<br />

und Berlin gebaut. Wir<br />

sind aber sehr oft in kleinen Gemeinden<br />

tätig, wo wir für das örtliche Schwimmbad<br />

mit einem Becken eine 200-Quadratmeter-<br />

Anlage bauen. Die kleinen Schwimmbä<strong>der</strong><br />

sind sehr wichtig für das Sozialleben in<br />

den Kommunen. Dorthin fahren die Kin<strong>der</strong><br />

nach <strong>der</strong> Schule mit dem Fahrrad, um für<br />

ein paar Euro Eintritt zu schwimmen und<br />

ihre Freunde zu treffen. Dort treffen sich<br />

abends die Belegschaften von Betrieben<br />

beim Feierabendschwimmen und einem<br />

Weizenbier. Kleine Kommunen haben oft<br />

finanzielle Schwierigkeiten und leisten<br />

sich dennoch ein Schwimmbad für ihre<br />

Bürger. Wir können ihnen dabei helfen, sie<br />

bezahlbar zu betreiben.<br />

Schretter: Eine kleine Solaranlage mit einer<br />

Größe von 200 Quadratmetern liegt ungefähr<br />

bei 25 000 Euro netto, geliefert, montiert<br />

und betriebsbereit.<br />

Durch Corona sind viele Kommunen knapp<br />

bei Kasse. Lohnt sich trotzdem die Investition<br />

in eine Solarabsorberanlage?<br />

Schretter: Die Erfahrungen unserer Kunden<br />

zeigen, dass sich die Anlagen nach vier bis<br />

sechs Jahren amortisiert haben. Bei hohen<br />

Heizkosten im Bad lohnt es sich betriebswirtschaftlich,<br />

zu investieren, um diese<br />

Kosten in den nächsten 15 Jahren o<strong>der</strong><br />

mehr deutlich zu senken. Eine Amortisation<br />

nach maximal sechs Jahren – und das<br />

ohne eine För<strong>der</strong>ung einzukalkulieren, die<br />

es teilweise auch gibt – ist eine interessante<br />

Zahl für Betreiber.<br />

Gibt es Erfahrungswerte, wie viel Heizöl<br />

Kommunen einsparen können?<br />

Schretter: Eine Solaranlage im Freibad kann<br />

im Schnitt 300 Kilowattstunden Wärmeenergie<br />

pro Quadratmeter Absorberfläche<br />

im Verlauf <strong>der</strong> Badesaison liefern. Diese<br />

Energie entspricht in etwa 30 Liter Heizöl.<br />

Mit einer 1000-Quadratmeter-Anlage ist es<br />

daher pro Saison möglich, 30 000 Liter<br />

Heizöl zu sparen und die enstprechende<br />

Menge an CO 2 . Durch den Einsatz einer<br />

Solaranlage lässt sich die Badesaison in<br />

Freibä<strong>der</strong>n kostengünstig verlängern.<br />

Schretter: Es kommt darauf an, ob das<br />

Schwimmbad rein solar geheizt wird o<strong>der</strong><br />

ob die Solaranlage nur eine Zusatzheizung<br />

ist. Für rein solare Beheizung sollte eine<br />

Solarfläche zur Verfügung stehen, <strong>der</strong>en<br />

Größe etwa 60 Prozent <strong>der</strong> Beckenoberfläche<br />

entspricht. Dient die Solaranlage<br />

nur als Zusatzheizung, kann dieser Wert<br />

unterschritten werden. Es bringt aber<br />

nichts, sie zu klein zu dimensionieren, da<br />

unter einem gewissen Maß kein spürbarer<br />

Effekt gegeben ist. Das muss von Projekt<br />

zu Projekt geprüft werden. Wir analysieren<br />

vor Ort, was notwendig ist.<br />

Welche Voraussetzungen müssen für eine<br />

Installation gegeben sein?<br />

Schretter: Da sind wir ausgesprochen flexibel.<br />

Priorität eins: Wenn die Solaranlage<br />

auf dem Dach montiert werden soll, muss<br />

das Dach stabil und begehbar sein. Gerade<br />

in alten Schwimmbä<strong>der</strong>n kann das Dach<br />

in einem schlechten Zustand sein und<br />

sollte zuvor saniert werden, denn es bringt<br />

nichts, auf einem Dach, das nach drei Jahren<br />

kaputt ist, eine Solaranlage zu montieren,<br />

die mehr als 15 Jahre hält. Aufgrund<br />

unserer speziellen Befestigungsmethoden,<br />

die von Klemmsystemen bis zum Kleben<br />

reichen, können wir die Absorbermatten<br />

befestigen, ohne die Dachhaut zu beschädigen<br />

– darauf legen wir großen Wert. Die<br />

Dächer bohren wir nicht an, damit keine<br />

Schwachstellen entstehen, die irgendwann<br />

zu Problemen führen. Interview: dt<br />

Solarabsorber aus schwarzem EPDM-Kautschuk können in einer Badesaison im Schnitt 300 kWh<br />

Wärmeenergie pro Quadratmeter liefern.<br />

40 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 2/21<br />

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