der gemeinderat Februar 2021
Unsere Themen in der Februar-Ausgabe: TOP-Studienführer, Beleuchtung, Ladeinfrastruktur uvm.
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Politik & Gesellschaft<br />
KOMMUNALENTWICKLUNG<br />
Politik & Gesellschaft<br />
Flächenkonversion<br />
Belebung des Zentrums in Sicht<br />
In Gernsbach entsteht auf dem Gelände eines früheren Industrieareals ein<br />
neuer Stadtteil. Der Investor hat dazu ein städtebauliches Konzept beauftragt.<br />
Die Planer berücksichtigen den Grundwasserschutz und die Hochwasservorsorge<br />
ebenso wie Belange des Verkehrs und <strong>der</strong> Energieversorgung.<br />
Gewerbebrache in Gernsbach im Jahr 2015: Ein Investor entwickelt auf dem von Altlasten befreiten<br />
Grundstück einen neuen Stadtteil.<br />
Ein rund 4,5 Hektar großes Areal im<br />
Innenstadtbereich von Gernsbach<br />
(rund 14 000 Einwohner, Baden-Württemberg)<br />
liegt seit vielen Jahren<br />
brach. Die ehemalige Produktionsstätte<br />
von Bahnschwellen und Telegrafenmasten<br />
Foto: BIT Ingenieure<br />
wurde 2005 aufgegeben. Inzwischen<br />
konnte ein Investor mit Erfahrung auf dem<br />
Gebiet <strong>der</strong> Konversion gewonnen werden.<br />
Dieser hat die BIT Architekten aus Karlsruhe<br />
mit <strong>der</strong> Erstellung eines städtebaulichen<br />
Konzeptes beauftragt, das nach Abriss<br />
<strong>der</strong> bestehenden Bausubstanz ein<br />
neues Stadtquartier vorsieht mit einem<br />
Nutzungsmix aus zwei Lebensmittelmärkten,<br />
Büroflächen und bezahlbarem sowie<br />
betreutem Wohnen. Verbunden wird dieses<br />
Konzept mit einer verkehrlichen Neuordnung,<br />
bei <strong>der</strong> eine stark frequentierte<br />
Kreuzung in einen Kreisverkehr umgewandelt<br />
und damit auch das Plangebiet angebunden<br />
wird.<br />
ZUGANG ZUR MURG<br />
Die interne Verkehrserschließung in dem<br />
Konversionsgebiet erfolgt über eine Stichstraße.<br />
Zwischen den Einkaufsmärkten ist<br />
eine Parkplatzfläche vorgesehen, <strong>der</strong> weitere<br />
ruhende Verkehr wird in Tiefgaragen<br />
untergebracht. Über zahlreiche Fußwege,<br />
einen Steg in die Altstadt sowie Stufen an<br />
<strong>der</strong> Murg soll zudem ein hoher Freizeitwert<br />
für alle Nutzer des Areals gewährleistet<br />
werden.<br />
Die Umwandlung <strong>der</strong> Industriebrache in<br />
ein neues Quartier erweist sich als Kraftakt<br />
mit vielen planerischen, technischen und<br />
gestalterischen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> einstmaligen gewerblichen Nutzung<br />
sind die Böden mit Quecksilber, Teerölen<br />
und Arsen erheblich verunreinigt.<br />
Aufgrund einer potenziellen Grundwassergefährdung<br />
wurde daher bereits im Jahr<br />
2005 eine Sanierungsvereinbarung abgeschlossen,<br />
welche im Wesentlichen vor-<br />
sah, die im Boden befindlichen Schadstoffe<br />
zu sichern. Im Zuge <strong>der</strong> geplanten<br />
Neuentwicklung wird diese Vereinbarung<br />
in einer umfassenden Abstimmung mit<br />
übergeordneten Behörden erweitert und<br />
modifiziert. Statt <strong>der</strong> bisherigen ausschließlichen<br />
Sicherung ist jetzt vorgesehen,<br />
wesentliche Teile <strong>der</strong> Verunreinigungen<br />
zu beseitigen. Hierzu wird beson<strong>der</strong>s<br />
belastetes Erdreich ausgehoben und fachgerecht<br />
entsorgt.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist <strong>der</strong><br />
Hochwasserschutz. Gemäß <strong>der</strong> Hochwassergefahrenkarte<br />
befindet sich das Plangebiet<br />
vollständig im Überschwemmungsbereich<br />
eines 100-jährlichen Hochwassers<br />
(HQ 100). Um das Gebiet zu entwickeln,<br />
muss das Gelände hochwassersicher aufgeschüttet<br />
und <strong>der</strong> verlorengegangene Retentionsraum<br />
ausgeglichen werden. Im<br />
Zuge eines von <strong>der</strong> Stadt Gernsbach und<br />
dem Regierungspräsidium Karlsruhe beauftragten<br />
Hochwasserschutzkonzeptes<br />
für die gesamte Kernstadt wurde vorgeschlagen,<br />
eine Engstelle <strong>der</strong> Murg im Bereich<br />
des Plangebietes zu beseitigen.<br />
Dies hat zur Folge, dass <strong>der</strong> Uferbereich<br />
auf 350 Meter Länge und zehn Meter Breite<br />
abgegraben wird. Zwangsläufig wird dadurch<br />
die zur Verfügung stehende Nutzfläche<br />
reduziert. In einem umfangreichen<br />
Prozess konnte die vorgeschlagene Maßnahme<br />
jedoch in das Entwicklungskonzept<br />
integriert werden.<br />
ARTENSCHUTZ BERÜCKSICHTIGT<br />
Großen Raum nahm auch das Thema Artenschutz<br />
ein, da sich auf <strong>der</strong> Gewerbebrache<br />
im Lauf <strong>der</strong> Jahre vielfältige Lebensräume<br />
für Brutvögel, Reptilien und<br />
Fle<strong>der</strong>mäuse entwickelt haben. Auf<br />
Abb.: BIT Ingenieure<br />
Der geplante neue Stadtteil in Gernsbach kombiniert Lebensmittelmärkte, Büroflächen und teilweise<br />
altengerechte Wohnungen. Zudem soll die Murg wie<strong>der</strong> besser zugänglich werden.<br />
Grundlage zahlreicher Untersuchungen<br />
wurde ein umfangreiches Maßnahmenkonzept<br />
erarbeitet. Weitere Belange betrafen<br />
den Verkehr und den Schallschutz.<br />
Mittels Gutachten konnte die Verträglichkeit<br />
des Vorhabens nachgewiesen werden.<br />
Das neue Quartier wird den Eingangsbereich<br />
<strong>der</strong> Stadt Gernsbach in Zukunft<br />
wesentlich prägen. Aus diesem Grund<br />
wird großes Gewicht auf architektonische<br />
Gestaltung und Nachhaltigkeit gelegt. Ein<br />
hoher energetischer Standard, Gewinnung<br />
von Solarenergie und Wärmeversorgung<br />
über ein Blockheizkraftwerk sowie begrünte<br />
Flachdächer sind wesentliche Elemente<br />
dieses Konzeptes. Lars Petri<br />
DER AUTOR<br />
Lars Petri ist Mitarbeiter des Planungs -<br />
unternehmens BIT Ingenieure mit Sitz in<br />
Karlsruhe<br />
Akustische Beratung – für lebenswerte Städte und Gemeinden<br />
Müller-BBM GmbH · Robert-Koch-Straße 11 · 82152 Planegg / München<br />
Telefon + 49 89 85602-0 · verkehr@mbbm.com<br />
www.MuellerBBM.de<br />
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