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gab März 2021

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4 FRANKFURT<br />

Kolumne<br />

ILLUSTRATION: JANIS CIMBULIS<br />

FOTO: SALZGEBER, CHRISTOPHER WILDE<br />

Der Überlieferung nach soll der<br />

wahnsinnige Kaiser Nero Rom<br />

angezündet und danach mit<br />

seiner Lyra vom Palast-Balkon<br />

auf seine brennende<br />

Stadt herab gesungen haben.<br />

In Teilen scheint dieses Bild<br />

auf üble Nachrede einiger<br />

Geschichtsschreiber zurückzugehen.<br />

Dagegen ist<br />

gesichert, dass der scheidende<br />

US-Präsident Trump<br />

nachts vor den laufenden<br />

ABC-Nachrichten saß und<br />

per Twitter Öl ins Feuer goss,<br />

während draußen die Vereinigten<br />

Staaten seelisch und<br />

oft genug auch tatsächlich<br />

brannten. Nachdem mit der<br />

US-Präsidentschaftswahl der<br />

Spuk nun vorüber ist, atmen<br />

nicht nur wir in Europa auf.<br />

Besonders die LGBTIQ*-Community<br />

in den USA hatte sich<br />

vor einer erneuten Amtszeit<br />

Donald Trumps gefürchtet.<br />

Schon in der ersten war damit<br />

begonnen worden, Transgender<br />

zu gängeln und unsichtbar<br />

zu machen. In der zweiten<br />

wäre wohl versucht worden,<br />

das Recht auf gleichgeschlechtliche<br />

Ehe rückgängig<br />

zu machen. Nun ist<br />

der Ausgang der US-Wahl<br />

also ein Hoffnungsschimmer<br />

am Ende eines Jahres,<br />

das ganz im Zeichen einer<br />

weltweiten Pandemie stand,<br />

die unseren bislang schrankenlosen<br />

Horizont sehr klein<br />

werden ließ. Eine gute Nachricht<br />

nach Monaten des Lockdowns,<br />

in denen uns zuletzt<br />

mörderische Terroranschläge<br />

in Deutschland und seinen<br />

Nachbarländern bewusst<br />

machten, dass weder eine<br />

globalisierte Welt noch eine<br />

offene Gesellschaft selbstverständlich<br />

sind und immer auch<br />

einen Preis haben ...<br />

... weiterlesen auf www.männer.media/regional/<strong>gab</strong><br />

Das Café Karussell, der Treff für Schwule ab 60 Jahren, wird im <strong>März</strong> gendertheoretisch.<br />

Organisator Michael Holy hat einen Ausflug in die Queer-Theorien<br />

geplant, der unterhaltsam gestaltet wird – mit Filmen, die queere Themen behandeln<br />

und als Anregung zur Diskussion dienen sollen.<br />

Den Start macht am 3. <strong>März</strong> die Kurzfilm-<br />

Sammlung „Lieb mich! Schwule Kurzfilme“<br />

von Pro-Fun Media. Pro-Fun vertreibt seit<br />

25 Jahren „Queer Cinema“ und bietet damit<br />

eine gute Grundlage für eine Diskussion über<br />

queere Themen; insbesondere die gezeigte<br />

dritte Folge der Kurzfilmsammlungsserie<br />

„Lieb mich!“ vereint acht internationale Filme,<br />

die nicht nur einen guten Überblick über<br />

Erzählweisen und filmische Umsetzung<br />

schwuler Themen in<br />

verschiedenen Teilen der Welt<br />

ermöglicht, sondern auch<br />

eine erstaunliche thematische<br />

Bandbreite liefert<br />

– von hetero-schwulen<br />

Freundschaften über die<br />

Szene aus dem Kurzfilm „We once were tide“ von Jason Bradbury<br />

FOTO: PRO-FUN MEDIA<br />

COMMUNITY<br />

Szene aus „Queercore – How to punk a Revolution“<br />

SCHWUL UND QUEER<br />

– IST DAS NICHT DAS GLEICHE?<br />

erste Liebe bis zur unterdrückten Sexualität.<br />

Die Filme werden einzeln besprochen.<br />

Am 16 <strong>März</strong> steht eine interessante Dokumentation<br />

des queeren Filmverleihs Salzgeber<br />

auf dem Spielplan: „Queercore“ von Regisseur<br />

Yony Leyser erzählt die Geschichte der<br />

gleichnamigen amerikanischen Jugendbewegung<br />

Anfang der 1980er. Damals machten<br />

Lesben, Schwule, Trans*-Leute und andere<br />

Nonkonformisten ihrem Unmut Luft über<br />

gesellschaftliche Engstirnigkeit und fehlende<br />

Akzeptanz – selbst in der liberalen Punk-<br />

Szene fanden non-Mainstream-Menschen<br />

keinen Rückhalt. Hinter „Queercore“ steckte<br />

eine Gruppe Künstler und Kulturschaffende<br />

wie Bruce LaBruce und G.B. Jones, die ihre<br />

queeren Identitäten in den Mittelpunkt ihres<br />

Schaffens legten. Die Ironie: „Queercore“ war<br />

zu Beginn eine reine Erfindung – eine entsprechende<br />

Jugendbewegung <strong>gab</strong> es damals<br />

noch gar nicht. Trotzdem trafen die von<br />

LaBruce und G.B. Jones in selbstkopierten<br />

Fanzines veröffentlichten markanten<br />

Meinungen den Nerv vieler, die sich bis dahin<br />

allein fühlten. Aus über 100 Stunden Filmmaterial<br />

hat Yony Leyser ein explosives Kaleidoskop<br />

zusammengeschnitten, das auch<br />

Statements heutiger queere Künstler wie<br />

Beth Ditto („Gossip“) oder Peaches einbindet,<br />

die den Einfluss der Queercore-Bewegung<br />

auf ihre eigene Emanzipation verdeutlicht.<br />

Das Café Karussell findet derzeit als virtuelle<br />

Veranstaltung statt. *bjö<br />

2. und 16.3., Café Karussell „Schwul und<br />

Queer“, 14:30 Uhr, Anmeldungen über<br />

cafekarussell@gmx.de

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