18HISTORISCHESArnold Haumann:Ein Leben gegen den Strom der Zeit„Die Bergpredigt ist die unanfechtbare Rechtsurkundedes freisinnigen Christentums.“Albert SchweitzerBegegnungen mit Arnold Haumann in BerghofenWahrscheinlich haben wir – Arnold Haumann und der Autor – manchmalin Berghofen Aufsehen erregt, etwa bei lauter, fröhlicher Begegnung in derOrtsmitte: Nie gingen wir ohne längeres Gespräch auseinander; es wurdeimmer intensiv diskutiert. Nein, wir waren nicht immer einer Meinung,aber es war ein Gedankenaustausch, trotz des Generationenunterschiedesohne Vorbehalte, auf Augenhöhe und mit Gewinn – jedenfalls für mich.Wir hatten eine gemeinsame Basis: das Evangelium, das christliche Liebesgebot,das auch die Feindesliebe fordert, und die Überzeugung, dassKriege keine Lösungen bringen, sondern immer nur neue Verwicklungen,neues Unglück heraufbeschwören. Die christliche Botschaft war uns auchAufforderung zur Zivilcourage. Volle Übereinstimmung sicherte ich ihmzu, wenn er Grundgedanken vortrug wie: „Demokratie ist nicht unter allenUmständen funktionsfähig, sie setzt die Mitwirkung einer angemessenenZahl von Bürgern voraus. Es hat keinen Sinn, Politik pauschal zu kritisierenund Fehlentwicklungen zu beklagen. Notwendig ist die Bereitschaft,einen neuen Denkprozeß in Gang zu bringen, das Bewußtsein zu schärfenund Verbesserungen der gesellschaftlichen Gegebenheiten in Gangzu bringen. Dabei müssen Gefährdungen ertragen, Ereignisse hinterfragtund Zusammenhänge erkannt werden.“ (S. 7) Diese im Gespräch frei vorgetragenenGedanken nutzte er dann für das Vorwort zu seinem Buch:„,Gott mit uns´? – Zwischen Weltkrieg und Wende“, das 1992 in Bonnerschien. (Um Arnold Haumanns Meinungen möglichst authentisch wiederzugeben,wird, wo das möglich ist, nicht aus dem Gedächtnis referiert,sondern aus seinem Buch zitiert. Zitate ohne weiteren Zusatz, nur mit derSeitenzahl, beziehen sich auf das genannte Buch.)Besonders aufmerksam beachtete er einige Gedanken über die Vergangenheit,die ich ihm nahebringen konnte: Vergangenheit – weder die eigene,individuelle, noch die eines Volkes, zu dem man gehört, oder die einesLandes, in dem man lebt, ist zu „bewältigen“; man kann ihrer nicht nachträglichHerr werden, man muss mit ihr leben, wie sie ist. – Man kanndie Vergangenheit erforschen, Fakten benennen, sie bestenfalls verstehenund Folgerungen ziehen, aber mit Letzterem verlässt man den zweifelsfreienBoden, denn Folgerungen beruhen in der Regel auf Fragen, die manan die Geschichte stellt, die zeitbedingt sind und vielleicht auch einenindividuellen Bezug haben. – Die Vergangenheit ist vergangenes Geschehen,das sich jeder Beeinflussungentzieht; daher ist es auchnicht möglich, Geschichte wieein altes Möbel oder wie einenAnzug „aufzuarbeiten“, es gibtan ihr nichts zu polieren oderauszubessern. Es kommt daraufan – wie dies schon Leopold vonRanke formulierte – zu erkennen,wie es eigentlich (d. h. imWesentlichen) gewesen ist; darauswird man „nicht klug werdenfür ein anderes Mal“, wieJakob Burckhardt feststellte, jaman muss auch in Zweifel ziehen,ob man „weise für immer“werden kann, wie BurckhardtArnold Haumanns Buch„Gott mit uns“?noch meinte.Als Lehrer an unterschiedlichenSchulformen hatten Arnold Haumannund der Autor Gelegenheit, junge Menschen auf ihre Teilhabe an derDemokratie vorzubereiten. Haumann schöpfte dabei aus der Lebenserfahrung,die ihn als Wehrmachtsoffizier nach Russland geführt hatte. Mirstanden die Auswirkungen des Krieges vor Augen, dessen Zerstörungen inmeiner Kindheit noch allgemein sichtbar waren und in dessen Folge sichmeine Eltern zur Flucht aus ihrer Heimat entschieden. Jean Lasseres Buch„Der Krieg und das Evangelium“, schon 1956 in München erschienen,wurde mir zum Wegweiser. Unterschiedlich bewerteten wir unsere durchausähnlichen Erfahrungen mit Kommunisten: Während Arnold Haumannals parteiloser Kandidat für den nordrhein-westfälischen Landtag 1995für die DKP antrat, weil er „ein Zeichen für die zu Unrecht verurteiltenKommunisten setzen möchte, die im Kampf gegen den Faschismus vieleOpfer gebracht haben“ (Ruhr-Nachrichten 12. Mai 1995), hatte ich nachder Mitorganisation des Dortmunder Friedensmarsches 1973, in den sichkommunistische Gruppenmit Plakaten wie „Tod denAmerikanern“ gedrängthatten und die den Rednerder Kundgebung auf demDortmunder Markt, PfarrerErnst August Bücker, wegenseiner Aufforderungzur absoluten Gewaltlosigkeitauspfiffen, denSchluss gezogen, nie wiederan einer Aktion mitzuwirken,die in solcher Formpervertiert werden könnte.Buchwidmung für den VerfasserTrotz – oder vielleicht gerade wegen – solcher Unterschiede diskutiertenwir immer erneut unsere Erfahrungen und Positionen, durchaus mit derFreude daran, sie in Frage stellen zu lassen und sie begründen zu müssen.Arnold Haumanns Buch und mein Aufsatz „Berghofen 1914“ (BerghoferBlick 3/1994) belebten unsere Gespräche und befeuerten einen Dialog,der latent bis zu Arnold Haumanns Lebensende weitergeführt wurde.Kindheit in BerghofenDer am 23. Oktober 1923 geborene Arnold Haumann berichtete: MeineEltern haben in Berghofen „zu sehr günstigem Preis ein schönes großesGrundstück am Südhang des Busenberges erworben. Der Kaufpreis jeQuadratmeter betrug weniger als 20 Reichspfennig, bis heute [1992] ister auf 350 DM gestiegen.“ (S. 8) Solche Angaben machte Arnold Haumannnicht beiläufig, er wendete sich gegen jede Bodenspekulation und vertratdie Meinung: „Da Grund und Boden nicht vermehrbar sind, ist es nichtzulässig, ihn als Ware zu behandeln.“ (S. 229) Arnold Haumann erinnertesich: „Oft wandern wir [er mit der Mutter und seinen beiden älteren Brüdern]mit dem Vater nach Berghofen, um beim Ausschachten und dannauch beim Bau des Hauses etwas zu helfen. Der Vater, der im Ort seit zehnJahren Lehrer ist, will gern in der Nähe der Schule wohnen. Im Januar 1930ist der Umzug. Wir freuen uns auf unser Einfamilienhaus und helfen beider Gestaltung des Gartens, dem Einpflanzen der Sträucher und Bäumeund lernen die Umgebung kennen. Ein besonderer Reiz sind drei großeSteinbrüche in unmittelbarer Nähe. Der schönste ist in eine kleine Parklandschaftverwandelt, mit viel Getier, vor allem Eidechsen und einem Seemit Goldfischen.“ (S. 8)Das eigene Haus war nur dadurch zu finanzieren, dass Heinrich Haumannnach dem Schuldienst zur Mittagsschicht – nach einer 15-Kilometer-Fahrtmit dem Fahrrad – die Arbeit auf der Zeche Hansa aufnahm. Die Großelternhatten in der Inflation des Jahres 1923 alle Ersparnisse verloren.
HILFE & SERVICE19 19Anfang des Jahres bin ich mit meiner Werkstattnach Dortmund-Husen, Husener Staße 94 umgezogen.Dort können Reparaturgeräte (nur nach telefonischerAbsprache!) abgegeben werden.Die bekannte Telefonnummer:48 21 78ist geblieben.Bitte sprechen Sie auf den Anrufbeantworter, dadas Telefon nicht permanent besetzt ist.Es ist wichtig, dass Sie ihren Namen und die Telefonnummerhinterlassen, damit ich Sie zurückrufenkann. Der gewohnte Service bleibt für alle Kundenin vollem Umfang weiterhin erhalten.Radio Schaafjetzt in Dormund-Husen!Frank Schönefeld in seiner neuen Werkstattin Dortmund-Husen