26HISTORISCHESHelene Wessel, Adolf Scheu und Erhard Eppler Bundestagsabgeordneteder SPD wurden. Arnold Haumann und seine Frau vollzogen diesen Schrittnicht mit; sie waren nicht bereit, nach ihrem Einsatz gegen RüstungsundMilitärpolitik und eindeutige Westblock-Einbindung als SPD-Politikermit dieser Partei eine Kehrtwendung in ihren Einstellungen zu vollziehen,und Haumann formulierte: „Sehr deutlich habe ich erkannt, wie die aktivePolitik dazu verführt, fünf gerade sein zu lassen, sich mehr der Wählergunstanzupassen als zu tun, was politisch notwendig und richtig ist.“(S. 168)Arnold Haumann – unkonventionell, immer im Aufbruch,so erlebten ihn Freunde und KritikerIn kirchlichem DienstArnold Haumann, gegen den noch immer Ermittlungsverfahren liefen,fand 1957 Anstellung bei der Evangelischen Kirche als Katechet an derIndustrieberufsschule in Essen-West. Für den Kirchenkreis Essen-Nordwurde Haumann Beauftragter für die Betreuung und Beratung von Wehrpflichtigenund Kriegsdienstverweigerern. Gemeinsam mit Nikolaus Kocherarbeitete Haumann die These: „Militär ist keine Lösung mehr. Wenn eseinen sinnvollen Krieg gibt, dann ist es der Krieg gegen die Not.“ (S. 170)1960 wurde Haumann mit der Verwaltung der dritten Pfarrstelle in Essen-Rüttenscheid beauftragt, und er übernahm die gesamte Jugendarbeit derGemeinde. Gleichzeitig besuchte er das Predigerseminar und schloss 1963seine Ausbildung ab. Die zwölfjährigen juristischen Vorhaltungen und Anklagengegen Haumann gingen dann in einer Prozess-Farce zu Ende: Eserfolgte ein „Freispruch wegen Mangel an Tatverdacht“. (S. 185) In derGemeindearbeit war Arnold Haumann überaus aktiv, besonders pflegteer in vielen Hausbesuchen das Gespräch mit den Gemeindegliedern. SeinEintreten für die Kriegsdienstverweigerer brachte ihn in Gegensatz zumMilitärbischof Hermann Kunst und deckte die Widersprüchlichkeit innerhalbder Evangelischen Kirche immer wieder auf. 1965 wechselte ArnoldHaumann an die „Gewerbliche Schule Ost“ in Essen, in der er einen tabulosenReligionsunterricht vertrat. Es war die Zeit, in der Dorothee Sölle forderte,die Wirksamkeit des Glaubens für die Lebensgestaltung in sozialerVerantwortung nutzbar zu machen; und weltweite Gerechtigkeit strebtedie „Theologie der Befreiung“ an. Angesichts der „Großen Koalition“ vonCDU/CSU und SPD in der Bundesrepublik, in deren Regierung auch GustavHeinemann Minister wurde, verlagerte sich die Opposition zu einem gutenTeil auf die Straße, empfand sich – bald auch radikal und gewalttätig –als „außerparlamentarische Opposition“. Arnold Haumann wurde 1968zum „theologischen Abgeordneten des Kirchenkreises für die Landessynode“(S. 197) und zum „Bezirksbeauftragten für den evangelischen Religionsunterrichtan berufsbildenden Schulen“. (S. 198) Haumann trat beiseiner kirchlichen Arbeit in und außerhalb der Schule gegen Feindbilderjeder Art auf und machte die „Beratungsstelle für Friedensarbeit“, derenTräger der „Verein Haus Bommern“ in Witten war, zu einer Forschungsstättefür die Grundfragen des Friedens. Schließlich führte diese Arbeit1981 zur Gründung der „Bürgerinitiative für ein blockfreies Europa“ (S.209), die unter anderem von Prof. Bernhard Grzimek und Altbischof KurtScharf unterstützt wurde und die in Arnold Haumann ihren Sprecher fand.Nach den PflichtenStändige Schmerzen, verursacht durch die kriegsverletzte Schulter, legtenes nahe, dass Arnold Haumann zum Schuljahresende 1984 vorzeitig inden Ruhestand ging. Mit dem NDR erarbeitete er einen Film unter demMotto „Philipp Müller – der erste politische Mord in der BRD?“, der am11. Mai 1985 um 23 Uhr gesendet wurde. Die ursprünglich angestrebteSendung zu Haumanns „Das war mein Leben“ wurde als zu politisch eingestuftund nicht ausgestrahlt. – Haumanns Tochter Anke lebte in denUSA; so zog es die Eheleute in ihre Nähe und sie verbrachten die erstendrei Jahre des Ruhestandes in Los Angeles. 1987 kehrte das Ehepaar zurückin die Heimat in ihr Haus in Berghofen. Von einer Reise in die Sowjetunionzurückgekehrt, erlebten die Haumanns den Wandel in der DDR.Sie sahen „mit großer Freude die Ansätze der dortigen Demokratisierungund eine Opposition, die vor allem von den evangelischen Gemeindenkräftig unterstützt“ wurde. (S. 221) Haumann warb um Verständnis fürdie Bürger der DDR, denen in der Hitlerzeit, unter sowjetischer Besatzungund dann weitere 40 Jahre grundlegende Freiheiten verweigert wordenwaren. Bis zu seinem Lebensende am 26. Februar 2008 trat er ein für einRecht auf Arbeit, gegen Bodenspekulation, für ein Verbot der Ausfuhr vonRüstungsgütern, für Resozialisierungsstrafanstalten zur Abarbeitung desdurch die Verurteilten angerichteten Schadens, für eine neue Ausrichtungder Drogenpolitik, für die Hilfe zur Selbsthilfe in der Welt. Er warnte –aus eigenen bitteren Erfahrungen – vor allen Geheimdiensten, plädiertefür einen anderen Empfang von Staatsgästen als den „mit militärischenEhren“ und setzte sich für eine wissenschaftlich fundierte Konflikt- undFriedensforschung ein. „Arnold Haumann besaß den Mut, Gegnerschaftenund Anfeindungen auszuhalten. Verleumdungen beirrten ihn nicht; sieverdarben ihm nicht einmal seinen guten Humor. So behielt er stets dieGroßzügigkeit, sich ohne jede Nachtragerei auszusöhnen“, schrieb PeterHeinemann im Vorwort zu Arnold Haumanns Buch (S. 6). Haumann gehörtenicht zu jenen, die permanent Zustimmung zu den eigenen Positionensuchen; er hoffte geradezu auf Widerspruch, um immer neu, immer ausgefeilterseine Position begründen zu müssen; und – das war besondersschätzenswert – er konnte innehalten, seine Meinung in Frage stellen undeinsichtig äußern: „Da hast du recht.“(Ingo Fiedler)
HILFE & SERVICE27 27Berghofer Straße 166(Zufahrt über Ostkirchstraße)44269 DortmundTel.: 02 31/48 23 76Fax: 02 31/48 34 04www.glas-hilf.deInfo@glas-hilf.deBleiverglasungRestaurierung von KirchenfensternNeu- und ReparaturverglasungGanzglastüren und AnlagenSchaufensterverglasungSpiegelgestaltungGlasschmelztechnikSamson Haus & Gartendienst in Dortmund-BerghofenUnsere Leistungen:Rasenpflege • Gartenpflege • Baumpflege/-fällung •Pflanzungen • Unkrautentfernung • Hochdruckreinigungwww.samson-gartendienst.de Tel.: 0231/484102