Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wohl kaum e<strong>in</strong> Amtsvertreter hätte es wagen können, nur<br />
wegen <strong>der</strong> Verkehrsplanung ernsthaft e<strong>in</strong> halbes Stadtviertel<br />
zum Abbruch freigeben zu wollen. Erst die Verwüstungen<br />
durch die Fliegerangriffe, vor allem mit Brandbomben,<br />
gaben - wie makaber - die Flächen frei, die sich<br />
für neue Verkehrsachsen anboten. L<strong>in</strong>ks: Der beschauliche<br />
Leonhardsplatz anno 1902. Heute hat man sich etwa hier<br />
die Schneise <strong>der</strong> Bundesstraße 14 und das Breun<strong>in</strong>ger-<br />
Parkhaus zu denken.<br />
chenstellung für e<strong>in</strong> Berufsleben im Schienennahverkehr.<br />
1961 beschlossen Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at und Aufsichtsrat<br />
<strong>der</strong> <strong>SSB</strong> den Ausbau des kommunalen Schienennetzes<br />
nach dem von Lambert /Feucht<strong>in</strong>ger<br />
vorgeschlagenen U-Straßenbahn-System mit<br />
weiterentwickelten Plänen und Überlegungen<br />
zum Netz. E<strong>in</strong>e wesentliche Än<strong>der</strong>ung war, dass<br />
die Sillenbucher L<strong>in</strong>ie nicht wie vorgeschlagen<br />
über die Geroksruhe, son<strong>der</strong>n als „Schnelll<strong>in</strong>ie“<br />
über die Waldau und – geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Talquerl<strong>in</strong>ie<br />
– über Neue We<strong>in</strong>steige – Schlossplatz<br />
geführt werden sollte. In den Folgejahren wurde<br />
das U-Straßenbahnkonzept verbessert und fortentwickelt,<br />
nicht zuletzt auch im H<strong>in</strong>blick auf<br />
die 1965 angelaufene S-Bahn-Planung. Das U-<br />
Straßenbahnnetz wurde gestrafft, Knoten wur-<br />
Nicht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>e durchgehende Hauptstraße im heutigen<br />
S<strong>in</strong>ne existierte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Achse parallel zum Nesenbach,<br />
etwa entlang <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stigen Stadtmauer. Die hier markierte<br />
Fläche zwischen Holzstraße und Essl<strong>in</strong>ger Straße, vordem<br />
unauffälliger Teil <strong>der</strong> behutsam gewachsenen Struktur <strong>der</strong><br />
Stadt, wurde buchstäblich von <strong>der</strong> Landkarte getilgt. Vorne<br />
<strong>der</strong> Tagblattturm und das Kaufhaus Schocken.<br />
den vere<strong>in</strong>facht, Verknüpfungen und Wendemöglichkeiten<br />
über Schleifen aus <strong>der</strong> Planung<br />
genommen. Niveaugleiche, also straßenbahnmäßige<br />
Kreuzungen an Verzweigungspunkten,<br />
wurden niveaufrei, also U-Bahn-mäßig, umgeplant.<br />
Tunnel und Haltestellen wurden nun<br />
so angelegt, dass e<strong>in</strong>e spätere Umstellung auf<br />
echten U-Bahn-Betrieb möglich wäre.<br />
U-Bahn-Konzeption<br />
Seit 1967 beteiligten sich Bund und Land an<br />
<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung des Streckenausbaues. Es<br />
konnte <strong>in</strong> größeren Abschnitten gedacht werden.<br />
Die im Bau bef<strong>in</strong>dlichen U-Bahnen von<br />
München und Nürnberg „strahlten“ nach Stuttgart<br />
aus und machten hier für e<strong>in</strong> „U-Bahn-<br />
Denken“ empfänglich. Im März 1969 beauftragte<br />
<strong>der</strong> Technische Ausschuss des Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>ats<br />
Sommer 1947 - E<strong>in</strong> Zug <strong>der</strong> so genannten Trümmerbahn biegt, aus <strong>der</strong><br />
Marktstraße kommend, <strong>in</strong> die Essl<strong>in</strong>ger Straße ab, o<strong>der</strong> was von dieser<br />
blieb. Der politische Wechsel des Systems bewirkte auch e<strong>in</strong>e psychologische<br />
Än<strong>der</strong>ung im Denken: Nicht mehr die Reparatur <strong>der</strong> vielleicht<br />
romantischen „alten Stadt“ <strong>in</strong> etwas verbesserter Form war gefragt, vielmehr<br />
sollte Neues bewusst <strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Form, an<strong>der</strong>er Funktion, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Dimensionen an an<strong>der</strong>e Stellen gesetzt werden als vormals.<br />
das Stadtplanungsamt und das Tiefbauamt,<br />
sie sollten „im Benehmen mit <strong>der</strong> Stuttgarter<br />
Straßenbahnen AG ausreichend detaillierte<br />
Vorentwurfsuntersuchungen für e<strong>in</strong>en U-Bahnmäßigen<br />
Ausbau <strong>der</strong> Straßenbahnstrecken auch<br />
außerhalb <strong>der</strong> Innenstadt anstellen.“<br />
Vier <strong>Jahre</strong> wurde geplant und diskutiert, wurden<br />
Alternativen untersucht, die U-Bahnen <strong>in</strong><br />
München und Nürnberg besichtigt und erprobt.<br />
Jene <strong>in</strong> München war rechtzeitig zur Olympiade<br />
1972 fertig geworden. Im Oktober 1973<br />
führte <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at deshalb e<strong>in</strong> öffentliches<br />
Expertenhear<strong>in</strong>g zur U-Bahn mit fünf namhaften<br />
Verkehrsfachleuten durch, darunter auch<br />
Walther Lambert und zwei U-Bahn-Direktoren.<br />
Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at und Aufsichtsrat beschlossen daraufh<strong>in</strong><br />
noch 1973 e<strong>in</strong> U-Bahn-System. Stutt-<br />
6 Stuttgarter Straßenbahnen AG | <strong>Themen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> | 08.2012