Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Themen der Zeit "50 Jahre Stadtbahnbau in - SSB
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Das Haltestellenbauwerk Charlottenplatz<br />
im Werden, mit <strong>der</strong> provisorischen Rampe<br />
Richtung Staatsgalerie, Oktober 1965.<br />
10. Mai 1966: Der erste Straßenbahnzug<br />
im Tunnel. OB Klett war bei solchen Term<strong>in</strong>en<br />
„se<strong>in</strong>er“ <strong>SSB</strong> stets zugegen. Dabei<br />
fand er es nicht unter se<strong>in</strong>er Würde, als<br />
„oberster Straßenbahner“ traditionell<br />
auch die e<strong>in</strong>schlägige Dienstmütze aufzusetzen,<br />
was se<strong>in</strong>e Popularität beim Volk<br />
weiter erhöhte.<br />
Bauarbeiten für die Haltestellen Schlossplatz<br />
und Türlenstraße mit Mittelhochbahnsteigen<br />
ausgeschrieben und begonnen. Während des<br />
Rohbaues wurde wie<strong>der</strong> auf Seitenbahnsteige<br />
umgeplant, freilich mit <strong>Zeit</strong>verzögerung.<br />
Punktueller Gew<strong>in</strong>n o<strong>der</strong> Gesamtnutzen?<br />
Bei allen diesen Überlegungen blieb e<strong>in</strong> gewisses<br />
Unbehagen, ob es richtig sei, durch den<br />
U-Bahn-mäßigen Ausbau von wenigen Durchmesserstrecken<br />
zwar hohe Reisegeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />
kurze Reisezeit, dichte Zugfolge und hohe<br />
Pünktlichkeit zu erreichen, jedoch nur auf diesen.<br />
Weiter stellte sich die Frage, ob es richtig<br />
sei, auf lange Sicht <strong>in</strong> Stuttgart zwei Schienensysteme<br />
parallel zu betreiben. War nicht<br />
entsprechend dem U-Straßenbahnkonzept e<strong>in</strong>e<br />
möglichst rasche Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität<br />
Es wird ernst: Um Erfahrungen mit <strong>der</strong><br />
niedrigen Fahrdrahthöhe <strong>in</strong> den entstehenden<br />
Tunneln zu sammeln und zu<br />
sehen, wie die Fahrzeuge damit auskamen,<br />
baute die <strong>SSB</strong> auf freiem Feld zwischen<br />
Giebel und Gerl<strong>in</strong>gen 1965 diese „Bretter-<br />
U-Bahn“.<br />
anzustreben, ebenso e<strong>in</strong>e flächenhafte Verbesserung<br />
des gesamten Netzes?<br />
Der re<strong>in</strong>e U-Bahn-Gedanke war nur von kurzer<br />
Dauer. Er starb im Schock <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Rezession <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik anfangs <strong>der</strong><br />
1970er <strong>Jahre</strong>, begleitet von <strong>der</strong> andauernden<br />
Abwan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bevölkerung aus Stuttgart.<br />
Weiter trug dazu nicht zuletzt die Weigerung<br />
von Bund und Land bei, aus dem damals neuen<br />
Geme<strong>in</strong>deverkehrs-F<strong>in</strong>anzierungsgesetz (GVFG)<br />
e<strong>in</strong>e U-Bahn für Stuttgart zu bezuschussen.<br />
H<strong>in</strong>tergründe waren die verän<strong>der</strong>te, sprich<br />
schlechtere Haushaltslage, und s<strong>in</strong>kende Zuwachsraten<br />
beim Aufkommen aus <strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölsteuer.<br />
Stuttgart war im För<strong>der</strong>programm des<br />
Bundes nur noch nachrichtlich aufgeführt.<br />
Stadtbahnkonzeption<br />
Dieser Stillstand konnte nur durch die Fortentwicklung<br />
<strong>der</strong> Straßenbahn auf den Standard<br />
mo<strong>der</strong>ner Verkehrsmittel überwunden werden.<br />
Die Lösung, dieses Ziel zu erreichen, war die<br />
Stadtbahn-Konzeption von 1976.<br />
Der Begriff Stadtbahn war se<strong>in</strong>erzeit auch<br />
sprachlich e<strong>in</strong>e Neuschöpfung für städtische<br />
Schnellbahnen <strong>in</strong> Abgrenzung zu U- und S-<br />
Bahnen. 1968 entstand im Ruhrgebiet die<br />
Stadtbahngesellschaft Rhe<strong>in</strong>-Ruhr (SSR). Sie<br />
stand für e<strong>in</strong>e Bahn als Mischung zwischen<br />
Straßenbahn und U-Bahn. Der <strong>in</strong>ternationale<br />
Verband <strong>der</strong> kommunalen Transportunternehmen<br />
(UITP) hat den Begriff <strong>in</strong>ternationalisiert<br />
als „Light Rail“.<br />
In Stuttgart bedeutete die Abkehr vom U-Bahn-<br />
Konzept und die Entscheidung für die Stadtbahn<br />
die teilweise Rückkehr zu den Vorschlägen<br />
Walther Lamberts. Sie rettete teilweise aber<br />
auch für die Zukunft vorteilhafte Elemente<br />
e<strong>in</strong>er U-Bahn. Kerngedanke <strong>der</strong> Stadtbahn<br />
ist die Komb<strong>in</strong>ation unterschiedlicher Ausbaumerkmale<br />
und Ausbauzustände und <strong>der</strong>en<br />
Funktionsfähigkeit. Ziel ist ihre weitestgehende<br />
Unabhängigkeit o<strong>der</strong> Bevorrechtigung gegenüber<br />
dem Individualverkehr. Wo immer möglich,<br />
soll die Stadtbahn auf eigenem o<strong>der</strong> fachlich<br />
gesagt beson<strong>der</strong>em Bahnkörper fahren. Das<br />
ist gleichbedeutend mit abgeson<strong>der</strong>t, dies kann<br />
daher auch im Straßenraum geschehen, sprich<br />
zwischen Straßenfahrbahnen o<strong>der</strong> neben <strong>der</strong><br />
Straße. Nur wo aus räumlichen, städtebaulichen<br />
und topografischen Gründen e<strong>in</strong> ebenerdiger ei-<br />
8 Stuttgarter Straßenbahnen AG | <strong>Themen</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong> | 08.2012