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Die Eidgenossen als beispielhaftes Vorbild<br />
Der Ötztaler Seilbahn-Unternehmer Jakob Falkner übt heftige Kritik an Österreichs Öffnungspolitik<br />
Die Bergbahnen Sölden haben am 11. April ihren Winterbetrieb<br />
eingestellt. Jakob „Jack“ Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen<br />
Sölden, zieht ein zwiespältiges Resümee zur vergangenen<br />
Wintersaison. Dem großen Dank der Tiroler Bevölkerung für<br />
offengehaltene Liftanlagen stehe nämlich ein wirtschaftlicher Totalausfall<br />
gegenüber.<br />
Von Martin Grüneis<br />
Der Ötztaler Seilbahn-Unternehmer<br />
Jakob Falkner übt Kritik an Österreichs<br />
Öffnungspolitik. Versäumt wurde,<br />
so Falkner, was den Wintersport-<br />
Regionen in der Schweiz gelang: Durch<br />
koordinierte Öffnungsschritte die wirtschaftliche<br />
Situation im Tourismus und<br />
gleichzeitig das Gesundheitssystem<br />
stabilisieren. Die Bergbahnen Sölden<br />
haben im Rahmen der geltenden Regelungen<br />
einen wesentlichen Teil der<br />
Pisten und Anlagen im Winter offengehalten.<br />
Besucher hatten die Pisten und<br />
Gondeln größtenteils für sich alleine<br />
– allerdings ohne jegliche Möglichkeit<br />
einer Einkehr. Gemeinsam mit dem<br />
Ausbleiben der internationalen Gäste<br />
war die Folge wirtschaftlich ein Totalausfall.<br />
„Der Umsatzeinbruch beträgt<br />
für die Bergbahnen Sölden 99 Prozent“,<br />
so Falkner. Zusätzlich bitter für<br />
den Geschäftsführer der Bergbahnen<br />
Sölden: „Die perfekte Schneelage und<br />
die ungewöhnlich günstige Witterung<br />
während der vergangenen Monate<br />
hätten alle Voraussetzungen für einen<br />
Traumwinter erfüllt. In einem normalen<br />
Jahr wäre das eine Rekordsaison<br />
geworden.“ Für Falkner steht trotz der<br />
hohen Kosten für die Inbetriebnahme<br />
außer Zweifel, dass es richtig war, das<br />
Skigebiet offenzuhalten: „Das Ausmaß<br />
an Dankbarkeit, das uns aus der<br />
Bevölkerung entgegengebracht wurde,<br />
ist bewegend. Es gab eine Unmenge<br />
von positiven und emotionalen Rückmeldungen<br />
aus der Bevölkerung. Das<br />
hat uns gezeigt, dass wir einen entscheidenden<br />
Beitrag leisten konnten,<br />
diese schwierige Zeit lebenswerter zu<br />
gestalten.“<br />
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SCHWEIZ ALS BEISPIEL. „Die<br />
Schweiz hat trotz anfänglicher Kritik<br />
gezeigt, dass es möglich war, eine touristische<br />
Wintersaison zu absolvieren.<br />
Bergbahnen und Hotels waren<br />
in Betrieb. Restaurants und Bars blieben<br />
geschlossen. In manchen Orten<br />
wurden dadurch 70 bis 80 Prozent<br />
der regulären Umsätze erwirtschaftet.<br />
Gleichzeitig hat das dortige Gesundheitssystem<br />
Stabilität bewahrt.<br />
Die Pandemie-Situation hat sich im<br />
Verlauf des Winters in der Schweiz in<br />
Relation zu Österreich sogar verbessert“,<br />
berichtet Falkner. Aufgrund des<br />
Ausbleibens internationaler Gäste<br />
wären Umsätze in diesem Ausmaß<br />
in Österreich zwar nicht möglich gewesen,<br />
aber man hätte ein adäquates<br />
Angebot zur Erholung und Freizeitgestaltung<br />
schaffen können – zumindest<br />
für Österreicher, Schweizer<br />
und jene deutschen Gäste, welche<br />
die ursprüngliche Möglichkeit eines<br />
48-Stunden-Aufenthaltes genutzt<br />
hatten. „Der heimischen Tourismusbranche<br />
hätte das enorm geholfen.<br />
Und vor allem wäre es für viel mehr<br />
Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet<br />
möglich gewesen, etwas Normalität<br />
in der Natur und am Berg zu erleben.<br />
Diese Chance hat Österreich verpasst“,<br />
so Falkner. Gerade in Sölden<br />
habe man mit dem Ski-Weltcup im<br />
Oktober gezeigt, dass man in der<br />
Lage ist, konsequente Hygiene- und<br />
Schutzkonzepte umzusetzen.Trotz<br />
der widrigen Umstände blickt Falkner<br />
entschlossen in die Zukunft. Mit<br />
dem Neubau des Restaurants an der<br />
Gaislachkogl-Mittelstation im kommenden<br />
Sommer tätigen die Bergbahnen<br />
Sölden eine Großinvestition.<br />
Zudem werden zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen<br />
und Qualitätsverbesserungen<br />
im Skigebiet realisiert. „Wir<br />
glauben an die Perspektiven unseres<br />
Angebots. Deswegen investieren wir.<br />
Zu hoffen bleibt, dass die Verantwortlichen<br />
der öffentlichen Hand<br />
ihre Hausübungen ebenfalls erledigen.<br />
Sie müssen jetzt einen raschen<br />
Fortschritt der Impfkampagne und<br />
damit die Bewältigung dieser Krise<br />
sicherstellen“, betont der Geschäftsführer<br />
der Bergbahnen Sölden.<br />
„TOURISMUS BRAUCHT<br />
BEWAHRER STATT MACHER“.<br />
Kritik an Falkner übt indes die Bürgerinitiative<br />
Feldring. Megaprojekte wie<br />
der Zusammenschluss der Gletscherskigebiete<br />
Pitztal-Ötztal fänden in<br />
weiten Teilen der Bevölkerung keine<br />
Akzeptanz mehr. Stattdessen erwarte<br />
man sich ein Umdenken. Es brauche<br />
einen Generationenwechsel bei den<br />
Touristikern in Tirol. Nicht mehr<br />
die „Macher“ seien gefragt, sondern<br />
Leute, die behutsam mit den natürlichen<br />
Ressourcen umgehen. Sölden<br />
werde sich entscheiden müssen, ob<br />
es weiterhin auf trinkfreudige Tagestouristen<br />
setzt oder sich verstärkt<br />
dem Qualitätstourismus zuwenden<br />
will. Gegen die „Gletscherehe“ haben<br />
auf der Plattform „mein.aufstehn.<br />
at“ schon über 160.000 Menschen<br />
unterschrieben.<br />
Die Telfer Bevölkerung ist dazu<br />
aufgerufen, die bereits bestehenden<br />
Testangebote vermehrt zu nutzen,<br />
um ihren aktuellen Covid-Status zu<br />
überprüfen. Mit Stand Donnerstagnachmittag<br />
galten in der Marktgemeinde<br />
Telfs 89 Personen als aktiv<br />
mit dem Coronavirus infiziert.<br />
„Telfs weist derzeit 89 Infizierte und<br />
eine Sieben-Tage-Inzidenz von 367<br />
auf. Nach detaillierter Analyse der<br />
derzeitigen epidemiologischen Lage<br />
gilt es nun, ein noch genaueres Bild<br />
über die aktuelle Situation in der<br />
Marktgemeinde zu erhalten“, erklärte<br />
Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab<br />
des Landes Tirol.<br />
Der Aufruf des Landes Tirol wurde<br />
vorsorglich vom Corona-Einsatzstab<br />
in enger Abstimmung mit der<br />
Bezirkshauptmannschaft Innsbruck<br />
und der Gemeinde getroffen, um<br />
Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen<br />
und damit verschärfte<br />
Maßnahmen wie eine Testpflicht bei<br />
der Ausreise aus der Marktgemeinde<br />
zu verhindern. „Wir rufen die Telfer<br />
dazu auf, das Testangebot auch in<br />
den kommenden Tagen vermehrt<br />
wahrzunehmen. Je mehr Menschen<br />
mitmachen, desto eher kann eine<br />
weitere Verbreitung des Virus innerhalb<br />
der Marktgemeinde sowie<br />
eine Weiterverbreitung im Bezirk<br />
bestmöglich eingedämmt werden“,<br />
„Wir glauben an die Perspektiven unseres<br />
Angebotes. Deswegen investieren wir“,<br />
blickt Falkner entschlossen in die Zukunft.<br />
Telfs droht Ausreise-Testpflicht<br />
Viele Bürger nahmen am Wochenende an Testoffensive teil<br />
(GeSch) In Telfs wurde am Wochenende nach einem Aufruf<br />
des Landes Tirol verstärkt getestet. Grund waren die steigenden<br />
Fallzahlen in der Marktgemeinde. Sollten die Coronafälle nicht<br />
abnehmen, stehen auch zwingende Ausreisetests im Raum.<br />
Telfs kämpft mit einem erweiterten<br />
Testangebot gegen die steigenden Fallzahlen<br />
an. Symbolfoto: MG Telfs/Pichler<br />
betont BH Michael Kirchmair. Bürgermeister<br />
Christian Härting erklärte<br />
nach dem Test-Wochenende gegenüber<br />
der RUNDSCHAU: „Das<br />
Interesse war groß. Geschätze 1.000<br />
Personen unterzogen sich an jedem<br />
Testtag im Rathaussaal einem Test,<br />
viele Telfer ließen sich aber auch<br />
im Inntalcenter, im TelfsPark, in<br />
der Apotheke St. Georgen oder bei<br />
einem der niedergelassenen Ärzte testen!“<br />
Warum in Telfs in letzter Zeit<br />
die Fallzahlen in die Höhe schnellten,<br />
kann nur vermutet werden.<br />
„Die Infektionen passieren wohl im<br />
privaten Bereich, dabei vor allem in<br />
Großfamilien“, glaubt Härting, der<br />
nicht ausschließt, dass im Falle steigender<br />
Fallzahlen Ausreisetestungen<br />
kommen werden. „Solche Überlegungen<br />
gab es bereits um Ostern herum,<br />
ausschließen kann ich nichts!“<br />
Montagvormittag galten in Telfs 108<br />
Menschen als infiziert.<br />
RUNDSCHAU Seite 12 28./29. April 2021