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TE KW 17

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Die Eidgenossen als beispielhaftes Vorbild<br />

Der Ötztaler Seilbahn-Unternehmer Jakob Falkner übt heftige Kritik an Österreichs Öffnungspolitik<br />

Die Bergbahnen Sölden haben am 11. April ihren Winterbetrieb<br />

eingestellt. Jakob „Jack“ Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen<br />

Sölden, zieht ein zwiespältiges Resümee zur vergangenen<br />

Wintersaison. Dem großen Dank der Tiroler Bevölkerung für<br />

offengehaltene Liftanlagen stehe nämlich ein wirtschaftlicher Totalausfall<br />

gegenüber.<br />

Von Martin Grüneis<br />

Der Ötztaler Seilbahn-Unternehmer<br />

Jakob Falkner übt Kritik an Österreichs<br />

Öffnungspolitik. Versäumt wurde,<br />

so Falkner, was den Wintersport-<br />

Regionen in der Schweiz gelang: Durch<br />

koordinierte Öffnungsschritte die wirtschaftliche<br />

Situation im Tourismus und<br />

gleichzeitig das Gesundheitssystem<br />

stabilisieren. Die Bergbahnen Sölden<br />

haben im Rahmen der geltenden Regelungen<br />

einen wesentlichen Teil der<br />

Pisten und Anlagen im Winter offengehalten.<br />

Besucher hatten die Pisten und<br />

Gondeln größtenteils für sich alleine<br />

– allerdings ohne jegliche Möglichkeit<br />

einer Einkehr. Gemeinsam mit dem<br />

Ausbleiben der internationalen Gäste<br />

war die Folge wirtschaftlich ein Totalausfall.<br />

„Der Umsatzeinbruch beträgt<br />

für die Bergbahnen Sölden 99 Prozent“,<br />

so Falkner. Zusätzlich bitter für<br />

den Geschäftsführer der Bergbahnen<br />

Sölden: „Die perfekte Schneelage und<br />

die ungewöhnlich günstige Witterung<br />

während der vergangenen Monate<br />

hätten alle Voraussetzungen für einen<br />

Traumwinter erfüllt. In einem normalen<br />

Jahr wäre das eine Rekordsaison<br />

geworden.“ Für Falkner steht trotz der<br />

hohen Kosten für die Inbetriebnahme<br />

außer Zweifel, dass es richtig war, das<br />

Skigebiet offenzuhalten: „Das Ausmaß<br />

an Dankbarkeit, das uns aus der<br />

Bevölkerung entgegengebracht wurde,<br />

ist bewegend. Es gab eine Unmenge<br />

von positiven und emotionalen Rückmeldungen<br />

aus der Bevölkerung. Das<br />

hat uns gezeigt, dass wir einen entscheidenden<br />

Beitrag leisten konnten,<br />

diese schwierige Zeit lebenswerter zu<br />

gestalten.“<br />

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SCHWEIZ ALS BEISPIEL. „Die<br />

Schweiz hat trotz anfänglicher Kritik<br />

gezeigt, dass es möglich war, eine touristische<br />

Wintersaison zu absolvieren.<br />

Bergbahnen und Hotels waren<br />

in Betrieb. Restaurants und Bars blieben<br />

geschlossen. In manchen Orten<br />

wurden dadurch 70 bis 80 Prozent<br />

der regulären Umsätze erwirtschaftet.<br />

Gleichzeitig hat das dortige Gesundheitssystem<br />

Stabilität bewahrt.<br />

Die Pandemie-Situation hat sich im<br />

Verlauf des Winters in der Schweiz in<br />

Relation zu Österreich sogar verbessert“,<br />

berichtet Falkner. Aufgrund des<br />

Ausbleibens internationaler Gäste<br />

wären Umsätze in diesem Ausmaß<br />

in Österreich zwar nicht möglich gewesen,<br />

aber man hätte ein adäquates<br />

Angebot zur Erholung und Freizeitgestaltung<br />

schaffen können – zumindest<br />

für Österreicher, Schweizer<br />

und jene deutschen Gäste, welche<br />

die ursprüngliche Möglichkeit eines<br />

48-Stunden-Aufenthaltes genutzt<br />

hatten. „Der heimischen Tourismusbranche<br />

hätte das enorm geholfen.<br />

Und vor allem wäre es für viel mehr<br />

Gäste aus dem ganzen Bundesgebiet<br />

möglich gewesen, etwas Normalität<br />

in der Natur und am Berg zu erleben.<br />

Diese Chance hat Österreich verpasst“,<br />

so Falkner. Gerade in Sölden<br />

habe man mit dem Ski-Weltcup im<br />

Oktober gezeigt, dass man in der<br />

Lage ist, konsequente Hygiene- und<br />

Schutzkonzepte umzusetzen.Trotz<br />

der widrigen Umstände blickt Falkner<br />

entschlossen in die Zukunft. Mit<br />

dem Neubau des Restaurants an der<br />

Gaislachkogl-Mittelstation im kommenden<br />

Sommer tätigen die Bergbahnen<br />

Sölden eine Großinvestition.<br />

Zudem werden zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen<br />

und Qualitätsverbesserungen<br />

im Skigebiet realisiert. „Wir<br />

glauben an die Perspektiven unseres<br />

Angebots. Deswegen investieren wir.<br />

Zu hoffen bleibt, dass die Verantwortlichen<br />

der öffentlichen Hand<br />

ihre Hausübungen ebenfalls erledigen.<br />

Sie müssen jetzt einen raschen<br />

Fortschritt der Impfkampagne und<br />

damit die Bewältigung dieser Krise<br />

sicherstellen“, betont der Geschäftsführer<br />

der Bergbahnen Sölden.<br />

„TOURISMUS BRAUCHT<br />

BEWAHRER STATT MACHER“.<br />

Kritik an Falkner übt indes die Bürgerinitiative<br />

Feldring. Megaprojekte wie<br />

der Zusammenschluss der Gletscherskigebiete<br />

Pitztal-Ötztal fänden in<br />

weiten Teilen der Bevölkerung keine<br />

Akzeptanz mehr. Stattdessen erwarte<br />

man sich ein Umdenken. Es brauche<br />

einen Generationenwechsel bei den<br />

Touristikern in Tirol. Nicht mehr<br />

die „Macher“ seien gefragt, sondern<br />

Leute, die behutsam mit den natürlichen<br />

Ressourcen umgehen. Sölden<br />

werde sich entscheiden müssen, ob<br />

es weiterhin auf trinkfreudige Tagestouristen<br />

setzt oder sich verstärkt<br />

dem Qualitätstourismus zuwenden<br />

will. Gegen die „Gletscherehe“ haben<br />

auf der Plattform „mein.aufstehn.<br />

at“ schon über 160.000 Menschen<br />

unterschrieben.<br />

Die Telfer Bevölkerung ist dazu<br />

aufgerufen, die bereits bestehenden<br />

Testangebote vermehrt zu nutzen,<br />

um ihren aktuellen Covid-Status zu<br />

überprüfen. Mit Stand Donnerstagnachmittag<br />

galten in der Marktgemeinde<br />

Telfs 89 Personen als aktiv<br />

mit dem Coronavirus infiziert.<br />

„Telfs weist derzeit 89 Infizierte und<br />

eine Sieben-Tage-Inzidenz von 367<br />

auf. Nach detaillierter Analyse der<br />

derzeitigen epidemiologischen Lage<br />

gilt es nun, ein noch genaueres Bild<br />

über die aktuelle Situation in der<br />

Marktgemeinde zu erhalten“, erklärte<br />

Elmar Rizzoli vom Corona-Einsatzstab<br />

des Landes Tirol.<br />

Der Aufruf des Landes Tirol wurde<br />

vorsorglich vom Corona-Einsatzstab<br />

in enger Abstimmung mit der<br />

Bezirkshauptmannschaft Innsbruck<br />

und der Gemeinde getroffen, um<br />

Infektionsketten frühzeitig zu unterbrechen<br />

und damit verschärfte<br />

Maßnahmen wie eine Testpflicht bei<br />

der Ausreise aus der Marktgemeinde<br />

zu verhindern. „Wir rufen die Telfer<br />

dazu auf, das Testangebot auch in<br />

den kommenden Tagen vermehrt<br />

wahrzunehmen. Je mehr Menschen<br />

mitmachen, desto eher kann eine<br />

weitere Verbreitung des Virus innerhalb<br />

der Marktgemeinde sowie<br />

eine Weiterverbreitung im Bezirk<br />

bestmöglich eingedämmt werden“,<br />

„Wir glauben an die Perspektiven unseres<br />

Angebotes. Deswegen investieren wir“,<br />

blickt Falkner entschlossen in die Zukunft.<br />

Telfs droht Ausreise-Testpflicht<br />

Viele Bürger nahmen am Wochenende an Testoffensive teil<br />

(GeSch) In Telfs wurde am Wochenende nach einem Aufruf<br />

des Landes Tirol verstärkt getestet. Grund waren die steigenden<br />

Fallzahlen in der Marktgemeinde. Sollten die Coronafälle nicht<br />

abnehmen, stehen auch zwingende Ausreisetests im Raum.<br />

Telfs kämpft mit einem erweiterten<br />

Testangebot gegen die steigenden Fallzahlen<br />

an. Symbolfoto: MG Telfs/Pichler<br />

betont BH Michael Kirchmair. Bürgermeister<br />

Christian Härting erklärte<br />

nach dem Test-Wochenende gegenüber<br />

der RUNDSCHAU: „Das<br />

Interesse war groß. Geschätze 1.000<br />

Personen unterzogen sich an jedem<br />

Testtag im Rathaussaal einem Test,<br />

viele Telfer ließen sich aber auch<br />

im Inntalcenter, im TelfsPark, in<br />

der Apotheke St. Georgen oder bei<br />

einem der niedergelassenen Ärzte testen!“<br />

Warum in Telfs in letzter Zeit<br />

die Fallzahlen in die Höhe schnellten,<br />

kann nur vermutet werden.<br />

„Die Infektionen passieren wohl im<br />

privaten Bereich, dabei vor allem in<br />

Großfamilien“, glaubt Härting, der<br />

nicht ausschließt, dass im Falle steigender<br />

Fallzahlen Ausreisetestungen<br />

kommen werden. „Solche Überlegungen<br />

gab es bereits um Ostern herum,<br />

ausschließen kann ich nichts!“<br />

Montagvormittag galten in Telfs 108<br />

Menschen als infiziert.<br />

RUNDSCHAU Seite 12 28./29. April 2021

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