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TE KW 17

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Veränderung des Suchtmittelkonsums<br />

Auch Telfs bietet schnelle, effiziente, interdisziplinäre und individuelle Hilfe für Menschen mit Suchterkrankung<br />

Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeiten<br />

oder auch Spielsucht: Abhängigkeit hat viele Formen. Und ist immer<br />

ein Problem. Insbesondere jetzt, in der Pandemiezeit steigt das<br />

Risiko einer Suchterkrankung. „Was es braucht sind eine individuelle<br />

Beratung, Hilfe zur Selbsthilfe und vielfältige Therapieprogramme,<br />

um Betroffene bestmöglich zu unterstützen. Egal, welche<br />

Suchtmittel konsumiert werden – ob legal oder illegal – und egal,<br />

ob es sich um Suchtprävention oder akute Suchthilfe handelt – der<br />

Mensch muss bei der Beratung und Betreuung im Mittelpunkt stehen“,<br />

stellt Soziallandesrätin Gabriele Fischer klar.<br />

Von Beatrice Hackl<br />

Die Erfahrung zeige, dass eine<br />

Sucht in den meisten Fällen nicht als<br />

singuläre Erkrankung gesehen und<br />

behandelt werden kann. „Menschen<br />

mit Suchterkrankung brauchen<br />

schnelle, effiziente und interdisziplinäre<br />

Hilfe und Unterstützung,<br />

die auf die individuellen Probleme<br />

eingeht“, betont LR Fischer. Um<br />

dies zu erreichen und Angebote in<br />

der Beratung und Unterstützung<br />

von suchterkrankten Menschen zu<br />

bündeln, arbeiten der Verein „sucht.<br />

hilfe BIN“ (Beratung, Information,<br />

Nachsorge) und die Suchtberatung<br />

Tirol zur „Suchthilfe Tirol“ engstens<br />

zusammen. Ziel des im März vergangenen<br />

Jahres gegründeten Vereins ist<br />

es, Menschen mit Suchterkrankung<br />

zur Seite zu stehen. Der Fokus liegt<br />

dabei auf der Beratung, Begleitung<br />

und Betreuung von Menschen mit<br />

Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und<br />

Medikamentenabhängigkeiten sowie<br />

von stoffungebundenen Abhängigkeiten<br />

wie Spielsucht.<br />

KOS<strong>TE</strong>NLOSE UND ANO-<br />

NYME BERATUNG. Mitglieder<br />

des Vereins sind neben dem Land<br />

Tirol die Stadtgemeinde Innsbruck<br />

und der Tiroler Gemeindeverband<br />

sowie ehemalige Vorstandsmitglieder<br />

des Vereins sucht.hilfe BIN. „Was in<br />

Tirol in den letzten 25 Jahren parallel<br />

stetig gewachsen ist, ist jetzt unter<br />

einem Dach vereinigt, um noch besser<br />

von Suchtkrankheit Betroffenen<br />

und ihren Angehörigen in Einzelgesprächen<br />

oder Gruppen zu helfen.<br />

Ich wage zu behaupten, dass das jetzt<br />

bestehende flächendeckende Hilfsund<br />

Betreuungsangebot der Suchthilfe<br />

Tirol einzigartig im deutschsprachigen<br />

Raum ist. 43 hochqualifizierte<br />

und engagierte Mitarbeiter kümmern<br />

sich in Innsbruck, Hall, Telfs, Imst,<br />

Landeck, Reutte, Schwaz, Kufstein,<br />

St. Johann, Kitzbühel und Lienz um<br />

über 2.500 Betroffene oder Angehörige.<br />

Die Beratung der Suchthilfe Tirol<br />

in den elf Beratungsstellen im ganzen<br />

Land ist kostenlos und anonym. Das<br />

ist gerade in einer Zeit wichtig und<br />

notwendig, in der wir in Tirol auch<br />

mit einer psychosozialen Pandemie<br />

konfrontiert sind“, betont Univ.<br />

Prof. Dr. Christian Haring, Obmann<br />

des Vereins „Suchthilfe Tirol“. Das<br />

Land Tirol leistet für die Angebote<br />

der Suchthilfe Tirol einen Beitrag in<br />

der Höhe von 1,8 Millionen Euro<br />

und betreibt im Auftrag des Landes<br />

und der Sozialversicherungsträger<br />

gemeinsam mit dem PSP Tirol auch<br />

den Psychosozialen Krisendienst.<br />

„Auch Präventionsmaßnahmen werden<br />

vorangetrieben“, betont LR Fischer.<br />

Auch wenn Präventionsarbeit<br />

nicht in Zahlen gegossen werden<br />

kann und nicht klar sei, wie viele<br />

Suchterkrankungen verhindert werden<br />

konnten, sei dies ein maßgeblicher<br />

Teil der Suchthilfe.<br />

VERÄNDER<strong>TE</strong>S KONSUM-<br />

VERHAL<strong>TE</strong>N. „Wir haben unter<br />

unseren Klienten eine Befragung gestartet,<br />

um von ihnen zu erfahren,<br />

wie sich in der Covid-Pandemie ihr<br />

Suchtverhalten verändert hat. Das<br />

Suchtverhalten, das zeigt die Befragung,<br />

hat sich allerdings nicht nur<br />

wegen der Pandemie in verschiedene<br />

Richtungen verändert. Insgesamt<br />

werden aber während der Pandemie<br />

mehr Suchtmittel konsumiert“, berichtet<br />

Suchthilfe-Tirol-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Sparber und führt weiter<br />

aus: „Vier Fünftel der befragten<br />

Klienten geben an, dass sich ihr<br />

Suchtverhalten verändert hat. 25 Prozent<br />

der Befragten geben an, dass sie<br />

jetzt mehr Suchtmittel konsumieren,<br />

rund 12 Prozent konsumieren hingegen<br />

weniger. Zehn Prozent geben an,<br />

dass sie eine Substanz gar nicht mehr<br />

konsumieren. Als Gründe für die<br />

Konsumveränderungen werden unter<br />

anderem der Wegfall von sozialen<br />

Kontakten, Ängste, Sorgen und Langeweile<br />

genannt. Insgesamt ist das<br />

Problembewusstsein in Bezug auf das<br />

Suchtverhalten während der Pandemie<br />

bei unseren Klienten gestiegen.“<br />

ENGE KOOPERATION UND<br />

PRÄVENTIONSARBEIT. „Es war<br />

Die Pandemie wirkt sich laut einer Studie der Suchthilfe-Tirol unterschiedlich auf das<br />

Suchtverhalten aus, aber insgesamt werde aktuell mehr konsumiert.Symbolfoto: Pixabay<br />

(GeSch) Der Telfer Michael<br />

Ebenbichler ist nicht nur ein umtriebiger<br />

FPÖ-Gemeindepolitiker,<br />

sondern auch ein leidenschaftlicher<br />

Angler, der in der Adventzeit gerne<br />

seine selbstgefangenen Forellen<br />

im hauseigenen Räucherschrank<br />

zur Spezialität veredelt. Die hohe<br />

Qualität und der ausgezeichnete<br />

Geschmack seiner Räucherforellen<br />

hat sich längst herumgesprochen,<br />

und so gebar Ebenbichler einst die<br />

Idee: Vor Weihnachten Fische fan-<br />

richtig, diese Strukturen in der Suchthilfe<br />

zusammenzuführen und ich bin<br />

froh, dass dies schon vor der Pandemie<br />

auf Schiene gebracht wurde“,<br />

resümiert LR Fischer, denn: „Das<br />

Thema Sucht verlangt eine Vielzahl<br />

an Maßnahmen, vor allem auch eine<br />

intensive Präventionsarbeit. Und es<br />

verlangt die enge Kooperation aller<br />

in der Suchthilfe tätigen Akteurinnen<br />

und Akteure. Wir haben ein engmaschiges<br />

Unterstützungsnetz geflochten,<br />

damit auf die Probleme der<br />

suchterkrankten Menschen mitsamt<br />

ihrer oft mit einer Sucht einhergehenden<br />

sozialen Not individuell eingegangen<br />

werden kann.“ Abschließend<br />

appelliert die Soziallandesrätin<br />

an alle Betroffenen: „Nehmen Sie<br />

frühzeitig Hilfe in Anspruch, wenn<br />

sich ein Suchtproblem abzeichnet!<br />

Dann ist es leichter, mit entsprechender<br />

Unterstützung aus der Abhängigkeitsspirale<br />

auszusteigen.“<br />

Spendabler FPÖ-Ortspolitiker<br />

600 Euro für bedürftige Telfer: V.l. „ThT“-Ehrenobmann Helmut Kopp, „ThT“-Kassier-Stv.<br />

Claudia Waldhart, Michael Ebenbichler und „ThT“-Obmann Bgm. Christian<br />

Härting. <br />

Foto: MG Telfs/Pichler<br />

gen, räuchern, den gesamten Herstellungsprozess<br />

auf Facebook posten<br />

und ebendort für einen guten<br />

Zweck versteigern. Seit vier Jahren<br />

praktiziert Michael Ebenbichler die<br />

Spendenaktion zugunsten „Telfer<br />

helfen Telfern“. Der Spendenbetrag<br />

wird jedesmal von seiner Gattin<br />

aufgerundet. Kürzlich konnte Ebenbichler<br />

600 Euro Erlös aus der Weihnachtsaktion<br />

2020 übergeben. Das<br />

Geld kommt unbürokratisch in Not<br />

geratenen Telfern zugute.<br />

RUNDSCHAU Seite 24 28./29. April 2021

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