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Veränderung des Suchtmittelkonsums<br />
Auch Telfs bietet schnelle, effiziente, interdisziplinäre und individuelle Hilfe für Menschen mit Suchterkrankung<br />
Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeiten<br />
oder auch Spielsucht: Abhängigkeit hat viele Formen. Und ist immer<br />
ein Problem. Insbesondere jetzt, in der Pandemiezeit steigt das<br />
Risiko einer Suchterkrankung. „Was es braucht sind eine individuelle<br />
Beratung, Hilfe zur Selbsthilfe und vielfältige Therapieprogramme,<br />
um Betroffene bestmöglich zu unterstützen. Egal, welche<br />
Suchtmittel konsumiert werden – ob legal oder illegal – und egal,<br />
ob es sich um Suchtprävention oder akute Suchthilfe handelt – der<br />
Mensch muss bei der Beratung und Betreuung im Mittelpunkt stehen“,<br />
stellt Soziallandesrätin Gabriele Fischer klar.<br />
Von Beatrice Hackl<br />
Die Erfahrung zeige, dass eine<br />
Sucht in den meisten Fällen nicht als<br />
singuläre Erkrankung gesehen und<br />
behandelt werden kann. „Menschen<br />
mit Suchterkrankung brauchen<br />
schnelle, effiziente und interdisziplinäre<br />
Hilfe und Unterstützung,<br />
die auf die individuellen Probleme<br />
eingeht“, betont LR Fischer. Um<br />
dies zu erreichen und Angebote in<br />
der Beratung und Unterstützung<br />
von suchterkrankten Menschen zu<br />
bündeln, arbeiten der Verein „sucht.<br />
hilfe BIN“ (Beratung, Information,<br />
Nachsorge) und die Suchtberatung<br />
Tirol zur „Suchthilfe Tirol“ engstens<br />
zusammen. Ziel des im März vergangenen<br />
Jahres gegründeten Vereins ist<br />
es, Menschen mit Suchterkrankung<br />
zur Seite zu stehen. Der Fokus liegt<br />
dabei auf der Beratung, Begleitung<br />
und Betreuung von Menschen mit<br />
Alkohol-, Drogen-, Nikotin- und<br />
Medikamentenabhängigkeiten sowie<br />
von stoffungebundenen Abhängigkeiten<br />
wie Spielsucht.<br />
KOS<strong>TE</strong>NLOSE UND ANO-<br />
NYME BERATUNG. Mitglieder<br />
des Vereins sind neben dem Land<br />
Tirol die Stadtgemeinde Innsbruck<br />
und der Tiroler Gemeindeverband<br />
sowie ehemalige Vorstandsmitglieder<br />
des Vereins sucht.hilfe BIN. „Was in<br />
Tirol in den letzten 25 Jahren parallel<br />
stetig gewachsen ist, ist jetzt unter<br />
einem Dach vereinigt, um noch besser<br />
von Suchtkrankheit Betroffenen<br />
und ihren Angehörigen in Einzelgesprächen<br />
oder Gruppen zu helfen.<br />
Ich wage zu behaupten, dass das jetzt<br />
bestehende flächendeckende Hilfsund<br />
Betreuungsangebot der Suchthilfe<br />
Tirol einzigartig im deutschsprachigen<br />
Raum ist. 43 hochqualifizierte<br />
und engagierte Mitarbeiter kümmern<br />
sich in Innsbruck, Hall, Telfs, Imst,<br />
Landeck, Reutte, Schwaz, Kufstein,<br />
St. Johann, Kitzbühel und Lienz um<br />
über 2.500 Betroffene oder Angehörige.<br />
Die Beratung der Suchthilfe Tirol<br />
in den elf Beratungsstellen im ganzen<br />
Land ist kostenlos und anonym. Das<br />
ist gerade in einer Zeit wichtig und<br />
notwendig, in der wir in Tirol auch<br />
mit einer psychosozialen Pandemie<br />
konfrontiert sind“, betont Univ.<br />
Prof. Dr. Christian Haring, Obmann<br />
des Vereins „Suchthilfe Tirol“. Das<br />
Land Tirol leistet für die Angebote<br />
der Suchthilfe Tirol einen Beitrag in<br />
der Höhe von 1,8 Millionen Euro<br />
und betreibt im Auftrag des Landes<br />
und der Sozialversicherungsträger<br />
gemeinsam mit dem PSP Tirol auch<br />
den Psychosozialen Krisendienst.<br />
„Auch Präventionsmaßnahmen werden<br />
vorangetrieben“, betont LR Fischer.<br />
Auch wenn Präventionsarbeit<br />
nicht in Zahlen gegossen werden<br />
kann und nicht klar sei, wie viele<br />
Suchterkrankungen verhindert werden<br />
konnten, sei dies ein maßgeblicher<br />
Teil der Suchthilfe.<br />
VERÄNDER<strong>TE</strong>S KONSUM-<br />
VERHAL<strong>TE</strong>N. „Wir haben unter<br />
unseren Klienten eine Befragung gestartet,<br />
um von ihnen zu erfahren,<br />
wie sich in der Covid-Pandemie ihr<br />
Suchtverhalten verändert hat. Das<br />
Suchtverhalten, das zeigt die Befragung,<br />
hat sich allerdings nicht nur<br />
wegen der Pandemie in verschiedene<br />
Richtungen verändert. Insgesamt<br />
werden aber während der Pandemie<br />
mehr Suchtmittel konsumiert“, berichtet<br />
Suchthilfe-Tirol-Geschäftsführer<br />
Wolfgang Sparber und führt weiter<br />
aus: „Vier Fünftel der befragten<br />
Klienten geben an, dass sich ihr<br />
Suchtverhalten verändert hat. 25 Prozent<br />
der Befragten geben an, dass sie<br />
jetzt mehr Suchtmittel konsumieren,<br />
rund 12 Prozent konsumieren hingegen<br />
weniger. Zehn Prozent geben an,<br />
dass sie eine Substanz gar nicht mehr<br />
konsumieren. Als Gründe für die<br />
Konsumveränderungen werden unter<br />
anderem der Wegfall von sozialen<br />
Kontakten, Ängste, Sorgen und Langeweile<br />
genannt. Insgesamt ist das<br />
Problembewusstsein in Bezug auf das<br />
Suchtverhalten während der Pandemie<br />
bei unseren Klienten gestiegen.“<br />
ENGE KOOPERATION UND<br />
PRÄVENTIONSARBEIT. „Es war<br />
Die Pandemie wirkt sich laut einer Studie der Suchthilfe-Tirol unterschiedlich auf das<br />
Suchtverhalten aus, aber insgesamt werde aktuell mehr konsumiert.Symbolfoto: Pixabay<br />
(GeSch) Der Telfer Michael<br />
Ebenbichler ist nicht nur ein umtriebiger<br />
FPÖ-Gemeindepolitiker,<br />
sondern auch ein leidenschaftlicher<br />
Angler, der in der Adventzeit gerne<br />
seine selbstgefangenen Forellen<br />
im hauseigenen Räucherschrank<br />
zur Spezialität veredelt. Die hohe<br />
Qualität und der ausgezeichnete<br />
Geschmack seiner Räucherforellen<br />
hat sich längst herumgesprochen,<br />
und so gebar Ebenbichler einst die<br />
Idee: Vor Weihnachten Fische fan-<br />
richtig, diese Strukturen in der Suchthilfe<br />
zusammenzuführen und ich bin<br />
froh, dass dies schon vor der Pandemie<br />
auf Schiene gebracht wurde“,<br />
resümiert LR Fischer, denn: „Das<br />
Thema Sucht verlangt eine Vielzahl<br />
an Maßnahmen, vor allem auch eine<br />
intensive Präventionsarbeit. Und es<br />
verlangt die enge Kooperation aller<br />
in der Suchthilfe tätigen Akteurinnen<br />
und Akteure. Wir haben ein engmaschiges<br />
Unterstützungsnetz geflochten,<br />
damit auf die Probleme der<br />
suchterkrankten Menschen mitsamt<br />
ihrer oft mit einer Sucht einhergehenden<br />
sozialen Not individuell eingegangen<br />
werden kann.“ Abschließend<br />
appelliert die Soziallandesrätin<br />
an alle Betroffenen: „Nehmen Sie<br />
frühzeitig Hilfe in Anspruch, wenn<br />
sich ein Suchtproblem abzeichnet!<br />
Dann ist es leichter, mit entsprechender<br />
Unterstützung aus der Abhängigkeitsspirale<br />
auszusteigen.“<br />
Spendabler FPÖ-Ortspolitiker<br />
600 Euro für bedürftige Telfer: V.l. „ThT“-Ehrenobmann Helmut Kopp, „ThT“-Kassier-Stv.<br />
Claudia Waldhart, Michael Ebenbichler und „ThT“-Obmann Bgm. Christian<br />
Härting. <br />
Foto: MG Telfs/Pichler<br />
gen, räuchern, den gesamten Herstellungsprozess<br />
auf Facebook posten<br />
und ebendort für einen guten<br />
Zweck versteigern. Seit vier Jahren<br />
praktiziert Michael Ebenbichler die<br />
Spendenaktion zugunsten „Telfer<br />
helfen Telfern“. Der Spendenbetrag<br />
wird jedesmal von seiner Gattin<br />
aufgerundet. Kürzlich konnte Ebenbichler<br />
600 Euro Erlös aus der Weihnachtsaktion<br />
2020 übergeben. Das<br />
Geld kommt unbürokratisch in Not<br />
geratenen Telfern zugute.<br />
RUNDSCHAU Seite 24 28./29. April 2021