UKJ-Klinikmagazin 1/2021
Blut - Saft des Lebens
Blut - Saft des Lebens
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TITELTHEMA<br />
Mehr als 40 Jahre<br />
Stammzelltherapie am <strong>UKJ</strong><br />
Sechs bis acht Wochen verbringen die<br />
Patienten in der Regel auf der José-Carreras-Stammzelltransplantationsstation,<br />
in Zimmern, die mit Vorschleuse und<br />
speziellen Luftfiltern ausgestattet sind –<br />
was Keime jeglicher Art abschirmen soll.<br />
Denn vor einer Stammzelltransplantation<br />
werden die entarteten Zellen des blutbildenden<br />
Systems im Knochenmark des<br />
Erkrankten zerstört. Dies schwächt die<br />
Immunabwehr so sehr, dass die Patienten<br />
sehr anfällig für Infektionen werden<br />
– selbst durch sonst harmlose Keime.<br />
In Thüringen ist das <strong>UKJ</strong> die einzige<br />
Klinik, an der allogene Transplantationen<br />
möglich sind. Weil es früher noch keine<br />
andere Methode gab, Stammzellen zu entnehmen,<br />
wurde in der Anfangszeit primär<br />
Knochenmark transplantiert. Noch<br />
etwas anderes hat sich verändert:<br />
Früher war neben einer Chemotherapie<br />
häufiger als heute eine Ganzkörperbestrahlung<br />
nötig. Inzwischen sind<br />
die Verfahren deutlich schonender<br />
und zugleich wirksamer geworden.<br />
Davon profitieren vor allem ältere Menschen,<br />
bei denen eine Stammzelltherapie<br />
früher nicht in Frage gekommen<br />
wäre. „Vor zwanzig Jahren noch lag der<br />
Altersdurchschnitt unserer Patienten<br />
bei 40 Jahren, heute bei fast 60 Jahren“,<br />
so Prof. Hochhaus. Grund für diese Entwicklung:<br />
Leukämien lassen sich durch<br />
verbesserte labordiagnostische Möglichkeit<br />
genauer typisieren, spezifische<br />
genetische Marker geben Auskunft über<br />
Aggressivität der Erkrankung und Rückfallrisiko<br />
– neben dem Allgemeinzustand<br />
der Patienten sind dies die wichtigsten<br />
Kriterien für die Entscheidung zur<br />
Stammzelltherapie.<br />
(as/km)<br />
Pionier der Stammzelltherapie bei Kindern<br />
Am 1. Oktober 1980 führt Prof. Felix Zintl, damals junger Oberarzt und später<br />
Direktor der Kinderklinik, auf Station 6 der Jenaer Klinik für Kinder- und<br />
Jugendmedizin in der Bachstraße die erste Transplantation von Knochenmark<br />
bei einem Kind durch. Es ist die erste Behandlung dieser Art überhaupt in der<br />
ehemaligen DDR.<br />
Premiere in Ostdeutschland<br />
6. November 1996: An der Klinik für Innere Medizin II (Hämatologie) in Jena-Lobeda<br />
wird die erste Station für Knochenmarktransplantationen (KMT) für Erwachsene<br />
mit zehn Betten eröffnet. Es ist die erste Station dieser Art in Ostdeutschland.<br />
Neue Einheit<br />
Bis zum Umzug der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Dezember 2016<br />
fanden Stammzelltransplantationen bei kleinen Patienten am alten Standort<br />
der Kinderklinik in der Innenstadt statt. Diese Einheit wurde zunächst in die<br />
Erwachsenen-Station 520 im Containerbau in Lobeda integriert, bis Ende Juni<br />
2017 dann der gemeinsame Umzug in die neue Einheit A110 vollzogen werden<br />
konnte.<br />
Umzug in moderne Station<br />
Juni 2017: Die neue Station für Stammzelltransplantationen im Gebäudekomplex<br />
A wird eingeweiht. Die hochmoderne Station mit dazugehörigen Ambulanzen<br />
an der Klinik für Innere Medizin II (Hämatologie und Internistische Onkologie/<br />
Palliativmedizin) und der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin ist im Zuge des<br />
zweiten Bauabschnitts des <strong>UKJ</strong> entstanden. Sie verfügt über 20 Betten in Einzelund<br />
Zweibettzimmern. Jährlich erhalten hier circa 120 Erwachsene und 15 Kinder<br />
eine Stammzelltransplantation.<br />
Berühmter Namensgeber<br />
1987 erkrankte José Carreras an Leukämie. Aus Dankbarkeit über die eigene<br />
Heilung gründete der spanische Tenor 1988 die internationale Stiftung, die<br />
ihren Sitz in Barcelona hat. Die in München ansässige Deutsche José-Carreras-<br />
Leukämie-Stiftung existiert seit 1995. Ziel der Stiftung ist es, die Heilungschancen<br />
bei Leukämie zu erhöhen. Dabei setzt sie sich sowohl für bessere<br />
Behandlungseinrichtungen als auch für eine Intensivierung der Forschung zu<br />
Blutkrebs ein. Für den Bau der José-Carreras-Transplantationseinheit am <strong>UKJ</strong><br />
hat sie eine Million Euro zur Verfügung gestellt.<br />
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