UKJ-Klinikmagazin 1/2021
Blut - Saft des Lebens
Blut - Saft des Lebens
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TITELTHEMA<br />
Das geben, was (fast) keiner kann<br />
Gottfried Schumann spendet Blutplasma für Corona-Erkrankte<br />
Im November 2020 erkrankt Gottfried<br />
Schumann an Corona – so schwer, dass er<br />
im Krankenhaus behandelt werden muss.<br />
„Dort habe ich gesehen, wie belastend<br />
die Behandlung von Corona-Patienten<br />
für Pfleger und Ärzte ist – körperlich<br />
und psychisch“, blickt Schumann zurück.<br />
„Schon da wusste ich, dass ich später<br />
etwas zurückgeben möchte.“ Dass dieses<br />
„etwas“ sein Blutplasma sein wird, hat er<br />
damals noch nicht geahnt.<br />
Nach seiner Erkrankung erfährt der Jurist<br />
von einem Therapieansatz am <strong>UKJ</strong>, bei<br />
dem akut an COVID-19 Erkrankte mit den<br />
Antikörpern im Blutplasma von Genesenen<br />
behandelt werden – und meldet sich<br />
sofort als potenzieller Spender für das<br />
sogenannte Rekonvaleszenten-Plasma.<br />
Mittlerweile blickt er bereits auf sieben<br />
Plasmaspenden zurück. Schumann ist<br />
einer von neun Corona-Genesenen,<br />
die regelmäßig am Jenaer Uniklinikum<br />
Plasma spenden.<br />
„Wir sind bis heute das einzige Klinikum<br />
thüringenweit, dass dieses Plasma<br />
Pathogen inaktiviert herstellt“, sagt Dr.<br />
Silke Rummler, Direktorin des Instituts<br />
für Transfusionsmedizin am <strong>UKJ</strong>. „Mithilfe<br />
einer speziellen UV-Bestrahlung zerstören<br />
wir dabei mögliche Krankheitserreger,<br />
die sogenannten Pathogene, im Blut.“<br />
Das Prinzip des Therapieansatzes: Nach<br />
einer Corona-Erkrankung findet sich häufig<br />
ein Repertoire an Antikörpern im Blut<br />
der Genesenen. Bei einer Plasmaspende<br />
werden diese aus dem Vollblut herausgetrennt,<br />
mit dem speziellen Verfahren<br />
aufbereitet und anschließend an den<br />
Betroffenen übertragen. „Die Antikörper<br />
unterstützen den Empfänger dann im<br />
Kampf gegen das Virus“, so die Transfusionsmedizinerin.<br />
Die bisherigen Erfahrungen<br />
zeigen, dass das Plasma den Verlauf<br />
der Erkrankungen positiv beeinflusst,<br />
wenn es frühzeitig eingesetzt wird. „Die<br />
Nachfrage nach unserem aufbereiteten<br />
Plasma war anfangs zurückhaltend –<br />
sicherlich auch, weil die Therapie ein<br />
ungewöhnlicher Ansatz in der Behandlung<br />
von COVID-19 ist. Doch mittlerweile<br />
kommen Kliniken aus Thüringen auf uns<br />
zu“, so Dr. Rummler.<br />
Nach einer überstandenen Corona-Infektion kann Gottfried Schumann jetzt anderen Erkrankten helfen.<br />
Foto: Hellmann<br />
Aber nicht jeder Corona-Genesene<br />
eignet sich als Plasmaspender. „Denn<br />
nicht bei allen Genesenen können<br />
Antikörper nachgewiesen werden oder<br />
es sind nicht genug Antikörper im Blut<br />
vorhanden. Außerdem verringert sich<br />
deren Anzahl, abhängig davon, wie lang<br />
die Krankheit bereits überstanden ist“,<br />
beschreibt Dr. Rummler die Grenzen<br />
des Ansatzes. Deshalb rufen die Jenaer<br />
Transfusionsmediziner regelmäßig dazu<br />
auf, sich nach einer Corona-Erkrankung<br />
als Plasmaspender anzumelden.<br />
Prinzipiell können sich alle Spender<br />
melden, die positiv auf das Virus SARS<br />
CoV-2, dem Erreger der COVID-19-Erkrankung,<br />
getestet worden und nun<br />
mindestens vier Wochen genesen sind.<br />
Potenzielle Spendeninteressierte wenden<br />
sich für Terminabstimmungen oder<br />
weitere Informationen zum Ablauf an<br />
die Mitarbeiter des Instituts für Transfusionsmedizin<br />
unter 03641 9-32 55 58.<br />
Bei einer ersten Vollblutspende überprüfen<br />
die Experten die generelle<br />
Spendentauglichkeit des Genesenen<br />
und bestimmen die Anzahl und Art<br />
der Antikörper. „Stimmen diese Werte,<br />
kann der Genesene beim nächsten Termin<br />
Plasma spenden“, so Dr. Rummler.<br />
„Einmal pro Woche ist die Spende dann<br />
möglich – so lange, wie ausreichend<br />
Antikörper vorhanden sind.“ Die Menge<br />
der Antikörper wird daher bei jeder<br />
Spende im Labor geprüft. Gottfried<br />
Schumanns Werte sind nach wie vor<br />
sehr gut. Deshalb nimmt er den Weg<br />
von Eisenberg nach Jena gern weiterhin<br />
auf sich. Weil er damit etwas geben<br />
kann, das anderen hilft – und das (fast)<br />
kein anderer geben kann.<br />
Anne Curth<br />
14 01 | 21