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UKJ-Klinikmagazin 1/2021

Blut - Saft des Lebens

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TITELTHEMA<br />

Turbo-Forschung mit Kollegen aus aller Welt<br />

Prof. Frank Brunkhorst hat die Professur für Klinische Sepsisforschung am <strong>UKJ</strong><br />

inne und leitet hier das Zentrum für Klinische Studien. Seit Beginn der COVID-19-<br />

Pandemie hat sich für ihn vieles verändert.<br />

Wie steht es derzeit um die klinische Sepsis-Forschung?<br />

Prof. Brunkhorst: Viele Studien, die wir hätten beenden wollen,<br />

mussten auf Eis gelegt werden – und das gilt für nahezu<br />

die gesamte Forschung auch auf anderen Gebieten der Medizin.<br />

Die Rekrutierung von Patienten für klinische Studien<br />

ist mit der Pandemie zusammengebrochen. Und viele Ärzte<br />

haben jetzt einfach anderes zu tun.<br />

Aber geforscht wird zurzeit dennoch?<br />

Prof. Brunkhorst: Das ganze Interesse der Forschung richtet<br />

sich jetzt natürlich auf COVID-19 – die Erkrankung zeigt im<br />

schweren Verlauf übrigens auch klassische Aspekte einer<br />

Sepsis. Für uns Wissenschaftler ist es eine Herausforderung,<br />

die es so noch nie in der Geschichte der Medizin gegeben hat:<br />

Es gilt, innerhalb von wenigen Monaten zu Fortschritten in der<br />

Therapie zu kommen. Ich spreche also nicht von Maßnahmen<br />

zur Prävention oder über die Impfung, sondern um die konkrete<br />

Therapie von schwer Erkrankten.<br />

Was bedeutet dies für Sie persönlich?<br />

Prof. Brunkhorst: Seit Februar letzten Jahres arbeite ich<br />

ausschließlich an Maßnahmen, die das Therapieergebnis von<br />

schwer erkrankten COVID-19-Patienten verbessern. Man muss<br />

sich die Situation so vorstellen: Aus Hilflosigkeit setzen die<br />

Ärzte in Krankenhäusern Medikamente ein, obwohl deren<br />

Nutzen in diesem Zusammenhang nicht wissenschaftlich<br />

belegt ist. 50 Prozent aller COVID-19-Patienten entwickeln<br />

beispielsweise eine Thrombose. Millionenfach wurde daher<br />

in den letzten Monaten Heparin gegeben – ein Wirkstoff, der<br />

verhindert, dass das Blut im Körper gerinnt. Wir haben dann<br />

in großem Maßstab eine weltweite Studie gemacht und festgestellt,<br />

dass es sich um eine COVID-spezifische Thrombose<br />

handelt und dass die Heparintherapie bei schwer Erkrankten<br />

nichts nützt und sogar eher schadet.<br />

20 01 | 21

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