stahl + eisen 06/2021 (Leseprobe)
TITELTHEMA AUTOMOTIVE: GRÜNE MOBILITÄT // WEITERE THEMEN: u.a. Mit Wasserstoff zur klimaneutralen Stahlproduktion, Logistik für HBI und DRI, Interview mit Joanna Funck von Ferroso, aus Wissenschaft + Technik: Neue 3D-Laserschneidanlage eröffnet mehr Optionen, Rechtliche Optionen für Abnehmer bei Lieferverzug
TITELTHEMA AUTOMOTIVE: GRÜNE MOBILITÄT // WEITERE THEMEN: u.a. Mit Wasserstoff zur klimaneutralen Stahlproduktion, Logistik für HBI und DRI, Interview mit Joanna Funck von Ferroso, aus Wissenschaft + Technik: Neue 3D-Laserschneidanlage eröffnet mehr Optionen, Rechtliche Optionen für Abnehmer bei Lieferverzug
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aber mit dem Produktionsstart des Modells<br />
Q6 e-tron eine andere kleine Maßnahme<br />
umgesetzt. Mit dem Einsatz der zweiten<br />
Generation der Stahlcoilbeölung Prelube II<br />
soll die Ressourceneffizienz steigen (siehe<br />
Seite 19).<br />
Kooperationen zwischen OEM<br />
und Erzeugern<br />
Volvos elektrische Schwestermarke Polestar<br />
will bis 2030 ein komplett klimaneutrales<br />
Auto auf den Markt bringen – nicht nur<br />
eine Studie, sondern ein Serienmodell. Fredrika<br />
Klarén, Nachhaltigkeitsmanagerin<br />
der Marke, kann zwar weder zum geplanten<br />
Modell noch zur avisierten Vorgehensweise<br />
konkrete Angaben machen, legt aber<br />
immerhin offen, dass Polestar dabei die<br />
Lieferkette im Blick hat. Die „große<br />
Schwester“ Volvo kommuniziert schon offener,<br />
sie setzt auf fossilfreien Stahl aus der<br />
Hybrit-Initiative (siehe Seite 21). Der deutsche<br />
Premiumanbieter Mercedes-Benz<br />
blickt in der Lieferkette ebenfalls nach<br />
Norden: Die schwäbischen Autobauer investieren<br />
in das schwedische Start-up H2<br />
Green Steel, um die Entwicklung von und<br />
Versorgung mit „grünem Stahl“ sicherzustellen<br />
(siehe Seite 20). Dazu kommen natürlich<br />
noch die Bestrebungen aller anderen<br />
Stahlkonzerne, die Erzeugung innerhalb<br />
der Zeitfenster und wirtschaftlich<br />
tragbar umzustellen. Neben dem „großen<br />
Rad“ drehen die Gesellschaften aber auch<br />
so manches „kleine Rad“, um mit eigenen<br />
Entwicklungen ein relevanter Ansprechpartner<br />
zu bleiben. Ein Beispiel ist thyssenkrupp<br />
Steel Europe mit dem Sandwich-<br />
Werkstoff „bondal“ (Seite 22). Der Verbundwerkstoff<br />
mindert die Geräusche im<br />
E-Auto deutlich.<br />
Individuelle Rohre und<br />
3D-Druck-Lösungen für<br />
klimaneutrale Mobilität<br />
Der Wandel bei den Neuzulassungen hin zu<br />
einem immer stärkeren Anteil an Elektrofahrzeugen<br />
(siehe Kasten) macht sich nicht<br />
nur bei den Herstellern, sondern in der ganzen<br />
Zulieferkette der Automobilindustrie<br />
bemerkbar. Eine große Rolle spielt dabei der<br />
Leichtbau: Denn mit dem Gewicht sinkt der<br />
Energiebedarf und die Reichweite steigt.<br />
Der Rohrbiegemaschinenhersteller Schwarze-Robitec<br />
mit Sitz in Köln beobachtet außerdem<br />
einen deutlichen Zuwachs an Aufträgen,<br />
bei denen kein typisches, rundes<br />
Rohr mehr gebogen werden soll. Stattdessen<br />
verlangt die Leichtbauweise nach zunehmend<br />
komplexen, unsymmetrischen<br />
Formen mit vielgestaltigen Querschnitten.<br />
Mit dem Wandel hin zur E-Mobilität weicht<br />
Mit seinem neuen Center für additive Fertigungsverfahren widmet sich der<br />
Automobilzulieferer Mahle dem 3D-Druck als Schlüsseltechnologie für die schnelle<br />
Entwicklung von klimaneutralen Antrieben.<br />
die traditionelle Standard-Rohrbiegemaschine<br />
mit starr vorgegebenen Leistungsparametern<br />
immer mehr der kundenspezifisch<br />
konfigurierbaren, produktabhängigen Spezialmaschine.<br />
Eine andere Lösung bietet der<br />
Automobilzulieferer Mahle an, der ein neuen<br />
Center für additive Fertigungsverfahren<br />
eröffnet hat. Bei komplexen Bauteilen will<br />
das Unternehmen so künftig die Fertigung<br />
von Prototypen von mehreren Monaten auf<br />
wenige Tage verkürzen. Dadurch beschleunige<br />
sich nach eigenen Angaben auch die<br />
Entwicklung klimaneutraler Antriebe, beispielsweise<br />
für die E-Mobilität. Besonders<br />
für die Bereiche Thermomanagement, Mechatronik<br />
und Elektronik sollen künftig<br />
Fertigungsprozesse entwickelt und für die<br />
spätere Serienproduktion qualifiziert werden.<br />
Chancen am Ende des<br />
Produktlebenszyklus<br />
In der komplexen Gemengelage rund um<br />
die Dekarbonisierung gibt es auch Chancen<br />
am Ende des Produktlebenszyklus, wie die<br />
SMS group zeigt. In der Stahl- und NE-Metallindustrie<br />
hat der Anlagenbauer bekanntlich<br />
schon einen guten Ruf, nun will<br />
er diesen mit dem Joint-Venture Primobius<br />
in neue Felder ausdehnen. Konkret: Mit<br />
Neometals aus Australien als Partner soll<br />
Primobius eine neue umweltfreundliche<br />
Elektro auf dem Vormarsch<br />
Recyclingtechnologie auf dem Markt für<br />
Lithium-Ionen-Batterien (LIB) etablieren.<br />
Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen<br />
vor kurzem eine Absichtserklärung<br />
mit einer Tochtergesellschaft des<br />
Stahlunternehmens Stelco Holdings unterzeichnet.<br />
Stelco Inc. plant Kooperationen<br />
mit verschiedenen großen Automobilherstellern<br />
im Bereich Recycling von Altautos<br />
und der Rückgewinnung von Wertstoffen.<br />
Diese sollen in den Produktionskreislauf<br />
zurückgeführt oder auf dem Markt verkauft<br />
werden. Das Primobius-Verfahren<br />
ermöglicht hierfür ein nachhaltiges Recycling<br />
im industriellen Maßstab, über das<br />
der CO 2 -Fußabdruck sowohl von Automobilbauern<br />
als auch von Batteriezellenherstellern<br />
deutlich verringert werden kann.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Grundsätzlich stehen alle Branchen unter<br />
Druck, fristgerecht – und trotz unerwarteter<br />
Verschärfungen – die sogenannten Klimaziele<br />
zu erreichen. Losgelöst von den<br />
politischen Rahmenbedingungen sind die<br />
Perspektiven in der Automobilindustrie<br />
und damit für die Stahlbranche als zentraler<br />
Lieferant aber gut: Der Antrieb mag<br />
sich ändern, Stahl bleibt die Grundlage der<br />
Fahrzeuge und derzeit wird an allen Stellschrauben<br />
gedreht, dass „grüne Pkw“ eine<br />
Zukunft haben.<br />
Im Jahr 2020 sanken die Zulassungszahlen um 19,1 Prozent auf 2,9 Mio. Pkw und der<br />
Anteil der Verbrenner sank kumuliert auf 74,8 %. Noch im Jahr 2019 waren mehr als<br />
90 % der in Deutschland neu zugelassenen Pkw diesel- oder benzinbetrieben. Entsprechend<br />
positiv sind die Zahlen auf der Gegenseite. Die Anzahl neu zugelassener<br />
Elektro-Pkw stieg um 2<strong>06</strong>,8 % bzw. 4,9 Prozentpunkte auf 6,7 %. Noch höher waren die<br />
Zuwächse bei den Pkw mit Plug-in-Hybrid mit +342,1 % (jetzt rund 6,9 %Anteil). Verdoppelt<br />
hat sich der Anteil der Pkw mit Hybridantrieb (ohne Plug-in) auf 11,2 %.<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juni <strong>2021</strong> 17