stahl + eisen 06/2021 (Leseprobe)
TITELTHEMA AUTOMOTIVE: GRÜNE MOBILITÄT // WEITERE THEMEN: u.a. Mit Wasserstoff zur klimaneutralen Stahlproduktion, Logistik für HBI und DRI, Interview mit Joanna Funck von Ferroso, aus Wissenschaft + Technik: Neue 3D-Laserschneidanlage eröffnet mehr Optionen, Rechtliche Optionen für Abnehmer bei Lieferverzug
TITELTHEMA AUTOMOTIVE: GRÜNE MOBILITÄT // WEITERE THEMEN: u.a. Mit Wasserstoff zur klimaneutralen Stahlproduktion, Logistik für HBI und DRI, Interview mit Joanna Funck von Ferroso, aus Wissenschaft + Technik: Neue 3D-Laserschneidanlage eröffnet mehr Optionen, Rechtliche Optionen für Abnehmer bei Lieferverzug
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Setup für das Schweißen unter Zug<br />
Während des Schweißens wird mit einem Hydraulikzylinder eine Kraft auf die Probe aufgebracht.<br />
Abbildung 2: Im Schweißen-unter-Zug-Setup wird die Belastung auf eine Schweißstelle im Karosseriebau nachgestellt. So können<br />
Kräfte, die in der Produktion beispielsweise aus Einspannung, Umformprozess oder Spalten entstehen, im Labor nachgestellt<br />
werden.<br />
kann mit einer Wareneingangsprüfung<br />
sichergestellt werden, dass ein neues<br />
Material nicht anfälliger als ein bestimmter<br />
Toleranzwert ist.<br />
Die Hintergründe der<br />
Riss bildung verstehen<br />
Um die LME-Rissbildung nachhaltig zu<br />
verringern, benötigt es jedoch ein tiefergehendes<br />
Verständnis der Einflussfaktoren.<br />
Bei der Erforschung von LME<br />
ist die Geschwindigkeit und Robustheit<br />
des Widerstandspunktschweißens ein<br />
großes Problem. Während andere automobile<br />
Fügeprozesse wie das Laserschweißen<br />
eine enge Kontrolle der<br />
Randbedingungen benötigen, ist das<br />
WPS in einem sehr großen Prozessfenster<br />
stabil anwendbar. Trotzdem bleibt<br />
es ein hochgradig dynamischer Prozess,<br />
bei dem Kontaktverhältnisse zwischen<br />
den Elektroden und dem Blech, die Stellung<br />
der Schweißzange, etwaige Verformungen<br />
in den Fügepartnern und<br />
Verunreinigungen zu unterschiedlichen<br />
Prozessverläufen und großen Streuungen<br />
führen. Somit ist es rein experimentell<br />
selbst im Labor schwierig, einzelne<br />
Einflussgrößen für LME zu isolieren:<br />
Erhöht man zum Beispiel den Schweißstrom,<br />
um die temperaturabhängige<br />
Zinkdiffusion auf der Oberfläche zu erhöhen,<br />
erzeugt man zugleich eine größere<br />
Schweißlinse mit anderem Tragverhalten<br />
und unterschiedliche Elektrodeneindrücke.<br />
Schritt für Schritt wurden in den letzten<br />
Jahren einzelne Einflussfaktoren im Widerstandspunktschweißen<br />
isoliert und<br />
ihre Wechselwirkung charakterisiert.<br />
So führt eine hohe Temperatur bzw. ein<br />
großer Temperaturintervall mit flüssigem<br />
Zink an der Oberfläche zu erhöhter<br />
Diffusion und vergrößert LME Anfälligkeit.<br />
Weiterhin ist die Belastung des<br />
Punkts von außen maßgeblich: Zugspannungen<br />
beanspruchen die Korngrenzen,<br />
erhöhen Zinkdiffusion und<br />
reißen versprödete Areale auf. Die anfangs<br />
genannten Methoden zur Eingangsprüfung<br />
machen sich die beiden<br />
Phänomene zu nutzen, indem exzessive<br />
Temperaturen oder Lasten aufgebracht<br />
werden.<br />
Mit Simulation in den<br />
Schweißpunkt gucken<br />
Um mit den experimentellen Schwankungen<br />
beim WPS umgehen zu können<br />
und nicht-messbare Größen sichtbar zu<br />
machen, findet die numerische Simulation<br />
Anwendung in der LME-Forschung.<br />
Über die Berechnung des Widerstandspunktschweißens<br />
lassen sich Temperaturen,<br />
mechanische Spannungen und<br />
Dehnungen sowie Gefügeausbildungen<br />
beliebig betrachten und auswerten. Einzig<br />
die Rissbildung an sich kann nicht<br />
berechnet werden, da noch keine verlässlichen<br />
Modelle für die Bildung von<br />
LME vorliegen. Hier zeigt sich der Nutzen<br />
experimenteller Untersuchungen:<br />
Wird eine besondere Rissbildung bei<br />
einer Schweißung beobachtet, kann der<br />
dazugehörige Prozessablauf simulativ<br />
betrachtet werden, um so die Hintergründe<br />
aufzuklären. Abbildung 3 zeigt<br />
die Auswertung von Temperatur, Spannung<br />
und Dehnung kurz vor Ende eines<br />
Punktschweißprozesses an einem AHSS.<br />
Günstige Bedingungen<br />
schaffen, Risse vermeiden<br />
Mit wachsender Kenntnis der Faktoren,<br />
die LME verursachen, können im Umkehrschluss<br />
auch Vermeidungsmethoden<br />
gefunden werden. Als offensichtliche<br />
Möglichkeit ist die weitestgehende<br />
Reduktion der eingebrachten<br />
Energie – also eine Reduktion der<br />
Schweißzeit oder der Stromstärke – zu<br />
nennen. In der Praxis ist diese Möglichkeit<br />
häufig direkt gegenläufig mit Anforderungen<br />
an die Tragfähigkeit der<br />
Verbindung und kann nur sehr begrenzt<br />
verwendet werden. Deutlich<br />
vielversprechender ist es, die Oberflächentemperatur<br />
durch bessere Kühlung<br />
zu verringern: Besonders bei di-<br />
<strong>stahl</strong>und<strong>eisen</strong>.de Juni <strong>2021</strong> 45