Kulturfenster Nr. 05|2021 - Oktober 2021
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Heimatpege<br />
bauern im Tal damit belieferten. Bruno<br />
Covi erzählt, dass seine Harassen in ganz<br />
Südtirol Abnehmer fanden. Ja sogar in<br />
Österreich, in der Schweiz und im oberitalienischen<br />
Raum waren sie sehr begehrt.<br />
Die Harass –<br />
ein Auslaufmodell?<br />
Ein historischen Foto aus dem Jahr 1939<br />
Foto: Archiv Mathias Ladurner-Parthanes<br />
Harassen wie wir sie nennen. Aus Leidenschaft,<br />
wie er sagt, denn reich wurde er damit<br />
nicht. Bereits sein Vater Luigi, Jahrgang<br />
1906, hat sich mit dem Anfertigen von Harassen<br />
ein kleines Zubrot zum kargen Familieneinkommen<br />
verdient. So wie er taten<br />
dies gar einige im damals noch verschlafenen<br />
Nonsberger Dorf. Freilich wurde damals<br />
noch alles in mühevoller Handarbeit<br />
gemacht. Die ganze Familie musste mithelfen,<br />
so auch der kleine Bruno.<br />
Im Jahr 1970 wurden am Hof von Bruno<br />
Covi Maschinen für die Anfertigung der<br />
Holzteile angekauft, aus zweiter Hand natürlich,<br />
von einem der drei Sägewerke,<br />
die es einstmals in Sarnonico gab. So an<br />
die 100 Harassen pro Tag konnte er nun<br />
anfertigen. Die Nachfrage war groß, vor<br />
allem aus den Obstanbaugebieten des<br />
Überetsch und aus dem Burggrafenamt.<br />
Es gab eigene Händler, die die Harassen<br />
mit Lastwagen abholten und die Obst-<br />
In letzter Zeit hat Bruno Covi vor allem<br />
kleine Holzkistchen gemacht, für Geschenkpackungen<br />
aller Art. Die Nachfrage<br />
nach der guten alten Harass ist<br />
nämlich rapide zurückgegangen. Der<br />
Anschaffungspreis kann es jedenfalls<br />
nicht gewesen sein, denn eine neue Harass<br />
kostet 2 Euro. Bruno Covi verkauft<br />
noch den Restbestand, den er auf Lager<br />
hat. Seit April stehen nun auch bei<br />
ihm die Maschinen still. Hergeben will er<br />
die Maschinen nicht. Denn, wie er sagt,<br />
vielleicht verstehen es die Jungen eines<br />
Tages, dass eine hölzerne Harass ganz<br />
im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz<br />
ist.<br />
Agnes Andergassen<br />
Bruno Covi hat jahrzehntelang<br />
Harassen<br />
von Hand<br />
angefertigt.<br />
Jetzt hat<br />
er sein<br />
Handwerk<br />
aufgegeben.<br />
Bruno Covis Werke sind nun vollendet. Viele Äpfel werden heute in Großkisten gefüllt, ausgewählte<br />
Qualitäten aber nach wie vor in der Harass angeboten. Fotos: Agnes Andergassen<br />
KulturFenster<br />
35 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>