Kulturfenster Nr. 05|2021 - Oktober 2021
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gedenken<br />
Unermüdlich im<br />
Einsatz für die Musik<br />
In Erinnerung an Karl Hermann Vigl (1939-<strong>2021</strong>)<br />
Karl Hermann Vigl (†)<br />
Am 26. September ist der weitum bekannte<br />
Musiker Karl Hermann Vigl im Alter<br />
von 82 Jahren verstorben. Er war u.a.<br />
von 1975 bis 1979 Schriftleiter unserer<br />
Verbandszeitschrift. Mit freundlicher Genehmigung<br />
der Kulturredaktion wiederholen<br />
wir den Nachruf aus der Tageszeitung<br />
„Dolomiten“ vom 28.09.<strong>2021</strong> und erinnern<br />
in ehrendem Gedenken an den verdienten<br />
Musiker:<br />
Seine Kritiken füllen in seinem Meraner<br />
Domizil an die 30 große Faszikel. Aber das<br />
Vermächtnis des unermüdlichen Komponisten,<br />
Musiklehrers, Chorleiters und<br />
Musikphilologen ist am Ende ein beachtliches<br />
Oeuvre und verdiente eine eigenständige<br />
Würdigung.<br />
Karl H. Vigl wurde 1939 in Lengmoos am<br />
Ritten geboren. Der Vater war Lehrer und<br />
Musiker und hinterließ eine Reihe von<br />
Kompositionen, der Sohn ergriff dann<br />
auch den Lehrerberuf. Daneben studierte<br />
er von Kind auf Klavier, Orgel und Violine,<br />
später auch das Horn. Die Beherrschung<br />
so verschiedener Instrumente befähigte<br />
ihn bald zu einem ausgedehnten Studium<br />
der Komposition und Tonsatz, etwa bei<br />
Andrea Mascagni und Hugo Herrmann,<br />
von 1961/1962 bei Johann Degen, Oswald<br />
Jaeggi und Hermann Schröder sowie<br />
1971/72 Zwölftontechnik bei Renè<br />
Leibowitz.<br />
Er absolvierte mehrere Kapellmeisterlehrgänge<br />
und war ein geschätzter Chorleiter<br />
in Gries, Meran, Leifers, Bozen, Tramin,<br />
Goldrain und Neumarkt. Als Kapellmeister<br />
dirigierte er die Musikkapellen von<br />
Tiers, Sarnthein und Branzoll. Er unterrichtete<br />
Musik an mehreren Grund- und<br />
Mittelschulen unseres Landes.<br />
Von 1963 bis 1978 war er Bundeschorleiter<br />
im Südtiroler Sängerbund, seit 1968<br />
gestaltete er als freier Mitarbeiter Hörfunksendungen<br />
für RAI Südtirol. Von 1970<br />
bis 1973 vertiefte er seine Studien in der<br />
Musikpaläografie zur frühen europäischen<br />
und Alten Musik in Cremona.<br />
Karl H. Vigl war ob seiner kompetenten<br />
und oft auch spitzen Feder ein Musikschriftsteller<br />
bester Schule, von 1975<br />
bis 1979 leitete er als Schriftleiter die<br />
Zeitschrift „Südtiroler Volkskultur“ und<br />
verfasste von 1981 bis 1995 eine ansehnliche<br />
Anzahl von Musikkritiken<br />
für „Dolomiten“-Kultur.<br />
Als Anreger und Organisator der Musik<br />
im Lande hatte er von 1980 bis<br />
1996 die Musikfachgruppe im Südtiroler<br />
Künstlerbund inne. Von den<br />
1988 Jahren an gehörte Karl H. Vigl<br />
20 Jahre lang dem Präsidium der Internationalen<br />
Gesellschaft zur Erforschung<br />
der Blasmusik (IGEB) an und<br />
fungierte seit 2000 als deren Vizepräsident<br />
und später Ehrenmitglied.<br />
Eines seiner wichtigsten Anliegen<br />
war ihm da die systematische Erforschung<br />
aller Aspekte der Musik für<br />
Bläser. Sein kompositorisches Schaffen<br />
umfasst Werke für Blasorchester,<br />
für Instrumentalensembles und Chor<br />
und eine ganze Reihe sakraler Musik.<br />
In strenger Auswahl wären da<br />
die „Hymnische Intrade für kleine Kapelle“<br />
(1961), eine „Miniatursinfonie“<br />
nach klassischem Muster (1966) und<br />
eine „Sinfonische Intrade“ (1966),<br />
eine „Klangaktion für symphonische<br />
Harmonie“ (1987), ein „Arunda-Triptychon“<br />
und das „Burlesk-Pasticcio<br />
15.02“ für Bläserkammerkapelle<br />
(1990), das „ReReRe-Quodlibet“ für<br />
Euphonium und Blasorchester (2002)<br />
und ein „Myon-Triptychon“ nach romantischen<br />
Skizzen (2004) zu nennen.<br />
In seiner sakralen Musik ragen<br />
ein „Ökumenisches Te Deum“<br />
(1978), mehrere Gesänge für Sonntagskantaten<br />
und „Deutsche Orgelpsalmen“<br />
hervor.<br />
Ferruccio Delle Cave<br />
KulturFenster<br />
71 05/<strong>Oktober</strong> <strong>2021</strong>