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Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

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fen? Es ging mir nur darum, festzustellen, was als Minimum zu empfehlen ist,<br />

damit noch genügend Spielraum zu einem „Vor-Ort-Wursteln" vorh<strong>an</strong>den ist.<br />

Katschnig: Das dem ungarischen Beispiel entgegengesetzte Extrem einer<br />

psychiatrischen Abteilung <strong>an</strong> einem allgemeinen Kr<strong>an</strong>kenhaus, das ich kenne,<br />

besteht in Arezzo. Dort gibt es nämlich keine Abteilung; das Rückgrat der<br />

psychiatrischen Versorgung ist das Sektorteam, das in der Regel mit Autos<br />

herumfährt und Hausbesuche macht. Dieses psychiatrische Team bekommt, wenn<br />

es notwendig ist, ein Zimmer <strong>an</strong> der internistischen Abteilung und errichtet dort<br />

einen Pflegedienst aus dem Pflegepersonal, das im Sektordienst herumfährt. So<br />

gibt es je nach Bedarf eine „flüchtige" psychiatrische Abteilung, ein „flüchtiges"<br />

psychiatrisches Zimmer. Das ist nun wirklich „Wursteln" im eigentlichen Sinn. Es<br />

scheint zu funktionieren. Es gibt keine evaluative Studie darüber, so wie es<br />

nirgends im internationalen Vergleich evaluative Studien gibt auf diesem Gebiet. Wir<br />

wissen nicht, wie gut es in Ungarn oder Offenbach funktioniert, wir wissen nicht,<br />

wie gut es in Italien wirklich funktioniert. Das zu eruieren ist tatsächlich sehr<br />

schwer. Doch diese Extremvari<strong>an</strong>te einer „flüchtigen Abteilung" ist meines<br />

Erachtens auch erwähnenswert.<br />

Philipzen: Meine Damen und Herren, es tut mir wirklich gut, daß Sie mich und das,<br />

was ich gesagt habe, mögen; aber ich bin doch ein bißchen erschrocken, als hier<br />

vom „Wunder" die Rede war.<br />

In der Aufbauphase ist sicher vieles abhängig von Personen in jeder Region. Aber<br />

es gibt ein paar Prinzipien, die bei der Gründung von solchen Einrichtungen<br />

wichtig sind, und auch ein paar Grunderfahrungen, die ich gemacht habe, und die<br />

wollte ich Ihnen eigentlich über meine Begeisterung hinweg vermitteln.<br />

Das Wichtigste darf ich noch einmal sagen: In allen unseren Einrichtungen sollten<br />

die Bürgergruppen durchmischt werden, keine Sondereinrichtungen für psychisch<br />

Kr<strong>an</strong>ke und Behinderte! Das sage ich g<strong>an</strong>z gezielt auch in dem großen<br />

Modellverbund. Ich finde es schlimm, wenn wir uns in den St<strong>an</strong>dardversorgungsgebieten<br />

eine sozialpsychiatrische Subkultur schaffen. Besseres könnten<br />

wir doch ohne große Schwierigkeiten erreichen, wenn wir schon vorh<strong>an</strong>dene<br />

Einrichtungen sinnvoll nutzen; sozialpsychiatrische Dienste können auch in bereits<br />

für <strong>an</strong>dere Bürgergruppen vorh<strong>an</strong>dene Beratungsdienste eingegliedert werden;<br />

Wohnungen für psychisch Behinderte könnten in die schon vorh<strong>an</strong>denen<br />

Wohnbereiche der <strong>an</strong>deren Bürger eingemischt werden usw. Dieses Prinzip gilt<br />

doch nicht nur für den Kreis Höxter! Ich glaube einfach, daß wir immer wieder vor<br />

der Gemeindenähe unserer Hilfen selber erschrecken, und wir eben doch nicht<br />

g<strong>an</strong>z so nahe <strong>an</strong> die Gemeinden her<strong>an</strong> oder in sie hineinwollen. Wie <strong>an</strong>ders läßt es<br />

sich erklären, daß wir es 1983 immer noch schaffen, gemeindenahe Kleinghettos<br />

zu errichten.<br />

Und noch ein zweites, das nicht nur für den Kreis Höxter gilt: Zumindest bis heute<br />

trauen wir uns dort zu, das <strong>an</strong>zubieten, was <strong>an</strong> Hilfen für die psychisch Kr<strong>an</strong>ken und<br />

Behinderten nötig ist. Was morgen ist, wissen auch wir nicht. Wenn wir in den<br />

psychiatrischen <strong>Abteilungen</strong> der Allgemeinkr<strong>an</strong>kenhäuser nun bestreiten, daß<br />

regionale, dezentrale Versorgungssysteme alle Patientengrup-<br />

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