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Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

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Bosch: Ich möchte jetzt Herrn Bauer bitten, den heutigen Vormittag zusammenfassend,<br />

zu der bisherigen Diskussion Stellung zu nehmen.<br />

Bauer: Ich will dies versuchen. Zunächst möchte ich mich dem Votum vieler<br />

Vorredner <strong>an</strong>schließen, das da heißt: Es gibt zwei Gruppen von Patienten, denen<br />

wir recht hilflos gegenüber stehen, die „chronischen" und die „schwierigen". Für<br />

beide Gruppen müssen wir uns etwas einfallen lassen, wobei ich keineswegs die<br />

Hoffnung habe, daß uns schon bald sehr viel dazu einfällt. Die<br />

L<strong>an</strong>deskr<strong>an</strong>kenhäuser waren schon immer mit diesen beiden Patientengruppen<br />

befaßt, für die Mehrzahl der psychiatrischen <strong>Abteilungen</strong> <strong>an</strong> Allgemeinkr<strong>an</strong>kenhäusern<br />

sind diese Patienten eine neue Erfahrung. Ich meine jedoch, daß<br />

Erfahrung auch klug machen k<strong>an</strong>n und möchte Ihnen in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g eine<br />

Offenbacher Geschichte erzählen.<br />

Obwohl wir für unsere Klinik noch nicht die volle Versorgungsverpflichtung<br />

übernommen haben und dies <strong>an</strong>gesichts unserer noch nicht ausreichenden<br />

Bettenkapazität bisher auch nicht leisten können, haben wir doch den Anspruch,<br />

jeden einmal aufgenommenen Patienten bis zu seiner Entlassungsfähigkeit aus der<br />

Klinik zu beh<strong>an</strong>deln und für seine Probleme mit den uns derzeit gegebenen<br />

Möglichkeiten eine <strong>an</strong>gemessene Lösung zu finden. Dabei ist nach Anspruch und<br />

Selbstverständnis ausgeschlossen, Patienten in das noch immer „zuständige"<br />

<strong>Psychiatrische</strong> Kr<strong>an</strong>kenhaus Riedstadt zu verfegen.<br />

Trotzdem entsteht mit schöner Regelmäßigkeit bei uns immer wieder die Diskussion<br />

über die sogen<strong>an</strong>nten schwierigen Patienten mit dem Tenor, ob diese nicht<br />

doch im PKH Riedstadt besser beh<strong>an</strong>delt werden könnten als bei uns. In jedem<br />

Einzelfall ist es bisher gelungen, eine derartige Verlegung zu verhindern. Dies war<br />

jedesmal auch ein Erfahrungszuwachs für die einzelnen Beh<strong>an</strong>dlungsteams, die die<br />

Erfahrung machten, daß es zwar sehr schwierig zu beh<strong>an</strong>delnde Patienten gibt,<br />

diese aber eigentlich immer, wenn m<strong>an</strong> dies nur will, auch ohne fremde Hilfe<br />

beh<strong>an</strong>delt werden können. Dazu gehört d<strong>an</strong>n freilich auch, sich die Vorstellung, es<br />

gebe da noch irgendeine <strong>an</strong>dere Klinik, in die m<strong>an</strong> Patienten verlegen könne, zu<br />

verbieten. Diesen g<strong>an</strong>z subjektiven Aspekt des Problems halte ich inzwischen für<br />

den entscheidenden.<br />

Herr Finzen hat die Frage aufgeworfen, was mit jenen chronisch psychisch<br />

Kr<strong>an</strong>ken geschehen soll, die kein noch so gut ausgestattetes Wohnheim und auch<br />

keine sonstige komplementäre Einrichtung beh<strong>an</strong>deln wolle. Für diese Gruppe, so<br />

habe ich ihn verst<strong>an</strong>den, bleibe letztlich nur das <strong>Psychiatrische</strong> Kr<strong>an</strong>kenhaus. Ich<br />

selbst bin mir da nicht so sicher. Wir alle kennen doch eine große Anzahl schwerst<br />

chronischer Kr<strong>an</strong>ker oder Behinderter, die außerhalb des Kr<strong>an</strong>kenhauses unter<br />

zum Teil zugegebenermaßen miserablen Bedingungen leben, die aber auf keinen<br />

Fall dauerhaft in einem <strong>Psychiatrische</strong>n Kr<strong>an</strong>kenhaus leben möchten. Wir sollten<br />

uns vor dem Ehrgeiz und der Behauptung hüten, wir wüßten besser, was jenen<br />

Menschen gut tut. Mit gelegentlichen, möglichst ambul<strong>an</strong>ten Interventionen, ist<br />

dieser Klientel besser geholfen als durch stationäre Beh<strong>an</strong>dlungen. Sicher gibt es<br />

aber auch einen „harten Kern" derer, die dauerhafter Kr<strong>an</strong>kenhauspflege bedürfen.<br />

Diese Gruppe scheint auch mir aber eher klein und unter qu<strong>an</strong>titativen Aspekten<br />

nicht bedeutend.<br />

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