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Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

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gessen, wie mein Sohn, damals ein 22jähriger junger M<strong>an</strong>n, verzweifelt nach mir<br />

rief und mich bat, ihn nicht alleine zu lassen. Als ich ihn am nächsten Tag besuchen<br />

wollte, war er ausgerissen. Tagel<strong>an</strong>g suchten wir vergeblich, bis er sich eines<br />

Abends wieder zu Hause meldete.<br />

Einerseits die Erkenntnis seiner Eltern, daß eine ärztliche Beh<strong>an</strong>dlung unumgänglich<br />

ist, <strong>an</strong>dererseits die Tatsache, dies mit Zw<strong>an</strong>g durchsetzen zu sollen, hat alle<br />

Beteiligten in schwere Konflikte versetzt. Letztlich habe ich mich dazu entschieden,<br />

auf eine Zw<strong>an</strong>gseinweisung zu verzichten, zumal auch der akute Anlaß<br />

abgeklungen war und ich Folgeschäden und unbedachte H<strong>an</strong>dlungen meines<br />

Sohnes befürchtete. Eine psychiatrische Abteilung, am allgemeinen Kr<strong>an</strong>kenhaus<br />

<strong>an</strong>gegliedert, hat es damals bei uns nicht gegeben. Zwar habe ich in der Folge eine<br />

psychiatrische Beh<strong>an</strong>dlung bei einem Facharzt durchgesetzt, aber begleitende<br />

Maßnahmen konnten zunächst nicht erfolgen. Weder der Facharzt, noch ich hatten<br />

genügend Durchsetzungsvermögen, um den Besuch einer Tagesklinik zu<br />

erreichen.<br />

Diese Vorgeschichte scheint mir notwendig zu sein, um deutlich zu machen,<br />

wieviel besser durch die Nähe der psychiatrischen Abteilung am allgemeinen<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus die Voraussetzungen sind, den Patienten zu bewegen, sich einer<br />

Beh<strong>an</strong>dlung zu unterziehen. Eine größere Bereitschaft zum H<strong>an</strong>deln besteht auch<br />

in der Familie.<br />

Vor etwa einem dreiviertel Jahr war der Gesundheitszust<strong>an</strong>d meines Sohnes so<br />

schlecht, daß unbedingt eine Beh<strong>an</strong>dlung in einer Klinik erfolgen mußte, zumal er<br />

in eigener Zuständigkeit seine Beh<strong>an</strong>dlung beim Facharzt abgebrochen hatte.<br />

Zwar war es zunächst auch noch schwierig, ihn zu bewegen, ins Kr<strong>an</strong>kenhaus zu<br />

gehen; aber die Tatsache, daß er die Klinik ged<strong>an</strong>klich g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>ders einordnete als<br />

die psychiatrische Anstalt, war schon ein wichtiger Schritt, um seinen Widerst<strong>an</strong>d<br />

zu lockern. Als es schließlich gel<strong>an</strong>g, sein Einverständnis zu erhalten, war meines<br />

Erachtens schon ein sehr wichtiger erster Schritt get<strong>an</strong>.<br />

Dieser erste Schritt wäre aber meiner Überzeugung nach ohne das Vorh<strong>an</strong>densein<br />

der psychiatrischen Abteilung am allgemeinen Kr<strong>an</strong>kenhaus kaum möglich<br />

gewesen. Sie ist näher am Patienten und damit zweifellos ein Vorteil. Vertrauen<br />

vom ersten Moment <strong>an</strong> ist für jede Beh<strong>an</strong>dlung wichtig, und es wird Zeit gewonnen,<br />

wenn Vorbehalte gegen Zw<strong>an</strong>gsmaßnahmen nicht erst abgebaut werden müssen.<br />

Die unmittelbare Nähe der psychiatrischen Abteilung ist aber auch wichtig für die<br />

Angehörigen. Sie bietet die Möglichkeit des öfteren Besuches, die Herstellung von<br />

Kontakten zu Ärzten und Pflegepersonal und damit auch umgekehrt die<br />

Möglichkeit für das ärztliche Personal, sich ein Bild über die Familie und den<br />

Lebensbereich des Patienten zu machen.<br />

Der psychisch Erkr<strong>an</strong>kte braucht nach meiner Überzeugung ständig Kontakt zu<br />

denen, die sein Vertrauen genießen. Hierzu gehören unter normalen Umständen die<br />

Familie, aber auch Freunde und Kollegen. Sie alle haben die Möglichkeit, wegen<br />

relativ kurzer Wege diesen Kontakt zu pflegen.<br />

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