24.12.2012 Aufrufe

Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das geht nun in Ländern wie der Bundesrepublik oder Österreich, die föderalistisch<br />

strukturiert sind, nicht so leicht wie etwa in Großbrit<strong>an</strong>nien oder auch in<br />

Fr<strong>an</strong>kreich. Es ist durchaus so, daß auch ein psychiatrisches Großkr<strong>an</strong>kenhaus<br />

unterteilt werden k<strong>an</strong>n. Die Größe allein spricht nicht dagegen, daß m<strong>an</strong> auch das<br />

Kr<strong>an</strong>kenhaus intern sektorisiert, und daß die Leute, die die Versorgung für den<br />

Sektor intern betreiben, auch extern für ihn zuständig sind. Das gibt es in<br />

Fr<strong>an</strong>kreich, das gibt es in Italien, es ist nur noch nicht evaluiert.<br />

Wir müßten uns Mech<strong>an</strong>ismen ausdenken, die jem<strong>an</strong>den unter Druck setzen, für<br />

beide Bereiche ver<strong>an</strong>twortlich sein zu müssen. Das heißt durchaus nicht, daß m<strong>an</strong><br />

mit schon bestehenden Einrichtungen nicht zusammenarbeiten k<strong>an</strong>n. Wir haben in<br />

Niederöstereich selber zeigen können, daß zum Beispiel die Kooperation mit den<br />

niedergelassenen Nervenärzten durchaus notwendig ist in einem solchen System,<br />

in dem das gleiche Team für die stationäre und ambul<strong>an</strong>te Betreuung zuständig ist.<br />

Das darf in Zukunft nicht einfach abhängen von der Initiative eines einzelnen, von<br />

der Resignation eines <strong>an</strong>deren, vom ph<strong>an</strong>tasievollen „Wursteln" auf der einen Seite<br />

oder vom strikten, „gewurstelten" Pl<strong>an</strong>en.<br />

Ulmar: Ich finde es bezeichnend, daß bei einer Tagung, in der eigentlich die<br />

<strong>Abteilungen</strong> ihre Meinung äußern und ihre Erfahrungen darlegen sollten, ein<br />

Kernthema jene Patienten sind, denen von den <strong>Abteilungen</strong> gerade nicht auf die<br />

Dauer geholfen werden k<strong>an</strong>n, nämlich die chronisch psychisch Kr<strong>an</strong>ken. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

sagen, daß die Psychiatrie-Reform <strong>an</strong> den „alten" chronisch seelisch Kr<strong>an</strong>ken<br />

insofern vorbeigeg<strong>an</strong>gen ist, als sie schon zu l<strong>an</strong>ge kr<strong>an</strong>k,,schon hospitalisiert<br />

waren. Jetzt stellt sich das Problem der „jungen" chronisch Kr<strong>an</strong>ken. Unsere Frage<br />

sollte sein, wie diesen Menschen geholfen werden k<strong>an</strong>n, daß sie nicht in ein<br />

ähnliches Abseits hineingeraten wie bisher.<br />

Ich meine auch, daß der Gegensatz zwischen <strong>Abteilungen</strong> und Anstalten eigentlich<br />

am Problem vorbeigeht. Beide sind sicherlich sinnvoll und notwendig. Die Frage<br />

lautet, was den nachwachsenden chronisch Kr<strong>an</strong>ken günstigstenfalls geboten<br />

werden k<strong>an</strong>n.<br />

Es gibt sicherlich eine Kerngruppe, die weiterhin und auf Dauer klinisch hochqualifizierter<br />

Kr<strong>an</strong>kenbetreuung bedarf, in Anstalten oder in neu einzurichtenden<br />

<strong>Abteilungen</strong>, nach Möglichkeit zusätzlich in einigen Universitätskliniken, da<br />

chronische Psychosen ja auch einen bedeutsamen Forschungsgegenst<strong>an</strong>d<br />

darstellen. Dieser Gruppe Schwerkr<strong>an</strong>ker wird sicherlich wie bisher nur im<br />

Rahmen von größeren Einrichtungen, von Institutionen zu helfen sein.<br />

Für die Mehrzahl der chronischen Patienten sollte m<strong>an</strong> dennoch konsequent am<br />

Prinzip der Gemeindenähe festhalten. Viele der in den letzten Jahren belegten<br />

Institutionen, Heime und Altenheime waren suboptimal: bedarfsgerecht vielleicht,<br />

aber oftmals nicht patientengerecht.<br />

Als wir heute mittag das Überg<strong>an</strong>gswohnheim im Dachgeschoß besuchten, wo<br />

jüngere Patienten in einer Art Ghetto seit ein, zwei Jahren oder länger leben, fragte<br />

ich mich, wo hier die Gemeinde Offenbach bleibt, denn dieses mon-<br />

76

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!