Psychiatrische Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern - Aktion ...
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Das geht nun in Ländern wie der Bundesrepublik oder Österreich, die föderalistisch<br />
strukturiert sind, nicht so leicht wie etwa in Großbrit<strong>an</strong>nien oder auch in<br />
Fr<strong>an</strong>kreich. Es ist durchaus so, daß auch ein psychiatrisches Großkr<strong>an</strong>kenhaus<br />
unterteilt werden k<strong>an</strong>n. Die Größe allein spricht nicht dagegen, daß m<strong>an</strong> auch das<br />
Kr<strong>an</strong>kenhaus intern sektorisiert, und daß die Leute, die die Versorgung für den<br />
Sektor intern betreiben, auch extern für ihn zuständig sind. Das gibt es in<br />
Fr<strong>an</strong>kreich, das gibt es in Italien, es ist nur noch nicht evaluiert.<br />
Wir müßten uns Mech<strong>an</strong>ismen ausdenken, die jem<strong>an</strong>den unter Druck setzen, für<br />
beide Bereiche ver<strong>an</strong>twortlich sein zu müssen. Das heißt durchaus nicht, daß m<strong>an</strong><br />
mit schon bestehenden Einrichtungen nicht zusammenarbeiten k<strong>an</strong>n. Wir haben in<br />
Niederöstereich selber zeigen können, daß zum Beispiel die Kooperation mit den<br />
niedergelassenen Nervenärzten durchaus notwendig ist in einem solchen System,<br />
in dem das gleiche Team für die stationäre und ambul<strong>an</strong>te Betreuung zuständig ist.<br />
Das darf in Zukunft nicht einfach abhängen von der Initiative eines einzelnen, von<br />
der Resignation eines <strong>an</strong>deren, vom ph<strong>an</strong>tasievollen „Wursteln" auf der einen Seite<br />
oder vom strikten, „gewurstelten" Pl<strong>an</strong>en.<br />
Ulmar: Ich finde es bezeichnend, daß bei einer Tagung, in der eigentlich die<br />
<strong>Abteilungen</strong> ihre Meinung äußern und ihre Erfahrungen darlegen sollten, ein<br />
Kernthema jene Patienten sind, denen von den <strong>Abteilungen</strong> gerade nicht auf die<br />
Dauer geholfen werden k<strong>an</strong>n, nämlich die chronisch psychisch Kr<strong>an</strong>ken. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
sagen, daß die Psychiatrie-Reform <strong>an</strong> den „alten" chronisch seelisch Kr<strong>an</strong>ken<br />
insofern vorbeigeg<strong>an</strong>gen ist, als sie schon zu l<strong>an</strong>ge kr<strong>an</strong>k,,schon hospitalisiert<br />
waren. Jetzt stellt sich das Problem der „jungen" chronisch Kr<strong>an</strong>ken. Unsere Frage<br />
sollte sein, wie diesen Menschen geholfen werden k<strong>an</strong>n, daß sie nicht in ein<br />
ähnliches Abseits hineingeraten wie bisher.<br />
Ich meine auch, daß der Gegensatz zwischen <strong>Abteilungen</strong> und Anstalten eigentlich<br />
am Problem vorbeigeht. Beide sind sicherlich sinnvoll und notwendig. Die Frage<br />
lautet, was den nachwachsenden chronisch Kr<strong>an</strong>ken günstigstenfalls geboten<br />
werden k<strong>an</strong>n.<br />
Es gibt sicherlich eine Kerngruppe, die weiterhin und auf Dauer klinisch hochqualifizierter<br />
Kr<strong>an</strong>kenbetreuung bedarf, in Anstalten oder in neu einzurichtenden<br />
<strong>Abteilungen</strong>, nach Möglichkeit zusätzlich in einigen Universitätskliniken, da<br />
chronische Psychosen ja auch einen bedeutsamen Forschungsgegenst<strong>an</strong>d<br />
darstellen. Dieser Gruppe Schwerkr<strong>an</strong>ker wird sicherlich wie bisher nur im<br />
Rahmen von größeren Einrichtungen, von Institutionen zu helfen sein.<br />
Für die Mehrzahl der chronischen Patienten sollte m<strong>an</strong> dennoch konsequent am<br />
Prinzip der Gemeindenähe festhalten. Viele der in den letzten Jahren belegten<br />
Institutionen, Heime und Altenheime waren suboptimal: bedarfsgerecht vielleicht,<br />
aber oftmals nicht patientengerecht.<br />
Als wir heute mittag das Überg<strong>an</strong>gswohnheim im Dachgeschoß besuchten, wo<br />
jüngere Patienten in einer Art Ghetto seit ein, zwei Jahren oder länger leben, fragte<br />
ich mich, wo hier die Gemeinde Offenbach bleibt, denn dieses mon-<br />
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