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Skulpturen & Kunsthandwerk

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457<br />

MUSEALE, BEDEUTENDE ANTIKE MARMORFIGUR<br />

DES 1./ 2. JAHRHUNDERTS<br />

Höhe: 126 cm.<br />

Breite: 44 cm.<br />

Tiefe: 26 cm.<br />

Römisch, 1./ 2. Jahrhundert n. Chr.<br />

Die Standfigur einer römischen Dame ist in Dreiviertel-Lebensgröße<br />

in leicht ockerfarbigem Marmor<br />

gemeißelt. Sie steht im Kontrapost auf einem an der<br />

Vorderseite seitlich später abgeschrägten Sockel. Das<br />

bodenlange Überkleid in Art eines Peplos liegt über<br />

dem enganliegenden Chiton. In langgezogenem kühnem<br />

Schwung ziehen die Kleiderfalten von der linken<br />

Schulter über das rechte Knie herab, und bilden von<br />

der rechten Hüfte abwärts gleichmäßig nacheinander<br />

folgende Schüsselfalten. Besonders kunstvoll die Tuchschlinge<br />

im Bereich der Hüfte unterhalb des kordelartig<br />

gedrehten Gürtels. Die Hand des herabhängenden<br />

rechten Armes greift in zwei große Falten, am Zeigefinger<br />

ein Siegelring. Am Sockel treten unter den<br />

parallel herabziehenden Kleiderfalten die beiden Fußspitzen<br />

mit Sandalen hervor. Über dem linken abgewinkelten<br />

Arm verlaufen parallel gelegte Mantelfalten,<br />

der Unterarm hier erhalten, die Hand fehlt. Dies<br />

macht die ikonographische Bestimmung schwer, ob<br />

es sich um eine antike Priesterin handelt, die hier<br />

eine Patera als Opferschale gehalten haben könnte,<br />

wie dies für Vesta-Darstellungen üblich wäre, oder –<br />

weit eher wahrscheinlich – eine Dame aus der hochstehenden<br />

Schicht der römischen Gesellschaft. Die<br />

Körperhaltung zeigt insgesamt noble Eleganz: die<br />

Hüfte nur leicht nach links bewegt, der Oberköper im<br />

Gegensinn gehalten, der Kopf in seitlicher Wendung,<br />

mit offenem Blick in die Ferne. Der Kopf mit ausgesprochen<br />

schönem Gesicht trägt eine Stephane über<br />

dem mittelgescheitelten, vollen, leicht lockigen Haar,<br />

das vom weit hinten anliegenden Kopfschleier bedeckt<br />

wird.<br />

Es besteht kein Zweifel darüber, dass Kopf und Figur<br />

– in identischem Marmor – zusammengehören. Das<br />

verlorene Hals-Zwischenstück und die Kopf rückseite<br />

wurden ergänzt, ebenso die Kinnspitze. Die Ansätze<br />

des ehemaligen Bruches sind auch an der Rückseite<br />

zu sehen. Die Falten des Kopfschleiers wurden denen<br />

des Rückens angeglichen. Wie bei Statuen der Antike<br />

üblich, weist auch diese Figur einen in der christlichen<br />

Spätantike vorgenommenen Abbruch der Nasenspitze<br />

auf, was in der frühchristlichen Zeit eine Entsakralisierung<br />

antiker menschlicher Bilddarstellungen bedeutet<br />

hat. Der Rücken lässt flachere Faltenlegungen<br />

erkennen, zwei Bohrlöcher weisen darauf hin, dass<br />

die Figur ehemals nahe einer Rückwand auf gestellt<br />

war, sie dienten der ehemaligen Verankerung zu<br />

Wand sicherung.<br />

Trotz dieser in Bezug auf den historischen Wert der<br />

römischen Plastik kaum erheblichen Ergänzung haben<br />

wir es mit einem außerordentlich seltenen Werk der<br />

Antike zu tun, das zudem hohe ästhe tische Ausdruckskraft<br />

ausweist. A.R. (†) (12901430) (11)<br />

IMPORTANT ANCIENT ROMAN MARBLE FIGURE<br />

OF THE 1ST/ 2ND CENTURY OF MUSEUM-QUALITY<br />

Height: 126 cm.<br />

Width: 44 cm.<br />

Depth: 26 cm.<br />

Roman, 1st/ 2nd century AD.<br />

The head features an extremely beautiful face, wearing<br />

a Stephane. The full, slightly curly hair is parted at<br />

the centre and covered by a veil, which is attached at<br />

the far back of the head.<br />

There is no doubt that head and figure – in identical<br />

marble – belong together. The lost neck spacer and<br />

the back of the head have been added, as has the tip<br />

of the chin.<br />

Signs of a former fracture are visible on the back. The<br />

folds of the head veil have been aligned with those<br />

on the back. As is typical of statues from antiquity,<br />

this figure’s nose tip was also broken off in Christian<br />

late antiquity, which in early Christian times symbolized<br />

a desacralization of human images. The back<br />

shows flatter folds. Two drill holes indicate that the<br />

figure was formerly fixed against a wall. (†)<br />

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