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15.04.22 Simbacher Anzeiger

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15. April 2022<br />

<strong>Simbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong><br />

Grenzlage ist Herausforderung für Polizei<br />

Nr. 8/2022<br />

Simbach (mm). Die <strong>Simbacher</strong><br />

Polizeiinspektion darf stolz sein<br />

auf ihre Arbeit, denn im Jahr 2021<br />

kann sie eine sehr hohe Aufklärungsquote<br />

vorweisen, ebenso<br />

wie einen deutlichen Rückgang<br />

bei Körperverletzung und Sachbeschädigung<br />

und einen 10-Jahres-Tiefstand<br />

bei Straßen-, Gewalt-<br />

und Diebstahlsdelikten. Doch<br />

eine Zahl trübt die positive Bilanz<br />

der diesjährigen Kriminalstatistik:<br />

die deutliche Zunahme bei<br />

ausländerrechtlichen Delikten.<br />

Geschuldet ist dies vor allem<br />

der Grenzlage, denn vermehrt fallen<br />

dabei Delikte an, die mit dem<br />

Grenzübertritt zusammenhängen,<br />

erklärt Stephan Goblirsch, Leiter<br />

der Polizeiinspektion Simbach.<br />

Dabei betont er, dass hier vor<br />

allem Beamte der Grenzpolizei als<br />

Unterstützung bei regelmäßigen<br />

Kontrollen einen wesentlichen<br />

Beitrag leisten.<br />

Im Sicherheitsbericht für das<br />

Jahr 2021 wurden auf Grund dieser<br />

besonderen Situation die Zahlen<br />

mit ausländerrechtlichen Verstößen<br />

herausgerechnet und extra<br />

aufgeführt, um die polizeiliche<br />

Kriminalstatistik für den Bereich<br />

der <strong>Simbacher</strong> Polizeiinspektion<br />

mit anderen Dienststellen vergleichbar<br />

zu machen. So ergibt<br />

sich letztlich das Ergebnis, dass<br />

man auf Grund der Häufigkeitszahlen<br />

im Landkreis sehr ähnlich<br />

liegt wie die Dienststellen in<br />

Pfarrkirchen und Eggenfelden.<br />

Würde man die Gesamtzahlen sehen,<br />

hätte u. a. Kirchdorf am Inn<br />

das schlechteste Image und<br />

taucht in der Statistik als „gefährlichste“<br />

Gemeinde auf. Grund dafür<br />

ist aber der stark frequentierte<br />

Grenzübergang, an dem<br />

Einreisekontrollen und Schleierfahndungen<br />

durchgeführt werden<br />

und entsprechend viele Delikte<br />

aufgedeckt werden.<br />

Im Detail<br />

Die Polizeiinspektion Simbach<br />

ist zuständig für die Stadt Simbach<br />

sowie die Gemeinden Ering,<br />

Julbach, Kirchdorf, Reut, Stubenberg,<br />

Tann, Wittibreut und Zeilarn.<br />

In diesem Zuständigkeitsbereich<br />

registrierte man im letzten<br />

Jahr einen Rückgang um 163<br />

Straftaten. 808 Delikte verzeichnete<br />

man ohne ausländerrechtlicher<br />

Verstöße im Vergleich zu<br />

971 Delikten im Vorjahr. Vergleicht<br />

man die ausländerrechtlichen<br />

Verstöße so steigt der Wert<br />

von 1684 Straftaten im Jahr 2020<br />

auf 1725 im Jahr 2021. Der Schwerpunkt<br />

liegt dabei auf illegalen<br />

Schleusungen.<br />

Der Höchstwert der Aufklärungsquote<br />

von 80,4 Prozent konnte<br />

gehalten werden. Mit der Quote<br />

80,3 Prozent konnten von den<br />

808 Straftaten 649 Täter ermittelt<br />

werden. Sie liegt dabei deutlich<br />

über dem Mittel der niederbayerischen<br />

Quoten. Bei der Gesamtkriminalität<br />

mit ausländerrechtlichen<br />

Verstößen ist die Quote sogar<br />

um 9,8 Prozent höher, da die<br />

Täter im Regelfall vor Ort festgestellt<br />

werden.<br />

Die Tatverdächtigen sind übrigens<br />

mit knapp 70 Prozent männlich<br />

und meist im Alter zwischen<br />

30 bis 39 Jahre. Aber auch Kinder<br />

und Jugendliche tauchen mit<br />

zehn bzw. 18 und 23 Tätern im<br />

Alter von zehn, 14 - 16 und 16 - 18<br />

Jahren in der Täterstatistik auf.<br />

Der Anteil der nichtdeutschen<br />

Tatverdächtigen lag mit 267 Personen<br />

bei 46,4 Prozent. Die Top<br />

Drei der ausländischen Tatverdächtigen<br />

kommt aus Rumänien,<br />

Serbien und Österreich. Insgesamt<br />

36 verschiedene Nationen<br />

wurden bei den Überprüfungen<br />

festgestellt. Sind bei den ausländerrechtlichen<br />

Straftaten Asylbewerber<br />

aufgelistet, so geht es dabei<br />

großteils um Einschleusung<br />

von Ausländern oder unerlaubte<br />

Einreise.<br />

Straßen- und Gewaltkriminalität<br />

sinkt<br />

Einen deutlichen Rückgang gab<br />

es im Bereich Straßenkriminalität.<br />

Dazu zählen Sachbeschädigungen,<br />

Raubüberfälle, Körperverletzung<br />

oder Erregung öffentlichen<br />

Ärgernisses. Lediglich 61<br />

Fälle tauchen in der Statistik auf<br />

– im Vergleich zu 109 im Vorjahr –<br />

und bestätigen den zurückgehenden<br />

Trend seit 2017. 27,9 Prozent<br />

der Delikte konnten aufgeklärt<br />

werden.<br />

Rückläufig ist auch die Gewaltkriminalität.<br />

Waren es 2020 noch<br />

21 Delikte, so sank die Quote 2021<br />

auf neun. Glücklicherweise wurden<br />

weder Mord noch Totschlag<br />

oder Geiselnahme verzeichnet.<br />

Dennoch beeinträchtigen aber<br />

verschiedene schwere Taten das<br />

Sicherheitsgefühl der Bevölkerung,<br />

räumt Goblirsch ein.<br />

Weniger Diebstahl<br />

Gelegenheit macht Diebe. Das<br />

zeigt sich vor allem beim „einfachen<br />

Diebstahl“ unter den der<br />

Ladendiebstahl fällt. Zwar ist<br />

auch hier ein Rückgang zu verzeichnen,<br />

doch in der Gesamtsumme<br />

der Diebstähle von 122<br />

Fällen ist der „einfache Diebstahl“<br />

mit 84 Langfingern deutlich. 38<br />

Diebe nutzten die Gunst der Stunde<br />

in einer Wohnung oder brachen<br />

bewusst dort ein.<br />

13 Fahrräder und zwei Kraftfahrzeuge<br />

wurden 2021 gestohlen.<br />

Im Vorjahr waren es noch<br />

19 bzw. drei Fahrzeuge.<br />

Dienststellenleiter Stephan Goblirsch (Mitte) und sein Stellvertreter Peter<br />

Spiegelsberger und Andreas Weigl präsentieren den Sicherheitsbericht<br />

<br />

Foto: Polizei<br />

Weniger Betrugsfälle<br />

Ein leichter Rückgang kann im<br />

Bereich der Betrugsfälle verzeichnet<br />

werden. Diese waren im Vorjahr<br />

deutlich in der Statistik angestiegen<br />

(von 55 Fällen 2019 auf 86<br />

Fälle 2020). 2021 wurden 81 Fälle<br />

bearbeitet. Betrugsmaschen tauchen<br />

zwar gehäuft auf, aber nicht<br />

jede Bearbeitung trifft den Zuständigkeitsbereich<br />

der <strong>Simbacher</strong><br />

Polizeiinspektion. Vor allem<br />

Internet- oder Callcenterbetrug<br />

fällt oft in die überörtliche Aufklärung.<br />

Vor Ort liegen die meisten<br />

Betrugsdelikte im Waren- bzw.<br />

Warenkreditbetrug, was soviel<br />

heißt wie „Ware im Voraus bezahlt<br />

aber nicht erhalten“ oder<br />

„Ware geliefert und nicht bezahlt“.<br />

Die Aufklärungsquote liegt<br />

hier übrigens bei erfreulichen<br />

81,5 Prozent.<br />

Weiterhin hoch ist die Betrugsmasche<br />

im Bereich Urkundenfälschung.<br />

112 Delikte wurden hier<br />

verzeichnet, darunter Missbrauch<br />

von Ausweisen, falsche Führerscheine,<br />

Reisepässe oder die Fälschung<br />

von Corona-Einreisevorschriften<br />

oder Test- und Impfnachweise.<br />

Hohe Aufklärungsquote<br />

bei Körperverletzung<br />

Deutlich weniger Fälle von Körperverletzung<br />

stellte die Polizei<br />

2021 fest. 65 Fälle im Vergleich zu<br />

92 Delikten wurden bearbeitet.<br />

Lediglich bei zwei Fällen konnte<br />

kein Täter ermittelt werden. 49 der<br />

bearbeiteten Fälle fallen unter<br />

den Begriff „einfache Körperverletzung“,<br />

neun unter „gefährliche<br />

Körperverletzung“ und sieben unter<br />

„fahrlässige“ Körperverletzung.<br />

Über 39.000 Euro Schaden richteten<br />

Vandalen im letzten Jahr<br />

mit Sachbeschädigungen an. 58<br />

Mal musste die Polizei derartige<br />

Schäden aufnehmen. Zahlenmäßig<br />

sind die Sachbeschädigungen<br />

von privatem Eigentum mit 23 am<br />

höchsten, der finanzielle Schaden<br />

liegt aber bei 22 Kraftfahrzeugen<br />

mit knapp 19.000 Euro höher. Die<br />

restlichen Zahlen finden sich im<br />

öffentlichen Bereich.<br />

Mit einer Null steht der Bereich<br />

Raubdelikt in der Statistik. Fünf<br />

waren es noch 2020.<br />

Weniger Fälle gibt es außerdem<br />

bei sexueller Selbstbestimmung.<br />

Die Aufklärungsquote liegt<br />

hier bei 95,7 Prozent. Das Gros befindet<br />

sich hier bei der Verbreitung<br />

pornographischer Schriften<br />

mit 13 Fällen, aber auch sexueller<br />

Missbrauch von Kindern wurde<br />

zweimal registriert, exhibitionistische<br />

Handlungen (3), sexuelle<br />

Nötigung (2), sexuelle Belästigung<br />

(2) und die verbotene Ausübung<br />

von Prostitution.<br />

Rauschgift per Post<br />

Vor allem bei Kontrollen wurde<br />

der Besitz von Rauschgift festgestellt,<br />

weshalb die Aufklärungsquote<br />

bei 94,7 Prozent liegt. Besonders<br />

erfolgreich war hier die<br />

Grenzpolizeigruppe, berichtete<br />

Goblirsch, denn unter die Rauschgiftkriminalität<br />

zählt auch das<br />

Schmuggeln von Betäubungsmitteln<br />

– wieder ein typisches „Grenzproblem“.<br />

Die Zusammenarbeit<br />

mit den Kollegen aus Österreich<br />

trägt hier ebenso zum Erfolg bei<br />

wie die Kontrolle von Postlieferungen<br />

aus Darknet-Bestellungen.<br />

Und noch einmal kommt die<br />

Grenzsituation ins Spiel, wenn es<br />

um das Aufenthaltsgesetz und<br />

Asylrecht geht. 917 Verstöße gibt<br />

es hierbei zu verzeichnen, 240<br />

mehr als 2020. Die Bearbeitung<br />

übernimmt hier die zuständige<br />

Bundespolizei.<br />

Bei 798 Personen wurde ein<br />

Strafverfahren wegen Verstoßes<br />

gegen das Aufenthalts-, das Asylund<br />

das Freizügigkeitsgesetz EU<br />

eingeleitet. Zwei der Täter waren<br />

Deutsche, der größte Teil der<br />

ausländischen Täter kam mit 269<br />

Personen aus Syrien, gefolgt von<br />

Serben, Türken, Irakern, Ukrainern,<br />

Afghanen und Albanern.<br />

Weitere 35 Staaten wurden verzeichnet.<br />

Dienststellenleiter Stephan Goblirsch<br />

zeigt sich mit der Bilanz<br />

des Jahres 2021 durchaus zufrieden<br />

und setzt auch in Zukunft auf<br />

ein gutes Miteinander von Polizei<br />

und Bevölkerung.

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