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Lobetal Aktuell, Ausgabe 2/2022

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Aus den Einrichtungen<br />

Protestzug durch <strong>Lobetal</strong><br />

Es gibt noch viel zu tun. Franziska Wenzel weiß zu berichten,<br />

dass in Linienbussen von und nach <strong>Lobetal</strong> nur Platz ist<br />

für einen Rollstuhl. Das ist deutlich zu wenig.<br />

Am 5. Mai fand der Europäische Protesttag<br />

zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung<br />

statt. Thema: Leben ohne Barrieren.<br />

Auch in <strong>Lobetal</strong> und Basdorf fanden<br />

dazu Aktionen statt. Die Mitarbeiterin<br />

meint: „Wir haben mal Bescheid gesagt!“<br />

Auf dem <strong>Lobetal</strong>er Dorfplatz luden Mitarbeitende,<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

zum Austausch über ein barrierefreies<br />

Miteinander ein. An einem Aktionsstand<br />

wurde Informationsmaterial verteilt und<br />

Menschen mit Beeinträchtigungen berichteten<br />

im persönlichen Gespräch von ihren<br />

täglichen Erfahrungen. Rollstuhlfahrerin<br />

Franziska Wenzel erzählte, dass im normalen<br />

Linienbus immer nur Platz für einen<br />

Rollstuhl ist. „Alle anderen müssen dann<br />

auf den nächsten Bus warten, der erst eine<br />

Stunde später kommt. Da kann dann auch<br />

wieder nur einer mit.“<br />

„Tempo machen für Inklusion –<br />

Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung:<br />

Aktionen in <strong>Lobetal</strong> und Basdorf<br />

barrierefrei zum Ziel“<br />

„Das geht mir so auf den Senkel! Die ganzen<br />

Barrieren ziehen sich wie ein roter Faden<br />

durch alle Lebensbereiche.“ Türen, die<br />

einem jemand aufmachen muss, Klingelknöpfe,<br />

vor denen Fahrradständer stehen<br />

und viel zu enge Gänge in Geschäften machen<br />

ihm das Leben schwer. Um sein Ziel<br />

zu erreichen, muss er oft lange Umwege<br />

in Kauf nehmen und sich für Fahrten vorher<br />

telefonisch anmelden. „Wo bleibt denn<br />

da die Spontanität?“ fragt er. Das unterstreicht<br />

Einrichtungsleiterin Zarina Engel:<br />

„Bewohnerinnen und Bewohner müssen<br />

oft einzeln mit Dienstfahrzeugen gefahren<br />

werden, wenn mal wieder kein Platz im Bus<br />

war. Sie fragt: „Wenn sie ihren Arbeitsort<br />

nicht erreichen können, wo bleibt da die<br />

Teilhabe, wo die Selbstbestimmung?“<br />

Fotos: Mechthild Rieffel<br />

Um 15 Uhr machte sich ein Protestzug auf<br />

den Weg. Heilerziehungspflegerin Danielle<br />

Villain und Einrichtungsleiterin Andrea<br />

Tholl gestalteten mit einer Gruppe von<br />

nicht lesenden Menschen Schilder, mit denen<br />

sie als Protestaktion in <strong>Lobetal</strong> einige<br />

Hinweis- und Straßenschilder überklebten.<br />

Ziel der Aktion war, darauf aufmerksam zu<br />

machen, wie schwierig die Orientierung für<br />

Menschen mit kognitiven Einschränkungen<br />

ist. „Das Wegetraining, das wir mit allen<br />

so lange machen, bis sie sich hier zurechtfinden,<br />

wäre so viel einfacher, wenn es zu<br />

den geschriebenen Worten auch leicht verständliche<br />

Bilder gäbe.“, berichtet Frau Villain.<br />

Mit Bollerwagen, Luftballons,<br />

Schildern und reichlich guter<br />

Laune zogen die Akteurinnen<br />

und Akteure<br />

los und verteilten<br />

die Schilder in <strong>Lobetal</strong>.<br />

Unterwegs<br />

mussten sie immer<br />

wieder erklären,<br />

„Das geht mir<br />

so auf den Senkel!<br />

Die ganzen Barrieren<br />

ziehen sich wie ein<br />

roter Faden durch alle<br />

Lebensbereiche.“<br />

was sie gerade tun.<br />

Dabei wurde deutlich,<br />

dass den meisten Lesenden<br />

die Problematik gar nicht<br />

klar war. „Genau darum,“ fasst Danielle<br />

Villain zusammen, „haben wir ja hier und<br />

heute mal Bescheid gesagt.“<br />

Volker Wittig<br />

Aktion in Basdorf<br />

Auch in Basdorf (Wandlitz) vor dem Kontaktladen<br />

THEO in der Theodor Fontane<br />

Straße 6 war die Hoffnungstaler Stiftung<br />

<strong>Lobetal</strong> mit einem Aktionsstand<br />

vertreten. Hier gab es die<br />

Möglichkeit mit verschiedenen<br />

Akteurinnen und<br />

Akteuren ins Gespräch<br />

zu kommen, auf Barrieren<br />

aufmerksam zu<br />

machen und sich auszutauschen,<br />

wie der gemeinsame<br />

Raum innerhalb<br />

der Nachbarschaft von allen<br />

belebt und genutzt werden kann.<br />

Ein Selbsterfahrungsparcours wurden Passantinnen<br />

und Passanten dazu eingeladen,<br />

die Umgebung selbst einmal „mit anderen<br />

Augen“ wahrzunehmen und auf mögliche<br />

Barrieren und Hindernisse hin zu<br />

überprüfen.<br />

Gemeinsam Barrieren sichtbar<br />

machen und abbauen<br />

In den letzten drei Jahrzehnten hat sich<br />

beim Thema Inklusion zwar schon viel<br />

getan, aber in vielen Teilbereichen gibt es<br />

nach wie vor großen Handlungsbedarf.<br />

Deshalb stand die vielfach noch fehlende<br />

Barrierefreiheit in diesem Jahr im Fokus<br />

des Protesttages. Unter dem Motto<br />

„Tempo machen für Inklusion – barrierefrei<br />

zum Ziel“ soll sie das Thema in das<br />

Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.<br />

Jede Barriere verhindert die gesellschaftliche<br />

Teilhabe und individuelle Mobilität<br />

von Menschen mit Behinderung. MR<br />

Der <strong>Lobetal</strong>er Volker Wittig, ist auch auf einen<br />

Rollstuhl angewiesen und ärgert sich:<br />

Auf dem <strong>Lobetal</strong>er Dorfplatz luden Mitarbeitende,Bewohnerinnen und Bewohner<br />

zum Austausch über ein barrierefreies Miteinander ein.<br />

Eine Gruppe von nicht lesenden Menschen gestaltete Schilder, mit denen sie in<br />

einer Protestaktion in <strong>Lobetal</strong> einige Hinweis- und Straßenschilder überklebten.<br />

36 <strong>Lobetal</strong> aktuell<br />

<strong>Lobetal</strong> aktuell<br />

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