audimax I.T. 1-2022 - Karrieremagazin für ITler
Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Roundhouse Blick – IT-Analysten dolmetschen zwischen IT- und BWL-Abteilung *** Make a wish: Was sich IT-Experten in einer idealen Welt von der IT wünschen *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke
Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Roundhouse Blick – IT-Analysten dolmetschen zwischen IT- und BWL-Abteilung *** Make a wish: Was sich IT-Experten in einer idealen Welt von der IT wünschen *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke
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AUTSCH<br />
WO TUT'S WEH?<br />
Eine Frage der Ethik.<br />
Was angehende Medizininformatiker jetzt über die Potentiale und Grenzen der Branche wissen müssen.<br />
Text: Florian Grobbel<br />
»Meine Verordnungen werde ich treffen<br />
zum Nutz der Kranken,<br />
nach bestem Vermögen und Urteil;<br />
ich werde sie bewahren<br />
vor Schaden und willkürlichem Unrecht.«<br />
So lautet die freie Übersetzung des berühmten Hippokratischen<br />
Eids – das wohl erste wichtige Dokument zur Ethik<br />
der Medizin. In den darauffolgenden 21 Jahrhunderten gab<br />
es so einige Revolutionen und Reformen. Der Kerngedanke<br />
der medizinischen Philosophie ist aber immer noch gültig:<br />
Ein Arzt darf seinen Patienten kein Leid zufügen. Selbstverständlich<br />
muss dieser Eid – der übrigens in Deutschland<br />
nicht verpflichtend ist – immer wieder an die aktuellen Entwicklungen<br />
angepasst werden. Besonders ein Thema ist bei<br />
der heutigen Diskussion nicht vermeidbar: Die Ethik der Medizininformatik.<br />
Wie weit darf digitale Technik gehen, wenn<br />
es um die Gesundheit von Menschen geht? Eine Frage, die gesellschaftlich<br />
häufig diskutiert wird und auch an den Hochschulen<br />
Thema ist. Dr. Monika Pobiruchin lehrt Informatik<br />
an der HS Heilbronn. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
zeigt die großen moralischen Diskussionspunkte auf: »Die<br />
ethischen Herausforderungen sind so vielfältig wie das Berufsbild<br />
und die Tätigkeitsfelder in der Medizininformatik.<br />
Da fängt es bei den Algorithmen selbst an: Wie ethisch sind<br />
diese und werden womöglich Gruppen diskriminiert, weil<br />
sie in Trainingsdatensätzen nicht repräsentiert sind? Gerade<br />
in Zeiten des aktuellen Hypes um Künstliche Intelligenz eine<br />
außerordentlich wichtige Frage.«<br />
Fest steht: Die zunehmende Digitalisierung von Krankenhäusern<br />
wird immer wichtiger und vielfältig gefördert. 2018<br />
wurde von der Bundesregierung die große Medizininformatik-Initiative<br />
ins Leben gerufen. Bis 2026 sollen mehr als 200<br />
Millionen Euro in die Förderung fließen. Vor allem die Vernetzung<br />
der Krankenhäuser steht dabei im Fokus. Patientendaten<br />
sollen bundesweit digital abrufbar sein, wodurch<br />
sich ein breiter Informationspool <strong>für</strong> Pflege und Forschung<br />
ergibt. Noch stehen diese Entwicklungen am Anfang und<br />
es tun sich einige Hürden auf. Auch Prof. Thomas Deserno<br />
– stellvertretender geschäftsführender Direktor am ›Peter L.<br />
Reichertz Institut <strong>für</strong> Medizinische Informatik‹ – ist sich dem<br />
bewusst: »Die Datenauswertung funktioniert mit Machine<br />
Learning Ansätzen. Damit verbunden ist das Problem, dass<br />
die Daten in der Medizin sehr heterogen sind und zunächst<br />
keine Interoperabilität besteht. Daten, die aus unterschiedlichen<br />
Quellen zusammengeführt werden, müssen jedoch<br />
gleich interpretiert werden.« Das ist kompliziert, vor allem<br />
wenn Kliniken Informationen verschieden codieren. Damit<br />
hier der Überblick bestehen bleibt und es möglichst schnell<br />
zu einer Angleichung der Systeme kommt, ist der Bedarf an<br />
Medizininformatikern groß. Doch bei allem Enthusiasmus<br />
bleibt die Frage: Ist diese Sammlung von Patientendaten auch<br />
sicher?<br />
EINE FRAGE DES SCHLÜSSELS<br />
Die Medizininformatik-Initiative hat genaue Vorstellungen,<br />
wie die Förderung der Digitalisierung <strong>für</strong> die nächsten Jahre<br />
aussehen soll. Unter anderem kommt es zur Schaffung<br />
und dem Ausbau von Datenintegrationszentren (DIZ),<br />
an denen Informationen gesammelt und weitergetragen<br />
werden. Auch Forschende haben Zugriff auf die Patientendaten.<br />
Im Sinne der Datenschutzgrundverordnung ist<br />
dabei immer die Zweckbindung entscheidend, wie auch<br />
Thomas Deserno betont: »Es gibt nun die Problematik,<br />
dass die elektronischen Patientendaten <strong>für</strong> den Zweck der<br />
Diagnostik und Therapie des Einzelnen zusammengeführt<br />
wurden, aber nicht <strong>für</strong> den Zweck des Zusammenführens<br />
und gemeinschaftlichen Auswertens entstanden sind. Um<br />
dem zu entgehen gibt es das Konzept des Broad Consent.«<br />
Patienten müssen nicht mehr explizit zustimmen, dass ihre<br />
Daten von Forschenden auf verschiedenste Arten weiterverwendet<br />
werden dürfen. Die Beantragung der Nutzung<br />
muss dabei jedoch einige Hürden überwinden. Die Anträge<br />
»prüfen eine unabhängige Ethikkommission und ein ›Useand-Access-Committe‹<br />
(UAC) am Standort des DIZ«, heißt<br />
Illustration: theos.studio/depositphotos.com<br />
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