audimax I.T. 1-2022 - Karrieremagazin für ITler
Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Roundhouse Blick – IT-Analysten dolmetschen zwischen IT- und BWL-Abteilung *** Make a wish: Was sich IT-Experten in einer idealen Welt von der IT wünschen *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke
Von neuen Helden, Büchern, Filmen und Songs, die dein Mindset auf links drehen *** Unser Master-Special für alle Unentschlossenen: Studiengänge, Erfahrungsberichte aus erster Hand, Finanzierung und was sonst noch wichtig ist *** Diversity in MINT: Wie ausgeprägt ist Vielfalt in Unternehmen wirklich? *** Roundhouse Blick – IT-Analysten dolmetschen zwischen IT- und BWL-Abteilung *** Make a wish: Was sich IT-Experten in einer idealen Welt von der IT wünschen *** Was Willi Weitzel mit Pippi Langstrumpf, Wollwurst und Popelsammlungen zu tun hat: Er verrät’s in Mut Zur Lücke
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BRANCHENEINBLICK<br />
es auf der Webseite der Initiative. »Dieses Verfahren schließt<br />
eine unethische Nutzung der Daten aus und gewährleistet<br />
eine hohe wissenschaftliche Qualität der Datenanalysen.«<br />
Außerdem werden die Informationen nach ihrem Anlegen<br />
schnell von jeder persönlichen Ebene getrennt. Das bedeutet<br />
beispielsweise: Die Untersuchungsdaten eines Krebspatienten<br />
werden in das System eingespeist und frühstmöglich<br />
anonymisiert bzw. pseudonymisiert – teilweise sogar<br />
mehrfach. Der Name oder die Anschrift wird somit von der<br />
medizinischen Information gelöst. Nur eine geringe Anzahl<br />
von Personen ist dabei in der Lage, diese Codes wieder zu<br />
entschlüsseln und die Forschenden arbeiten lediglich mit<br />
der Information zur Krankheit.<br />
PHILOSOPHIEKURS FÜR INFORMATIKER?<br />
Damit die Bedeutung der ethischen Fragen immer auf dem<br />
Tableau bleibt, ist es daher wichtig, schon im Studium die<br />
Weichen zu stellen. Das Ganze kann natürlich durch Kurse<br />
oder gar Studienschwerpunkte gelingen, wie Dr. Monika<br />
Pobiruchin von der Hochschule Heilbronn berichtet: »Ethische<br />
Fragestellungen und Betrachtungen werden mit dem<br />
Bezug zur Medizininformatik motiviert. Zum einen ganz<br />
stark in unserem Fach ›IT und Gesellschaft‹ im Bachelor,<br />
aber auch in der Vorlesung ›Ethik‹ im Master. Informatik in<br />
der Gesundheit hat aber auch ganz oft einen Einfluss auf<br />
das tägliche Leben von Patient*innen, sodass sich in vielen<br />
Fächern Bezugspunkte ergeben, z. B. wenn es um die<br />
Ökonomie im Gesundheitswesen geht.« Andererseits ist es<br />
auch ein Weg, Informatiker und Mediziner möglichst früh<br />
im Studium zusammenzubringen. Das Ziel: Verständigung<br />
zu Arbeitsweisen und Ansichten – auch ethischer Natur.<br />
So verfahren beispielsweise bereits die Studierenden<br />
der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule<br />
Hannover (MHH). »In dieser Kooperation gibt es ein aktuelles<br />
Programm, in dem Studenten der Medizininformatik<br />
der TU ihre Masterarbeit parallel zu einem medizinischen<br />
Doktoranden der MHH schreiben«, erzählt Professor Deserno,<br />
»Quasi Tandem-Teams, die schon in der Ausbildung<br />
zusammenarbeiten.« Durch Modelle wie dieses kann möglichst<br />
früh auf die enge Zusammenarbeit der beiden Berufe<br />
gesetzt werden und es können Informatiker an die Themen<br />
und Fragen der Medizin praktisch herangeführt werden.<br />
Denn hier liegt noch eine wichtige Baustelle. Viele Konflikte<br />
beim Thema Medizininformatik entstehen durch mangelnde<br />
Kommunikation. Das zeigt auch die Erfahrung von<br />
Monika Pobiruchin: »Gerade in der Zusammenarbeit mit<br />
Ärztinnen und Ärzten konnte ich beobachten, dass Dinge,<br />
die man als Medizininformatiker*in als selbstverständlich<br />
und einfach wahrnimmt, von manchen Ärzt*innen als super<br />
aufwendig und kompliziert wahrgenommen werden.<br />
Andersherum aber auch: Vermeintlich einfache Wünsche<br />
der Anwender*innen stellen hohe Anforderungen an Softwarelösungen.«<br />
Umso dringender sollten zu den Skills lösungsorientierter<br />
Medizininformatiker eine gute Kommunikations-<br />
und Konfliktfähigkeit gehören. Und auch wenn<br />
einige medizinische Basics bereits im Studium beigebracht<br />
werden: Der enge Austausch und das Interesse an Medizin<br />
sollte im späteren Berufsleben nicht verloren gehen. Gerade<br />
in dieser Nische der Informatik ist das Interesse am Kunden<br />
– also letztendlich dem Patienten oder der Patientin – enorm<br />
wichtig.<br />
Die Stichworte lauten also wie in jeder guten Diskussion um<br />
Moral: Kommunizieren, Zuhören, Reflektieren. So kann mit<br />
einer bald gut ausgebauten digitalisierten Medizin viel Gutes<br />
getan werden.<br />
DIE DIAGNOSEN<br />
SO STEHT'S GESCHRIEBEN<br />
»Von dem in Medizin und Gesundheitswesen Handelnden<br />
[wird] gefordert, dem Wohlergehen des Individuums stets Vorrang<br />
vor den Interessen der Wissenschaft und der Gesellschaft<br />
einzuräumen, die Achtung vor dem Menschen zu wahren, das<br />
Leben, die Gesundheit, die Privatsphäre und die Würde des Individuums<br />
zu schützen und medizinische Forschung am Menschen<br />
stets von einer unabhängigen Ethikkommission begleiten<br />
zu lassen.« Auszug aus den ethischen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft <strong>für</strong><br />
Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS)<br />
DIGITAL FOR FUTURE<br />
»Digitalisierung und datenbasierte Gesundheitsforschung<br />
werden die Medizin der Zukunft sein. Innerhalb<br />
kürzester Zeit hat sich mit der Medizininformatik-Initiative<br />
und dem Netzwerk Universitätsmedizin eine Plattform<br />
entwickelt, die es den Forschenden ermöglicht,<br />
Daten von Covid-19-Patienten zu analysieren und standortübergreifend<br />
an den Universitätskliniken zu nutzen.«<br />
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin <strong>für</strong> Bildung und Forschung<br />
zur Medizininformatik-Initiative<br />
ALLE DABEI<br />
»Mit der Überarbeitung der ethischen Leitlinien<br />
haben wir den Vorstand überzeugt,<br />
die Bedeutung der Leitlinien dahingehend<br />
aufzuwerten, dass sich ein Mitglied beim<br />
Eintritt in die GMDS zur Einhaltung verpflichtet.<br />
Jedes Mitglied muss künftig diese<br />
Leitlinien zur Kenntnis nehmen und diese<br />
auch be<strong>für</strong>worten.«<br />
Prof. Thomas Deserno, Kommissionsmitglied zur Überarbeitung<br />
der ethischen Leitlinien bei der GMDS<br />
ENDLICH MEHR AUFKLÄRUNG!<br />
»Ein wichtiger Meilenstein in der Medizininformatik<br />
ist die ›App auf Rezept‹ – da ist Deutschland endlich<br />
einmal internationaler Vorreiter! Dabei ist es möglich,<br />
sich zertifizierte und geprüfte Smartphone-Apps verschreiben<br />
zu lassen. Aber jedes noch so tolle Angebot<br />
kann nicht wirken, wenn es nicht unter den Versicherten,<br />
Ärzt*innen, usw. bekannt ist.«<br />
Dr. Monika Pobiruchin, Hochschule Heilbronn<br />
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