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vsao Journal Nr. 3 - Juni 2022

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Fokus<br />

Intelligent, vorsichtig und gesellig: Ratten leben in Familienverbänden, erkennen sich am Geruch und verständigen sich durch Laute.<br />

Bilder: zvg<br />

und Hausratte wurde im Mittelalter der Erreger<br />

der Pest, Yersinia pestis, durch Flöhe<br />

von den Hausratten auf die Menschen<br />

übertragen. Heute ist die Hausratte in der<br />

Schweiz sehr selten und vor allem noch in<br />

der Landwirtschaft anzutreffen. In<br />

Deutschland ist sie beispielsweise auf der<br />

Roten Liste als vom Aussterben bedrohte<br />

Art aufgeführt.<br />

Gesellig und familiär<br />

Die Wanderratte ist ein Kulturfolger und<br />

lebt überall, wo sich Menschen ansiedeln.<br />

Als Allesfresser ernährt sie sich von Getreide<br />

und anderen pflanzlichen und tierischen<br />

Produkten. Je nach Wassergehalt<br />

des Futters braucht eine Ratte täglich 30<br />

bis 60 Milliliter Wasser. Deshalb siedeln<br />

sich Wanderratten gerne in der Nähe von<br />

Gewässern oder in der Kanalisation an.<br />

Hier ernähren sie sich vor allem von über<br />

die Toilette entsorgten Nahrungsresten.<br />

Sie können ihr ganzes Leben in diesem<br />

künstlichen Höhlensystem verbringen.<br />

Bei Öffnungen im Abwassersystem können<br />

sie an die Oberfläche gelangen.<br />

Die Wanderratte ist vorwiegend dämmerungs-<br />

und nachtaktiv, kann sich aber<br />

bei entsprechender Fütterung auch tagsüber<br />

zeigen. Sie läuft gern entlang von<br />

Mauern, Gebüschen und allem, was ihr<br />

Schutz bietet. In der Vegetation bewegt sie<br />

sich immer auf denselben Wegen. Sie ist<br />

gesellig und lebt in Gruppen im Familienverband.<br />

Das Revier einer Gruppe wird gegen<br />

Fremde verteidigt. Die Tiere einer<br />

Gruppe erkennen sich am Geruch. Regelmässig<br />

genutzte Wege werden mit Urin<br />

markiert. Zur Kommunikation untereinander<br />

verständigen sich Ratten auch akustisch.<br />

Gehör, Tast- und Geschmackssinn<br />

sind gut ausgebildet.<br />

Die Weibchen werden nach 50 bis 60<br />

Tagen geschlechtsreif. Nach einer Tragzeit<br />

von etwa 22 Tagen werden durchschnittlich<br />

sieben bis acht Junge geboren. Diese<br />

sind anfangs noch unbehaart, blind, hilflos<br />

und werden drei Wochen lang gesäugt.<br />

Deshalb bleiben sie für einige Wochen im<br />

Nest, welches das Weibchen an einem sicheren<br />

und trockenen Ort für sie anlegt.<br />

Ein Weibchen kann pro Jahr vier bis sieben<br />

Mal Junge haben. Das wird durch Populationsdichte,<br />

Nahrungsangebot und Temperatur<br />

beeinflusst. Im Freiland werden<br />

Ratten sechs bis zwölf Monate alt, in Gefangenschaft<br />

bis zu drei Jahren.<br />

Risiko für Gesundheit und Material<br />

Die Wanderratte hat bei der Nahrungssuche<br />

und zur Erschliessung neuer Nistmöglichkeiten<br />

einen grossen Aktionsradius.<br />

Dabei kommt sie auf dem Weg durch die<br />

Kanalisation, durch Abfalleimer, über<br />

Kompostplätze, durchs Gebüsch und andere<br />

Orte mit gesundheitsschädigenden<br />

Keimen in Kontakt und kann diese verschleppen.<br />

Beispiele dafür sind Salmonellen<br />

(Durchfallerkrankungen), Leptospiren<br />

(Weil’sche Krankheit), Hantaviren und Toxoplasmen.<br />

In Europa sind bei Ratten momentan<br />

27 Krankheitserreger bekannt.<br />

Aufgrund der potentiell möglichen Krankheitsübertragung<br />

sind Ratten in der Lebensmittelproduktion<br />

für Mensch und<br />

Haustiere ein erhebliches Risiko. Beim<br />

Eindringen in Vorratslager verschmutzen<br />

sie die gelagerten Nahrungsmittel mit ihrem<br />

Kot und Urin. Eine Ratte frisst täglich<br />

etwa 20–30 Gramm trockenes Futter.<br />

Durch ihren angeborenen Nagetrieb können<br />

sie gravierende Schäden an Möbeln,<br />

Verkabelungen und elektrischen Geräten<br />

anrichten. Beim Benagen von Kabelisolationen<br />

können Kurzschlüsse und Brände<br />

entstehen.<br />

Ein Rattenbefall im Freien ist an faustgrossen<br />

Löchern in der Erde und deutlichen<br />

Laufspuren in der Vegetation zu erkennen.<br />

Rattenkot ist häufig an geschützten<br />

Stellen wie z.B. unter Schränken, in<br />

dunklen Ecken aber auch auf den Laufwegen<br />

der Wand entlang zu finden. An Türen,<br />

Wänden und Verkleidungen findet man oft<br />

deutliche Nagespuren.<br />

Das Eindringen von Ratten und Mäusen<br />

in Keller kann durch engmaschige<br />

Vergitterung (Maschenweite höchstens<br />

5 mm) oder Schliessen der Kellerfenster<br />

vermieden werden. Türen und andere Öffnungen<br />

müssen dicht schliessen. Abfallund<br />

Sperrmüllansammlungen im Keller,<br />

anderen Lagerräumen oder im Hinterhof<br />

sind zu vermeiden, weil sie Futterquellen<br />

und Verstecke für die Ratten bieten. Regelmässiges<br />

Ausbringen von Vogelfutter<br />

lockt Ratten und Mäuse an. Gemäss der<br />

Vogelwarte Sempach ist das Füttern von<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 3/22 35

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