familie&co 06/2022

A
n einem Sommertag die Heizung
bis zum Anschlag aufdrehen
und nachts heimlich
durchs Fenster steigen, um mit Taschenlampen
nach dem versteckten Schatz im
Wald zu suchen … Erinnerungen an den
ersten Klassenausflug ins – gefühlt am
Ende der Welt gelegene – Schullandheim
sind bei vielen Erwachsenen heute noch
lebendig. Dass das Sujet Schulausflug,
Ferienlager und Internat seinen ganz eigenen
Reiz besitzt, haben auch Kinderbuchautoren
wie Enid Blyton („Hanni
und Nanni“), Paul Maar („Sams“) und
Erich Kästner („Das doppelte Lottchen“)
erkannt – und zu vielen abenteuerlichen
Geschichten verarbeitet.
Klassenfahrten fördern die
Persönlichkeitsentwicklung
Aber selbstverständlich erfüllen Klassenfahrten
auch andere, durchaus ernsthafte
Zwecke. So bieten solche Ausflüge
Schülern und Lehrern Gelegenheit, sich
außerhalb der oft unpersönlichen Schulund
Unterrichtsroutinen kennenzulernen,
zwischenmenschliche Kontakte zu
knüpfen und in einer als neu und aufregend
empfundenen Umgebung gemeinsame
Neigungen und Interessen zu entdecken.
Und da die meisten
Schullandheime und Jugendherbergen
inmitten der Natur und schöner Landschaften
liegen, bieten sich hier auch
viele Anknüpfungspunkte, das unbekannte
Terrain mit seiner Vielfalt an
historischen Sehenswürdigkeiten, Pflanzen
und Tieren spielerisch und zwanglos
zum Gegenstand des Forschens und
Lernens zu machen.
Nicht zu vergessen: Klassenausflüge
tragen auch zur positiven persönlichen
Entwicklung des Kindes bei, indem sie
dessen Selbstständigkeit und Eigenverantwortung
stärken. Dass das nicht immer
ganz reibungslos funktioniert, zeigt
sich insbesondere bei jüngeren Grundschulkindern,
die öfter mal mit Heimweh
zu kämpfen haben (lesen Sie dazu
den Kasten auf S. 37).
Indes können auch die Eltern einiges
zum Gelingen des Klassenausflugs beitragen.
Zum Beispiel, indem sie sich an
der Planung beteiligen und dafür sorgen,
dass das Reiseziel nicht zu weit abgelegen
ist und möglichst viele Spielgelegenheiten
bietet. Auch an den gar nicht so
seltenen Fall, dass es mehrere Tage hintereinander
regnet, sollte gedacht werden
und entsprechende Freizeitbeschäftigungen
– Wissensquiz, Karaoke,
Spielesammlung, Lesestoff, Improvisationstheater
etc. – vorbereitet werden.
Die Kosten sollten ebenfalls im Auge
behalten werden, damit einzelne Kinder
nicht aus finanziellen Gründen daheim
bleiben müssen (siehe Kasten S. 36).
Hinzu kommt, dass sich die Eltern – um
Neidgefühlen und Missgunst vorzubeugen
– auf einen möglichst einheitlichen
Taschengeldbetrag einigen sollten. Auch
die Mitnahme bzw. der Umgang mit
Süßigkeiten, MP3-Playern, Taschenmessern
und Smartphones sollte vorab auf
einem Extra-Elternabend gemeinsam
mit der Lehrerin bzw. den Begleitpersonen
besprochen werden.
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06/2022 familie&co 35