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277.TIROL - Juli 2022

Ausgabe 7, Juli 2022

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82 tirol.bildet<br />

Wie heißt das<br />

Zauberwort?<br />

Der Begriff „Fachkräftemangel“<br />

wird dieser Tage so inflationär<br />

verwendet, dass man schon fast<br />

von einem Modewort sprechen<br />

könnte, aber nicht im Guten. Eher<br />

als Anwärter auf das Problemwort<br />

des Jahres – und das Problem ist<br />

groß. Man liest sogar schon von<br />

Betrieben, die aufgrund von Personalmangel<br />

schließen müssen. Was<br />

es jetzt braucht, sind aber nicht<br />

Problemwörter, sondern Lösungswörter<br />

oder noch besser Zauberwörter.<br />

Jedes Jahr werden in der Fachkräfteverordnung<br />

des Bundes Mangelberufe für die Beschäftigung<br />

von ausländischen Fachkräften festgelegt.<br />

Für das Jahr <strong>2022</strong> sind 66 Mangelberufe<br />

bundesweit und weitere 20 tirolweit aufgelistet<br />

– deutlich mehr als im Vorjahr. Der Fachkräftemangel<br />

wird zunehmend zu einem großen,<br />

gar bedrohlichen Problem für Unternehmen.<br />

Wie Karlheinz Kopf, Generalsekretär der<br />

Wirtschaftskammer Österreich, in einer<br />

Presseaussendung erklärt, „bleibt der Ar beitsund<br />

Fachkräftemangel die größte Herausforderung<br />

für die heimische Wirtschaft“.<br />

Wie kommt ein<br />

Firmenkurs<br />

zustande?<br />

Handlungsbedarf bestehe in vielen Bereichen.<br />

So müsse bei der Arbeitsmarktreform,<br />

angekündigt für <strong>2022</strong>, der Fokus auf der<br />

schnellen Vermittlung der Arbeitslosen, der<br />

Steigerung der Mobilität am Arbeitsmarkt<br />

oder auf der Qualifizierung der Arbeitslosen<br />

liegen. Bei auslän dischen Fachkräften seien<br />

besonders mangelnde Deutschkenntnisse als<br />

Vermittlungshemmnis durch ein ausreichendes<br />

und passendes Angebot an Deutschkur sen<br />

auszugleichen. Der Forderung nach „ausreichenden<br />

Deutschkursen“ kann mit „mehr<br />

Deutschkursen“ begegnet werden. Wie aber<br />

können Deutschkurse zur Lösung des ar ­<br />

beitsmarktpolitischen Problems des Fachkräftemangels<br />

beitragen, also „passend“ sein?<br />

Das Zauberwort: Berufsspezifische<br />

Deutschkurse<br />

Reguläre Deutschkurse können dem konkreten<br />

Sprachbedarf am Arbeitsplatz nur selten ge ­<br />

recht werden und können allein deshalb schon<br />

kaum als passend bezeichnet werden. Diese<br />

Kurse schließen meistens mit einer Prüfung ab,<br />

weshalb der Schwerpunkt auf der Prüfungsvorbereitung<br />

liegt. Der berufliche Alltag (Situationen<br />

am Arbeitsplatz, konkreter Wortschatz, Dialekt,<br />

usw.) wird höchstens verallgemeinert thematisiert.<br />

Was braucht das<br />

Unternehmen?<br />

Bei einer Betriebsbesichtigung wird eine<br />

Bedarfserhebung durchgeführt. Diese dient<br />

dazu, das Unternehmen und den Fachwortschatz<br />

kennenzulernen. Hier werden auch gemeinsam<br />

konkrete Inhalte und Ziele definiert.<br />

Im von der GemNova Akademie entwickelten<br />

und mittlerweile ausgereiften wie erprobten<br />

Konzept „Deutsch im Alltags- und Arbeitsleben<br />

(DiA)“ steht der Arbeitsalltag im Mittelpunkt<br />

des Kurskonzepts. Diese berufsspezifischen<br />

Deutschkurse werden als offene Kurse für Ar ­<br />

beitnehmer*innen, aber auch als vollindividualisierte<br />

Firmenkurse (für ein oder auch mehrere<br />

Unternehmen gemeinsam) angeboten.<br />

Wie kommt ein Firmenkurs zustande?<br />

Ziel ist es, einen möglichst maßgeschneiderten<br />

Deutschkurs zu gestalten – zeitlich, örtlich und<br />

inhaltlich angepasst an den jeweiligen Betrieb<br />

und seine Mitarbeiter*innen. Die Kurskoordinatorinnen<br />

der GemNova Akademie stimmen sich<br />

dazu eng mit den Unternehmen ab.<br />

Am Ende des Firmenkurses bekommen alle<br />

Teilnehmer*innen ein Zertifikat, dass ihre Teilnahme<br />

an dieser sprachbezogenen Weiterbildung<br />

bestätigt. Sie haben damit nicht nur ein<br />

wertvolles Papier in der Hand. Indem Unternehmen<br />

ihre Mitarbeiter*innen weiterbilden, zeigen<br />

sie ihnen gegenüber Wertschätzung und Vertrauen<br />

und stellen eine vertiefte Bindung her.<br />

Firmendeutschkurse können somit nicht nur<br />

das Vermittlungshemmnis reduzieren, sondern<br />

auch das „Haltepotenzial“ erhöhen.<br />

Was braucht das<br />

Personal?<br />

Es ist wichtig zu wissen, auf welchem<br />

Sprachniveau sich die einzelnen Mitarbeiter*innen<br />

befinden, weshalb die Deutschtrainer*innen<br />

sie in einem standardisierten<br />

Verfahren einstufen. Je nach Ergebnis können<br />

mehrere Gruppen gebildet (z. B. eine Gruppe<br />

für Anfänger*innen, eine für Fortgeschrittene)<br />

oder Formen der Binnendifferenzierung<br />

erarbeitet werden.<br />

Wann findet der<br />

Kurs statt?<br />

Ganz einfach: Das jeweilige Unternehmen legt<br />

die Kurszeiten fest. Je nach Dienstzeiten können<br />

auch Parallelkurse (vor- und nachmittags)<br />

oder Kurse mit an Wechselschichtzeiten angepassten<br />

(sich wöchentlich ändernden) Kurszeiten<br />

organisiert werden.<br />

Was passiert<br />

im Kurs?<br />

Auf Grundlage der Bedarfserhebung<br />

und der Einstufung werden<br />

Unterrichtsmaterialien erstellt.<br />

Die Übungen und Aufgaben<br />

haben den Schwerpunkt auf der<br />

mündlichen Kommunikation.<br />

Die Mitarbeiter*innen erproben<br />

mittels situationsbezogener<br />

Übungen das Sprechen.<br />

Welche<br />

Förderungen<br />

gibt es?<br />

Es wird umfassende<br />

Beratung und Unterstützung<br />

bei der Beantragung<br />

von Förderungen für Firmensprachkurse<br />

geboten.<br />

Wo findet der<br />

Kurs statt?<br />

Der Kurs kann direkt<br />

im Betrieb oder in<br />

betriebsnah gelegenen<br />

Räumlichkeiten stattfinden.<br />

Die GemNova Akademie<br />

unterstützt auch<br />

gerne bei der Organisation<br />

eines passenden<br />

Kursraums.<br />

FAQs zu Firmendeutschkursen<br />

• Die gemeinsame Unterrichtssprache<br />

ist immer Deutsch – es<br />

können also Personen aus verschiedensten<br />

Herkunftsländern<br />

teilnehmen.<br />

• Es werden in den Kursen auch<br />

Dialektausdrücke gelernt und<br />

geübt, damit sich die Fachkräfte<br />

bestmöglich in Tirol zurechtfinden.<br />

• Die Übungen können so differenziert<br />

werden, dass Personen<br />

aus unterschiedlichen Abteilungen<br />

am selben Kurs teilnehmen<br />

können.<br />

• Die Übungen können so differenziert<br />

werden, dass Personen<br />

mit unterschiedlich hohen<br />

Sprachkompetenzen am selben<br />

Kurs teilnehmen können.<br />

ZUR AUTORIN<br />

ÁGNES SCHIN, MA<br />

Ágnes Schin ist Gymnasiallehrerin<br />

für Geschichte, DaF-Lehrerin und<br />

ausgebildete Mentaltrainerin. Für interessierte<br />

Unternehmen steht sie als<br />

Ansprechpartnerin für Deutschkurse<br />

zur Verfügung.<br />

Kontakt:<br />

a.schin@gemnova.at

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