29.08.2022 Aufrufe

kt052022 72dpi

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

★ FROMAGERIE DONGÉ ★<br />

Soweit das Auge reicht, umgeben von<br />

zahlreichen Feldern und Wiesen, liegt<br />

nordöstlich von Paris, im Departement<br />

Meuse, die Fromagerie Dongé. Dort fand<br />

vor rund 100 Jahren Etienne Dongé, damals<br />

18-jährig, in der kleinen Käserei von<br />

Triconville Arbeit. Sie stellten Emmentaler<br />

her. Der junge Käseliebhaber machte<br />

eine Ausbildung zum Molkereifachmann<br />

und die Käserei spezialisierte sich nach<br />

und nach auf Weichkäse. Fünf Jahre später<br />

kaufte sein Onkel die Käserei und Etienne<br />

Dongé wurde ihr Besitzer. Mit seiner<br />

Frau Andrée baute er die Produktion<br />

der Weichkäse aus. Im zweiten Weltkrieg<br />

wurden sie allerdings an die Ardèche evakuiert,<br />

nach ihrer Rückkehr 1956 errichteten<br />

sie an der heutigen Stelle, außerhalb<br />

des Dorfes, eine neue Käserei.<br />

Damals wurden die Milchkannen bei den<br />

Bauern noch mit einem Wagen von der<br />

Käserei selbst abgeholt. 30 Bries waren<br />

es täglich, die hergestellt wurden. 1962<br />

übernahmen Sohn Claude Dongé und<br />

seine Frau Madelaine die Fromagerie.<br />

Die Herstellung der Bries „frais de sel“<br />

(halbfertig) erfolgte in der Käserei, die<br />

Reifung wurde in Betrieben durchgeführt,<br />

die sich auf die Veredelung der Weichkäse<br />

spezialisiert hatten. Sie befanden sich<br />

in der Umgebung von Paris. Das Geschäft<br />

mit den Bries funktionierte gut, dreimal<br />

die Woche brachte er den Käse mit dem<br />

Zug nach Paris. Da es damals noch keine<br />

Kühltransporter gab, fuhr er wegen der<br />

kühleren Temperaturen nachts in die Metropole.<br />

Der Ursprungsschutz<br />

„Mein Vater sowie die Stadt Meaux<br />

setzten sich für den Schutz des Bries aus<br />

roher Kuhmilch ein“, erzählt Luc Dongé,<br />

Sohn von Claude und Madelaine<br />

Dongé, der das Unternehmen heute als<br />

Geschäftsführer mit seinem Bruder Jean-<br />

Michel führt. 1980 wurde Brie de Meaux<br />

europaweit geschützt und genießt seit<br />

dieser Zeit den Ursprungsschutz „AOP“<br />

(Appellation D‘Origine Protégée = geschützter<br />

Ursprung). Mitte der 80er Jahre<br />

kaufte ein großer Agrar- und Lebensmittelkonzern<br />

allmählich alle Produktionsstätten<br />

sowie auch die wichtigsten Veredlungsbetriebe<br />

in der Umgebung für Brie<br />

de Meaux AOP auf. Daraufhin übernahm<br />

Dongé kurzerhand auch die Veredelung<br />

seiner jungen Bries selbst. „Zudem baute<br />

meine Mutter Madelaine den Vertrieb<br />

unter „Maison Dongé“ auf.“<br />

Natürlich gereift<br />

Die Milch für Brie de Meaux AOP muss<br />

aus der Region stammen. Der Anteil des<br />

aus dem geografischen Erzeugungsgebiet<br />

stammenden Futters macht mindestens<br />

85 Prozent der Trockenmasse der<br />

Gesamtration der Milchviehherde aus.<br />

Die Milchbetriebe liegen für Dongé ausschließlich<br />

in den Dèpartements Meuse,<br />

20 Kilometer um die Käserei. Sie wird<br />

von der Kooperative „Union Laitiere de<br />

la Meuse“ (ULM) bei rund 25 Bauern<br />

eingesammelt und zur Käserei gebracht.<br />

Dort wird die Rohmilch analysiert. Dafür<br />

wurde ein Labor eingerichtet, dass mehrmals<br />

täglich Analysen der Milch und der<br />

darauf folgenden Herstellungsvorgänge<br />

durchführt. „Da uns die einwandfreie<br />

Qualität der Dongé-Weichkäse von großer<br />

Wichtigkeit ist, sind mehrfache Proben<br />

im eigenen Labor unentbehrlich“, resümiert<br />

Luc Dongé.<br />

Die Rohmilch wird für Brie de Meaux AOP<br />

mit tierischem Lab in 100-Liter-Bottichen<br />

dickgelegt. Ist die Milch geronnen, wird<br />

die Gallerte mit einem Messer nach einem<br />

besonderen Muster geschnitten und mit<br />

der traditionellen „Pelle à Brie“, einer flachen<br />

Schöpfkelle, von Hand in vier übereinander<br />

stehende Käse-Formen gefüllt.<br />

Zwischen jeder Edelstahl-Form liegt eine<br />

natürliche Binsenmatte, die die Drainage<br />

der Molke fördert. Während eines halben<br />

Tages sackt die Masse in der Käseform<br />

und verliert weiter Molke. „25 Liter Milch<br />

ergeben einen drei Kilogramm schweren<br />

Brie“, erklärt Luc Dongé. Nach einem Tag<br />

wird der Laib aus der Form genommen<br />

und von beiden Seiten gesalzen. „Im<br />

Reifelager mit Penicillium Camemberti<br />

besprüht, reift der Käse drei bis vier Wochen<br />

auf Binsenmatten, höchstens sechs<br />

Wochen. Aber auch acht Wochen sind, je<br />

nach Kundenwunsch, möglich“, spricht<br />

der Geschäftsführer. Während dieser Zeit<br />

entwickelt sich der typische weiße Schimmelflor,<br />

der die jungen Laibe zunächst in<br />

einen „weißen Pelz“ kleidet.<br />

Heute sind es täglich 1.500 Stück des<br />

edlen Weichkäses, die in der Fromagerie<br />

Dongé handwerklich gekäst werden.<br />

Eingewickelt in feines Käsepapier und<br />

geschützt durch die klassische Holzspanschachtel<br />

verlassen sie die Käserei im<br />

Osten Frankreichs, um in die ganze Welt<br />

verschickt zu werden. 17 Prozent der Produktion<br />

für Brie de Meaux AOP stammen<br />

von Dongé, das seit 1998 auch ISO-zertifiziert<br />

ist. 55 Mitarbeiter im Unternehmen<br />

verarbeiten die täglich angelieferte Milch<br />

zu dem AOP-Käse sowie zu verschiedenen<br />

anderen Weichkäsen. 2016 wurde<br />

eine weitere Produktionsstätte auf dem<br />

Firmengelände in Triconville eingeweiht.<br />

Sie ist nach ökologischen Kriterien gestaltet.<br />

Die Reiferäume sind mit Terrakotta-<br />

Platten ausgestattet. Die Käserei Dongé<br />

ist auch nach FSSC 22000 zertifiziert.<br />

Mit Xavier David, dem Gründer von Fromi<br />

begann 1959 eine sehr intensive und<br />

kreative Zusammenarbeit zwischen Dongé<br />

und dem Käsefachgroßhändler aus<br />

Kehl. So sind über Fromi unter anderem<br />

auch ein Brie de Meaux AOP Bio aus Bio-<br />

Milch sowie der kleinere Bruder des Bries<br />

„Le Coulommiers des Crémiers“ mit rustikaler<br />

Rinde und intensiv aromatischem<br />

Geschmack von dem Spezialisten für<br />

Weichkäse erhältlich. Le Barisien, die<br />

ANZEIGE<br />

NACHFOLGER GESUCHT…<br />

… für meinen fast 19 Jahren erfolgreichen<br />

Käsestand auf den Wochenmärkten<br />

in Lüneburg und Umgebung.<br />

Mein Verkaufswagen (BJ 2009; Länge<br />

8 m mit 5,50 m Kühltresen) befindet<br />

sich in einem sehr gepflegten Zustand.<br />

Treuer Kundenstamm! Verkauf zum<br />

Jahresende aus Altersgründen. Bewerbungen<br />

bitte an a.ahnert@gmx.de<br />

KÄSE-THEKE 5/22<br />

51

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!