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Heinrich Bedford-Strohm | Peter Bubmann | Hans-Ulrich Dallmann | Torsten Meireis (Hrsg.): Kritische Öffentliche Theologie (Leseprobe)

Das Programm der Öffentlichen Theologie ist in unterschiedlichen internationalen Kontexten auf je eigene Weise entstanden und lässt sich als Diskursformat verstehen, das auf eine veränderte Öffentlichkeit reagiert und mittlerweile im Global Network for Public Theology zu einer eigenen akademischen Gestalt gefunden hat. Da diese Geschichte nicht nur im deutschsprachigen Kontext ohne Wolfgang Hubers Einfluss nicht nachvollzogen werden kann, ist es sinnvoll und angemessen, ihm einen Band zu widmen, der die Begründung und Weiterentwicklung der von ihm angestoßenen kritischen Spielart Öffentlicher Theologie zum Thema hat.

Das Programm der Öffentlichen Theologie ist in unterschiedlichen internationalen Kontexten auf je eigene Weise entstanden und lässt sich als Diskursformat verstehen, das auf eine veränderte Öffentlichkeit reagiert und mittlerweile im Global Network for Public Theology zu einer eigenen akademischen Gestalt gefunden hat. Da diese Geschichte nicht nur im deutschsprachigen Kontext ohne Wolfgang Hubers Einfluss nicht nachvollzogen werden kann, ist es sinnvoll und angemessen, ihm einen Band zu widmen, der die Begründung und Weiterentwicklung der von ihm angestoßenen kritischen Spielart Öffentlicher Theologie zum Thema hat.

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Grenzgänger<br />

<strong>Öffentliche</strong> <strong>Theologie</strong> und politische Gerechtigkeit<br />

Rainer Forst<br />

1. Teil und Ganzes<br />

Eine jede Religion, die über sich selbst nachdenkt, muss ihr Verhältnis zum<br />

politischen Gemeinwesen und seinen Prinzipien bestimmen. Dies gilt nicht nur<br />

in Gesellschaften, in denen eine weitgehende Übereinstimmung zwischen der<br />

Gemeinschaft der Gläubigen und der politischen Gemeinschaft besteht, sondern<br />

auch und besonders in solchen, die eine Pluralität religiöser und nichtreligiöser<br />

ethischer Überzeugungen aufweisen.Die europäische Geschichteist von<br />

den diesbezüglichen Konflikten gekennzeichnet, war doch der religiöse Kampf,<br />

insbesondere nach der Reformation, der Auslöser einer bis in die Gegenwart<br />

reichenden gesellschaftlichen und politischen Dynamik. Die immer wiederkehrende<br />

Frage, inwiefern europäische Gesellschaften bzw. Europa selbst vom<br />

Christentum geprägt ist und was das bedeutet, zeugt von der Unabgeschlossenheit<br />

dieser Geschichte.<br />

In einer solchen Situation ist es von großer Bedeutung, eine wirkmächtige<br />

Stimme innerhalbdes Protestantismus zu haben, die dessen Glaubensprinzipien<br />

auf den Prüfstand einer <strong>Öffentliche</strong>n <strong>Theologie</strong> stellt, die sich einem kommunikativen<br />

Freiheitsverständnis verpflichtetweiß und den Glauben konsequent auf<br />

die Grundsätze der Menschenrechte, der Demokratie und der sozialen Gerechtigkeit<br />

hin ausrichtet. Diese Stimme ist die von Wolfgang Huber, und nicht zuletzt<br />

dank ihm ist sie nicht die einzige geblieben (wie dieser Band bezeugt).<br />

Huber ist ein wahrhaftdialogischer Denker, der in dem komplexen Gedanken<br />

der kommunikativen Freiheit das Gespräch unter Gleichen selbst zum Grundsatz<br />

menschlicher und religiöser Praxis macht. Und jeder, der das Privileg hatte,mit<br />

ihm zu diskutieren, weiß, dass es Huber darauf ankommt, dieses Gespräch als<br />

eines zu führen, das der Verständigung mit dem anderen dient, dabei aber zuvorderst<br />

der gemeinsamen Suche nach Wahrheit. Deshalb ist ihm kaum etwas<br />

ein größerer Graus als der Relativismus, und zwar nicht nur auf theologischem,<br />

sondern auch auf politischem Gebiet, etwa, wenn es um die Menschenwürde und<br />

die Geltung der entsprechenden Rechte geht.

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