NoG Ausgabe 2 - August 2022

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haben wir einen älteren Herrn angesprochen, der mit seinen wenigen Habseligkeiten hinter einem Stromkasten auf einem Grünstreifen saß. Menschen, die Flaschen aus Mülleimern sammeln, sprechen wir ebenfalls immer an. Und dann gibt es noch die sogenannte „Trinkerszene“ am Hauptbahnhof. Hier sitzt immer eine Gruppe von Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz und trinkt gemeinsam Bier und andere Spirituosen. Ganz anders ist das Bild in der Fußgängerzone. Hier finden wir die Menschen beim Betteln – und auch sie sprechen wir an. Die Reaktionen der von uns angesprochenen Menschen sind oft ganz ähnlich, denn meistens kennen sie uns noch nicht persönlich. Auch wenn sie von uns schon gehört haben, sind sie ganz überrascht, dass wir sie persönlich ansprechen und sie einladen, mit uns zum Naturheilmobil zu kommen. Manch einer ist erleichtert, dass es endlich eine Anlaufstelle für seine Probleme gibt und kommt auch direkt mit. Andere freuen <strong>NoG</strong> - Gründerin Heike Goebel vor der Praxis Essen 46
sich über die Einladung, aber wollen erst zu einem späteren Zeitpunkt davon Gebrauch machen. Da ist es gut, dass wir immer auch eine NaMo- Visitenkarte überreichen können. Und über Hygieneartikel freuen sich alle. Um 18.30 Uhr machen wir NaMo startklar für die Weiterfahrt. Nun geht es zur St. Gertrud Kirche im nördlichen Teil der Essener Fußgängerzone. Ab 19.30 Uhr findet hier eine Essensausgabe von unseren Kollegen des Vereins Fairsorger-Essen statt und die ersten Hungrigen trudeln bereits ab 18.30 Uhr ein. Hier kennen uns unsere Patient*innen bereits aus unserer Zeit unserer allerersten <strong>NoG</strong>-Praxis in der Kirche. Wenn wir ankommen, winken uns bereits viele unserer Patient*innen zu. Und die Freude über das Wiedersehen ist auf unsere Seite genauso groß. Karen und Brigitte gehen sogleich auf die bereits wartenden Menschen zu und erkundigen sich nach dem jeweiligen Befinden und heutigem Bedarf an Gesprächen oder Behandlung. Ich versorge derweil die ersten Patient*innen, die sich direkt bei NaMo angestellt haben. In der kalten Jahreszeit sind häufig Erkältungsmittel gefragt und auch Schmerzbehandlungen sind hier sehr beliebt. Vor allem das Tapen mit den bunten Physiotapes ist begehrt – geht schnell, hilft schnell und sieht schick aus. Aber auch Massagen, Wirbelsäulentherapie und Osteopathie sind gefragt. Hier wissen unsere Patient*innen Bescheid: immer wenn wir kommen, haben wir auch Nahrungsergänzungsmittel dabei. Zink-, Multimineralstoffpräparate oder Vitamine, einmal hatten wir auch Präbiotika dabei, aber Darmbakterien war den meisten doch zu suspekt. Wir merken immer wieder: Was die Menschen aus der Werbung kennen (z.B. Vitamin C) geht gut. Wichtig auch, dass es praktisch ist, z.B. Sachets in Pulverform. Und wenn es dann noch einigermaßen schmackhaft ist, z.B. nach Orange schmeckend, dann findet das Produkt reißenden Absatz auch bei männlichen Patienten. Brigitte übernimmt die Patientenkoordination, befragt jeden, was sein Anliegen ist, hilft den Patient*innen beim An- und Ausziehen, füllt Medis ab, beschriftet die Einnahmeanleitung, schneidet Fußnägel, assistiert bei der Wundversorgung und und, und. Ohne Brigitte würden wir den Andrang nicht schaffen. Währenddessen geht Karen auf die Patient*innen zu und erkundigt sich eingehend nach ihren Sorgen und Nöten. Fast alle Patient*innen kennen Karen und vertrauen ihr. Auch wenn sie mal in ihrer Freizeit durch die Essener Fußgängerzone geht, wird sie erkannt und angesprochen. Aber hier nimmt sie sich Zeit und bietet den Patient*innen an, dass sie in einem geschützten Raum – dem Fahrerhaus von NaMo – das Gespräch fortsetzen. Sie hört zu, tröstet, gibt Ratschläge für Beratungsstellen und begleitet notfalls auch beim ersten Schritt zu anderen Hilfseinrichtungen. Am späten Abend kommen dann verstärkt die Patient*innen ohne Obdach zum NaMo. Hier gilt die Regel: erst etwas Warmes in den hungrigen Bauch und dann medizinische Hilfe. Und genauso wie bei unseren obdachlosen Patient*innen am Hauptbahnhof sehen wir hier vor allem chronische Wundverläufe im großen Ausmaß. Und Fußpflege ist ebenfalls dringend erforderlich und wird Gott sei Dank auch angenommen. Das haben wir auch Frau Dr. Schürks vom Arztmobil zu verdanken, die uns konsequent Patient*innen zur Fußpflege schickt. Oft sind wir hier noch bis 21 Uhr im Einsatz und arbeiten an wunden Füßen, Beinen und Holznägeln. Aber auch hier geht es nicht nur um die körperlichen Beschwerden. Die Patient*innen erzählen, was sie bewegt. Nicht selten weinen sie auch, vor allem, wenn mal wieder einer ihrer Kumpel gestorben ist. Es macht uns so traurig und bedrückt uns – oft fällt uns nichts anderes ein, als den Patient*innen in den Arm zu nehmen. Was sollen wir auch zu seiner Situation sagen. Wenn der letzte Patient gegangen ist, alle Patient*innen bedanken sich überschwänglich bei uns, dann kehrt Stille ein auf NaMo. Ich werfe einen Blick rüber zu Brigitte. Sie ist in sich gekehrt und man sieht ihr die Erschöpfung zu dieser späten Stunde an. Also schnell NaMo sauber machen, alles zusammenpacken, von den FairSorger-Kollegen verabschieden und dann geht es zurück zur Praxis Papestraße. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr jetzt unser Herzensprojekt NaMo auf der Spendenplattform I-do Stadt Essen unterstützen. Ganz lieben Dank an das Elisabeth- Krankenhaus Essen, dass uns als Patin unterstützt. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr NaMo bei seiner medizinischen Ausstattung für Menschen ohne Obdach unterstützt. Hier geht`s zu unseremProjekt auf der Plattform: https://essen.i-do.app/.../mobilenaturheilpraxis-fuer... 47
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