BS 08-2017
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Binnenschifffahrt<br />
<strong>08</strong><br />
<strong>2017</strong><br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
SCHIFFFAHRT<br />
Stagnation auf den<br />
Wasserstraßen 8<br />
TECHNIK<br />
Vision: Virtuelle<br />
Schleppschifffahrt 36<br />
HÄFEN<br />
Stau in den<br />
Seehäfen 58<br />
ISSN 0939191-6<br />
<strong>08</strong><br />
9 770939 191001<br />
August <strong>2017</strong> | 72. Jahrgang<br />
ISSN 0939-1916 | C 4397 D | € 10,50<br />
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Editorial<br />
BUSS DATA | Software<br />
Auf allen Wasserwegen zu Hause<br />
Krischan Förster<br />
Chefredakteur<br />
Zeitenwende, Wendezeiten<br />
In Nordrhein-Westfalen, bekanntlich nicht nur das bevölkerungsreichste,<br />
sondern auch das wichtigste Bundesland für die<br />
Binnenschifffahrt, hat sich die neue Landesregierung aus CDU<br />
und FDP eine verstärkte Förderung des Systems Wasserstraße<br />
auf die Fahnen geschrieben. »Innovative Lösungen« unter<br />
Ausschöpfung aller technischen und baulichen Maßnahmen<br />
werden angekündigt.<br />
Ein deutliches Signal und zugleich eine glasklare Forderung.<br />
Denn ohne die Millionen und Milliarden aus dem Etat des<br />
Bundesverkehrsministeriums wird all dies kaum gehen. Wer<br />
allerdings nach den September-Wahlen in der Berliner Invalidenstraße<br />
residiert, bleibt abzuwarten. Bis zum 24. September<br />
bleibt nur der Blick in die ominöse Glaskugel.<br />
Was auf die Agenda des künftigen Bundesverkehrsministers<br />
gehört, steht hingegen längst fest. Dass das Land wieder<br />
über einen Bundesverkehrswegeplan verfügt und die entsprechenden<br />
Ausbaugesetze für alle Verkehrsträger die wichtigsten<br />
Maßnahmen priorisiert und finanziell abgesichert haben,<br />
ist erfreulich. Doch die vielen Seiten Papier sind am Ende geduldig.<br />
Der Vielzahl von Projekten steht gegenüber, dass Berliner<br />
Verkehrspolitik oft nur Stückwerk bleibt und im Zweifelsfall<br />
Lobby-Interessen bedient – siehe die geplante Halbierung<br />
der Trassenpreise für die Güterbahnen.<br />
Der Binnenschifffahrt wurde damit ein Bärendienst erwiesen,<br />
der die erzielten Fortschritte gefährdet oder sogar zunichte<br />
machen könnte. Transportvolumen und Verkehrsleistung<br />
stagnieren, obwohl doch nur die deutschen Wasserstraßen –<br />
unbestritten und anders als Lkw und Bahn – ausreichend<br />
Kapazitäten bieten, um das Anschwellen des Güterstroms aufzufangen.<br />
Vorausgesetzt, das Gewerbe wird nicht weiter belastet<br />
(Schifffahrtsabgaben) und es tut sich endlich etwas an den<br />
maroden Anlagen, beim fehlenden Personal und bei der Entwicklung<br />
überzeugender Konzepte.<br />
Insofern ist der Ruf der Verbände BDB und EBU nach einem<br />
»Masterplan Binnenschifffahrt« absolut berechtigt und eine<br />
der vordringlichsten Hausaufgaben für den neuen Verkehrsminister.<br />
Und sollte es der alte sein, dann erst recht.<br />
Viel Spaß beim weiteren Lesen wünscht<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 3
Inhalt August <strong>2017</strong><br />
Editorial<br />
Zeitenwende, Wendezeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />
Nachrichten 5<br />
Herausgeberverbände der Zeitschrift<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Verein für europäische<br />
Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen e.V.<br />
Hafentechnische<br />
Gesellschaft e.V.<br />
Schifffahrt<br />
BAG-Bericht: Stagnation auf den Wasserstraßen . . . . . . . . . . . . . .8<br />
Versicherungen<br />
VSV: Verbesserte Technik verringert Schadenfälle . . . . . . . . . . . .14<br />
Allianz: Flexibel und innovativ. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17<br />
Otto Maurer: Schadenshöhe nimmt zu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18<br />
Pantaenius: Rundum sorglos auf dem Hausboot . . . . . . . . . . . . . .19<br />
Flusskreuzfahrt – attraktiv für Finanziers. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20<br />
Bank für Schiffahrt auf Wachstumskurs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21<br />
Längere Schleusenzeiten an Saale ertrotzt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22<br />
Schiffstechnik<br />
Vahali baut neuen Cruiser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24<br />
MV Werften liefern »Crystal Bach« ab . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25<br />
Weiße Flotte erhält das nächste Elektro-Solarschiff . . . . . . . . . . .26<br />
Konstanz bekommt neues Arbeitsboot. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .28<br />
Ein klimaneutrales Seminarschiff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29<br />
Feuer an Bord. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .30<br />
Stufenweises Entgasungsverbot kommt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />
Explosionsschutz auf Binnentankschiffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32<br />
Titan LNG baut LNG-Bunkerponton . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34<br />
Danfoss fördert Abgassensor. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .35<br />
Virtuelle Schleppschiffahrt im Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .36<br />
Viele Aufträge für Schiffswerft Barthel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38<br />
BCTN ordert neuen Containerhandler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42<br />
»Noordzee« erhält Positionierungssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .43<br />
8<br />
Logistik<br />
Rhenus: Weiter gut in der Spur. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .50<br />
Chemische Industrie warnt vor Engpässen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .52<br />
Genug Kohle für die Binnenschifffahrt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .54<br />
Stau bei Schwertransporten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .55<br />
14<br />
Seehäfen | Shortsea<br />
Hafen Hamburg: Alle Schiffe unter einem Dach . . . . . . . . . . . . . .56<br />
Stau im Seehafen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .58<br />
Wasserstraßen | Häfen<br />
DWSV: Doppeljubiläum auf der Kaiserburg . . . . . . . . . . . . . . . . . .62<br />
Sacrow-Paretzer Kanalausbau bald fertig . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .64<br />
Die Kohle ist weg, was nun?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .66<br />
HTG-Info und Kalender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .69<br />
Recht<br />
Mannheimer Akte und staatliche Unterhaltspflicht . . . . . . . . . . .72<br />
26<br />
Rubriken<br />
Buyer’s Guide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .44<br />
Jobbörse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .49<br />
Inserentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .53<br />
BDS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .74<br />
Impressum | TV Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .75<br />
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64<br />
4 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Nachrichten<br />
• GvSH: Sebastian Jürgens ist neuer Vorstandsvorsitzender<br />
beim Gesamtverband Schleswig-Holsteinischer Häfen<br />
(GvSH). Er folgt Ulfbenno Krüger.<br />
Anlass für diesen Führungswechsel sei<br />
das Ausscheiden Krügers als zweiter<br />
Geschäftsführer der Lübecker Hafen-<br />
Gesellschaft (LHG), so der Hafenverband.<br />
Sein Pendant Sebastian Jürgens<br />
übernimmt den Vorstandsvorsitz beim<br />
GvSH und führt in Zukunft alleine die<br />
Geschäfte der Lübecker Hafen-Gesellschaft. Sven Wernecke<br />
(LHG) bleibt Geschäftsführer des GvS .<br />
• Hafen Rotterdam: Wolfgang Hönemann repräsentiert<br />
den Hafen Rotterdam in Nordrhein-Westfalen. Der Ausbau<br />
der Relationen nach Rotterdam<br />
sowie eine Verbesserung der Effzienz<br />
und des Durchsatzes entlang der ganzen<br />
Supply Chain sind Ziele der Tätigkeit<br />
des bis 2016 ehrenamtlichen<br />
Vorstandsmitgliedes und in den Jahren<br />
1994 bis 2007 amtierenden Vizepräsidenten<br />
des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). Hönemann blickt auf<br />
eine 35-jährige Tätigkeit in der Binnenschifffahrt zurück.<br />
2012 bis 2016 bekleidete er Positionen als Geschäftsführer<br />
von Rhenus PartnerShip in Duisburg und der Rhenus<br />
Mierka Danube Shipping in Österreich. Davor war er für<br />
Wincanton sowie die Lehnkering Reederei tätig.<br />
• ERSTU: Günter Hartkopf, langjähriger<br />
Generalsekretär der European<br />
River-Sea-Transport Union<br />
(ERSTU), ist kurz nach deren<br />
20. Jubiläum nach schwerer Krankheit<br />
gestorben. Hartkopf, 1944 geboren,<br />
interessierte sich schon in<br />
seiner Jugend für die Schifffahrt.<br />
1962 schloss er eine Lehre als Binnenschiffer, danach<br />
arbeitete er als Bootsmann, Lehrausbilder und Schiffsführer<br />
im VEB Deutsche Binnenreederei. Nach der Auflösung<br />
des Kombinats übernahm Hartkopf eine Tätigkeit<br />
im Speditionsbereich der Deutschen Binnenreederei<br />
und wirktet an der Privatisierung des Unternehmens mit.<br />
2000 schied Hartkopf aus dem Unternehmen aus. Zuletzt<br />
war er als Prokurist und Vertriebsleiter der Deutschen<br />
Binnenreederei tätig. Nach dem von der Schifffahrt<br />
geprägtem Berufsleben übernahm er 2001 die Funktion<br />
des Generalsekretärs der ERSTU, die er bis zu seinem<br />
Tode am 17. Juli <strong>2017</strong> inne hatte. Beim 20-jährigen Jubiläum<br />
der ERSTU Ende Juni dieses Jahres wurde seine<br />
Arbeit für den Verband und die Förderung der Europäischen<br />
Binnenschifffahrt, der Fluss-See-Schifffahrt und<br />
das Short Sea Shipping gewürdigt.<br />
• Thomas Storm (48), bisher stellvertretender Bereichsleiter<br />
des Geschäftsbereichs Reederei/Befrachtung bei der<br />
HTAG, wurde mit<br />
Wirkung zum 1. August<br />
die Leitung des<br />
Bereichs übertragen.<br />
Er zeichnet damit<br />
für sämtliche Befrachtungsaktivitäten<br />
verantwortlich.<br />
Mit gleichem Datum wurde ihm Prokura erteilt. Ebenfalls<br />
mit Wirkung zum 1. August hat Stephanie Scholten (38)<br />
Handlungsvollmacht für den Geschäftsbereich Finanzund<br />
Rechnungswesen erhalten.<br />
• HVCC: Gerald Hirt ist neuer Geschäftsführer des<br />
HVCC Hamburg Vessel Coordination Center. Der bisherige<br />
Betriebsleiter ist Nachfolger von<br />
Heinrich Goller. Schon in seiner bisherigen<br />
Funktion habe Hirt einen wichtigen<br />
Beitrag zur Profilierung des HVCC<br />
als zentrale, neutrale, überbetriebliche<br />
Koordinationsstelle für Großschiffs-,<br />
Feeder- und Binnenschiffsverkehre<br />
im Hamburger Hafen geleistet, sagte<br />
Lütje, Direktor Container Vertrieb der HHLA. Die Hamburger<br />
Hafen und Logistik AG (HHLA) und EUROGA-<br />
TE Container Terminal Hamburg GmbH (CTH) sind die<br />
Gesellschafter des HVCC. Hirt will nun das HVCC bei<br />
den Reedern weiter etablieren und Prozesse digitalisieren.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 5
Nachrichten<br />
WETTBEWER<strong>BS</strong>BEDINGUNGEN<br />
EBU fordert Gleichberechtigung der Binnenschifffahrt<br />
Die European Barge Union (EBU)<br />
spricht sich für einen nationalen Masterplan<br />
für die Binnenschifffahrt aus<br />
und fordert die Politik auf, nachhaltige<br />
Verkehrsträger gleichermaßen zu fördern.<br />
Ähnliches hatte zuvor der Bundesverband<br />
der deutschen Binnenschiffer<br />
(BDB) angeregt.<br />
Die Verlagerung von Transporten auf<br />
nachhaltige Verkehrsträger auf Binnenwasserstraßen<br />
und Schiene sei das erklärte<br />
Ziel europäischer und nationaler<br />
Verkehrspolitik. Aus diesem Grund<br />
müssten diese Verkehrsträger gleichermaßen<br />
unterstützt werden, um Wettbewerbsverzerrungen<br />
zu vermeiden, bekräftigt<br />
die EBU.<br />
Anlass für dieses Plädoyer ist die Veröffentlichung<br />
des Masterplans Schienengüterverkehr<br />
des deutschen Bundesverkehrsministeriums,<br />
worin kürzlich ein<br />
Maßnahmenpaket zur Verbesserung der<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahngesellschaften<br />
beschlossen wurde. Da die<br />
Eisenbahn oftmals in Massengutmärkten<br />
operiere, die in direkter Konkurrenz zur<br />
Binnenschifffahrt stünden, würden sich<br />
diese Maßnahmen nicht wie beabsichtigt<br />
gegenüber dem Lkw, sondern vor allem<br />
zu Lasten der Binnenschifffahrt auswirken,<br />
mahnt die EBU.<br />
Mit einem gezielten Maßnahmenpaket,<br />
in dem unter anderem die Wasserstraßengebühren<br />
vollständig abgeschaff<br />
werden sollten, könnte auch die Binnenschifffahrt<br />
gegenüber dem Lkw wettbewerbsfähiger<br />
auftreten, so die EBU. Insofern<br />
fordert sie die Politik auf, die<br />
Binnenschifffahrt mit einem vergleichbaren<br />
Maßnahmenpaket wie die Eisenbahngesellschaften<br />
zu unterstützen.<br />
Als Reaktion auf die angekündigte<br />
Trassenermäßigung hat die Deutsche<br />
Bahn mit Siemens jüngst einen<br />
Rahmenvertrag über bis zu 100 neue<br />
Streckenlokomotiven abgeschlossen.<br />
Zunächst wurden 60 Vectron-Mehrsystem-Loks<br />
mit einem Gegenwert von<br />
rund 250 Mio. € in Auftrag gegeben. Die<br />
neuen Lokomotiven seien grenzüberschreitend<br />
einsetzbar, so die DB Cargo,<br />
die noch in diesem Dezember die ersten<br />
fünf Loks einsetzen will. Die übrigen<br />
55 sollen in der zweiten Jahreshälfte<br />
2018 ausgeliefert werden.<br />
Die mit dem Europäischen Zugsicherungssystem<br />
ETCS ausgestatteten<br />
Lokomotiven seien künftig auf dem<br />
Rhein-Alpen-Korridor in Deutschland,<br />
Österreich, Schweiz, Italien, Niederlande<br />
und ab 2020 auch in Belgien unterwegs,<br />
hieß es.<br />
»Zusammen mit den weiteren geplanten<br />
Investitionen in moderne Güterwagen<br />
und in zusätzliches operatives Personal<br />
schaffen wir mit den neuen Loks<br />
die optimalen Voraussetzungen, mehr<br />
Verkehr von der Straße auf die Schiene<br />
holen zu können«, sagt Berthold Huber,<br />
DB-Konzernvorstand für Personenverkehr<br />
und kommissarisch für Güterverkehr<br />
und Logistik.<br />
M<br />
MOSELPOWER ® –<br />
GREAT FOR FREIGHT.<br />
Der Trierer Hafen entfaltet sein Potenzial als multimodaler<br />
Knotenpunkt mit einem optimalen Leistungsspektrum in<br />
den Bereichen Umschlag, Logistik, Recycling und einem<br />
breiten Angebot an Lagermöglichkeiten und Gewerberäumen.<br />
So sorgt beispielsweise der fahrplanmäßige Containerschiffverkehr<br />
dafür, dass Güter und Waren pünktlich die<br />
Häfen in Antwerpen, Zeebrügge und Rotterdam erreichen.<br />
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Great for Freight<br />
®<br />
NEUE SEIDENSTRASSE<br />
Chinesischer Güterzugbetreiber<br />
eröffnet Filiale in Duisburg<br />
Der Gütertransport zwischen dem Duisburger Hafen<br />
und der chinesischen Handelsmetropole Yiwu wird intensiviert.<br />
Nun hat die chinesische Betreibergesellschaft<br />
des Güterzuges YXE International Container Train eine<br />
Niederlassung in Duisburg eröffnet.<br />
Yixinou International Freight ist Ansprechpartner sowohl<br />
für die im Duisburger Hafen ansässigen Logistikunternehmen<br />
als auch für die Wirtschaft und den Handel aus<br />
der Region.<br />
M<br />
HELLMANN<br />
Osnabrücker Logistiker<br />
ordnet Geschäft neu<br />
Seit dem 1. August <strong>2017</strong> besteht die Unternehmensgruppe<br />
Hellmann aus einer übergeordneten Holding sowie den<br />
drei Spartengesellschaften Air & Sea, Road & Rail und<br />
Contract Logistics, die als rechtlich unabhängige Teilkonzerne<br />
agieren. Die neue Struktur schaffe neben der Basis<br />
für die weitere Optimierung interner Prozesse eine größere<br />
Flexibilität der einzelnen Produktbereiche, um länderübergreifend<br />
schneller auf Markttrends reagieren zu<br />
können. Gleichzeitig könnten Kunden global einheitliche<br />
Lösungen entlang der gesamten Supply Chain angeboten<br />
werden, wodurch die Dienstleistungsqualität optimiert<br />
werde, so Hellmann.<br />
M<br />
6 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Nachrichten<br />
RUHRGEBIET<br />
Duisburger A40-Rheinbrücke gesperrt<br />
Aufgrund eines Risses in der Seilverankerung<br />
ist die Rheinbrücke auf der Autobahn<br />
A40 bei Duisburg seit Anfang<br />
August gesperrt. Das hat für Speditionsunternehmen<br />
massive Auswirkungen,<br />
von existenzbedrohenden Verlusten ist<br />
sogar die Rede.<br />
Viele bestehende Verträge seien bereits<br />
im vergangenen Herbst auf Basis<br />
der bestehenden Infrastruktur verhandelt<br />
worden, so der Verband Verkehrswirtschaft<br />
und Logistik Nordrhein-<br />
Westfalen (VVWL). Aufgrund der<br />
Sperrung müssten Lkw nunmehr große<br />
Umwege in Kauf nehmen, einige Kurzstrecken<br />
würden auch komplett entfallen,<br />
hieß es, denn. Dies ließe sich nur<br />
durch den Einsatz zusätzlicher Fahrzeuge<br />
kompensieren, für die es derzeit aber<br />
zu wenige Fahrer gebe sagen die Spediteure.<br />
Sie schätzen den Schaden auf<br />
1,2 Mio. € pro Tag. Ob und in welcher<br />
Weise die betroffenen Fuhrunternehmer<br />
die zusätzlichen Kosten weiterberechnen<br />
könnten, sei derzeit noch nicht<br />
geklärt, hieß es weiter.<br />
Die Sperrung der vielbefahrenen Autobahnbrücke-Neuenkamp<br />
bei Duisburg,<br />
baugleich mit der Leverkusener Brücke,<br />
die ebenfalls wegen Schäden für Lkw<br />
über 3,5 t gesperrt ist, betriff Lkw und<br />
Pkw in beiden Richtungen. Die Bauarbeiten<br />
würden voraussichtlich einen längeren<br />
Zeitraum in Anspruch nehmen, hieß<br />
es. Es sei noch unklar, ob sich die Risse<br />
überhaupt ausbessert werden könnten.<br />
Falls dies nicht der Fall sei, drohe ein Totalausfall<br />
der Brücke. »Dann werden neben<br />
den Lkw auch Hunderttausende von<br />
Pkw die Ausweichrouten verstopfen«, befürchtet<br />
Marcus Hover vom VVWL. Sollte<br />
es dazu kommen würden »Die Wirtschaft<br />
im Stau stehen.« Dies wäre ein<br />
größer volkswirtschaftlicher Verlust.<br />
Die A40 bei Duisburg gilt als eine der<br />
wichtigsten direkten Verbindungen zwischen<br />
dem Ruhrgebiet und den Niederlanden.<br />
M<br />
Foto: wikipedia<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 7
Schifffahrt<br />
Stagnation auf den Wasserstraßen<br />
In der Binnenschifffahrt stagnierte das Transportaufkommen im<br />
vergangenen Jahr bei 221,3 Mio. t. Die Verkehrsleistung reduzierte sich<br />
um 1,8% auf 54,3 Mrd. tkm und fiel damit auf den niedrigsten Wert<br />
seit Beginn des Jahrtausends<br />
Foto: Thomas Wägener<br />
8 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
Das geht aus dem vom Bundesamt<br />
für Güterverkehr (BAG) vorgelegten<br />
Jahresbericht hervor. Im Straßengüterverkehr<br />
stieg das Transportvolumen<br />
im vergangenen Jahr um 2,5 % auf rund<br />
3,1 Mrd. t und lag damit erstmals über<br />
dem Niveau von 20<strong>08</strong>, Die Verkehrsleistung<br />
erhöhte sich um 0,3 % auf rund<br />
315,7 Mrd. tkm.<br />
Die Güterbahnen und die Binnenschifffahrt<br />
auf den deutschen Wasserstraßen<br />
verzeichneten hingegen Nachfragerückgänge.<br />
Auf der Schiene sank<br />
die Beförderungsmenge um 1 % auf<br />
rund 363,5 Mio. t, die Verkehrsleistung<br />
um 0,4 % auf rund 116,2 Mrd. tkm. In der<br />
Binnenschifffahrt stagnierte das Transportaufkommen<br />
bei rund 221,3 Mio. t,<br />
die Verkehrsleistung reduzierte sich um<br />
1,8% auf rund 54,3 Mrd. tkm und fiel damit<br />
auf den niedrigsten Wert seit Beginn<br />
des Jahrtausends.<br />
Das Absinken von Transportleistung<br />
und Verkehrsleistung in der Binnenschifffahrt<br />
war vor allem einer Abnahme<br />
der Durchgangsverkehre geschuldet.<br />
Ein Basiseffekt infolge der hohen<br />
Mengen- und Leistungsrückgänge im<br />
Jahr 2015, das unter dem Einfluss einer<br />
stark ausgeprägten, längeren Niedrigwasserphase<br />
stand, blieb damit im Jahr<br />
2016 weitgehend aus. Von den Leistungsrückgängen<br />
betroffen waren allerdings<br />
ausschließlich gebietsfremde Schiffe.<br />
Schiffe unter deutscher Flagge hielten<br />
ihre Verkehrsleistung mit rund<br />
16,1 Mrd. tkm auf Vorjahresniveau. Bezogen<br />
auf die Beförderungsmenge verzeichneten<br />
sie im Vergleichszeitraum sogar einen<br />
Anstieg um 2 % auf rund 66,4 Mio. t.<br />
Der Marktanteil der Schiffe unter deutscher<br />
Flagge lag damit auf Basis der Verkehrsleistung<br />
bei rund 29,5%, auf Basis<br />
der Beförderungsmenge bei knapp 30 %.<br />
Der Marktanteil der Schiffe unter deutscher<br />
Flagge lag damit 2016 auf Basis der<br />
Verkehrsleistung bei 29,5%, auf Basis der<br />
Beförderungsmenge bei knapp 30%.<br />
Ursächlich für die erneute Abnahme<br />
der Verkehrsleistung in der Binnenschifffahrt<br />
waren im Jahr 2016 vor allem<br />
rückläufige Beförderungen von landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen, Kohle sowie<br />
Nahrungs- und Genussmitteln.<br />
Insgesamt wiesen die trockenen Massengüter<br />
im Vergleich zum Jahr 2015 ein<br />
Minus von rund 1,1 Mrd. tkm bzw. 3,6%<br />
auf. Mit knapp 29,7 Mrd. tkm entfielen<br />
auf sie im Jahr 2016 rund 54,6% der gesamten<br />
Verkehrsleistung der Binnenschifffahrt<br />
auf deutschen Wasserstraßen.<br />
Flüssige Massengüter verzeichneten im<br />
Vergleichszeitraum mit einem Plus von<br />
0,2 Mrd. tkm bzw. 1,5 % eine leichte Zunahme.<br />
Diese resultierte hauptsächlich<br />
aus Zuwächsen bei chemischen Erzeugnissen.<br />
Positiv entwickelten sich erneut<br />
die Containerverkehre. Mit rund<br />
6,4 Mrd tkm wurde im Jahr 2016 die Verkehrsleistung<br />
des Vorjahres um rund<br />
4,2% übertroffen. Vor allem die Binnen-<br />
und Durchgangsverkehre legten<br />
zu. Mit einem Minus von 3,9 % auf rund<br />
5,5 Mrd. tkm verzeichneten Stückgüter<br />
im Vergleichszeitraum von allen Ladungsarten<br />
die höchsten prozentualen<br />
Rückgänge.<br />
Nachdem im Jahr 2015 vor allem das<br />
Rheinstromgebiet und dessen Nebenflüsse<br />
aufgrund der längeren Niedrigwasserphase<br />
Rückgänge verbucht hatten, wiesen<br />
sie im Jahr 2016 ebenso wie das Wesergebiet<br />
positive Umschlagsergebnisse auf.<br />
Die Güterumschläge im Elbe- und Donaugebiet<br />
sowie in den Räumen Berlin<br />
und Brandenburg verzeichneten hingegen<br />
Rückgänge.<br />
Im Rheinstromgebiet (Rhein, Lahn,<br />
Main, Mosel, Neckar, Saar) erhöhte sich<br />
der Güterumschlag im Vergleich zum<br />
Vorjahr um 1,1% bzw. 1,9 Mio. t auf<br />
rund 167,1 Mio. t, im westdeutschen Kanalgebiet<br />
um 3,8 % auf 33,5 Mio. t und<br />
im Mittellandkanalgebiet um 1,8% auf<br />
14,6 Mio. t.<br />
Nicht zuletzt aufgrund eines deutlichen<br />
Rückgangs in Hamburg wies der<br />
Güterumschlag im Elbegebiet im Vergleichszeitraum<br />
ein Minus von 6,4 % auf.<br />
Noch höher fiel die Abnahme des Güterumschlags<br />
mit 7,8 % im Donaugebiet aus.<br />
Mit insgesamt rund 3,7 Mio. t fiel der<br />
Güterumschlag damit knapp hinter den<br />
Raum Berlin zurück, in dem – trotz einer<br />
Abnahme im Vergleich zum Vorjahr um<br />
3,9 % – im Jahr 2016 ebenfalls mehr als<br />
3,7 Mio. t Güter umgeschlagen wurden.<br />
Uneinheitlich entwickelte sich im Jahr<br />
2016 die Statistik der umschlagsstärksten<br />
Binnenhäfen in Deutschland. Während<br />
Duisburg, Mannheim, Neuss, Frankfurt<br />
am Main, Gelsenkirchen und Hamm<br />
im Vergleich zum Jahr 2015 Umschlagszuwächse<br />
erzielten, verbuchten neben<br />
Hamburg auch Köln, Karlsruhe und<br />
Ludwigshafen mehr oder minder deutliche<br />
Rückgänge.<br />
Das Beförderungsaufkommen zwischen<br />
deutschen Häfen erhöhte sich um<br />
1,1% auf rund 55,2 Mio. t, die Verkehrsleistung<br />
stieg um 0,4% auf rund 10,9 Mrd.<br />
tkm (siehe Tabelle 9). Transportzuwächse<br />
3500,0<br />
Güterverkehr in Deutschland<br />
35,0<br />
Verkehrsleistung nach Ladungsarten<br />
3000,0<br />
30,0<br />
2500,0<br />
25,0<br />
2000,0<br />
20,0<br />
2015 2016<br />
Mio. t<br />
1500,0<br />
3035,3<br />
3110,5<br />
2015 2016<br />
Mrd. tkm<br />
15,0<br />
30,8<br />
29,7<br />
1000,0<br />
10,0<br />
500,0<br />
0,0<br />
367,3 363,5 221,4 221,3<br />
Straße Schiene Binnenschifffahrt<br />
5,0<br />
0,0<br />
11,1 11,3<br />
5,7 5,5 6,1 6,4<br />
1,6 1,5<br />
Flüssiggüter Trockengüter Stückgut Container Sonstige<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 9
Schifffahrt<br />
Foto: Förster<br />
Duisburg<br />
Hamburg<br />
Köln<br />
12.104,0<br />
11.291,1<br />
11.063,4<br />
10.976,2<br />
54.131,6<br />
55.576,3<br />
im Binnenverkehr zeigten sich vorrangig<br />
bei Containern sowie Schüttgütern wie<br />
Steinen und Erden.<br />
Beim grenzüberschreitenden Empfang<br />
und Versand wiesen flüssige Massengüter<br />
und Container im Vergleichszeitraum<br />
positive Vorzeichen auf, während<br />
Beförderungen von Schüttgütern leicht<br />
abnahmen. Insgesamt legten die Beförderungsmenge<br />
und die Verkehrsleistung<br />
im grenzüberschreitenden Versand<br />
jeweils um 0,7% auf 49,2 Mio. t bzw.<br />
12,8 Mrd. tkm zu.<br />
Im grenzüberschreitenden Empfang<br />
gab es im Jahr 2016 mit rund 102,6 Mio.<br />
t bezogen auf die Beförderungsmenge annähernd<br />
eine Stagnation, die Verkehrsleistung<br />
sank um 2% auf 21,2 Mrd. tkm.<br />
Letzteres war vor allem geringeren Verkehrsleistungen<br />
bei Beförderungen von<br />
Kohle und Eisenerzen geschuldet.<br />
Wie im Vorjahr wiesen die Durchgangsverkehre<br />
von allen Hauptverkehrsverbindungen<br />
im Jahr 2016 die höchsten<br />
prozentualen und absoluten Mengenund<br />
Leistungsrückgänge auf. Zwar erhöhte<br />
sich das Beförderungsaufkommen<br />
an flüssigen Massengütern und Containern.<br />
Dies konnte Rückgänge im Schüttund<br />
Stückgutbereich jedoch nur teilweise<br />
kompensieren.<br />
Hohe Umsatzeinbußen<br />
Im Gegensatz zum Straßen- und Schienengüterverkehr<br />
gibt es in Deutschland<br />
für die Binnenschifffahrt keinen Erzeugerpreisindex.<br />
Ein Indikator ist der<br />
Preisindex des niederländischen Statistikamtes<br />
(C<strong>BS</strong>). Dieser weist für das Jahr<br />
2016 einen Rückgang in Höhe von knapp<br />
10 % aus.<br />
Nach deutlichen Steigerungen im Vorjahr<br />
musste die deutsche Binnenschifffahrt<br />
im Jahr 2016 hohe Umsatzeinbußen<br />
hinnehmen – nach Angaben des<br />
0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000<br />
85,0<br />
80,0<br />
75,0<br />
70,0<br />
65,0<br />
60,0<br />
GMS<br />
Auslastung in %<br />
nach Schiffstypen<br />
Tanker<br />
2012 2013 2014 2015 2016<br />
Statistischen Bundesamtes lag das Minus<br />
bei 15,3%. Damit sanken die Erlöse<br />
sogar unter das Niveau von 2009. Neben<br />
der moderaten Nachfrage zeichnete hierfür<br />
die stark rückläufige Entwicklung der<br />
Frachtraten – vor allem der Tagesfrachten<br />
– verantwortlich.<br />
Diese hatten im Jahr 2015 während der<br />
Niedrigwasserphase und dem verringerten<br />
Kapazitätsangebot sowohl in der Trockengüter-<br />
als auch der Tankschifffahrt<br />
stark angezogen. Mit der Rückkehr zu<br />
weitgehend normalen Wasserständen im<br />
Jahr 2016 stieg auch die Auslastung wieder<br />
an, erreichte sie allerdings nicht annähernd<br />
das Niveau der vorherigen Jahre.<br />
Mannheim<br />
Neuss<br />
Karlsruhe<br />
Ludwigshafen<br />
Frankfurt/M.<br />
8.2<strong>08</strong>,4<br />
8.692,7<br />
7.187,0<br />
7.666,1<br />
6.576,4<br />
6.283,1<br />
7.040,1<br />
6.649,7<br />
4.226,9<br />
4.610,9<br />
Güterumschlag in<br />
ausgewählten Häfen<br />
in 1.000 t<br />
2015 2016<br />
Zusätzliche Tonnage in Fahrt<br />
Hier kommt einerseits die neuerliche<br />
Niedrigwasserperiode im Herbst<br />
2016 zum Tragen, die auf Jahressicht allerdings<br />
kürzer als im Vorjahr ausfiel.<br />
Andererseits wurden in den Niederlanden<br />
aufgrund der hohen Nachfrage Schiffe,<br />
die zuvor von Banken aufgrund not-<br />
10 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
25<br />
leidender Kredite an die Kette gelegt<br />
wurden, wieder in Fahrt gesetzt. Diese<br />
stehen dem Markt nunmehr wieder dauerhaft<br />
zur Verfügung und erhöhen den<br />
Wettbewerbsdruck im Rheinstromgebiet.<br />
Im Bereich der Tankschifffahrt trug<br />
der seit 1. Januar 2016 gesetzlich vorgeschriebene<br />
Einsatz von Doppelhüllenschiffen<br />
für die Beförderung bestimmter<br />
Stoffe, unter anderem von Benzin<br />
bzw. Ottokraftstoffen, nach Einschätzung<br />
von Marktteilnehmern nicht zu einer<br />
Entspannung der Wettbewerbssituation<br />
bei. Denn der Einsatz dieser Schiffe<br />
sei bereits vor Ablauf der Übergangsfristen<br />
von fast allen großen Mineralöl- und<br />
Chemieunternehmen verlangt worden<br />
sei. Mithin schlug das hohe Angebot an<br />
Beförderungskapazitäten – insbesondere<br />
im Rheinstromgebiet – zumindest bis<br />
zum Herbst voll auf den Markt und die<br />
Preise durch.<br />
Raten blieben unter Druck Entsprechend<br />
verblieben die Kontraktfrachten auf dem<br />
relativ niedrigen Niveau der Vorjahre, bei<br />
Neuabschlüssen für das Jahr <strong>2017</strong> waren<br />
zum Teil weitere leichte Rückgänge<br />
zu verzeichnen. Nach Einschätzung von<br />
Marktteilnehmern nimmt die Bedeutung<br />
von länger laufenden Kontrakten<br />
zugunsten kurzfristiger Vereinbarungen<br />
zu Tagesfrachten ab.<br />
Auf der Gegenseite war die Kostenentwicklung<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
ebenfalls rückläufig, vor allem wegen<br />
der gesunkenen Kraftstoffosten als erheblichem<br />
Faktor bei den Betriebskosten.<br />
Der durchschnittliche Einkaufspreis<br />
pro 100 Liter Gasöl lag übers Gesamtjahr<br />
knapp 14% unter dem des Vorjahres.<br />
Kostenersparnis ohne Entlastung<br />
Die weit verbreiteten Gasölklauseln in<br />
der Binnenschifffahrt führten zu entsprechenden<br />
Abschlägen in der Verrechnung<br />
und spiegelten sich in der negativen Umsatzentwicklung<br />
wider. Neben den Gasölkosten<br />
sanken auch die Kapitalkosten<br />
und hier insbesondere die Zinskosten.<br />
Die Arbeitskosten verzeichneten hingegen<br />
einen weiteren Anstieg. Für tarifgebundene<br />
Beschäftigte in der Güterund<br />
Fahrgastschifffahrt erhöhten sich die<br />
Löhne und Gehälter zum 1. September<br />
um 2,6 %. Die Versicherungskosten blieben<br />
im Jahr 2016 nach Informationen des<br />
Bundesamts nahezu konstant; ein moderater<br />
Anstieg zeigte sich mit Blick auf die<br />
Reparatur- und Wartungskosten.<br />
Allgemein variierte der Umfang der<br />
Kostenersparnis in Abhängigkeit von<br />
20<br />
15<br />
10<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
5<br />
0<br />
Insolvenzen<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016<br />
Schiffstyp, Fahrtgebiet und Betriebsform.<br />
Die größten Kostenrückgänge zeigten<br />
sich bei Unternehmen mit kapitalintensiven<br />
Schiffen sowie mit Schiffen, die<br />
in der sogenannten Continue-Fahrt eingesetzt<br />
werden und einen entsprechend<br />
hohen Gasölkostenanteil an den Gesamtausgaben<br />
aufweisen.<br />
Im Vergleich zum sehr guten Vorjahr<br />
hat sich die Ertragslage der deutschen<br />
Binnenschifffahrtsunternehmen im Jahr<br />
2016 angesichts der skizzierten Rahmenbedingungen<br />
mehr oder minder abgeschwächt.<br />
Vor allem Unternehmen aus<br />
dem Bereich der Trockengüterschifffahrt<br />
blieben zum Teil deutlich hinter ihren<br />
Vorjahresergebnissen zurück.<br />
Ein Gutteil der vom Bundesamt befragten<br />
Unternehmen der gewerblichen<br />
Güterschifffahrt äußerte sich dennoch<br />
nicht unzufrieden mit ihrer Ertragssituation.<br />
Dies galt insbesondere für Unternehmen,<br />
die außerhalb des Rheinstromgebiets<br />
aktiv waren.<br />
Befrachtungsunternehmen mussten<br />
während der Niedrigwasserperiode zum<br />
Teil Schiffsraum zu Konditionen einkaufen,<br />
die über den ursprünglich mit der<br />
Kundschaft vereinbarten Vertragsfrachten<br />
lagen. Zusätzlich belastend wirkten<br />
Gasölabschläge, die den Auftraggebern<br />
20<br />
45<br />
6<strong>08</strong><br />
269<br />
Unternehmen nach<br />
Ladungskapazität<br />
15<br />
53<br />
543<br />
174<br />
16<br />
50<br />
441<br />
16<br />
56<br />
381<br />
117 63<br />
2000 2005 2010 2015<br />
unter 1.000 t 1.000-3.000t 3.000-10.000 t 10.000 t plus<br />
aufgrund der niedrigeren Gasölpreise<br />
gutgeschrieben werden mussten. Gleichwohl<br />
sprachen sie mehrheitlich von zufriedenstellenden<br />
Ergebnissen.<br />
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes<br />
lag die Anzahl der Insolvenzverfahren<br />
in der deutschen Binnenschifffahrt<br />
im Jahr 2016 mit insgesamt acht<br />
erneut unter dem Vorjahresniveau. Davon<br />
wurden sieben Verfahren eröffnet,<br />
eins mangels Masse abgewiesen.<br />
Im Jahr 2015 waren noch insgesamt<br />
zwölf Insolvenzverfahren ausgewiesen<br />
worden. In den Niederlanden entwickelten<br />
sich die Insolvenzen im Jahr<br />
2016 ebenfalls rückläufig. Nach fünf<br />
Unternehmen im Jahr 2015 traten nach<br />
Angaben des niederländischen Statistikamtes<br />
(C<strong>BS</strong>) im Jahr 2015 nur noch vier<br />
Akteure den Gang in die Insolvenz an.<br />
Die Zahl der Unternehmen in der gewerblichen<br />
Güterschifffahrt in Deutschland<br />
ist jedoch insgesamt weiter gesunken.<br />
Nach aktuellen Angaben des<br />
Statistischen Bundesamtes waren zum<br />
30. Juni 2015 in Deutschland 516 Unternehmen<br />
in der gewerblichen Güterschifffahrt<br />
tätig. Ein Jahr zuvor waren es noch<br />
549 Unternehmen.<br />
Seit Beginn des Jahrtausends hat die<br />
Zahl der Unternehmen um rund 45 %<br />
abgenommen. Dabei entwickelte sich vor<br />
allem die Zahl der Unternehmen mit einer<br />
Ladekapazität unter 3.000 t, also insbesondere<br />
die Zahl der sogenannten Partikuliere,<br />
stark rückläufig.<br />
Zuwachs im Containerverkehr<br />
Im Jahr 2016 wurden in der Binnenschifffahrt<br />
auf deutschen Wasserstraßen über<br />
2,4 Mio. TEU befördert – damit wurde<br />
der bisherige Rekordwert aus dem Vorjahr<br />
übertroffen. Im Vergleich zum Jahr<br />
2015 erhöhte sich die Anzahl der beförderten<br />
Standardcontainer insgesamt um<br />
rund 2,5 %.<br />
Während Transporte von beladenen<br />
Standardcontainern im Vergleichszeitraum<br />
um 5,4 % auf über 1,6 Mio. TEU<br />
anstiegen, nahmen jene von leeren Containern<br />
um 2,9 % auf rund 0,8 Mio. TEU<br />
ab. Der Anteil der Leercontainer an der<br />
Gesamtzahl der beförderten Standardcontainer<br />
reduzierte sich damit im Jahr<br />
2016 auf rund 32,9 %.<br />
Die Zunahme der beladenen Standardcontainer<br />
spiegelte sich bei der Tonnage<br />
wider: Sie erreichte ein Volumen<br />
von rund 17,8 Mio. t; im Vergleich zu<br />
2015 entsprach dies einem Anstieg um<br />
über 0,8 Mio. t bzw. 4,9 %.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 11
Schifffahrt<br />
Die Zahl der Binnenschifffahrts-Unternehmen geht kontinuierlich zurück<br />
Mit einem Anteil von rund 82 % im<br />
Jahr 2016 erfolgt der Großteil des Containerumschlags<br />
im Rheinstromgebiet.<br />
Mit deutlichem Abstand folgen das Weser-,<br />
Elbe- und Mittellandkanalgebiet sowie<br />
das westdeutsche Kanalgebiet.<br />
Foto: Jochen Bywaletz<br />
Insgesamt entfielen mit einer Verkehrsleistung<br />
von knapp 6,4 Mrd. tkm<br />
bzw. einer Beförderungsmenge von rund<br />
22,7 Mio. t rund 11,7 % der gesamten<br />
Verkehrsleistung bzw. 10,2 % des Gesamtaufkommens<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
auf den Containerverkehr. Eine<br />
Differenzierung der Containerverkehre<br />
nach Hauptverkehrsverbindungen ergibt<br />
ein eindeutiges Bild. Sowohl in Bezug auf<br />
die Beförderungsmenge als auch die Anzahl<br />
der Ladungsträger und der TEU wiesen<br />
im Jahr 2016 alle Hauptverkehrsverbindungen<br />
Zuwächse auf.<br />
Die höchsten prozentualen Steigerungen<br />
zeigten sich dabei beim Binnenverkehr<br />
und bei den Durchgangsverkehren.<br />
Letztere hatten im Jahr 2015 noch zweistellige<br />
prozentuale Rückgänge verbucht.<br />
Im grenzüberschreitenden Empfang und<br />
Versand hielten sich sowohl die Anzahl<br />
der beförderten Ladungsträger als auch<br />
der TEU annähernd die Waage.<br />
Die Beförderungsmenge im grenzüberschreitenden<br />
Versand überwog<br />
jene im grenzüberschreitenden Empfang<br />
weiterhin deutlich. Ursächlich ist<br />
der wesentlich höhere Anteil an beladenen<br />
Containern beim Versand ins Ausland<br />
gegenüber dem Empfang aus dem<br />
Ausland.<br />
Containerbeförderungen im Seehafen-Hinterlandverkehr<br />
erreichten ein<br />
Volumen von rund 2,3 Mio. TEU. Dies<br />
entsprach rund 94,4 % des gesamten<br />
Containeraufkommens auf den deutschen<br />
Wasserstraßen.<br />
Der Großteil entfiel auf Quell-/Zielverkehre<br />
zwischen Rotterdam und Antwerpen<br />
und dem deutschen Hinterland.<br />
Beide Westhäfen verzeichneten selbst Zuwächse<br />
beim Containerumschlag. Mit<br />
deutlichem Abstand folgten Verkehre<br />
zwischen Hamburg und dem deutschen<br />
Binnenland.<br />
Durchgangsverkehre fanden in der<br />
Hauptsache zwischen Rotterdam bzw.<br />
Antwerpen und Häfen in der Schweiz sowie<br />
Frankreich statt. Allein auf diese Re-<br />
3<br />
2,5<br />
2<br />
Containertransport nach Beladungszustand<br />
leer beladen<br />
2,38 2,39<br />
2,45<br />
2,19 2,21<br />
32% 31% 34% 35% 35%<br />
Anteile am Containerumschlag 2016<br />
Elbe, 5%<br />
Mio. TEU<br />
1,5<br />
Rheingebiet, 82%<br />
Weser, 6%<br />
1<br />
0,5<br />
68% 69% 66% 65% 67%<br />
Main-Donau, 4%<br />
Westdeutsches<br />
Kanalgebiet 3%<br />
0<br />
2012 2013 2014 2015 2016<br />
12 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
lationen entfielen im Jahr 2016 über 98 %<br />
des gesamten Durchgangsverkehrs über<br />
deutsche Wasserstraßen.<br />
Im Kombinierten Verkehr insgesamt<br />
sank die Zahl der transportierten<br />
Ladeeinheiten im Vergleich zum Vorjahr<br />
um 4,2% beziehungsweise knapp<br />
200.000 TEU auf rund 4 Mio. TEU, nachdem<br />
es bereits 2015 einen Rückgang von<br />
2,3% gegeben hatte. Maßgeblich waren<br />
vor allem Rückgänge im nationalen Seehafen-Hinterlandverkehr<br />
von 4,6% beziehungsweise<br />
mehr als 100.000 TEU.<br />
Negativ betroffen waren insbesondere<br />
Verkehre aus und nach Bayern. Verkehre<br />
zwischen den ARA-Häfen und ausländischen<br />
Regionen, die von Baumaßnahmen<br />
auf der Betuwe-Linie beeinträchtigt<br />
wurden, wiesen mit einem Rückgang von<br />
rund 100.000 TEU Aufkommensverluste<br />
in ähnlicher Größenordnung auf. Vor<br />
allem Transitverkehre mit Italien nahmen<br />
ab.<br />
Zwischen den ARA-Häfen und den<br />
Regionen in Deutschland reduzierte sich<br />
das Beförderungsaufkommen insgesamt<br />
um 6,1% auf 400.000 TEU. Die größten<br />
Verluste verbuchten dabei Quell- und<br />
Zielregionen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Einzig die Hinterlandverkehre der deutschen<br />
Seehäfen mit dem Ausland legten<br />
2016 insgesamt zu. Das Plus betrug<br />
hier rund 9,4% beziehungsweise knapp<br />
100.000 TEU.<br />
Der überwiegende Teil der Aufkommenssteigerungen<br />
entfiel auf Seehafen-<br />
Hinterlandverkehre zwischen Bremen<br />
beziehungsweise Hamburg und Österreich.<br />
Jenseits der umschlagstarken Containerhäfen<br />
der Nordrange rückten neben<br />
Wilhelmshaven zunehmend auch<br />
Alternativrouten über einige Mittelmeerhäfen<br />
ins Blickfeld von Hafengesellschaften<br />
und Operateuren.<br />
Ausgehend von einem geringen Niveau<br />
wurde 2016 das Angebot schienengebundener<br />
Landverkehre zwischen Europa<br />
und Asien deutlich ausgebaut. Hierzu<br />
trug unter anderem die Hanjin-Insolvenz<br />
bei. Darum fragten Verlader und Spediteure<br />
vor allem aus dem Automobilsegment<br />
verstärkt die vergleichsweise teurere,<br />
aber schnellere und zuverlässigere<br />
Landverbindung nach.<br />
Die Transportgeschwindigkeit im<br />
Landverkehr hatte sich zuletzt deutlich<br />
erhöht, so dass sich die Transportzeit<br />
nach China laut Marktteilnehmern – in<br />
Abhängigkeit von der gewählten Route<br />
und Start- beziehungsweise Zielorten –<br />
auf bis zu 15 Tage verkürzt hat.<br />
Nach der aktuellen gleitenden Mittelfristprognose<br />
für den Güter- und Personenverkehr<br />
werden für das laufende Jahr<br />
<strong>2017</strong> und auch auf mittelfristige Sicht Zuwächse<br />
des Güterverkehrs in Deutschland<br />
erwartet. Danach soll die Verkehrsleistung<br />
insgsamt um 1,5 % zulegen, die<br />
Beförderungsmenge um 1,2 %. Für den<br />
Zeitraum von 2018 bis 2020 wird von einem<br />
durchschnittlichen jährlichen Anstieg<br />
der Verkehrsleistung in Höhe von<br />
1,3 % und einem durchschnittlichen jährlichen<br />
Mengenwachstum in Höhe von<br />
0,5 % ausgegangen.<br />
Mit Verkehrsleistungssteigerungen in<br />
Höhe von 1,9 % im Jahr <strong>2017</strong> sowie jahresdurchschnittlichen<br />
1,4 % für den Zeitraum<br />
von 2018 bis 2020 fallen die Prognosen<br />
für den Straßengüterverkehr dabei<br />
am höchsten aus. Für die Binnenschifffahrt<br />
und den Schienengüterverkehr<br />
werden für das Jahr <strong>2017</strong> Leistungssteigerungen<br />
in Höhe von 0,9 % bzw. 1 % vorhergesagt,<br />
mittelfristig liegt der Zuwachs<br />
bei 0,7 % für die Wasserstraße und 1,1%<br />
für die Schiene.<br />
M<br />
Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Bundesamt<br />
für Güterverkehr, Centraal Bureau voor de Statistiek<br />
Foto: Viking River Cruises<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 13
Schifffahrt<br />
Verbesserte Technik<br />
verringert Schadenfälle<br />
Trotz der deutschlandweit sinkenden Zahlen im<br />
Frachtschifffahrtsbereich kann die Vereinigte Schiffs-<br />
Versicherung (VSV) auf einen seit Jahrzehnten<br />
nahezu konstant hohen Fahrzeugbestand<br />
verweisen. Zudem steigt die<br />
Gesamtversicherungssumme<br />
Von Thomas Wägener<br />
Die Schäden werden zwar weniger,<br />
jedoch steigen die Schadensummen<br />
Foto: Wasserschutzpolizei Oldenburg<br />
14 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
Nach Auskunft von Detlef Kohlmeier,<br />
Vorstandsvorsitzender der VSV,<br />
liegt die Anzahl der derzeit versicherten<br />
Schiffe bei etwa 800 Einheiten, etwa<br />
90% stammen aus Deutschland. Rund<br />
ein Drittel sind Frachtschiffe, ein Drittel<br />
Fahrgastschiffe und der übrige Teil sind<br />
Kleinfahrzeuge wie Schlepper, Schuten<br />
und Leichter. Abgänge durch Verkäufe<br />
oder Verschrottungen wurden durch<br />
den Gewinn neuer Kunden, insbesondere<br />
Fahrgastschiffe, mehr als kompensiert.<br />
Aktuell wurden im laufenden Jahr<br />
in beiden Bereichen leichte Zuwächse erzielt,<br />
sagt Kohlmeier.<br />
Neben der Anzahl versicherter Schiffe<br />
ist für den VSV-Vorstandsvorsitzenden<br />
die Summe der Versicherungsverträge<br />
insgesamt (einschl. der Nebenrisiken<br />
wie Maschine, Ausfall etc.) entscheidend.<br />
Diese hat sich bei der VSV allein seit<br />
2013 von 1.967 auf aktuell über 2.050 Verträge<br />
erhöht.<br />
In der Regel würde heute bei Güterschiffen<br />
im Durchschnitt ein Schaden<br />
pro Jahr gemeldet, sagt der Versicherungsexperte.<br />
Die Anzahl sei in den<br />
vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen.<br />
Dies hänge nicht nur mit<br />
der geringeren Zahl an Schiffen zusammen,<br />
sondern auch mit der verbesserten<br />
technischen Ausstattung<br />
der Einheiten und nicht zuletzt mit<br />
einer aufmerksameren Fahrweise<br />
der Schiffsführer. So habe die VSV vor<br />
30 Jahren noch etwa 2.000 Schäden pro<br />
Jahr abzuwickeln gehabt, bei der gleichen<br />
Anzahl an Schiffen, heute seien es knapp<br />
unter 400.<br />
Propellerschäden weit verbreitet<br />
Am häufigsten treten laut Kohlmeier<br />
Schäden am Propeller auf. Diese würden<br />
vor allem durch Holzstücke, Steine<br />
oder Grundberührungen verursacht.<br />
Von den Kosten hielten sich solche Reparaturen<br />
aber in Grenzen, die Spanne<br />
liegt dem Versicherungsexperten zufolge<br />
zwischen 3.000 und 5.000 €. Die Summe<br />
sei auch davon abhängig, ob Taucher<br />
benötigt würden oder zusätzlich noch<br />
Detlef Kohlmeier,<br />
Vorstandsvorsitzender der VSV<br />
Foto: Wägener<br />
eine Verschleppung notwendig sei. Sorgen<br />
bereiten dem Versicherungsexperten<br />
zufolge zunehmend Einbrüche und<br />
Vandalismusschäden, die teilweise einen<br />
hohen Kostenaufwand verursachen und<br />
wenige Chancen für eine erfolgreiche Regressnahme<br />
bieten. Die Täter werden selten<br />
gefasst oder können den angerichteten<br />
Schaden nicht bezahlen.<br />
Im Schadensfall würden die Kunden<br />
Hilfe von einem vertrauten und kom-<br />
Wenn’s eng wird, ist ein verlässlicher Partner gefragt<br />
• Kasko- und Haftpfl ichtversichungen (P&I)<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 15
Schifffahrt<br />
Explosionen und Brände verursachen hohe<br />
Schäden höchsten Schäden<br />
Foto: Christoph Reichwein<br />
petenten Ansprechpartner benötigen, so<br />
Kohlmeier, denn es gelte, verschiedene<br />
Dinge zu beachten, ein Call-Center wie<br />
oftmals im Pkw-Bereich ausreichend, helfe<br />
hier nicht weiter. Daher sei der Service<br />
neben dem Preis ein wesentlicher Faktor<br />
bei der Wahl der Versicherung.<br />
Für die VSV spricht aus seiner Sicht<br />
hier vor allem die eingespielte Mannschaft,<br />
die teilweise schon 20 Jahre bei der<br />
Versicherung tätig ist. Somit könnten die<br />
Kunden auch über Jahre eine wachsende<br />
Bindung zu den Mitarbeitern aufbauen.<br />
Zudem kommen die Sachverständigen<br />
der VSV allesamt aus der Schifffahrt.<br />
Deshalb würden sie sich zu 100% mit der<br />
Materie auskennen, einige seien sogar<br />
selber Patentinhaber. »Wenn ein Kunde<br />
anruft, kann er deshalb sicher sein, dass<br />
ihm auch weitergeholfen wird.«<br />
An den drei Standorten Hannover,<br />
Duisburg und Wörth am Main beschäftigt<br />
die VSV insgesamt 20 Mitarbeiter<br />
darunter vier Sachverständige, die im<br />
Typischer Versicherungsschutz<br />
Generell verfügt heute jedes deutsche Güterschiff über eine Standard<br />
Kasko- und Haftpflichtpolice. Zumeist würden Kunden auch eine Maschinenversicherung<br />
abschließen sowie die sogenannte Effektenversicherung,<br />
die etwa der Hausratsversicherung entspreche, geben die Versicherungen<br />
einen Einblick. Weitere Risiken – wie Ausfall (loss of hire),<br />
Elektronik etc. könnten auf Wunsch ergänzt werden, um das finanzielle<br />
Risiko des Partikuliers zu minimieren.<br />
Welche Versicherungen abgeschlossen werden hängt auch mit dem Finanzierungsmodell<br />
zusammen. Schiffsfinanzierenden Banken möchten<br />
ihre Hypotheken auf dem jeweiligen Markt abgesichert haben. Gründe<br />
hierfür sind neben Problemen mit der Sprache (schließlich sind Versicherungsbedingungen<br />
in der Regel sehr umfangreich und teilweise auch sehr<br />
kompliziert) auch eine gewisse Rechtssicherheit, denn ein Prozess mit<br />
einem ausländischen Versicherer vor einem ausländischen Gericht berge<br />
zusätzliche Risiken. Nicht zu vergessen die deutsche Rechts- und Finanzsaufsicht<br />
durch die BaFin, die jedem Kunden einer größeren deutschen<br />
Versicherung (ab 1 Mio.€ Beitragseinnahme) die Gewähr bietet, einen<br />
jederzeit liquiden und dem geltenden Recht (Stichwort Verbraucherschutz)<br />
verpflichteten Versicherer gewählt zu haben.<br />
Wird ein Schiff hingegen privat finanziert, lassen Reeder ihre Einheiten<br />
tendenziell gegen weniger Einflussfaktoren versichern, um Kosten zu<br />
sparen.<br />
Außendienst Schäden aufnehmen, begutachten<br />
und in Kontakt mit den Werften<br />
treten, Reparaturarbeiten und -zeiten<br />
absprechen und letztendlich auch die Abwicklung<br />
bis zur Bezahlung der Werftrechnung<br />
begleiten. Laut Kohlmeier können<br />
die VSV-Experten im Schadensfall in<br />
der Regel in maximal zwei Stunden bei<br />
den Kunden sein – und das 365 Tage im<br />
Jahr im 24/7-Service.<br />
Als Verein, der auf Gegenseitigkeit beruht,<br />
schüttet die VSV die eingefahrenen<br />
Überschüsse an die Mitglieder aus. Allein<br />
seit dem Jahr 2010 hat die Versicherung<br />
nach eigenen Angaben über 2 Mio.€<br />
an die Mitglieder zurückerstattet, im<br />
Durchschnitt um die 5% des Beitrages,<br />
sagt Kohlmeier. Auch in diesem sowie im<br />
kommenden Jahr werde das so sein, kündigt<br />
der Versicherungsexperte an.<br />
»Wir stehen bei den bei uns versicherten<br />
Schiffen zu 100% in der Deckung«,<br />
beschreibt Kohlmeier eine weitere Besonderheit<br />
der VSV. Bei anderen Versicherern,<br />
Assekuradeuren und Maklern<br />
könnten sich mehrere Versicherer<br />
auch ausländischer Herkunft einen Vertrag<br />
teilen, was zu Problemen sowohl bei<br />
der Schadenabwicklung als auch bei der<br />
Kommunikation führen kann.<br />
Als Neuheit gibt es bei der VSV seit<br />
diesem Jahr einen sechsköpfigen Beirat,<br />
der sich wie der Aufsichtsrat aus<br />
dem Kreis der Kunden zusammensetzt.<br />
Er soll sowohl den Vorstand als auch die<br />
Aufsichtsräte bei ihrer Arbeit unterstützen.<br />
»Damit sind wir breiter aufgestellt<br />
und können noch mehr auf die Bedürfnisse<br />
und Wünsche unserer Mitglieder<br />
eingehen«, bekräftigt der VSV-Vorstandsvorsitzende.<br />
M<br />
16 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
Flexibel und innovativ<br />
Die Allianz Esa erweitert ihre Versicherungs lö sungen für die Güter- und<br />
Fahrgastschifffahrt. Dabei steht das Kundeninteresse im Vordergrund<br />
Von Thomas Wägener<br />
Die Allianz Esa blickt auf ein erfolgreiches<br />
Jahr 2016 zurück. Auf Grund<br />
der hohen Kundenzufriedenheit konnten<br />
wir weitere Kunden hinzu gewinnen,<br />
sagt Stefan Franke, Prokurist und Mitglied<br />
der Geschäftsleitung bei der Allianz<br />
Esa. Im Heimatmarkt Deutschland<br />
ist man nach eigenen Angaben der größte<br />
Versicherer für die Binnenschifffahrt.<br />
Aber auch in Benelux, Österreich und der<br />
Schweiz sei man sehr prominent vertreten.<br />
Die Versicherten sind Franke zufolge<br />
in allen Bereichen der Binnenschifffahrt<br />
tätig, von der Fahrgast- und Flusskreuzschifffahrt<br />
bis hin zur Güterschifffahrt.<br />
Aber auch viele Nassbaggerschiffe und<br />
Arbeitsboote sind bei der Allianz Esa<br />
versichert.<br />
Die Anzahl als auch die Höhe der gemeldeten<br />
Schäden sind in den letzten drei<br />
Jahren in etwa konstant geblieben, so<br />
Franke. Die meisten Schäden seien nach<br />
wie vor auf Kollisionen, Grundberührungen<br />
und Anfahrungen zurückzuführen.<br />
Hohe Schadensummen entstünden<br />
zudem immer noch durch Steuerhausanfahrungen,<br />
aber auch Be- und Entladeschäden<br />
hätten beträchtliche Schäden<br />
zur Folge.<br />
Die meisten Schäden würden weiterhin<br />
aus menschlichen Fehlern resultieren.<br />
Franke beziffert die Zahl auf etwa<br />
70%. Die Gründe seien häufig unzureichende<br />
Kommunikation, so z.B. durch<br />
sprachliche Probleme. Nur etwa jeder<br />
zehnte Schaden werde indes durch einen<br />
Brand herbeigeführt, jeder zweite Schaden<br />
hätte technische Ursachen.<br />
Franke sieht in der Schadenprävention<br />
die wirksamste Möglichkeit, um Unfällen<br />
von vornherein vorzubeugen, denn<br />
neben den Reparaturkosten entstünden<br />
dem Binnenschiffer insbesondere durch<br />
Ausfallzeiten enorme Kosten. Damit es<br />
erst gar nicht dazu kommt, wurden tech-<br />
Zahl der Berufsschiffe bleibt rückläufig<br />
Im Trockengüterbereich prognostizieren die Versicherungsexperten für<br />
die kommenden vier bis fünf Jahre eine weiter leicht sinkende Zahl der<br />
Einheiten für Deutschland, wenngleich sie davon ausgeht, den eigenen<br />
Schiffsbestand halten zu können. Als Hauptgrund wird die Altersstruktur<br />
der Schiffsführer und die Nachwuchsproblematik genannt. Die Zahl<br />
ausscheidender Schiffsführer könne derzeit nicht von jüngeren ersetzt<br />
werden, heißt es. Im Fahrgastschiffereich exklusive der Flusskreuzfahrtschiffe<br />
sind die Zahlen hingegen relativ konstant. Hier sei der Markt allerdings<br />
inzwischen auch gesättigt, sodass nicht von einem Boom wie<br />
noch zum Ende der 1990er-Jahren und zu Beginn des vergangenen<br />
Jahrzehntes ausgegangen wird. Es würden zwar auch hier immer mal<br />
wieder Neubauten hinzukommen, die aber zumeist an die Stelle ältere<br />
Schiffe träten.<br />
Die Entwicklung des Versicherungsbedarfs wird nach Ansicht der Anbieter<br />
auch künftig vom Markt bestimmt werden, sodass auch für Abgasreinigungsanlagen<br />
und LNG-Antriebe Versicherungsschutz benötigt wird.<br />
Heute gibt es zwar nur wenige Schiffe, die damit fahren, in Zukunft<br />
werde sich deren Zahl aber erhöhen, glauben die Versicherer.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 17
Schifffahrt<br />
Erhöhung der Haftungssummen<br />
Die Erhöhung der Haftungssummen in der Fahrgastschifffahrt<br />
steht seit Jahren im Raum. Das CLNI 1988 wird voraussichtlich<br />
von Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg<br />
mit Wirkung zum 30. Juni 2018 gekündigt. Durch<br />
die Kündigung erlischt das CLNI zum 1. Juli 2019 und das<br />
CLNI 2012 kann damit zum 1. Juli 2019 in Kraft treten.<br />
Damit verbunden sind wesentliche Erhöhungen der Haftungssummen,<br />
so z.B. eine Verdoppelung der Haftungssummen<br />
für Personen- und Sachschäden als auch enorme Erhöhungen<br />
der Haftungssummen für Reisende (Passagiere). Die<br />
Haftung für Passagierschäden sollen auf 100.000 SZR je<br />
Passagier angehoben werden. Dies bedeutet z.B. für ein<br />
Fahrgastschiff welches 500 Passagiere befördern darf alleinig<br />
für die Passagier-Schadenhaftung eine Haftungssumme von<br />
etwa € 60 Mio. (aktueller Umrechnungskurs etwa €1,20).<br />
Foto: Allianz Esa<br />
Foto: Felix Selzer<br />
nische Lösungen entwickelt, um Kollisionen<br />
oder Brückenhausanfahrungen zu<br />
vermeiden. Diese würden in der Branche<br />
mittlerweile auch zunehmend eingesetzt,<br />
was die Schadenhäufigkeit reduziere,<br />
sagt Franke.<br />
Die Allianz Esa biete für jeden Schiffstyp<br />
das passende Versicherungskonzept.<br />
So gibt es spezielle Versicherungslösungen<br />
sowohl für die Güterschifffahrt als<br />
auch für die Fahrgastschifffahrt. Die Lösungen<br />
würden zudem stetig weiterentwickelt,<br />
betont Franke. Beispielsweise<br />
werde für die Güterschifffahrt Versicherungsschutz<br />
für Be- und Entladeschäden<br />
angeboten und in der Maschinenversicherung<br />
könnten die Kunden zudem im<br />
Totalschadensfall eine Mindestentschädigung<br />
von bis zu 50% des Neuwertes<br />
wählen.<br />
Für Fahrgastschiffe umfasst die Ausfallversicherung<br />
der Allianz Esa nach<br />
Angaben Frankes auch Ausfälle infolge<br />
Hoch- und Niedrigwasser oder behördlichen<br />
Schifffahrtssperren. Die Höhe der<br />
Entschädigung könne dabei individuell<br />
sowohl für die alltäglichen Fahrten aber<br />
auch für Sonderfahrten, wie z.B. Silvester<br />
oder Feuerwerke gestaltet werden.<br />
Als einziger deutscher Versicherer biete<br />
man eine Haftpflichtversicherung<br />
(TuH-Versicherung) für die Binnenschifffahrt<br />
mit Deckungssummen von bis zu<br />
75 Mio. €. »Damit stellen wir ausreichende<br />
Deckungssummen für etwa 90% aller<br />
in Deutschland registrierten Binnenschiffe<br />
zur Verfügung«, so Franke weiter: lediglich<br />
Tankmotorschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe<br />
benötigten höhere Deckungssummen.<br />
Tritt ein Schaden auf, würden die<br />
Kunden in erster Linie einen verlässlichen<br />
und partnerschaftlichen Umgang erwarten.<br />
Und darauf hätten sie auch einen Anspruch,<br />
betont Franke. Dabei sei es wichtig<br />
Stefan Franke,<br />
Prokurist und Mitglied der<br />
Geschäftsleitung bei der Allianz Esa<br />
rund um die Uhr erreichbar zu sein. Dafür<br />
habe die Allianz Esa eine Schadenhotline<br />
eingerichtet, bei der die Experten zu<br />
jeder Tageszeit an 365 Tagen erreichbar<br />
seien. »Und mit unseren Spezialagenturen<br />
für die gewerbliche Binnenschifffahrt<br />
sind wir deutschlandweit präsent«, hebt<br />
Franke hervor. So habe der Binnenschiffer<br />
einen Ansprechpartner ganz in seiner<br />
Nähe. Nicht zuletzt suche man im offenen<br />
und konstruktiven Austausch mit den<br />
Kunden die besten Lösungen, um die gemeinsamen<br />
Herausforderungen bestmöglich<br />
bewältigen zu können. Dies werde von<br />
den Kunden sehr geschätzt, bekräftigt der<br />
Versicherungsexperte, denn dies sei nicht<br />
selbstverständlich.<br />
M<br />
OTTO MAURER ASSEKURANZMAKLER<br />
Schadenshöhe nimmt zu<br />
Im Unterschied zu den beiden großen<br />
deutschen Versicherungen Allianz Esa<br />
und Vereinigte Schiffs-Versicherung<br />
(VSV) sind beim Versicherungsmakler<br />
Otto Maurer Assekuranzmakler mehr<br />
ausländische Kunden versichert. Nach<br />
Angaben des Unternehmens liegt ihre<br />
Zahl bei etwa 30% gegenüber 70% bei<br />
den einheimischen Unternehmen. Über<br />
die absolute Zahl wollte Otto Maurer indes<br />
keine Angaben machen.<br />
Die Kunden sind hauptsächlich in der<br />
Tank- und Frachtschifffahrt tätig. Partikuliere<br />
und Reedereien zählen ebenso zu den<br />
Versicherten wie Wasserbauunternehmen<br />
und deren entsprechendes schwimmendes<br />
Equipment. Zu denen am häufigsten<br />
gemeldeten Schäden gehören Propellerschäden<br />
und solche, die durch Grundberührungen,<br />
Anfahrungen und Kollisionen<br />
hervorgerufen werden. Auch Schäden<br />
an technischen Einrichtungen wie etwa<br />
der Maschine zählen dazu. Analog zu den<br />
übrigen Versicherungen stellt auch Otto<br />
Maurer Assekuranzmakler fest, dass die<br />
Zahl der Schäden zwar rückläufig sind,<br />
die Schadenssumme hingegen ansteigen.<br />
Flusskasko-Versicherungen, TuH und<br />
P&I-Versicherungen, Maschinenbruchund<br />
Elektronik-Versicherungen würden<br />
die Kunden am meisten nachfragen, so<br />
Otto Maurer Assekuranzmakler. Nicht<br />
selten gebe es individuelle Vereinbarungen<br />
und versicherungstechnische Lösungen.<br />
Dies seien in erster Linie Ergänzungen<br />
zu den bestehenden, speziellen<br />
Versicherungskonzepten.<br />
Der Versicherungsmakler bietet nach<br />
eigenen Angaben vollumfängliche Betreuung<br />
von der Vertragsgestaltung bis<br />
zur Schadenabwicklung. Man blicke auf<br />
eine positive Entwicklung zurück und sei<br />
auch für die Zukunft sehr zuversichtlich.<br />
Das 1989 gegründete Unternehmen gehört<br />
zum Firmenverband Hülskens. An<br />
den beiden Standorten in Duisburg und<br />
Berlin sind insgesamt 25 Beschäftigte in<br />
den Bereichen Baustoffndustrie, Wasserbau<br />
und Binnenschifffahrt tätig. In der<br />
Sparte Binnenschifffahrt sind derzeit drei<br />
Mitarbeiter langjährig beschäftigt. M<br />
18 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
NEUES ANGEBOT VON PANTAENIUS<br />
Rundum sorglos auf dem Hausboot<br />
Immer mehr der sogenannten Floating<br />
Homes finden sich auf städtischen<br />
Wasserflächen. Doch bei aller Romantik<br />
braucht es auch dafür einen ausreichenden,<br />
oft maßgeschneiderten Versicherungsschutz.<br />
»Wir haben da ein Rundum-sorglos-Paket<br />
geschnürt«, berichtet<br />
Lars Töppner.<br />
Die neue Versicherung von Pantaenius<br />
schließt nicht nur Hausboote und Floating<br />
Homes selbst, sondern auch Pontonanlagen,<br />
Dalben, Verankerungen und<br />
natürlich jeglichen Hausrat sowie Gebäudebestandteile<br />
des schwimmenden Zuhauses<br />
ein. Dazu gehören zum Beispiel<br />
auch Beiboote, Hof- und Gehsteigbefestigungen<br />
sowie Wohnterrassen.<br />
Abgesichert sind zudem die Verschleppung<br />
zur Revisions- oder Bauwerft und<br />
der Schutz bei Mietausfall – das alles<br />
ohne Selbstbeteiligung. Versichert ist<br />
der ortsübliche Neubauwert inklusive<br />
Nebenkosten.<br />
In einem engen Markt mit einer begrenzten<br />
Anzahl von Anbietern gehe es<br />
darum, Angebote speziell auf die Bedürfnisse<br />
der Kunden abzustimmen und sie<br />
verlässlich und langfristig zu begleiten.<br />
Bei den Hausbooten hat Pantaenius eine<br />
erfolgversprechende Nische entdeckt.<br />
Der Hamburger Versicherungsmakler<br />
existiert bereits seit knapp 120 Jahren<br />
vom namensgebenden Firmengründer<br />
Johann C. Pantaenius. »Unsere Stärke ist<br />
der Service«, sagt Töppner. Neben dem<br />
Hauptsitz in Hamburg betreibt Pantaenius<br />
weitere Niederlassungen in Düsseldorf,<br />
München und Nürnberg, über das<br />
Yacht-Netzwerk ist das Unternehmen<br />
darüber hinaus in Europa, Nordamerika<br />
und Australien präsent.<br />
Für die gewerbliche Schifffahrt werden<br />
alle gängigen Versicherungen, von<br />
der Flusskasko über die Maschinenversicherung<br />
oder die Loss of Hire bis hin<br />
zur Transport- und Haftpflichtversicherung<br />
(P&I) angeboten. Zu den Kunden<br />
zählen die Fahrgastschifffahrt, Wasserbauunternehmen,<br />
Reedereien und Partikuliere,<br />
aber auch Zulieferer. Bei Pantaenius<br />
können die Schiffseigner auch gern<br />
ihre privaten Versicherungen abschließen.<br />
Als Makler nutzen die Hamburger<br />
die Angebote des Marktes, also der reinen<br />
Versicherungen, und schnüren daraus<br />
spezielle Pakete. Noch eine Besonderheit:<br />
»Bei uns sind die Abteilungen für<br />
Vertrags- und Schadensabwicklung nicht<br />
getrennt«, betont Töppner. Egal, worum<br />
es gehe oder was passiert sei, der Kunde<br />
habe immer einen festen Ansprechpartner<br />
unter der gleichen Telefonnummer. «<br />
Es gebe seit Jahrzehnten bewährte Produkte<br />
und Kombinationen. »Aber auch<br />
wir müssen uns natürlich ständig weiterentwickeln«,<br />
sagt Töppner. Der neu eingeführte<br />
Versicherungsschutz für Hausboote<br />
gehört dazu.<br />
KF<br />
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Schifffahrt<br />
Bank für Schiffahrt auf Wachstumskurs<br />
Nach dem erfolgreichen Jahr 2016 bleibt die Bank für Schiffahrt (BfS) auf Wachstumskurs.<br />
Die Nachfrage nach Krediten wächst bislang stärker als erwartet und liegt über den<br />
Prognosen. Mittelfristig wird sich das Portfolio allerdings ändern<br />
Von Krischan Förster<br />
Eher zurückhaltend hatte der Vorstand<br />
der Ostfriesischen Volksbank (OVB)<br />
einschließlich der Bank für Schiffahrt<br />
(BfS) zunächst die Aussichten für das<br />
Geschäftsjahr <strong>2017</strong> beurteilt. Ein »moderates<br />
Wachstum« war angepeilt worden.<br />
Zum einen, weil die Geschäftszahlen<br />
des Vorjahres bereits ausgesprochen<br />
gut gewesen waren. Zum anderen, weil<br />
die wirtschaftliche Situation der Branche<br />
und damit die Nachfrage nach Finanzierungen<br />
nicht gerade verheißungsvoll angesehen<br />
wurden.<br />
»Wir wurden eines Bessern belehrt«, sagt<br />
OVB-Vorstandschef Holger Franz im Gespräch<br />
mit der »Binnenschifffahrt«. Denn<br />
die Halbjahres-Bilanz fällt erneut sehr erfreulich<br />
aus. Das Plus in der Kreditsumme<br />
liegt gegenüber dem Vorjahr derzeit bei<br />
etwa 6 bis 7%. »Wir haben überraschend<br />
viele Anträge auf den Tisch bekommen.«<br />
Es sind derzeit nicht mehr viele Banken<br />
als Finanzierer auf dem Markt aktiv, die<br />
BfS ist dabei unumstrittener Platzhirsch,<br />
also auch ein viel besuchter Ansprechpartner,<br />
wenn es um Schiffsprojekte geht.<br />
Die Kundenstruktur habe sich allerdings<br />
über die Jahrzehnte geändert, berichtet<br />
Franz. Noch immer seien Partikuliere<br />
»hoch geschätzt«, doch vermehrt geben<br />
große Reedereien oder Logistiker Neubauten<br />
in Auftrag.<br />
54%<br />
Portfolio der BfS<br />
Tanker<br />
13%<br />
Trockenschiffe<br />
Reedereien / Befrachter<br />
Fahrgastschiffe<br />
Sonstige<br />
13%<br />
12%<br />
8%<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Kreditvolumen der Bank für Schifffahrt<br />
in Mio. €<br />
Kreditvolumen der Bank für Schifffahrt<br />
Schiffahrt<br />
in Mio. €<br />
154<br />
167 171<br />
Wie etwa die Reederei Jaegers, die im<br />
Frühjahr mit den 2.200-Tonnern »Gitte«<br />
und »Louisa« gleich zwei neue Tanker<br />
in Duisburg getauft und in Dienst<br />
gestellt hat – finanziert von der BfS. Reedereichef<br />
Klaus Valentin liefert seinerzeit<br />
noch zwei andere Gründe für die Investition:<br />
Der Entschluss sei durch die niedrigen<br />
Stahlpreise und das niedrige Zinsniveau<br />
erleichtert worden.<br />
Bei der BfS sieht man allerdings einer<br />
Trendwende entgegen: Nachdem die Finanzierung<br />
jahrelang vor allem vom Tankersegment<br />
geprägt worden sei, nehme<br />
die Nachfrage nach moderner Tonnage<br />
durch die vorgeschriebene Umstellung<br />
auf die Doppelhülle immer weiter ab. Die<br />
Bank verzeichnet hohe Tilgungen und damit<br />
ein Abschmelzen des Portfolios.<br />
Dafür zieht jedoch das Interesse aus<br />
der Trockenschifffahrt wieder an. Dies<br />
sei bereits im vergangenen Jahr zu beobachten<br />
gewesen, »und wir rechnen damit,<br />
dass der Trend anhält«, sagt Franz. Nach<br />
und nach würden sich auch das Kreditportfolio<br />
verändern. Die Bank erwarte<br />
aufgrund hoher Tilgungen langfristig<br />
ein Abschmelzen des Tanker-Portfolios.<br />
Die BfS fühlt sich für weiteres Wachstum<br />
gerüstet und stockt ihr Personal auf.<br />
In Hannover, einem der drei Standorte<br />
192<br />
209<br />
2012 2013 2014 2015 2016 <strong>2017</strong><br />
222<br />
neben Duisburg und Berlin, sei eine weitere<br />
Stelle geschaffen worden. »Wir haben<br />
ein gutes Team und die richtige Expertise<br />
– und viel Freude an der Binnenschifffahrt«,<br />
sagt Franz.<br />
M<br />
Quelle: BfS<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 21
Schifffahrt<br />
Längere Schleusenzeiten an Saale ertrotzt<br />
Auf der Saale oberhalb von Halle-Trotha und weiter bis zur Unstrut sind etwa fünfzehn<br />
Fahrgastschiffe im Einsatz, die von Mai bis Oktober gute Geschäfte machen. Eine wichtige<br />
Einnahmequelle sind Abendfahrten, für die jedoch längere Schleusenzeiten nötig sind<br />
Von Christian Knoll<br />
Schiffswerft Hermann<br />
Barthel GmbH<br />
V.l.: Rüdiger Ruwolt, Schiffseigner und Kapitän des Fahrgastschiffs »Händel II«, Manfred Sprinzek,<br />
Pressesprecher des VHdS, und Detlef Furchheim, Schiffseigner und Kapitän der »Capt‘n Fu« sind mit<br />
den längeren Öffnungszeiten der Schleusen weiter gut im Geschäft<br />
Von Mai bis Oktober sind Abendfahrten<br />
mit Sonnenuntergängen<br />
sehr gefragt. Umso verwunderter waren<br />
die Saaleschiffer, als die Wasserund<br />
Schifffahrtsverwaltung (WSV)<br />
im Frühjahr die Schleusenzeiten zwischen<br />
dem 1. Mai und dem 15. Oktober<br />
für dieses Jahr nur von 9.30 Uhr bis<br />
19.00 Uhr festlegte, was Abendfahrten<br />
unmöglich machen und Ertragsausfälle<br />
mit sich bringen würde. Mit Unterstützung<br />
des Vereins zur Hebung der Saaleschiffahrt<br />
(VHdS), des Saalebündnisses<br />
sowie der Stadtverwaltungen von Halle/Saale,<br />
Merseburg und Leuna, in deren<br />
Gebieten auch die Fahrgastschiffe<br />
unterwegs sind, wurde Protest eingelegt.<br />
Reeder Rüdiger Ruwolt wollte die<br />
beschränkten Öffnungszeiten nicht hinnehmen.<br />
»In den Jahren zuvor konnten<br />
wir doch auch Abendfahrten anbieten,<br />
was für uns alle vorteilhaft war«, erinnert<br />
er sich. Man wollte daher nicht einsehen,<br />
gerade in der Urlaubszeit, in der<br />
das Interesse an solchen Angeboten am<br />
größten sei, in diesem Jahr darauf verzichten<br />
zu müssen.<br />
Das WSA Magdeburg habe die Forderungen<br />
akzeptiert und beschlossen, dass<br />
die Schiffe in der Region Halle-Merseburg<br />
auch abends die Schleusen gegen entsprechende<br />
Gebühren nutzen könnten. Man<br />
habe erwirkt, dass von Halle nach Wettin<br />
oder bis Calbe/Saale die Schleusen<br />
von 7 bis 19 Uhr und an Wochenenden<br />
Die Werft ist<br />
Schweißbetrieb im<br />
Schiffbau mit Zulassung<br />
durch den<br />
Germanischen Lloyd<br />
Wir leisten für Sie:<br />
• Instandsetzung von Binnenschiffen und technischen Fahrzeugen<br />
• Konstruktion und Neubau bis 60 m Länge,<br />
Slipkapazität bis 60 m Länge und 600 t Eigengewicht<br />
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Schiffswerft Hermann Barthel GmbH<br />
Hauptstraße 123 • 39317 Derben/Elbe<br />
Tel.: (03 93 49) 2 58 • Fax: (03 93 49) 5 18 95 • www.barthelwerft.de<br />
E-Mail: info@barthel-werft.de<br />
bis 21 Uhr zur Verfügung stünden. Dies<br />
sei ein Teilerfolg mit dem man leben könne,<br />
so Ruwolt.<br />
Er machte darauf aufmerksam, dass<br />
es gerade in dieser Zeit für die Fahrgastunternehmen<br />
lukrativ sei, Familien und<br />
Unternehmen ihre Schiffe mit Catering<br />
für private oder geschäftliche Feiern anzubieten.<br />
Dies werde auch eifrig genutzt,<br />
was das Geschäft verbessere. Das solle bis<br />
zum Saisonende Mitte Oktober gewährleistet<br />
werden. Rowolt hoff aber darauf,<br />
dass auch für die folgenden Saisons eine<br />
grundlegende Regelung zum Nutzen der<br />
Saalefahrgastschiffer getroffen werde.<br />
Die erweiterten Schleusenzeiten, so<br />
hieß es, kämen auch dem privaten Wassertourismus<br />
zugute. So seien die Schleusen<br />
in Planena und an der Rischmühle<br />
in Merseburg seit längerem im Selbstbedienungsmodus<br />
nutzbar. Lediglich<br />
die Schleuse Meuschau wird weiterhin<br />
durch Schleusenpersonal von Freitag bis<br />
Foto: Lutz Winkler<br />
22 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schifffahrt<br />
Sonntag bedient. Für Schleusungsbedarf<br />
von Montag bis Donnerstag sei eine Voranmeldung<br />
von zwei Tagen vor dem gewünschten<br />
Termin erforderlich gewesen.<br />
»Auch das ist nun anders«, teilte der Außenbezirk<br />
5 des WSA Magdeburg mit Sitz<br />
in Merseburg mit. »Wir habe es jetzt so<br />
geregelt, dass auch an diesen Tagen jeweils<br />
von 9.30 Uhr bis 19 Uhr<br />
jemand an der Schleuse Meuschau<br />
anwesend ist und sie<br />
bedient, wenn Wassertouristen<br />
das wünschen, womit<br />
die zweitägige Voranmeldung<br />
entfällt.« Von den Uhrzeiten<br />
her habe man sich von<br />
den Langzeiterfahrungen leiten<br />
lassen, sodass es hier keine<br />
Probleme mehr gäbe.<br />
Auch die Sportbootanbieter<br />
nahmen diese Regelung wohlwollend<br />
zur Kenntnis: Thomas<br />
Schade von Bootsverleih<br />
Halle/Saale sagte: »Für unsere<br />
kleinen Boote spielt das zwar nicht die<br />
große Rolle, weil wir die Paddler, die in<br />
Merseburg starten, unterhalb der Schleuse<br />
Meuschau ins Wasser setzen, von wo sie<br />
dann die Saale talwärts fahren können.«<br />
Aber es sei auf alle Fälle positiv für alle,<br />
die weiter oben einsetzen und insgesamt<br />
für die wassertouristische Nutzung der<br />
Saale. »Besonders jetzt in der Ferienzeit ist<br />
auch wochentags bei uns richtig was los.«<br />
Nach Angaben von Drago Boch, Pressesprecher<br />
der Stadt Halle/Saale, will<br />
auch die Stadt Halle/Saale die Wassertouristik<br />
weiter befördern. »Dabei geht<br />
es uns besonders um die Wilde Saale, die<br />
vom Schifffahrtsweg Saale abgekoppelt<br />
verläuft.« Sie solle künftig auch für die<br />
Paddler freigegeben werden. Die Stadtverwaltung<br />
habe für die einzelnen Vegetationsbereiche<br />
bereits die erforderlichen<br />
Rückschnittsbereiche an den Ufern<br />
erfasst, um Totholz zu entfernen und eine<br />
Fahrgasse für die kleinen Boote zu gewährleisten.<br />
Nach Abschluss der Uferbeschnittarbeiten<br />
soll die Freigabe im Frühjahr<br />
2018 erfolgen.<br />
VHdS-Sprecher Manfred Sprinzek<br />
machte allerdings darauf aufmerksam,<br />
dass die Verbesserung der Schifffahrtsbedingungen<br />
der Saale durch die deutsche<br />
Verkehrspolitik bereits seit der deutschen<br />
Einheit sehr vernachlässigt wurde.<br />
Mit der Aufnahme der Saale in den<br />
Bundesverkehrswegeplan (BVWP) bis<br />
2030 waren die Freude und die Erleichterung<br />
bei den Akteuren des Saale-Bündnisses<br />
groß. Die diffusen und inakzeptablen<br />
Pläne des Bundes, die Saale zu einer<br />
Restwasserstraße zu degradieren, waren<br />
damit vom Tisch. Die Saale bleibt bis<br />
2030 Bundeswasserstraße, und der Bau<br />
des für die Binnenschifffahrt so wichtigen<br />
Saalekanals ist ebenfalls schwarz auf<br />
weiß niedergeschrieben. Der Bund will<br />
zur Unterhaltung der Bundeswasserstraße<br />
Saale in den kommenden Jahren<br />
Das Fahrgastschiff »Händel II« voll besetzt auf der Saale in Halle<br />
einen zweistelligen Millionenbetrag in<br />
die Sanierung und den teilweisen Neubau<br />
der fünf Großschleusen am Unterlauf<br />
der Wasserstraße stecken. Im März<br />
<strong>2017</strong> wurde bereits die Schleuse Calbe saniert,<br />
die Schleusen Bernburg und Alsleben,<br />
1938 offziell in Betrieb genommen,<br />
werden 2018 folgen.<br />
Der Saaleverein will sich gemeinsam<br />
mit dem Saale-Bündnis um die Verbesserung<br />
des Tourismus auf der Saale bemühen,<br />
ohne dabei den alleinigen Blick<br />
auf die Saale zu richten, sondern sich<br />
auch mit allen Erfahrungen dem Flusssystem<br />
Elbe-Saale im Ganzen widmen.<br />
»Wir werden uns am Dialog aller Akteure<br />
beteiligen und uns einbringen«,<br />
kündigt Sprinzek an. Im Hinterkopf hat<br />
man beim Saale-Bündnis natürlich weiterhin<br />
den Saale-Kanal als Lückenschließer,<br />
denn wenn die<br />
Elbe im Rahmen des Gesamtkonzeptes<br />
Elbe ertüchtigt<br />
wird, liegt auch der Saaleausbau<br />
samt künstlicher Wasserstraße<br />
auf der Hand. »Das<br />
eine würde faktisch das andere<br />
bedingen. Wir haben es<br />
ja mit einem Flusssystem zu<br />
tun, das wie ein Netz funktioniert.<br />
Da kann man nicht an<br />
der Mündung einen Schlussstrich<br />
ziehen.«<br />
Sachsen-Anhalts Verkehrsstaatsekretär<br />
Sebastian Putz<br />
betonte auf der Veranstaltung zur Zukunft<br />
des ostdeutschen Güterverkehrs<br />
von VDV und BÖB am Mitte März dieses<br />
Jahres, dass mit dem verabschiedeten<br />
Gesamtkonzept Elbe für die Binnenschifffahrt<br />
die Weichen in die richtige<br />
Richtung gestellt wurden. Aber an der<br />
Saale-Mündung fehle immer noch der<br />
Lückenschluss, der durch den Saale-Seitenkanal<br />
geschaffen werden müsse, um<br />
das Potenzial von 2,5 Mio. t zu heben. M<br />
Foto: Ruwolt<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 23
Schiffstechnik<br />
Vahali baut neuen Cruiser<br />
Fotos: Nicko Cruises<br />
Die Flotte von Nicko Cruises wächst weiter. Nun<br />
hat die Kreuzfahrtreederei ein Flussschiff im Bau,<br />
das ganz neue Kundensegmente erschließen soll<br />
Foto<br />
Der Name der neuen Einheit der Stuttgarter<br />
lautet »nickoVISION«. Das<br />
neue Schiff vom Typ »nicko modern« soll<br />
Platz für 220 Passagiere bieten, für Gästebetreuung<br />
und Schiffsbetrieb sorgen<br />
54 Besatzungsmitglieder. Die »nickoVI-<br />
SION« wird 135 m lang und 11,45 m breit<br />
bei einem Tiefgang von 2,10 m. Gebaut<br />
und bereedert wird der neue Flusskreuzer<br />
von der Schweizer Reederei Scylla, die<br />
die »nickoVISION« wie alle ihre Schiffe<br />
von Vahali Shipyards bauen lässt.<br />
Auf der Vahali-Werft in Serbien entsteht<br />
derzeit der Kasko. Anschließend<br />
geht es zum Ausbau in die Niederlande<br />
zur Scheepswerf En Machinefabriek Vahali<br />
an der Waal.<br />
Mit innovativem Design und einem<br />
»völlig neuen An-Bord-Konzept« soll<br />
der Neubau ab Juli 2018 einen neuen<br />
Schiffsklimatechnik<br />
Kälteanlagen<br />
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Standard auf dem Fluss bieten.<br />
»Ein Schiff für alle, die<br />
Flusskreuzfahrten bisher ›angestaubt‹<br />
fanden«, bewirbt das<br />
Unternehmen das neue Konzept.<br />
Von außen fallen an dem Flusskreuzer<br />
die großen Glasflächen und<br />
die markante Linienführung auf. Im<br />
Inneren soll sich im lichtdurchströmten,<br />
edlen Interieur die Modernität und<br />
Leichtigkeit des Gesamtkonzepts ausdrücken.<br />
Helle Farben und modernes Design<br />
mit optimaler Raumnutzung – der Ausgestaltung<br />
der 14 m² großen Kabinen<br />
wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt.<br />
Das Ergebnis werde einem First-<br />
Class-Hotelzimmer in nichts nachstehen,<br />
so die Reederei. Auf Mittel- und Oberdeck<br />
sorgen die französischen Balkone<br />
(bodentiefe Panoramafenster) für beste<br />
Aussichten. Im Badezimmer finden Sie<br />
bequeme Ablageflächen, für Ihre Garderobe<br />
ist im Kleiderschrank natürlich ausreichend<br />
Platz.<br />
Ab Juli 2018 wird Nicko Cruises die<br />
»nickoVISION« vom Heimathafen Köln<br />
aus auf ein- und zweiwöchigen Donau-<br />
Routen einsetzen. Die Taufreise von<br />
Frankfurt nach Passau wird vom 25. Juni<br />
bis 2. Juli 2018 stattfinden. Edelweiss Gastro<br />
wird die »nickoVISION« hotelfachlich<br />
betreiben.<br />
Ab 2018 setzt Nicko Cruises außerdem<br />
auf dem Rhein ein weiteres Schiff ein.<br />
Wegen der ständig steigenden Nachfrage<br />
haben die Stuttgarter dann fünf Schiffe<br />
auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen<br />
im Einsatz. Neu in die Flotte kommt die<br />
»Rhein Symphonie«, ein Schwesterschiff<br />
der »Rhein Melodie« und ehemals als<br />
»Viking Helvetia« für Viking River Cruises<br />
unterwegs. Das Schiff wurde 2002 in<br />
Dienst gestellt, bietet Platz für 198 Passagiere<br />
und verkehrt seit zwei Jahren für<br />
Nicko Cruises.<br />
fs<br />
24 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
MV Werften liefern »Crystal Bach« ab<br />
Die MV Werften in Wismar haben heute das Flusskreuzfahrtschiff »Crystal Bach« an die<br />
US-Reederei Crystal River Cruises übergeben. Es ist das erste von vier baugleichen Schiffen<br />
Das 135 m lange und 11,4 m breite<br />
6-Sterne-Schiff wurde speziell für<br />
Flusskreuzfahrten durch Europa konzipiert.<br />
Bis zu 106 Passagiere werden in<br />
55 Balkonsuiten entlang des Rheins, der<br />
Donau und des Mains reisen. Die Mehrheit<br />
der öffentlichen Bereiche verfügt<br />
über deckenhohe Glaswände, die einen<br />
spektakulären Blick auf die Umgebung<br />
gewähren und an das Design von Privatyachten<br />
angelehnt sind.<br />
Das Schiff verfüge darüber hinaus über<br />
alle Ausstattungen, für die die Marke<br />
Crystal bekannt ist: Dazu gehören drei<br />
Gourmet-Restaurants, ein geräumiger<br />
Spa- und Fitnessbereich inklusive eines<br />
Pools mit Gegenstromanlage, Elektrofahrräder,<br />
eine Piano-Bar, ein Bistro<br />
sowie zahlreiche weitere Einrichtungen.<br />
»Wir übergeben heute stolz dieses exklusive<br />
Schiff«, sagte Jarmo Laakso während<br />
der Übergabezeremonie.<br />
Damit ist das erste Neubauprojekt unter<br />
der Flagge der MV Werften erfolgreich<br />
abgeschlossen. Es wurden Navigations-<br />
und Sicherheitsstandards hochseetauglicher<br />
Schiffe auf die Flusskreuzfahrtflotte<br />
von Crystal übertragen. Dazu zählen<br />
Ruderpropeller für eine optimale Manövrierbarkeit<br />
und einen hochmodernen<br />
Steuerstand.<br />
Die Ablieferung der »Crystal Mahler«,<br />
dem zweiten Schiff der Serie, findet in einigen<br />
Wochen statt. Die Nummern drei<br />
und vier der sogenannten Rhein-Klasse,<br />
»Crystal Debussy« und »Crystal Ravel«,<br />
sind seit Januar im Bau. Die Doppel-<br />
Kiellegung erfolgte Ende Mai, Abgabe an<br />
Crystal River Cruises ist in 2018.<br />
Das Bauprogramm umfasst insgesamt<br />
neun Schiffe für die nächsten fünf Jahre:<br />
Neben vier Flusskreuzfahrtschiffen werden<br />
drei »Endeavor Class«-Megayachten<br />
für Crystal Yacht Expedition Cruises sowie<br />
zwei Kreuzfahrtschiffe der »Global<br />
Class« für Star Cruises – hinsichtlich der<br />
Passagierzahl die größten der Welt – auf<br />
den drei Werften der Gruppe entstehen.<br />
Die Cruiseliner werden über 340 Meter<br />
lang, 45 Meter breit und 201.000 BRZ<br />
groß sein. Beginn der Produktion ist für<br />
Ende <strong>2017</strong>, Ablieferung an die Reederei<br />
Star Cruises für 2020 geplant.<br />
MV Werften<br />
Die drei Werften in Wismar, Rostock<br />
und Stralsund gehören zu den größten<br />
und modernsten Schiffaubetrieben Europas.<br />
In ihrer 70-jährigen Geschichte<br />
haben die Werften insgesamt rund<br />
2.500 Schiffsneubauten konstruiert, gefertigt<br />
und ausgerüstet, darunter Kreuzfahrtschiffe<br />
für AIDA, RoPax-Fähren für<br />
Stena Line und Flusskreuzfahrtschiffe für<br />
Premicon. Heute hat sich das Unternehmen<br />
auf die Entwicklung und den Bau<br />
von Kreuzfahrt-, Flusskreuzfahrtschiffen<br />
und Mega-Yachten spezialisiert. . MV<br />
Werften steht in der Nachfolge von Wadan<br />
Yards und Nordic Yards. Im März<br />
<strong>2017</strong> hatte die Genting-Gruppe (Hong<br />
Kong) die drei Schiffaubetriebe gekauft.<br />
In den nächsten sechs Monaten will die<br />
Schiffaugruppe 250 neue einstellen. Bis<br />
2021 wird die Mitarbeiterzahl von heute<br />
1.500 auf mehr als 3.000 verdoppelt. M<br />
Die »Crystal Bach« ist der erste<br />
von vier Neubauten<br />
Foto: MV Werften<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 25
Schiffstechnik<br />
Weiße Flotte erhält das<br />
nächste Elektro-Solarschiff<br />
Fotos: Thomas Schwandt<br />
In Stralsund haben Formstaal und Ostseestaal ein neues Elektro-Solar-Fahrgastschiff<br />
zu Wasser gelassen. Es ist bereits die sechste Einheit für die Weiße Flotte in Berlin<br />
Das Fahrgastschiff ist das erste von<br />
derzeit drei bei Formstaal/Ostseestaal<br />
im Bau befindlichen Elektro-Solarschiffen,<br />
das die Bauhalle verlassen hat.<br />
Mitte Januar <strong>2017</strong> war das als Katamaran<br />
konstruierte Aluminium-Schiff auf<br />
Kiel gelegt worden. Geordert wurde der<br />
Neubau von der Reederei Weiße Flotte<br />
für den Einsatz am Mittellandkanall.<br />
Das Schiff ist 18,50 m lang, 5,22 m breit<br />
und kann 60 Personen transportieren.<br />
Die 52 Solarmodule haben eine Gesamtleistung<br />
von 12 kWp. Das Fahrgastschiff<br />
kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 14 km/h, die Dienstgeschwindigkeit<br />
liegt bei 8 km/h. Die Antriebstechnik<br />
kommt von Kräutler aus Österreich,<br />
die Batterietechnologie von der niederländischen<br />
EST Floattech. BeBa Energie<br />
aus Hemminstedt lieferte die Solartechnik,<br />
FS SChiffstechnik zeichnete für die<br />
Elektrik veranstwortlich, den Innenausbau<br />
übernahm die Firma Wessels. Die<br />
Konstruktion des Neubaus stammt, wie<br />
26 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
schon bei der Schwester »Sünje« (siehe <strong>BS</strong><br />
7/2015), von Schiffstechnik Buchloh.<br />
Es handelt sich um das sechste Schiff,<br />
das die Weiße Flotte in Stralsund bestellt<br />
hat. »Bei dem jüngsten Elektro-Solar-Fahrgastschiff<br />
handelt es sich um einen Nachbau<br />
der ›Sünje‹«, erklärt Ingo Schillinger,<br />
Senior Sales Manager bei Formstaal/Ostseestaal.<br />
»Diese beiden Schiffe sind gegenüber<br />
den vorherigen Schiffen mit Lithium-Polymer-Batterien<br />
ausgestattet. Der<br />
aktuelle Neubau hat jedoch eine verbesserte<br />
Version der Lithium-Polymer-Batterien,<br />
entsprechend den verschärften Sichheitsbestimmungen.«<br />
Zudem sei das Batterie-Management<br />
verbessert worden, die Motoren<br />
von Kräutler seien durch ein verstärktes<br />
Getriebe und eine Wellenabdichtung mit<br />
Gleitringdichtung noch zuverlässiger. »Wir<br />
entwickeln die Motoren ständig gemeinsam<br />
weiter«, sagt Schillinger.<br />
Weitere Solarschiffe im Bau<br />
Formstaal und Ostseestaal sorgen seit<br />
geraumer Zeit mit selbst entwickelten<br />
Elektro-Solarschiffen auf dem Markt<br />
der Elektromobilität für Aufsehen. Das<br />
jüngste Fahrgastschiff für die Weiße<br />
Flotte sei eine Bestätigung, dass sich<br />
Elektro-Solarschiffe in der Praxis bewährten,<br />
so Schillinger. Er sieht in der<br />
Berufsschifffahrt in Küstennähe und<br />
auf Binnengewässern ein breites Anwendungsfeld.<br />
Neben dem Schiff für die Weiße Flotte<br />
fertigen die beiden Spezialfirmen gegenwärtig<br />
zwei weitere Elektro-Solarschiffe<br />
anderen Bautyps. Im Auftrag eines Berliner<br />
Unternehmens entsteht ein Seminarschiff,<br />
eine schwimmende Tagungslounge<br />
für bis zu 200 Gäste (siehe S. 37).<br />
Für die Gemeinde Oberbillig an der Mosel<br />
in Rheinland-Pfalz baut Formstaal die<br />
weltweit erste vollelektrische Autofähre<br />
für Binnengewässer (siehe <strong>BS</strong> 12/2016).<br />
Aufträge für zwei bis vier Schiffe sollen<br />
noch in diesem JAhr gezeichnet werden.<br />
In jüngerer Vergangenheit haben die<br />
Stralsunder mehrere Fahrgastschiffe und<br />
Fähren abgeliefert, die bis zu 60 Personen<br />
befördern können und unter anderem<br />
auf Berliner Gewässern unterwegs sind.<br />
»Unser Antrieb ist die Sonne, wir bringen<br />
die E-Mobilität aufs Wasser«,<br />
beschreibt Thomas Kühmstedt,<br />
Geschäftsführer bei<br />
Formstaal, das Alleinstellungsmerkmal<br />
der<br />
Elektro-Solarschiffe<br />
vom Strelasund. Je<br />
nach Bedarf bauen<br />
die Unternehmen<br />
Schiffe<br />
bis 45 m Länge<br />
und 9 m Breite,<br />
die bis zu<br />
250 Gäste befördern<br />
können.<br />
Um die<br />
Solarschiffe<br />
wirtschaftlich<br />
betreiben<br />
zu können,<br />
wird schon bei<br />
der Konstruktion<br />
auf Leichtbauweise<br />
und energieverbrauchsoptimierte<br />
Komponenten gesetzt.<br />
Vorrangig kommt Aluminium<br />
zum Einsatz für den<br />
optimierten Schiffskörper, LED-<br />
Leuchten reduzieren den Energieverbrauch.<br />
»Unsere Schiffe benötigen im<br />
Vergleich zu konventionellen Schiffen<br />
für die gleiche Leistung nur ein Viertel<br />
der Antriebsleistung«, sagt Sales Manager<br />
Schillinger.<br />
Die im Verbund agierenden Unternehmen<br />
Formstaal und Ostseestaal beschäftigen<br />
150 Mitarbeiter und erwirtschaften<br />
einen Jahresumsatz von 25 Mio. €. Sie gehören<br />
zur niederländischen CIG. fs<br />
52 Solarmodule liefern 12 kWp<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 27
Schiffstechnik<br />
Konstanz bekommt neues Arbeitsboot<br />
Auf den Namen der antiken griechischen Seegottheit »Pontos« hat das Schifffahrtsamt des<br />
Landratsames Konstanz sein neues Arbeitsboot getauft. Gebaut wurde es in Österreich<br />
Das neue Arbeitsschiff ist 13 m lang,<br />
3,30 m breit bei einem Tiefgang<br />
von 0,38 m (Propeller 0,90 m). Die Verdrängung<br />
der »Pontos« liegt bei 6,4 t.<br />
Das Boot ist mit einem Motor vom Typ<br />
Volvo Penta D4 260A-F ausgestattet, der<br />
191 kW (260 PS) bei 3.500 rpm leistet und<br />
Geschwindigkeiten bis 40 km/h ermöglicht.<br />
Das EVC-Motormanagement (Electronic<br />
Vessel Control) kommt ebenfalls<br />
von Volvo. Der Knickspantrumpf und<br />
der Aufbau bestehen aus seewasserbeständigem<br />
Aluminium.<br />
Zugelassen ist das Boot nach der Österreichischen<br />
Schiffstechnikverordnung,<br />
<strong>BS</strong>O 2. Es wurde speziell nach<br />
den Anforderungen des Schifffahrtsamtes<br />
konstruiert und verfügt neben einer<br />
Bugklappe unter anderem über einen hydraulischen<br />
Kran von Palfinger mit einer<br />
Hubkraft von 500kg. Als Mehrzweckboot<br />
soll es beispielsweise zum Setzen von Bojen<br />
und zum Transport von Pfählen und<br />
Seezeichen eingesetzt werden.<br />
Den Zuschlag für den Bau hatte die ÖS-<br />
WAG Werft im österreichischen Linz erhalten.<br />
Nach der Fertigstellung Mitte Juni<br />
wurde das Schiff auf einem Lkw von Linz<br />
nach Fußach transportiert. Dort konnten<br />
es die Mitarbeiter des Schifffahrtsamtes<br />
entgegennehmen und über den Bodensee<br />
nach Konstanz überführen. Die Investitionskosten<br />
in Höhe von rund 400.000 €<br />
hatte das Verkehrsministerium Baden-<br />
Württemberg übernommen.<br />
Die ÖSWAG-Gruppe beschäftigt in<br />
Linz rund 360 Angestellte. Laufende Investitionen<br />
in Infrastruktur und Arbeitsumfeld<br />
sowie die verstärkte Lehrlingsausbildung<br />
(aktuell 41 Lehrlinge) sichern die<br />
Zukunft der Werft, die in den Bereichen<br />
Reparatur, Neumotorisierung, Umbau<br />
und Neubau von Personen-, Fracht- und<br />
Tankschiffen tätig ist. Auch Klappschuten,<br />
Baggerpontons, Pumpstationen sowie<br />
Boote für Polizei, Feuerwehr, Bundesheer<br />
und andere Behörden gehören<br />
zum Portfolio. Die Zunahme der Personenschifffahrt<br />
und die damit verbundenen<br />
Servicearbeiten, sowie die Neubauten<br />
in der Schweiz, seien heute wichtige Faktoren,<br />
so die Werft.<br />
Die Werft der ÖSWAG ist mit ihrer<br />
270-m-Slipanlage die einzige Werft in<br />
Österreich für große Schiffe. Hier können<br />
zwei Schiffe mit einer Länge von je<br />
130 m und Breiten bis 20 m gleichzeitig<br />
an Land genommen werden. Mobile<br />
Einsatztrupps sorgen für technische<br />
Unterstützung entlang der Donau,<br />
an deren Nebenflüssen und auch an<br />
den Seen Österreichs, der Schweiz und<br />
Deutschlands.<br />
fs<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1 – Rumpf und Aufbauten bestehen aus Aluminium<br />
2– Der Palfinger-Kran hebt 500 kg<br />
3 – Der 260-PS-Motor bringt das Boot auf 40 km/h<br />
Fotos: ÖSWAG<br />
28 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Auftraggeber Felix Eisenhardt<br />
ist sichtlich erleichtert. Ab dem<br />
4. August <strong>2017</strong> wird das Schiff<br />
auf dem Strelasund erprobt<br />
Schiffstechnik<br />
Ein klimaneutrales Seminarschiff<br />
Einen Tag vor dem Diesel-Gipfel in Berlin wurde in Stralsund ein mit Solarkraft<br />
angetriebener Schiffsneubau von den Spezialunternehmen Formstaal und Ostseestaal<br />
zu Wasser gelassen<br />
Foto: Uwe Manzke<br />
Mit Hilfe des Schiffslifts der MV<br />
Werften wurde das erste Elektro-<br />
Solar-Seminarschiff »Orca ten Broke«<br />
ins nasse Element abgesenkt. Der Berliner<br />
Felix Eisenhardt, Geschäftsführer der<br />
Seminarschiff Fluxservice GmbH, hat das<br />
knapp 36 m lange Veranstaltungsschiff in<br />
Auftrag gegeben.<br />
Das Schiffsprojekt ist für Eisenhardt<br />
eine Herzenssache. »Es war reiner Zufall,<br />
dass unser Stapellauf nur ein Tag vor dem<br />
umstrittenden ›Dieselgipfel‹ der Bundesregierung<br />
stattfand. Was an Emissionen<br />
auf den Binnengewässern eingespart werden<br />
kann, wird bisher zu wenig beachtet.<br />
Wir wollen daher aufzeigen, dass<br />
Elektromobilität nicht nur auf der Straße<br />
geht«, so Eisenhardt. Als Fan der Störtebeker-Festspiele<br />
auf Rügen hat er sein<br />
Schiff »Orca ten Broke« genannt, nach<br />
Störtebekers Frau. Das Schiff kann bundesweit<br />
eingesetzt werden. Weitere werden<br />
folgen, ist sich Eisenhardt sicher. Einige<br />
Reederein hätten bereits Interesse an<br />
einer Kooperation bekundet.<br />
Wasser wird zum Tagungsort<br />
Das Seminarschiff ist als schwimmende<br />
Tagungslounge konzipiert und kann im<br />
ganzjährigen Betrieb bis zu 200 Gäste an<br />
Bord nehmen. Im Dezember 2016 erfolgte<br />
die Kiellegung bei Formstaal/Ostseestaal.<br />
»Die ›Orca ten Broke‹ eröffnet eine<br />
weitere Einsatzmöglichkeit für Elektro-<br />
Solar-Schiffe in der Berufsschifffahrt«,<br />
hebt Ingo Schillinger, zuständiger Manager<br />
bei Formstaal/Ostseestaal, hervor.<br />
Mit einer Raumhöhe von 2,40 m, Ankerpfählen<br />
und einem Solar-Hybrid-<br />
Energiesystem bietet es im Vergleich zu<br />
anderen Ausflugsschiffen viele Besonderheiten.<br />
Die teleskopartigen Stelzen<br />
ermöglichen es, das Veranstaltungsschiff<br />
bis zu einer Wassertiefe von 4,50 m fest<br />
am Grund zu arretieren.<br />
Bei der Projektierung und dem Bau des<br />
Seminarschiffes wurde eine Vielzahl technischer<br />
Lösungen eingebracht, die den<br />
Energiebedarf des Schiffes ausschließlich<br />
mit umweltschonenden Ressourcen abdecken.<br />
Neben einer sehr leistungsfähigen<br />
Photovoltaik-Anlage auf dem absenkbaren<br />
Sonnendach und kapazitätsstarken<br />
Batterien ist es zusätzlich mit einem Generator<br />
ausgerüstet, der mit HVO-Diesel<br />
(Hydrogenated Vegetable Oil) betrieben<br />
wird. Dieser Kraftstoff wird aus gebrauchtem<br />
Pflanzenöl und -fett gewonnen.<br />
Die Abwärme des Motors dient in kühler<br />
Jahreszeit als Wärmequelle für die<br />
Fußbodenheizung. Eine effziente Klimaanlage<br />
sorgt im Sommer für angenehme<br />
Temperaturen. Das neue Seminarschiff<br />
ist für alle deutschen und europäischen<br />
Binnengewässer zugelassen und kann<br />
18 der 20 größten Städte in Deutschland<br />
erreichen. Heimathafen wird Berlin sein.<br />
»Die Projektfinanzierung wurde ohne<br />
Fördermittel gestemmt. Ein Teil der Investition<br />
in Höhe von 2 Mio. € wurde mit<br />
einem zinsgünstigen KfW Darlehen finanziert«,<br />
ergänzt Eisenhardt.<br />
Die Photovoltaikanlage liefert im jährlichen<br />
Durchschnitt etwa 80 kWh am<br />
Tag. Photovoltaik funktioniert auch bei<br />
schlechtem Wetter, da nicht die Wärme<br />
aufgefangen wird, sondern bestimmte<br />
Strahlungen. Das Schiff kann demzufolge<br />
seinen Tagesbedarf durchaus allein mit<br />
Sonnenenergie decken, wenn die Fahrstrecken<br />
nicht zu lang sind. Bei größeren<br />
Zwischenstrecken lädt der HVO-Generator<br />
die Batterien für den Antrieb auf.<br />
»Bei E-Schiffen verwenden wir aus gewichtstechnischen<br />
Gründen Aluminium<br />
und für den Antrieb leistungsstarke<br />
Lithium-Polymer Batterien«, sagt Schillinger.<br />
Das Nutzungsprofil des Seminarschiffes<br />
sei jedoch so ausgelegt, dass es<br />
hauptsächlich vor Anker liegen wird.<br />
Aufgrund des Alters der Fahrgastschiffe<br />
bestehe in Europa ein enormer Investitionsstau,<br />
der nicht einmal mit durchschnittlich<br />
23 bis 30 Neubauten pro Jahr<br />
abgebaut werden könne. Zudem gibt es<br />
für Schillinger mit der Elektromobilität<br />
einen neuen Markt mit erheblichem<br />
Potenzial für die Berufsschifffahrt. »Die<br />
Förderpolitik muss zum Erreichen der<br />
Klimaschutzziele daher mehr für eine<br />
dieselfreie Schifffahrt unternehmen. Es<br />
braucht deutlichere Anreize für Elektromobilität.«<br />
Die Technik sei den erhöhten<br />
Anforderungen der Berufsschifffahrt absolut<br />
gewachsen und somit kein Hemmnis.<br />
So wurden bislang die Berliner Verkehrsbetriebe<br />
(BVB) mit vier E-Fähren<br />
ausgestattet, die von der Weißen Flotte<br />
Stralsund betrieben werden. Nach Eisenhardts<br />
Seminarschiff arbeiten die Schiffbauer<br />
derzeit an der ersten elektrischen<br />
Binnenautofähre der Welt. Etwa 22 weitere<br />
Projekte seien in der Planung. M<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 29
Schiffstechnik<br />
Feuer an Bord<br />
Auf der österreichischen Donau ist auf einem Fluss kreuz fahrt schiff ein Feuer ausgebrochen.<br />
Ein Großaufgebot aus Feuerwehr, Bundesheer und Rotem Kreuz war im Einsatz<br />
Das Flusskreuzfahrtschiff »A-Rosa<br />
Riva« fuhr am 24. Juli gerade auf<br />
der Donau durch die Wachau, als gegen<br />
13:00 Uhr auf der Höhe von Schönbühel-<br />
Aggsbach im Bezirk Melk ein Feuer im<br />
Wellnessbereich ausbrach. 150 Passagiere<br />
aus Spanien und 39 Crewmitglieder befanden<br />
sich an Bord des in Vollcharter für<br />
einen spanischen Veranstalter fahrenden<br />
Schiffs. Nachdem die Löschversuche der<br />
Mannschaft ohne Erfolg blieben, wurde<br />
ein Notruf abgesetzt. Insgesamt zwölf<br />
Feuerwehren wurden alarmiert und die<br />
höchste Alarmstufe »B4« ausgelöst. Neben<br />
der Feuerwehr und dem Roten Kreuz<br />
rückten auch Polizei und Bundesheer<br />
mit Soldaten und Sturmbooten aus. Im<br />
Einsatz standen zudem Mitarbeiter der<br />
Schifffahrts- und der Strompolizei. Insgesamt<br />
seien knapp über 200 Einsatzkräfte<br />
beteiligt gewesen, so die Feuerwehr,<br />
darunter auch das Rote Kreuz und<br />
die ÖAMTC-Luftrettung. Zwei Stunden<br />
dauerte es, bis der Brand gelöscht war.<br />
»Da wir mit sehr vielen Booten in ständiger<br />
Bereitschaft stehen, konnten wir<br />
hier sehr rasch eingreifen«, so Dietmar<br />
Fahrafellner, Kommandant der Landesfeuerwehr<br />
Niederösterreich. »Das Schiff<br />
hat nach dem Unfall ordnungsgemäß geankert.<br />
Ein zweites Passagierschiff hat sofort<br />
die Lage erkannt und die Passagiere<br />
gerettet«, erklärte Fahrafellner weiter.<br />
Bei dem zweiten Schiff soll es sich um<br />
die »Travelmarvel Sapphire« des australischen<br />
Reiseveranstalters ATP handeln,<br />
die die geretteten Passagiere nach<br />
Dürnstein brachte. An Bord wurden<br />
sie auf Verletzungen untersucht. Gegen<br />
15:30 Uhr kam das Schiff an der Anlegestelle<br />
in Dürnstein an, wo sich ein Großaufgebot<br />
an Helfern befand. Die Passagiere<br />
wurden ins Feuerwehrhaus Dürnstein<br />
gebracht, der Reiseveranstalter kümmert<br />
sich anschließend um Unterbringungsmöglichkeiten.<br />
Laut der Reederei sind die<br />
Passagiere mittlerweile in Wien, von wo<br />
sie die Heimreise antreten.<br />
Die Passagiere blieben unverletzt,<br />
acht Crewmitglieder erlitten Rausgasvergiftungen<br />
und wurden behandelt.<br />
Das Feuer war im Wellnessbereich ausgebrochen,<br />
wohl ausgehend von einem<br />
Saunaofen. Laut A-Rosa ist daher<br />
hauptsächlich der Saunabereich beschädigt,<br />
laut ORF sind aber auch der<br />
Salon und einige ausgebrannt. Für die<br />
Löscharbeiten soll auch eine Zwischendecke<br />
aufgebrochen worden sein. Nun<br />
ist die »A-Rosa Riva« zur Reparatur auf<br />
der Schiffswerft Linz, wo die Reederei<br />
auch sämtliche Wartungsarbeiten an ihrer<br />
Donauflotte erledigen lässt. fs<br />
Der Notfallplan für die Donau hat den Rettern zufolge<br />
sehr gut funktioniert<br />
Unterstüzung bekam die Feuerwehr unter anderem<br />
von Strompolizei und Bundesheer<br />
Fotos: Landesfeuerwehrkommando NÖ<br />
30 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
Stufenweises Entgasungsverbot kommt<br />
Die Konferenz der Vertragsparteien (KVP) hat die Änderung des Übereinkommens über<br />
die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt<br />
(CDNI) beschlossen. Kern ist ein stufenweises Entgasungsverbot<br />
Es handelt sich um die erste Änderung<br />
des Übereinkommens seit dessen<br />
Unterzeichnung im Jahr 1996. Der angenommene<br />
Text wurde in enger Abstimmung<br />
mit den anerkannten Verbänden<br />
erstellt, die einen speziellen Lenkungsausschuss<br />
(Steering Committee Gaseous<br />
residues of liquid cargo in inland tanker<br />
shipping – GRTS) eingesetzt hatten.<br />
Eine international abgestimmte Regelung<br />
habe sich als unumgänglich erwiesen.<br />
Auf lokaler Ebene ausgesprochene<br />
Entgasungsverbote seien nicht<br />
ausreichend wirksam und könnten zu<br />
sogenanntem Abfalltourismus führen,<br />
begründet die KVP. Zweck dieser Änderung<br />
sei die Vermeidung von Umweltbelastungen<br />
durch das Freisetzen<br />
von schädlichen Dämpfen in die Atmosphäre.<br />
Unter Berücksichtigung des<br />
Verursacherprinzips würden die Akteure<br />
gehalten, schädliche Dämpfe ordnungsgemäß<br />
zu beseitigen oder beseitigen<br />
zu lassen.<br />
Die neuen Bestimmungen legen die<br />
Verpflichtungen und Zuständigkeiten<br />
der beteiligten Parteien, die betroffenen<br />
Stoffe und deren Behandlung fest. Der<br />
gewählte Ansatz entspreche dem für Ladungsrückstände<br />
bzw. für das Waschen<br />
der Ladetanks. Wie bei den Kosten für<br />
das Waschen seien somit auch die durch<br />
die Entgasung der Ladetanks entstehenden<br />
Kosten durch den Befrachter zu tragen,<br />
so die KVP.<br />
Gemäß den durchgeführten Untersuchungen<br />
könnten mit dieser Änderung<br />
schätzungsweise 95% der schädlichen<br />
Entgasungen von Schiffen in die Atmosphäre<br />
im Vertragsgebiet vermieden und<br />
damit eine beträchtliche Verbesserung<br />
für die Umwelt sowie für die Nachhaltigkeit<br />
des Gütertransports über die Wasserstraßen<br />
erreicht werden, hieß es.<br />
Das Entgasungsverbot soll stufenweise<br />
eingeführt werden, um genügend Zeit<br />
für die Entwicklung der erforderlichen<br />
Infrastruktur und entsprechender Logistiklösungen,<br />
wie Einheitstransporte<br />
oder kompatible Transporte, zu gewähren.<br />
Die schädlichsten Stoffe sollen bereits<br />
sechs Monate nach der Ratifikation<br />
verboten sein. Zwei Jahre nach der Ratifikation<br />
soll eine zweite Liste in Kraft<br />
treten. Die dritte Verbotsphase soll abhängig<br />
von den Ergebnissen einer Zwischenbewertung<br />
der Anwendungsbestimmung<br />
nach drei oder vier Jahren<br />
beginnen.<br />
Die KVP will nach eigenen Angaben<br />
eine Zwischenbewertung durchführen,<br />
um die Bedürfnisse »in Echtzeit« prüfen<br />
zu können, insbesondere im Hinblick<br />
auf die ständigen wissenschaftlichen<br />
Fortschritte in diesem Bereich. Es sei daher<br />
nicht ausgeschlossen, dass die KVP<br />
die Möglichkeit der Aufnahme weiterer<br />
schädlicher Stoffe in der dritten Phase für<br />
erforderlich halten könnte.<br />
Die Änderung des Übereinkommens<br />
soll nach der Ratifikation durch sämtliche<br />
Vertragsparteien in Kraft treten. TWG<br />
Durch das schrittweise Entgasungsverbot soll<br />
die Umwelt entlastet werden<br />
Foto: Thomas Wägener<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 31
Schiffstechnik<br />
Die »Dettmer Tank 140« ist ein Doppelhüllentankschiff der neuesten Generation, das mit doppelter Ruderanlage<br />
und doppeltem Lösch- und Ladesystem zum gleichzeitigen Transport von zwei Produkten ausgelegt ist<br />
Explosionsschutz auf Binnentankschiffen<br />
Eine Vielzahl der Binnentankschiffe befördert brennbare Flüssigkeiten, deren Gase und<br />
Dämpfe mit Luft schnell explosive Gemische bilden. Das Gefahrenpotenzial, das von<br />
solchen explosionsfähigen Gemischen ausgeht, wird durch die Einteilung in Explosionsgruppen<br />
beschrieben, nach denen sich die Flammendurchschlagsicherung richtet<br />
Binnentankschiffe unterliegen dem Europäischen<br />
Übereinkommen über die<br />
internationale Beförderung von gefährlichen<br />
Gütern auf Binnenwasserstraßen<br />
(ADN). Sie wurden in den vergangenen<br />
Jahren häufig mit Explosionsschutzarmaturen,<br />
sogenannten Flammendurchschlagsicherungen,<br />
der Explosionsgruppe<br />
IIB3 ausgestattet. Damit werden jedoch<br />
nicht alle Stoffe, die in der Tabelle C der<br />
ADN mit der Explosionsgruppe IIB gekennzeichnet<br />
sind, sicherheitstechnisch<br />
abgedeckt. Dem Sicherheitsausschuss<br />
der Wirtschaftskommission der Vereinten<br />
Nationen für Europa (United Nations<br />
Economic Commission for Europe – UN-<br />
ECE) wurde vom deutschen ADN-Sicherheitsausschuss<br />
der Vorschlag unterbreitet,<br />
die Stoffiste in Tabelle C hinsichtlich der<br />
Explosionsgruppen stärker zu differenzieren<br />
und eine explosionstechnische Absicherung<br />
der Schiffe auf der Grundlage der<br />
Normspaltweite (NSW) der zu transportierenden<br />
Stoffe festzulegen, wie es seit<br />
langer Zeit für Landanlagen geschieht.<br />
Während einer Tagung des UNECE Sicherheitsausschusses<br />
Ende Januar 2016 in<br />
Genf wurde diese Thematik diskutiert<br />
und festgelegt, dass in kommenden Versionen<br />
des ADN die Einträge der Explosionsgruppen<br />
in der Tabelle C differenziert<br />
werden. Mit der ADN <strong>2017</strong> müssen neue<br />
Binnentankschiffe mit Armaturen ausgerüstet<br />
werden, die die Flammendurchschlagsicherheit<br />
gegenüber den Stoffen<br />
der Stoffiste an Bord gewährleisten.<br />
Soll ein Schiff also z. B. Butanole (sec.-<br />
Butylalkohol) der UN 1120 befördern,<br />
sind Flammendurchschlagsicherungen<br />
der Explosionsgruppe IIB erforderlich.<br />
Im Umkehrschluss bedeutet das,<br />
wenn die Änderungen der Tabelle C der<br />
ADN eine Aktualisierung der Schiffsstoffiste<br />
eines Schiffes, das mit Armaturen<br />
der Explosionsgruppe IIB3 ausgerüstet<br />
ist, notwendig machen, beantragt der<br />
Schiffseigner diese bei der anerkannten<br />
Klassifikationsgesellschaft.<br />
Flammendurchschlagsicherungen<br />
Flammendurchschlagsicherungen werden<br />
in Europa seit 2010 nach der aktuell<br />
gültigen Norm EN ISO 16852 (Flammendurchschlagsicherungen<br />
– Leistungsanforderungen,<br />
Prüfverfahren und Einsatzgrenzen)<br />
geprüft und zugelassen. Eine<br />
derartige Flammendurchschlagsicherung<br />
wird demnach für eine bestimmte Explosionsgruppe<br />
geprüft. Armaturen, die für<br />
eine höhere Explosionsgruppe zugelassen<br />
wurden, sind auch für geringere Explosionsgruppen<br />
einsetzbar, so kann eine Armatur,<br />
die für IIB3 geeignet ist, auch für<br />
Stoffe der Explosionsgruppe IIA verwendet<br />
werden.<br />
Gemäß der EN ISO 16852 ist die Explosionsgruppe<br />
IIB nicht die übergeordnete<br />
Gruppe und die Explosionsgruppen<br />
IIB1, IIB2 und IIB3 keine Untergruppe<br />
der Gruppe IIB. Die Explosionsgruppe<br />
IIB bildet eine eigenständige Explosionsgruppe<br />
mit einer Normspaltweite (Englisch<br />
MESG maximum experimental safe<br />
gap), die kleiner als 0,65 mm und größer<br />
oder gleich 0,5 mm ist. Die Normspaltweite<br />
ist eine gemessene, sicherheitstechnische<br />
Kenngröße eines Stoffes.<br />
Typische Binnentankschiffe sind mit<br />
folgenden Flammendurchschlagsicherungen<br />
ausgerüstet:<br />
• Ladetanks oder Gassammelleitungen<br />
sowie Sloptanks: Deflagrations- und<br />
dauerbrandsichere Hochgeschwindigkeitsentlüftungsventile<br />
sowie deflagrationssichere<br />
Belüftungsventile.<br />
• Gassammelleitung: Deflagrations- und<br />
dauerbrandsichere Be- und Entlüftungshauben<br />
• Ladetanks: Detonationssicherungen<br />
• Kofferdämme: Deflagrationsendsicherungen<br />
Optional gibt es noch die Möglichkeit,<br />
deflagrationssichere Armaturen für den<br />
Kondensatablass zu installieren. Da reine<br />
Kohlenwasserstoffe ein anderes Brandverhalten<br />
aufweisen als z. B. Alkohole,<br />
muss darauf geachtet werden, dass dauerbrandsichere<br />
Endarmaturen mit stati-<br />
32 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
Foto: Hasenpusch<br />
Detonationssicherung für eine Einzeltank absicherung an der Gaspendelleitung (li),<br />
Deflagrations- und dauerbrandsicheres Hochgeschwindigkeitsentlüftungsventil kombiniert mit<br />
einem deflagrationssicherem Unterdruckventil auf dem Tank (re)<br />
Fotos: Protego<br />
scher Flammensperre zur Absicherung<br />
von z. B. Alkoholbränden zugelassen sind.<br />
Lade- und Löschraten<br />
Die Firma Braunschweiger Flammenfilter<br />
fertigt unter dem Handelsnamen Protego<br />
Armaturen für den Explosionsschutz.<br />
Auf Wunsch einiger namhafter Reedereien<br />
wurde untersucht, wie sich bauliche<br />
Änderungen der Armaturen auf die<br />
Lade- und Löschraten auswirken, wenn<br />
ein Schiff alle Stoffe, einschließlich der<br />
Explosionsgruppe IIB (NSW ≥ 0,5 mm),<br />
transportieren soll. Für ein Schiff mit<br />
acht Ladetanks reduzierte sich in einer<br />
Beispielberechnung z. B. die Löschleistung<br />
von 800 m³/h auf 650 m³/h bei gleicher<br />
Armaturanzahl, während die Laderate<br />
weniger als 10% geringer ausfiel.<br />
Nach positiver Rückmeldung durch die<br />
Reedereien hat Protego ein Zulassungsverfahren<br />
eingeleitet und konnte Ende<br />
2016 alle entsprechenden Armaturen<br />
dem Markt zur Verfügung stellen. Die<br />
ADN fordert, dass alle an Bord neu verbauten<br />
Flammendurchschlagsicherungen<br />
eine Bauartzulassung nach der Norm<br />
EN ISO 16852 besitzen und für eine Explosionsgruppe<br />
zugelassen sind, die die<br />
Stoffiste eines Schiffes abdecken.<br />
Bevor Armaturen an Bord verbaut werden,<br />
kann mit Hilfe einer Berechnung<br />
geprüft werden, ob die gewünschten<br />
Lade- und Löschraten mit der Armatur<br />
Konstellation und dem Rohrleitungssystem<br />
erreicht werden. Die Braunschweiger<br />
bieten ihren Kunden diesen Service an<br />
und beraten sie bei der Armaturauswahl,<br />
um die gewünschten Lade- und Löschraten<br />
zu erreichen. Sollte der Wunsch bestehen,<br />
Armaturen an Bord von der Explosionsgruppe<br />
IIB3 auf IIB umzurüsten,<br />
besteht im Einzelfall hierzu die Möglichkeit<br />
über Protego autorisierte Wartungsbetriebe.<br />
Zusammenfassung<br />
Marine and Offshore Doors – Made in Germany.<br />
Mit Einführung der ADN <strong>2017</strong> wurde<br />
eine spezifischere Einteilung der Stoffe<br />
nach Explosionsgruppen vorgenommen.<br />
Schiffsstoffisten müssen an die neuen<br />
Anforderungen angepasst werden. Alternativ<br />
besteht die Möglichkeit, Armaturen<br />
an Bord gegen solche auszutauschen, die<br />
die vorhandene Stoffiste abdecken. Der<br />
Schiffseigner kann mit einer IIB Ausrüstung<br />
nahezu alle Frachten übernehmen.<br />
Hierbei sollte aber im Voraus die Auswirkung<br />
auf die Lade- und Löschraten geprüft<br />
werden.<br />
Autor: Thomas Heidermann, Leiter<br />
Forschung & Entwicklung bei Protego.<br />
thomas.heidermann@protego.com<br />
®<br />
Established in 1919<br />
www.podszuck.eu<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 33
Schiffstechnik<br />
Titan LNG baut LNG-Bunkerponton<br />
Titan LNG, ein Anbieter von Flüssigerdgas für die Schifffahrt und die Industriemärkte<br />
Westeuropas, hat die endgültige Entscheidung getroffen, in den Bau eines LNG-<br />
Bunkerpontons zu investieren. Er wird den Namen »FlexFueler1« tragen und von der<br />
Provinz Nord-Holland finanziert<br />
Die »FlexFueler1« soll im dritten<br />
Quartal 2018 in Betrieb gehen und<br />
im Hafen von Amsterdam stationiert<br />
werden, von wo aus Binnenschiffe und<br />
kleinere Seeschiffe bedient werden sollen.<br />
Der Bunkervorgang soll gleichzeitig<br />
während des Laden- und Löschvorgangs<br />
möglich sein. Titan LNG hat nach eigenen<br />
Angaben mehrere Anfragen für solche<br />
LNG-Bunkerpontons erhalten, die<br />
sich derzeit in der Entwicklung befinden.<br />
Die »FlexFueler1« ist mit zwei<br />
380 m³ fassenden Tanks ausgestattet, die<br />
es ermöglichen, 30 bis 600 m³ LNG pro<br />
Stunde zu liefern. Wenn es die Marklage<br />
erfordere, könne der Ponton mit zwei<br />
zusätzlichen Tanks ausgestattet werden,<br />
so Titan LNG.<br />
Seit dem Start des FlexFueler-Projekts<br />
im vergangenen Jahr habe es viele<br />
Rückmeldungen von wichtigen Akteuren<br />
gegeben, was zu einer Optimierung<br />
des Designs in Bezug auf Funktionalität<br />
und Sicherheit geführt habe, so Niels den<br />
Nijs, CEO Titan LNG. Man sei dankbar<br />
für jedes Feedback von Kunden, Häfen,<br />
Werften und der Klassifikationsgesellschaft<br />
Bureau Veritas. De Nijs glaubt, das<br />
die Entscheidung, in den LNG-Bunkerponton<br />
zu investieren dazu führen wird,<br />
LNG als Schiffskraftstoff in der Region<br />
anzunehmen. Die »FlexFueler1« würde<br />
eine enorme Vielseitigkeit beim Laden<br />
und Liefern von LNG bieten. Neben den<br />
stationären und manövrierfähigen Auslieferungsmethoden<br />
könne sie LNG von<br />
Lkw, von LNG-Transportschiffen oder<br />
dem Gate-Terminal in Rotterdam laden.<br />
Das FlexFueler-Konzept sei eine logische<br />
Entwicklung des Truck-To-Ship-<br />
Bunkering, das Titan LNG regelmäßig<br />
praktiziere, so das Unternehmen. Man<br />
versuche zwar, dieses so effzient wie<br />
möglich zu gestalten, aber man sei noch<br />
immer ein gutes Stück entfernt vom Optimum,<br />
aufgrund von Ausfallzeiten.<br />
Durch die kürzlich gestartete T-piece<br />
Truck-to-ship-Lösung, die zwei Lkw das<br />
gleichzeitige Entladen ermögliche, würde<br />
die Ausfallzeit bereits reduziert, heißt es.<br />
Modell des neuen LNG-Bunkerpontons<br />
Titan LNG ist Teil der Iveco Schouten<br />
Group und ein Schwesterunternehmen<br />
von Rolande LNG, einem Anbieter für<br />
LNG für Straßentransporte. Es ist spezialisiert,<br />
in der Schifffahrt tätigen Kunden<br />
maßgeschneiderte Lösungen wie T-piece<br />
oder FlexFueler anzubieten. Dies beinhaltet<br />
die Projektplanung, Versorgung und die<br />
Auslieferung gleichermaßen wie das Risikomanagement<br />
sowie Dienstleistungen zur<br />
Minderung von Preisschwankungen.<br />
Das Unternehmen hat die Kofinanzierung<br />
für den FlexFueler seitens der Europäische<br />
Union durch die Connecting Europe<br />
Facility (CEF) für den Transport als<br />
Teil des Konsortiums »Accelerate LNG«<br />
beantragt.<br />
TWG<br />
Quelle: Titan LNG<br />
Die »FlexFueler1« kann auch am<br />
Gate-Terminal in Rotterdam laden<br />
Foto: Thomas Wägener<br />
34 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
Danfoss fördert Abgassensor<br />
Danfoss IXA, Teil der dänischen Danfoss Gruppe, hat<br />
beschlossen, dem Netzwerk der Incentive-Anbieter von Green<br />
Award beizutreten und einen Rabatt von 5 % auf ihren maritimen<br />
Abgassensor MES1001 zu gewähren<br />
Diese Prämie gilt laut Danfoss sowohl<br />
für See- als auch für Binnenschiffe.<br />
Danfoss IXA entwickelt Sensoren<br />
und Systeme für die maritime Industrie,<br />
zur Lösung der Energieoptimierung und<br />
Messung der Gasemissionen.<br />
Die Überwachung der Abgase und das<br />
Ergreifen von proaktiven Maßnahmen<br />
gilt im Augenblick als eines der wichtigsten<br />
Umweltthemen. Mit über 50 Themen<br />
die im Bereich der Umwelt und Sicherheit<br />
im Green Award Zertifizierungsprogramm<br />
erfasst werden, passe das Danfoss-IXA-Produkt<br />
ausgezeichnet zur<br />
kontinuierlichen Verbesserung des Umweltschutzes,<br />
so der Hersteller.<br />
Der Abgassensor MES1001 für Schiffe<br />
führt laufend Messungen der NO x ,<br />
SO2 und NH3 Gaswerte direkt (in situ)<br />
in der Abgasanlage durch und unterstützt<br />
somit Schiffseigner/Manager bei<br />
der Überwachung und Dokumentation<br />
der Einhaltung der örtlichen und internationalen<br />
Emissionsvorschriften. Die<br />
Sensoren seien sehr robust, könnten extreme<br />
Temperaturen aushalten und seien<br />
mit einer Selbstkalibrierung ausgerüstet,<br />
wodurch sie nur eine begrenzte Wartung<br />
benötigten, so das Unternehmen.<br />
Seit dem 1. Januar dieses Jahres steht<br />
das Green Award Zertifikat auch Fahrgastschiffen<br />
in der Binnenschifffahrt<br />
zur Verfügung. Fähren, Kreuzfahrtschiffe<br />
und Ausflugsboote können sich<br />
für ein Green Award Zertifikat bewerben.<br />
Das Pflichtenheft für Personenverkehr<br />
stützt auf dem Programm für<br />
Binnenschiffe, die Güter befördern und<br />
wofür Sicherheit und Umweltschutz als<br />
Schwerpunkt gelten. Schiffe, die Übernachtungs-<br />
und Verpflegungsdienstleistungen<br />
bieten, müssen mindestens im<br />
Besitz eines Green Key Zertifikat mit<br />
bronzen Niveau sein.<br />
Während der Pilotphase wurde das<br />
Pflichtenheft auf der Fähre »Schoonhoven«<br />
und dem Ausflugschiff »Z8« getestet.<br />
Beide Schiffe erzielten die erforderliche<br />
Punktezahl und bekamen das Green<br />
Award Attest ausgestellt. Das Zertifikat<br />
bescheinigt, dass das Schiff auf umweltgerechte<br />
Weise eingesetzt wird. Da das<br />
Die Überwachung der Abgase gilt als<br />
eines der wichtigsten Umweltthemen<br />
Green Award Zertifikat als Nachweis für<br />
die soziale Unternehmensverantwortung<br />
des Schiffseigner gilt, bestehe großes Interesse<br />
seitens der Häfen und Betriebe,<br />
die bereit sind, Unterstützung mittels Incentives<br />
zu bieten, so Danfoss.<br />
Green Award wurde 1994 in der Seeschifffahrt<br />
zur Förderung der Qualität<br />
von Seeschiffen eingeführt. Seit 2011 steht<br />
zusätzlich ein Green Award Zertifikat für<br />
die Binnenschifffahrt zur Verfügung.<br />
Weltweit werden Schiffe und Reedereien<br />
von Green Award auf Qualität, Sicherheit<br />
und Umweltschutz geprüft. Öl- und Chemietankschiffe,<br />
LNG und LPG Tanker,<br />
Containerschiffe und Binnenschiffe können<br />
sich für ein Green Award Zertifikat<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 35
Schiffstechnik<br />
Virtuelle Schleppschiffahrt im Blick<br />
Die Schleppschifffahrt auf dem Rhein ist bereits seit Jahrzehnten Geschichte. Ein ähnliches<br />
Bild aber, mit Schiffen im Konvoi und unsichtbaren, weil virtuellen Verbindungen, könnte<br />
es wieder geben, nicht nur auf dem Rhein<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Für Alexander Lutz, Geschäftsführer<br />
von Argonics in Stuttgart, sind die<br />
dafür wesentlichen Techniken inzwischen<br />
weitestgehend verfügbar. Bis es<br />
aber tatsächlich soweit ist, dass Schiffe im<br />
Konvoi die Ideallinie eines Flusses befahren,<br />
dabei alle wichtigen Einflussgrößen<br />
in die Kursbestimmung einfließen, dürfte<br />
es trotzdem noch dauern. Zumindest<br />
was die Infrastruktur angeht, herrscht<br />
noch Nachholbedarf.<br />
Bis dahin hat aber das von ihm entwickelte<br />
System der automatischen Bahnführung<br />
seine Praxistauglichkeit längst<br />
bewiesen. Das unter dem Namen argoTrackPilot<br />
verfügbare Assistenzsystem<br />
für den Einsatz auf Binnenschiffen<br />
ist gerade dabei, die Praxis zu erobern.<br />
Erste Installationen auf Flusskreuzern<br />
und Motorgüterschiffen sind in der<br />
täglichen Fahrroutine im Einsatz.<br />
Lutz sieht in dem Bahnführungssystem<br />
eine echte Erleichterung im täglichen<br />
Aufgabenspektrum eines Schiffsführers.<br />
Mehr Sicherheit, Entlastung des Schiffsführers<br />
und weniger Kraftstoffverbrauch<br />
sind nur drei Argumente, die er als Vorteile<br />
zusammenfasst. Die Möglichkeit,<br />
vorausschauend zu fahren, mehr Sicherheit<br />
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Der argoTrackPilot zeigt unter anderem Drehgeschwindigkeit und Ruderwinkel an<br />
bei ihm ebenfalls auf der Haben-Seite.<br />
Eine Basis des von Argonics angebotenen<br />
Bahnführungssystems ist beispielsweise<br />
der Radarpilot 720°, den die Innovative<br />
Navigation (IN) entwickelt hat. Insofern<br />
sieht Lutz seine Lösung als perfekte Erweiterung<br />
hierzu. Ferner braucht es einen<br />
Wendegeschwindigkeitsregler (Autopilot)<br />
wie den argoPilot oder ein ähnliches<br />
Produkt anderer Hersteller sowie einen<br />
GPS-Kompass.<br />
Im Gegensatz zum Autopiloten wird<br />
von argoTrackPilot kein Ruderwinkel<br />
vorgegeben sondern eine Vorgabe zur<br />
Drehung des Schiffes um die Hochachse<br />
in einer bestimmten Zeit errechnet. Diese<br />
Informationen werden an den Autopiloten<br />
weitergegeben und umgesetzt.<br />
Zur erstmaligen Definition der zu fahrenden<br />
Strecke setzt der Schiffsführer<br />
den jeweiligen (optimalen) Kurs anhand<br />
der Karten fest. Es ist auch möglich, diesen<br />
optimalen Kurs einmal zu fahren,<br />
diesen dabei aufzuzeichnen und abzuspeichern.<br />
Damit hat der Schiffsführer<br />
die jederzeit abrufbaren Leitlinien, die<br />
das Schiff mit Hilfe des Systems konsequent<br />
abfahren kann, mit nur minimaler<br />
Abweichung. Idealerweise werden weitere<br />
Informationen von der Wasserstraße<br />
genutzt, um die Bahn zu optimieren. Das<br />
gilt beispielsweise für Wassertiefen, die<br />
den eigenen Tiefgang berücksichtigen.<br />
Quelle: Argonics<br />
36 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
Nun ist selten ein Schiff gänzlich allein<br />
unterwegs. Begegnungsverkehr will,<br />
ebenso wie langsamere oder schnellere<br />
Schiffe, entsprechend berücksichtigt<br />
werden. Darauf kann mit dem argoTrackPilot<br />
reagiert werden, in dem<br />
die -eigentlich- zu fahrende Linie um einen<br />
bestimmten Faktor versetzt wird. So<br />
lassen sich Ausweichmanöver und/oder<br />
Überholmanöver sicher absolvieren. Natürlich<br />
kann jederzeit auf manuelle Steuerung<br />
geschaltet werden. Per Knopfdruck<br />
kann wieder auf den eigentlich errechneten<br />
Kurs zurückversetzt werden.<br />
Nicht oder noch nicht werden andere<br />
Einflussgrößen erkannt und eingespeist.<br />
Wechselnde Wasserstände sind dem System<br />
(noch) unbekannt. Mit Hilfe der bereits<br />
laufenden Zusammenarbeit mit dem<br />
Programm CoVaDem und anderen Programmen<br />
wird hierzu nach einer praktikablen<br />
Lösung gesucht. »Die automatische<br />
Bahnführung«, so Lutz, »entlastet<br />
den Schiffsführer von gewissen Routineaufgaben<br />
und gibt ihm Platz für erhöhte<br />
Aufmerksamkeit in anspruchsvollen<br />
Strecken oder bei hohem Verkehrsaufkommen.«<br />
Erst jüngst war er mit dem Koppelverband<br />
»Odeon/Elly« auf einer Probefahrt<br />
auf dem Main unterwegs. Sowohl das<br />
Fahrrevier als auch die spezifischen Eigenschaften<br />
der besonders langen Schiffseinheit<br />
führte zu neuen Erkenntnissen,<br />
die nun in die weitere Entwicklung des<br />
argoTrackPilot einfließen werden.<br />
Der Angonics-Chef, der während der<br />
Probefahrt an Bord war, fasst seine Erfahrungen<br />
so zusammen: »Eine Schiffslänge<br />
von 186 m bei der sehr geringen Fahrwasserbreite<br />
auf dem Main erfordert spezielle<br />
Leitlinien, die derart gestaltet sind, dass<br />
der gesamte Schiffskörper sich zu jederzeit<br />
innerhalb des Fahrwassers befindet. Das<br />
hört sich zunächst nach einer Selbstverständlichkeit<br />
an. Es ist jedoch so, dass eine<br />
derart gestaltete Bahnführung „nur“ den<br />
Schwerpunkt des Schiffes auf der Bahn<br />
hält.« Es könne deshalb passieren, dass<br />
durch große Driftwinkel bei leeren Schiffen<br />
beispielsweise der Bug oder das Heck<br />
außerhalb des Fahrwassers kämen. Um<br />
das zu vermeiden, werde an einem Werkzeug<br />
gearbeitet, das für Kanäle und enge<br />
Flüsse die Leitlinie (für den Schwerpunkt)<br />
derart berechne, dass garantiert das gesamte<br />
Schiff innerhalb des Fahrwassers<br />
bleibe. Zukünftig werden also die Leitlinien<br />
mit dem neuen Werkzeug schiffsund<br />
revierspezifisch generiert.<br />
In der weiteren Perspektive denkt Argonics<br />
in Richtung autonomes Fahren.<br />
Auf dem Koppelverband »Odeon/Elly«, hier während der Testfahrt auf dem Main,<br />
wurde der argoTrackPilot unter besonderen Bedingungen getestet<br />
»Bis dahin ist es aber noch ein weiter<br />
Weg«, bremst Lutz eventuell zu hohe Erwartungen.<br />
Dafür braucht es neben den<br />
entsprechenden Einrichtungen an Bord<br />
eine weiter auszubauende Infrastruktur<br />
an Land, entsprechende Leitzentralen<br />
und das Verknüpfen einer riesigen Menge<br />
an Daten. In absehbarer Zeit kann<br />
sich der promovierte Regelungstechniker<br />
aber schon vorstellen, dass sich Schiffe<br />
mit dem gleichzeitigen Einsatz des argoTrackPilot<br />
in einen Konvoi einreihen<br />
und, wie bereits heute auf der Landstraße<br />
von Lkw zu sehen, in Form eines Platooning<br />
unterwegs sind: Schleppschifffahrt<br />
mit virtuellen Verbindungen.<br />
Für Lutz stehen also noch zusätzliche<br />
Entwicklungen auf dem Plan. Die von<br />
weiteren Schnittstellen zu Systemen von<br />
Periskal, Schwarz oder Alphatron, um<br />
nur drei zu nennen, gehören dazu. Im Fokus<br />
seiner Arbeit steht, zur nachhaltigen<br />
Kraftstoffeinsparung beizutragen und<br />
den Schiffsführer bei erhöhter Sicherheit<br />
von Routine zu entlasten. Er sagt aber<br />
auch, was er nicht will: »Wir wollen auf<br />
gar keinen Fall den Schiffsführer überflüssig<br />
machen oder ersetzen.« M<br />
Foto: R. Kiepe<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 37
Schiffstechnik<br />
Das fertige Arbeitsschiff »Habicht« wird von<br />
einem Schwerlastkran auf der Helling abgesetzt<br />
Viele Aufträge für Schiffswerft Barthel<br />
Mit der Erfindung eines vielseitigen Typs von Arbeitsbooten hatte Hermann Barthel<br />
einst eine gute Idee, die sich bis heute bewährt. Unter anderem ist die Werft nun mit dem<br />
Bau einer einer Sechserserie beschäftigt<br />
Von Christian Knoll<br />
Wieder herrscht rege Betriebsamkeit<br />
auf der Schiffwerft Hermann<br />
Barthel. Die Werft hat sich mit dem<br />
Bau vielseitiger Arbeitsboote einen Namen<br />
gemacht. Auch derzeit ist eine Serie<br />
von sechs Einheiten des eigenentwickelten<br />
Typs in Arbeit. Zwei davon, »Fink«<br />
und »Habicht«, sind mittlerweile an das<br />
Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt<br />
(WSA) Schweinfurt abgeliefert worden.<br />
Fast übergabefertig ist die »Aschendorf«<br />
für das WSA Meppen. Auf der Slipanlage<br />
befindet sich ein Arbeitsschiff, das für<br />
das WSA Minden bestimmt ist und den<br />
Namen »Hase« bekommen soll. Je in einer<br />
der beiden Schiffauhallen sind zwei<br />
Arbeitsschiffe für die Ämter in Duisburg<br />
und Verden/Aller noch im Rohbau. Beide<br />
Schiffe sollen bei Bedarf auch als Eisbrecher<br />
eingesetzt werden können und besitzen<br />
einen sogenannten Löffelbug.<br />
Bei der jünsten Sechserserie übernimmt<br />
die Schiffselektrifizierung IEA aus<br />
Roßdorf bei Genthin, die gesamte nautische<br />
Ausrüstung liefert Alphatron Marine<br />
aus Pinneberg. So sind zum Beispiel<br />
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folgende Komponenten in die Schiffe der<br />
Serie eingebaut: Alphatron Radar JMA-<br />
610, GPS-Kompass JRC JLR- Wendeanzeiger<br />
AlphaTurn MFM 300, Autopilot<br />
AlphaPilot MF MK3, Ruderlagenanzeige<br />
AlphaRudder MFM, Binnenkartensystem<br />
Radarpilot 720° FE, LTE-Router<br />
zum Kartenupdate des Binnenkartensystems,<br />
AIS, Typhon Zetfon 1x70s, UKW<br />
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Der Technische Leiter der Schiffswerft<br />
Barthel, Uwe Müller, erläutert, dass alle<br />
sechs Schiffe jeweils nach den Bedürfnisse<br />
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38 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
geprüfte Anschlagseile und Drahtseilgehänge<br />
Schiffstechnik<br />
Foto: Uwe Müller<br />
In der großen Schiffauhalle liegt ein sehr breiter Rohbau.<br />
Werft-Chef Hermann Barthel erklärt dazu: »Das wird ein<br />
selbstfahrendes Baggerschiff für das WSA Dresden, dass<br />
bei 90 cm Tiefgang immer noch Ladung transportieren<br />
können soll, nach dem Seemannsspruch ›Länge läuft, aber<br />
Breite trägt‹.«<br />
Das Schiff wird 36,70 m lang und 9,70 m breit und wird<br />
voll ausgerüstet mit einem Liebherr-Bagger und Stelzen einen<br />
Tiefgang von nur 90 cm haben. Es wird angetrieben von zwei<br />
höhenverstellbaren Schottel-Ruderpropellern NAV 130, und diese<br />
wiederum erhalten ihre Kraft von zwei MAN-Hauptmaschinen<br />
von je 279 kW.<br />
An Bord wird es Kabinen für drei Mann Besatzung geben, mit<br />
Dusche und WC, sowie eine Pantry, welche gleichzeitig als Messe<br />
dient. Außerdem gibt es noch einen Umkleideraum und ein modernes<br />
klimatisiertes Steuerhaus.<br />
Laut dem Amtsleiter des WSA Dresden, Klaus Kautz, wird das<br />
Schiff entsprechend dem Elbegesamtkonzept dazu eingesetzt, in<br />
den Erosionsstrecken bei Klöden und Coswig/Anhalt an Ecken<br />
angelagerte Sedimente aufzunehmen, um sie dann an Stellen, die<br />
dem Abtrag unterliegen, wieder einzubringen. So soll sich die<br />
Fahrrinne der Elbe in diesen Gebieten nicht weiter eintiefen. Das<br />
Baggerschiff erhält ein um 1,50 m ausfahrbares Steuerhaus und<br />
DGUV<br />
ausgestattet werden. »Abgesehen von den Eisbrecherbugformen<br />
sind auch die Koppelvorrichtungen unterschiedlich.<br />
Modern sind die hydraulischen Hammerkupplungen,<br />
bei denen der Schiffsführer des Arbeitsbootes mit dem<br />
Kupplungshammer direkt in die Kupplung des zu schiebenden<br />
Prahmes hineinfährt und per Knopfdruck den<br />
Koppelvorgang abschließt. Für ältere Prahmtypen, die es<br />
ja immer noch gibt, wird nach Anforderung auch die traditionelle<br />
Seilkupplung mit aufgebaut«, erklärt Müller Das<br />
sei in der Serie mit vorgesehen.<br />
Neu sei auch, dass bei einem der beiden Arbeitsschiffe<br />
mit Eisbrecheigenschaften, die im Herbst fertig sein sollen,<br />
eine umweltschonende Abgasnachbehandlungsanlage<br />
eingebaut werde und sich die Schiffswerft damit bereits<br />
auf die Abgasnormen der ZKR-Stufe III, die im Frühjahr<br />
2019 wirksam wird, einstellt.<br />
»Das bereitet uns noch etwas Probleme, weil diese Abgasnachbehandlungseinrichtung<br />
etwa denselben Raumbedarf<br />
hat wie der Antriebsmotor. Die Schiffe einfach verlängern<br />
können wir aber nicht, weil die Wasserstraßen- und<br />
Schifffahrtsämter die Schiffslängen auf ihre geographischen<br />
Begebenheiten und speziellen Einsatzzwecke abstimmen<br />
und auch für ihre Transporttechnologie nur<br />
Schiffe für Gesamtlängen ihrer Verbände mit entsprechenden<br />
Schleusenmaßen benötigen, damit sie nicht ausund<br />
wieder ankoppeln müssen. Aber wir sind gerade dabei,<br />
auch dieses Problem zu lösen, wie man das von uns<br />
gewohnt ist«, sagt Müller.<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 39
Schiffstechnik<br />
Das Steuerpult des ersten Schiffes der Sechserserie »Fink«, das bereits ausgeliefert worden ist, mit Alphatron-Equipment<br />
hat dann eine Fixpunkthöhe von 4,30 m<br />
(mit abgesenktem Steuerhaus). Es soll im<br />
Frühjahr übergeben werden.<br />
Weitere Aufträge liegen vor, befinden<br />
sich aber noch in der Konstruktionsphase.<br />
In den Schiffauhallen wäre im Moment<br />
auch kein Platz, ein neues Schiff auf<br />
Kiel zu legen.<br />
Eine für den Laien kuriose schiffauliche<br />
Besonderheit ist auf der Barthel-Werft<br />
anzutreffen: Alle Arbeitsschiffe werden<br />
nicht vom Kiel zum Deck gebaut, sondern<br />
umgekehrt. »Das hat den arbeitsergonomischen<br />
Vorteil für die Schiffauer<br />
und Schweißer, nicht ständig über Kopf<br />
arbeiten und auf dem Boden sitzen oder<br />
knien zu müssen, um Platten und Spanten<br />
zusammenzuschweißen, sondern es<br />
aufrecht stehend tun zu können. Wenn<br />
die Außenhaut montiert und von außen<br />
verschweißt ist, werden die Kaskos<br />
aus der Halle gefahren und mittels eines<br />
Schwerlastkranes um 180° gedreht und<br />
anschließend in die Halle zurückgefahren,<br />
um Aufbauten und Einbauten witterungsgeschützt<br />
im ausführen zu können.<br />
Volltreffer Spatz-Serie<br />
Mit seinen Arbeitsbooten hatte der diplomierte<br />
Schiffauer Hermann Barthel<br />
eine Idee, die sich letztlich als genial herausstellen<br />
sollte. Die Wasser- und Schifffahrtsämter<br />
der ehemaligen DDR hatten<br />
in den 1980er Jahren eine neue Serie<br />
kleiner und wendiger Schubboote für die<br />
Bedienung ihrer Baustellen aufgelegt, die<br />
den Bedarf aber noch nicht gedeckt hatte,<br />
als die Wende kam. Auch die bundesdeutschen<br />
Ämter fuhren mit zum Teil<br />
veralteter Technik, sodass auch hier ein<br />
gewisser Bedarf vorhanden war. Da die<br />
Schubtechnik dort noch nicht so flächendeckend<br />
wie in der DDR eingeführt worden<br />
war, erhoffe sich Hermann Barthel<br />
auch von dort durch den Bau sowohl zum<br />
Schieben wie zum Schleppen geeigneter<br />
Antriebsschiffe ein entsprechendes Auftragsvolumen.<br />
Er entwickelte einen kleinen Schiffstyp<br />
der für Bugsier- und Schlepparbeiten<br />
auf den heute so genannten Restwasserstraßen<br />
wie auch auf den Großschifffahrtswegen<br />
wie Rhein, Donau und dem<br />
gesamten deutschen Kanalsystem funktionell<br />
einsetzbar sein sollte. Diesen universellen<br />
kleinen Schiffstyp nannte er<br />
»Spatz«. Vom Grundtyp wurden mehr als<br />
100 Stück gebaut, aber jedes Schiff den<br />
Anforderungen der jeweiligen Auftragge-<br />
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40 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
Fotos: Uwe Müller<br />
Ein Kasko wird mittels eines Schwerlastkranes außerhalb der Schiffauhalle gedreht<br />
ber angepasst. Heute wird nur noch von<br />
Arbeitsbooten- oder Schiffen gesprochen.<br />
Investitionen haben sich gelohnt<br />
Nicht nur die Erfindung des »Spatz« zahlt<br />
sich für den Schiffauer Barthel heute aus.<br />
Auch die Investitionen in seine Werft, malerisch<br />
gelegen im ehemaligen Mündungsbereich<br />
des alten Plauer Kanals in die Elbe,<br />
zwischen Neuderben und Derben am sogenannten<br />
Derbener Berg haben sich gelohnt.<br />
Dem Besucher präsentiert sich<br />
links das vor zwei Jahren errichtete Sozialgebäude,<br />
daneben Container für die<br />
Lagerung der von Lieferanten zugeführten<br />
Motoren, Antriebe und allem anderen<br />
Schiffszubehör, das witterungsgeschützt<br />
vorgehalten werden muss. Daneben<br />
schließt sich die »kleine« Schiffauhalle<br />
von 15,5 m Breite und 24,50 m Länge an,<br />
die Hermann Barthel 1992 als erste Investitionsmaßnahme<br />
nach dem Rückkauf der<br />
Werft seiner Großeltern (Lösche) von der<br />
Treuhandanstalt, bauen ließ. Zwischen<br />
ihr und der »großen« Schiffauhalle von<br />
12,5 m Breite und 72 m Länge liegen die<br />
kleineren Gebäude der Werkstätten wie<br />
Tischlerei, Schmiede, Schlosserwerkstatt<br />
und andere. Sämtliche schiffaulichen Arbeiten<br />
finden also völlig witterungsschützt<br />
statt. Das eigentliche Gebäude der Werftleitung<br />
liegt hinter der kleinen Schiffauhalle.<br />
Es ist das Einzige, was von der alten<br />
Lösche-Werft noch originalgetreu vorhanden<br />
ist. Selbstverständlich wurde es<br />
als erstes nach dem Rückkauf vollständig<br />
renoviert. In ihm haben die Geschäftsleitung,<br />
die Buchführung und die Konstrukteure<br />
ihren Platz.<br />
Die ursprüngliche Lösche-Werft war<br />
1799 in der Magdeburger Zollelbe gegründet<br />
worden und wurde später aus<br />
Platzgründen, da es mehrere Werften in<br />
der Zollelbe gab, an den Derbener Berg<br />
verlegt.<br />
Die zweite wichtige Investition, die<br />
Hermann Barthel vornahm, war die<br />
komplette Rekonstruktion der Slipanlage<br />
einschließlich der modernen elektrischen<br />
Aufzüge, nachdem die alte über Jahrzehnte<br />
auf Verschleiß gefahren worden<br />
war. Parallel dazu erforderte die wachsende<br />
Auftragslage den Bau einer zweiten<br />
Schiffauhalle, welche in mehreren<br />
Etappen gefertigt wurde. Und schließlich<br />
sollte die ebenfalls wachsende Belegschaft<br />
ordentlich versorgt werden, weshalb<br />
vor zwei Jahren ein Sozialgebäude<br />
erbaut worden ist.<br />
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Aus diesem noch im Bau befindlichen Kasko soll im Frühjahr das<br />
selbstfahrende Baggerschiff für das WSA Dresden übergeben werden<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 41
Schiffstechnik<br />
BCTN ordert neuen Containerhandler<br />
Zum 30. Firmenjubiläum hat BCTN einen Leercontainerstapler bei Hyster in Auftrag<br />
gegeben. Seit seiner Gründung zählt der Terminalbetreiber zu den Kunden Hysters<br />
Der Zeitfaktor sei mit Abstand die<br />
größte Herausforderung, sagt Wim<br />
Busser, Purchase & Support Director Benelux<br />
bei BCTN. Man müsse die Barges<br />
so schnell wie möglich beladen und löschen,<br />
damit sie möglichst<br />
schnell weiterfahren könnten.<br />
Mittlerweile betreibt BCTN<br />
sieben Umschlageinrichtungen<br />
in den Niederlanden und<br />
Belgien. Dies sei das größte<br />
Netzwerk von Binnencontainerterminals<br />
in der Benelux-<br />
Region. Durch den täglichen<br />
Schiffsverkehr nach Rotterdam<br />
und Antwerpen und<br />
über Duisburg ins europäische<br />
Hinterland würde eine<br />
ausgezeichnete Alternative<br />
zur Beförderung über die Straße<br />
geschaffen werden, so der<br />
Terminalbetreiber.<br />
Das Unternehmen wickelt<br />
alle Arten von Containern<br />
ab und setzt derzeit mehrere<br />
Leercontainerstapler und<br />
Reachstacker verschiedenen<br />
Baujahrs von Hyster ein.<br />
»Wir haben während der<br />
gesamten Lebensdauer der<br />
Stapler immer eine gute Leistung<br />
und einen guten Service<br />
erlebt. Deshalb bleiben<br />
wir Hyster treu«, sagt Busser.<br />
Jedes Jahr seien die Leercontainerstapler<br />
zwischen 2.500 und<br />
3.000 Stunden im Einsatz und würden<br />
nach 15.000 Betriebsstunden bzw. fünf<br />
bis sechs Jahren von BCTN ersetzt. Der<br />
Durchsatz liege je nach Standort bei<br />
10.000 bis 100.000 Containern pro Jahr,<br />
bei einem 24-Stunden-Betrieb.<br />
Busser zufolge ist dank der Abmessungen<br />
der Maschinen und der Zweifachaufnahmefunktion<br />
einiger Leercontainerstapler<br />
ein effzientes Handling sogar bei<br />
engen Platzverhältnissen möglich. Der<br />
proaktive Support, die laufende Wartung<br />
und die schnelle Lieferung von Ersatzteilen<br />
seien die entscheidend Faktoren für<br />
BCTN, um Stillstandzeiten zu vermeiden<br />
und die Zufriedenheit der Kunden zu gewährleisten,<br />
ergänzt Busser.<br />
Den ersten Containerstapler von Hyster<br />
schaffe BCTN 1987 zur Eröffnung<br />
des Terminals in Nijmegen an. Mittlerweile<br />
habe sich der Standort zum<br />
größten Umschlagpunkt für Kombiverkehrcontainer<br />
in den Niederlanden<br />
entwickelt, so BCTN. Wegen der Nähe<br />
des Terminals zu dem Werk in Nijmegen,<br />
in dem die Hyster Großstapler gefertigt<br />
würden, sei Hyster die naheliegende<br />
Wahl gewesen. Heute ist dies auch<br />
das europäische Vertriebszentrum für<br />
Hyster Ersatzteile.<br />
»Auch 1996 zur Eröffnung von Meerhout,<br />
dem ersten belgischen Binnenterminal,<br />
wurden Hyster Containerstapler<br />
bestellt. Mittlerweile hat sich Meerhout<br />
zum größten Containerterminal in der<br />
Benelux-Region entwickelt, in dem täglich<br />
über 800 Stapler im Einsatz sind«,<br />
sagt Busser. Hyster habe das Wachstum<br />
unterstützt und BCTN geholfen, die<br />
steigenden Volumen zu bewältigen und<br />
gleichzeitig die Betriebskosten zu senken,<br />
so der Hersteller. Zunächst hätten<br />
durch die Leercontainerstapler die Kosten<br />
pro bewegten Container im Vergleich<br />
zur Nutzung von Reachstackern reduziert<br />
werden können. Durch<br />
den Einsatz der neuesten und<br />
kraftstoffeffzientesten Modelle<br />
habe das Unternehmen<br />
mittlerweile auch die Kraftstoffosten<br />
erheblich senken<br />
können.<br />
Foto: Hyster<br />
Terminal in Geel eröffnet<br />
Das Terminal im belgischen<br />
Geel wurde erst im Mai dieses<br />
Jahres eröffnet. Es ist ein<br />
Gemeinschaftsprojekt mit<br />
BP. Die 2,6 ha Terminalfläche<br />
würden ausreichend Platz<br />
bieten, um BP-Container umzuschlagen.<br />
Es sei durchaus<br />
denkbar, dass künftig zusätzliche<br />
für die Region Geel und<br />
Laakdal bestimmte Container<br />
über dieses Terminal abgewickelt<br />
werden, sagt Busser. Die<br />
Binnenschiffe, die bereits von<br />
BCTN betrieben Terminal<br />
im belgischen Meerhout bedienen,<br />
würden nun auch die<br />
neue Umschlaganlage in Gele<br />
anlaufen.<br />
Die Idee für das neue Terminal<br />
sei im Jahr 2016 entstanden. Im<br />
September hat es dann eine offzielle<br />
Anfrage an die Behörden gegeben. Mitte<br />
März dieses Jahres begannen schließlich<br />
die Bauarbeiten, bevor die Umschlageinrichtung<br />
am 20. Mai eröffnet worden ist.<br />
Ein elektrisch-hydraulisch angetriebener<br />
Kran des Typs R200 von Mantsinen<br />
wickelt den Umschlag ab. Dadurch habe<br />
der CO-Ausstoß deutlich gesenkt werden<br />
können, sagt der Terminalbetreiber.<br />
Neben dem neuen Umschlagplatz<br />
in Geel betreibt BCTN im belgischen<br />
Meerhout ein weiteres Terminal. Hinzu<br />
kommen insgesamt fünf Binnenumschlagplätze<br />
in den Niederlanden in<br />
Alblasserdam, Den Bosch, Nijmegen, Roermond<br />
und Venray.<br />
TWG<br />
42 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Schiffstechnik<br />
»Noordzee« erhält Positionierungssystem<br />
Das Vielzweckschiff »Noordzee« der Reederei Hakkers ist mit dem Positionierungsassistenten<br />
Rhodium DPT4500 von RH Marine ausgerüstet worden. Dadurch soll es auch<br />
bei niedriger Geschwindigkeit automatisch die Position halten können<br />
Die 66,50 m lange und 15 m breite<br />
»Noordzee« ist das neueste Flaggschiff<br />
der niederländischen Reederei<br />
Hakkers, die in der Entwicklung, Produktion<br />
und Realisierung von Aushub-,<br />
Bagger-, Bau-, Fundament- und Küstenarbeiten<br />
tätig ist. Die im Jahr 2016 bei<br />
Shipyard Jooren gebaute Einheit wird<br />
zum Heben, Baggern und Stapeln eingesetzt.<br />
Diese Arbeiten machen das Halten<br />
der Position erforderlich. Dafür wurde<br />
das Schiff nun mit dem Positionierungsassistenten<br />
Rhodium DPT4500 von RH<br />
Marine versehen.<br />
Die dynamische Positionierung für<br />
Binnenschiffe sei komplex, denn sie seien<br />
einer Vielzahl von Bewegungen, Belastungen<br />
und Strömungen ausgesetzt, so<br />
der Hersteller. Das Rhodium DPT4500 sei<br />
ganz neu in der Branche, folglich gebe es<br />
bisher nur wenige Erfahrungen.<br />
Aufgrund der Flexibilität des Rhodium<br />
DPT4500 Systems könnten die Herausforderungen<br />
der Thruster-Konfiguration und<br />
die inlandspezifischen Gegebenheiten gemeistert<br />
werden, so RH Marine. »Wir sind<br />
sehr zufrieden mit dem neuen System. Es<br />
hilft uns, schneller und effzienter zu arbeiten«,<br />
sagt der Kapitän der »Noordzee«.<br />
Steuerung der Schiffsbewegungen<br />
Bisher sind Positionierungsassistenten<br />
vorwiegend auf Offshoreschiffen eingesetzt<br />
worden. Heutzutage ist dem Hersteller<br />
zufolge eine Nutzung auf vielen<br />
Schiffstypen möglich. Die angebotenen<br />
Features, durch die sich alle Schiffsbewegungen<br />
mit hoher Genauigkeit auf einfache<br />
Weise steuern ließen, seien für viele<br />
verschiedene Anwendungen geeignet.<br />
Der entscheidende Faktor sei dabei die<br />
Flexibilität des Systems und die Bereitschaft,<br />
projektspezifische Funktionen zu<br />
integrieren, so RH Marine.<br />
Das seegängige Schiff wird diesel-elektrisch<br />
angetrieben und verfügt über zwei<br />
V-Pods mit einer Leistung von 350kW.<br />
Vorne ist ein Bugstrahler eingebaut, der<br />
eine Leistung von 320kW erbringt. Der<br />
Vorteil sei, dass der Generator automatisch<br />
abschalte, wenn wenig Leistung benötigt<br />
werde, so die Reederei.<br />
An Deck der »Noordzee« befindet<br />
sich ein 260-t-Kran vom Typ 6180 HD<br />
von Sennebogen, der mit einem 290kWstarken<br />
Motor von Caterpillar ausgestattet<br />
ist. Nach Angaben von Hakkers<br />
kann der mit einem 60 m langen Ausleger<br />
ausgestattete Kran Lasten bis zu einem<br />
Gewicht von 155 t heben. Durch die<br />
vier je 30 m langen Pfähle kann sich das<br />
Schiff zudem in jede Richtung anheben<br />
oder senken, anders als das bei einem<br />
Schwimmkran der Fall ist. Mit dieser<br />
Fähigkeit und dem an Deck vorhandenen<br />
Kran könne die »Noordzee« im gesamten<br />
Bereich des Rotterdamer Hafens<br />
eingesetzt werden, so Hakkers. Neu sei<br />
auch die Positionierung der Brücke, die<br />
am Schiff angeordnet ist.<br />
Durch die neue Einheit ist Hakkers<br />
nach eigenen Angaben nun auch in der<br />
Lage, größere Projekte in den Niederlanden<br />
sowie im Ausland anzugehen und<br />
den Service auf tieferes Fahrwasser auszuweiten.<br />
TWG<br />
Das Vielzweckschiff<br />
»Noordzee«<br />
Foto: Hakkers<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 43
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48 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
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Zahl der Ausbildungsverhältnisse<br />
leicht rückläufig<br />
Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertags<br />
(DIHK) sind bundesweit die Auszubildendenzahlen<br />
in der Binnenschifffahrtsbranche leicht zurückgegangen.<br />
Gegenüber dem starken Rückgang im Vorjahr<br />
zeigt sich aber eine Stabilisierung. Dem DIHK zufolge<br />
bestanden im vergangenen Jahr bundesweit insgesamt<br />
321 Ausbildungsverhältnisse. Ein Jahr zuvor lag diese Zahl<br />
bei 328, 2014 und 2013 waren es noch 363 bzw. 364 Ausbildungsverhältnisse.<br />
Von den 321 Auszubildenden im Jahr<br />
2016 waren laut DIHK 36 weiblich. Die Zahl der neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverhältnisse lag bei 141. Zur Prüfung<br />
traten 123 Personen an, von denen 110 bestanden und<br />
in das Berufsleben starten konnten. »Ihnen winkt nun eine<br />
viel versprechende Zukunft mit guten Aufstiegschancen in<br />
der Binnenschifffahrt«, kommentierte der Bundesverband<br />
der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB).Während die Zahl<br />
der Auszubildenden in der Binnenschifffahrt also kontinuierlich<br />
gesunken ist, stieg die Zahl der Ausbildungsverträge<br />
in der Hafenlogistik laut DIHK von 2015 zu 2016 von<br />
260 auf 268 an. M<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 49
Logistik<br />
Rhenus: Weiter gut in der Spur<br />
Vor fünf Jahren wurde Jubiläum gefeiert: 100 Jahre Rhenus. Für die zur<br />
Rethmann-Gruppe gehörenden Logistiker war das nur ein kleiner Zwischenstopp<br />
für einen Rückblick, die Expansion geht weiter.<br />
Von Hermann Garrelmann<br />
Die Rhenus Port Logistics steht für<br />
27 Mio. t auf dem Binnenschiff beförderter<br />
Güter. Das sind gut 12% aller<br />
Mengen, die in 2016 in der deutschen<br />
Binnenschifffahrt befördert wurden<br />
(221,3 Mio. t.) Für die Binnenschiffs-,<br />
Shortsea- und Bahnaktivitäten der Rhenus<br />
Port Logistics ist Thomas Maaßen als<br />
Geschäftsführer verantwortlich.<br />
Nach der Übernahme der Acos-Anteile<br />
bei der NWL, nach der Akquisition der<br />
CFNR und der CFND sowie dem Einstieg<br />
bei Arkon-Shipping fragte die »Binnenschifffahrt«<br />
den Rhenus-Manager nach<br />
dem Stand der Dinge und nach weiteren<br />
Aktivitäten.<br />
Während die Übernahme der Acos-<br />
Anteile eher aus der Situation heraus zu<br />
begründen sei, habe es sich bei der Übernahme<br />
der CFNR und der CFND tatsächlich<br />
um strategische Entscheidungen<br />
gehandelt. Im Pariser Becken sowie<br />
auf den Wasserstraßen Frankreichs gebe<br />
es noch viel Potenzial, das zu heben sei.<br />
Und an der Donau gehe es nur in geringem<br />
Umfang um Transitverkehre. Vielmehr<br />
habe man es mit einem großen eigenständigen<br />
Marktbereich zu tun. Der<br />
sei allerdings Reederei-orientiert. Mit<br />
dem von Rhenus anzubietenden Gesamtpaket<br />
an Logistikdiensten sehe<br />
man zwischen Linz und dem Schwarzen<br />
Meer große Wachstumspotenziale,<br />
die man für das eigene Unternehmen gewinnen<br />
möchte.<br />
Mit dem Einstieg bei Arkon habe man<br />
eine gute Basis, den Shortsea-Sektor, in<br />
dem man schon aktiv sei, zukunftsorientiert<br />
auszurichten. »Mit Arkon konnten<br />
wir einen Partner gewinnen, der dieses<br />
Angebot deutlich erweitert und flexibler<br />
macht«, begründet Thomas Maaßen<br />
die Beteiligung. Dabei seien keine Überlappungen<br />
gegeben sondern sinnvolle Ergänzungen:<br />
»Wo Rhenus aufhört, fängt<br />
Arkon an.« Neben der Expansion steht<br />
bei Rhenus auch das Thema Innovation<br />
auf der Agenda. »Wir prüfen in regelmäßigen<br />
Intervallen, wo und wie sich unter<br />
wirtschaftlich positiven Aspekten Projekte<br />
anbieten«, so Maaßen. Das jüngste<br />
Neubauprojekt, ein Koppelverband für<br />
die Trockenfracht, wurde vor zwei Jahren<br />
in Fahrt gebracht.<br />
Die darin enthaltenen innovativen Ansätze<br />
wie das Antriebskonzept nach dem<br />
Vater-Sohn-Prinzip, der erstmals verwendete<br />
Flex-Tunnel und der Einsatz<br />
großer Propeller hätten sich als richtige<br />
Entscheidungen gezeigt. Darüber mochte<br />
Thomas Maaßen aber noch keine detaillierte<br />
Auskunft geben. Ohne Zahlen zu<br />
nennen, bestätigte er allerdings, dass sich<br />
die neue Motorenkombination in dem<br />
spezifischen Einsatzbereich auszahlt.<br />
Die gestellten Erwartungen seien bislang<br />
zu 100 % erfüllt, zieht Maaßen ein<br />
50 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Logistik<br />
Geschäftsführer Thomas Maaßen<br />
Fotos:Förster/Garrelmann<br />
vorläufiges Fazit. »Im Fahrgebiet nach<br />
Lünen haben wir eine hohe Auslastung<br />
der kleineren Motoren, auf dem Rhein<br />
ist das komplett andersherum«, so der<br />
Rhenus-Manager. Das Ergebnis, die Folgekosten<br />
der großen Motoren zu reduzieren,<br />
stelle sich wohl ein. »Definitive<br />
Ergebnisse werden wir wohl erst in einigen<br />
Jahren haben«, hält sich Maaßen<br />
bedeckt.<br />
Ähnliches gelte auch für den Flex-Tunnel.<br />
Dass ein Partikulier eine solche Investition<br />
nicht auf sich nehme, ohne vorher<br />
spitz zu rechen, sei verständlich. »Da<br />
mussten wir wohl den Eisbrecher spielen«,<br />
nahm Maaßen für sein Unternehmen<br />
eine Vorreiterrolle in Anspruch. Die<br />
Rückmeldungen der Schiffsführer seien<br />
positiv: »Der Flextunnel läuft bislang<br />
wartungsfrei.«<br />
Ob es vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen<br />
weitere Neubauten gebe, lässt<br />
der Geschäftsführer offen: »Ich halte es<br />
nicht für ausgeschlossen, dass wir noch<br />
mal ein paar Schiffe bauen. Aktuelle<br />
Projekte haben wir derzeit aber nicht in<br />
der Pipeline, ein fest stehendes Bauprogramm<br />
gib es auch nicht.«<br />
Das Rhenus-Engagement im Bahnsektor<br />
mit der Beteiligung an zwei großen<br />
Bahngesellschaften hat das Geschäftsfeld<br />
des Unternehmens deutlich verbreitert.<br />
»Wir schauen jetzt, wie sich dieses<br />
Segment weiter entwickelt«, formuliert<br />
Maaßen vorsichtig. Die Reduzieruung<br />
der Trassentarife durch die Bundesregierung<br />
sieht der 58-jährige Logistiker<br />
allerdings kontraproduktiv für die Binnenschifffahrt.<br />
Druck auf Binnenschiffahrt<br />
Das werde den Modal Split zu Lasten der<br />
Binnenschifffahrt verändern und den<br />
Preis- und Kostendruck erhöhen. Die sei<br />
genau das Gegenteil von dem, was nötig<br />
wäre. Gebraucht wird nach Aussage von<br />
Maaßen eine zielgerichtete Förderung<br />
der Kanalschifffahrt. »Der Bau eines<br />
Kanalschiffes ist derzeit völlig unwirtschaftlich«,<br />
stellt er fest. »Wenn man<br />
an der Kanalgebühr festhält, könnte<br />
mit den 50 Mio. € auch ein Investitionsprogramm<br />
für die Kanalschifffahrt<br />
gestartet werden«, schlägt er vor.<br />
Dabei weiß der Rhenus-Manager, wovon<br />
er spricht. Das Kanalsystem spielt<br />
beim Kohletransport, einem starken Sektor<br />
bei Rhenus, eine wichtige Rolle. Und<br />
Kohle werde trotz Energiewende noch<br />
eine ganze Zeit benötigt. Allerdings, so<br />
schränkt Maaßen ein, nicht für die Ewigkeit:<br />
»Wir werden uns in der deutschen<br />
Binnenschifffahrt langfristig darauf einstellen<br />
müssen, zumindest unter den jetzigen<br />
politischen Rahmenbedingungen,<br />
dass wir keine festen Brennstoffe mehr<br />
transportieren werden.«<br />
Kohle nicht so schnell zu ersetzen<br />
Der Zeitstrahl sei natürlich abhängig<br />
vom weiteren Ausbau der Erneuerbaren<br />
Energien mit den entsprechende<br />
Leitungen, aber auch von weiteren politischen<br />
Entscheidungen. Das könne<br />
dazu führen, dass der Steinkohletransport<br />
zunächst konstant bleiben werde,<br />
vielleicht sogar leicht steigen werde,<br />
denn Atomkraft und Braunkohle ließen<br />
sich kurzfristig nicht durch Erneuerbare<br />
Energien ersetzen. »Ich denke da an einen<br />
Zeitraum von 5-10 Jahren. Wenn wir<br />
über zehn Jahre plus sprechen wird sich<br />
der Anteil an festen Brennstoffen deutlich<br />
reduzieren«, erkennt der Manager<br />
eine Tendenz.<br />
Eine höhere Elektrifizierung im Autobereich<br />
sei zudem eine Chance, höhere<br />
Speicherkapazitäten zu schaffen, die mit<br />
intelligenten Prüfungen von Ladekapazität<br />
und Pufferung einhergeht. »Aber da<br />
sind noch viele Fragen offen.<br />
Bis dahin bleibt aber noch eine Menge<br />
zu tun. Das jüngst von der Rhenus-<br />
Tochter Contargo eröffnete Terminal im<br />
Deltaport Emmelsum peilt einen Containerumschlag<br />
von 60.000 TEU an. Im Bereich<br />
des Jade-Weser-Port hat Rhenus einen<br />
ersten Fußstapfen gesetzt mit einer<br />
eigenen Containerlagerfläche. Im Bereich<br />
Maasvlakte wurde erst jüngst eine erweiterte<br />
Kaje in Betrieb genommen. Der Service<br />
für die Offshore-Wirtschaft will weiter<br />
ausgebaut werden.<br />
Die 28 Binnenhäfen und sieben Seehäfen,<br />
an denen Rhenus jeweils vertreten<br />
ist, sorgen für ein stabiles Netzwerk,<br />
mit dem vor allem die Container- und<br />
Stückgut-Aktivitäten ausgebaut werden<br />
können. Weitere Aufgaben liegen im weiteren<br />
Ausbau der Digitalisierung.<br />
Digitalisierung hält Einzug<br />
»Es gibt bei uns Bereiche, die schon seit<br />
langer Zeit von der Digitalisierung geprägt<br />
sind. Gerade in den Bereichen, wo<br />
wir über extrem hohe Auftragsvolumen<br />
sprechen, kann man ja ohne entsprechende<br />
Systeme und Routenverknüpfung gar<br />
nicht arbeiten«, skizziert Maaßen den<br />
Sachstand.<br />
Aber auch in der Binnenschifffahrt sei<br />
dies sicherlich ein Thema. »Das geht los<br />
bei selbstfahrenden oder personalreduzierten<br />
Schiffen bis hin zu Kundenverknüpfungen.<br />
»Ich kann mir unbemannte<br />
Fahrzeuge auf dem Rhein vorstellen,<br />
nicht morgen oder übermorgen. Vor<br />
allem im Bereich personalreduzierter<br />
Fahrweisen sehe ich aber auch kurzfristig<br />
Chancen«, sagt Maaßen. Da müsse<br />
man sich bei Neubauten rechtzeitig Gedanken<br />
machen. Für personalreduzierte<br />
Fahrweisen müssten natürlich auch die<br />
Rahmenbedingungen hergestellt werden.<br />
Maaßen’s Credo zur Digitalisierung:<br />
»Nicht alles was technisch machbar ist,<br />
ist auch sinnvoll.«<br />
M<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 51
Logistik<br />
Chemische Industrie<br />
warnt vor Engpässen<br />
Die deutsche Chemieindustrie fordert<br />
dringend weitere Investitionen in die<br />
Infrastruktur des Landes: Die Substanz<br />
der Verkehrswege in Deutschland<br />
drohe andernfalls zu erodieren<br />
Der Zustand der Verkehrswege stelle<br />
für die transportintensive Industrie<br />
ein großes Problem dar. Logistikexperten<br />
der Branche hätten rund 60 Engpässe<br />
und Problemfälle im direkten Umfeld<br />
von Chemiestandorten identifiziert, hieß<br />
es bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz<br />
des Verbandes der Chemischen Industrie<br />
(VCI). Diese müssten vorrangig<br />
beseitigt werden.<br />
Aus Sicht des Verbandes sind zusätzliche<br />
Terminals nötig, die die verschiedenen<br />
Verkehrsträger besser verknüpfen.<br />
Als Beispiel gilt das Rhein-Main-Gebiet.<br />
Hier könne man für die Chemielogistik<br />
einen Knotenpunkt von der Straße<br />
auf das Binnenschiff einrichten und dadurch<br />
das Transportaufkommen im Ballungsraum<br />
entzerren. Die Rheinvertiefung<br />
steht ebenso auf der Agenda wie die<br />
Sanierug der vielfach maroden Schleusen<br />
an den deutschen Wasserstraßen. Schon<br />
vor Jahren hatte die Chemieindustrie<br />
eine eigene »Infrastrukturinitiative« gegründet,<br />
um ihren Forderungen besser<br />
Gehör zu verschaffen.<br />
Für die Digitalisierung und für neue<br />
Geschäftsmodelle brauche die Industrie<br />
zudem schnelle Datenverbindungen<br />
ins Internet. Der Breitbandausbau als<br />
technische Basis für diese Transformation<br />
müsse deutlich Fahrt aufnehmen –<br />
auch in der Fläche. VCI-Präsident Kurt<br />
Bock verwies darauf, dass viele der »Hidden<br />
Champions« aus dem Chemie-Mittelstand,<br />
der rund 1.900 Unternehmen<br />
umfasst, nicht in den Ballungszentren<br />
angesiedelt sind. »Unsere mittelständischen<br />
Firmen, aber auch ihre Kunden<br />
und Lieferanten, brauchen leistungsfähige<br />
Anschlüsse zum Internet, wenn sie<br />
mit Wettbewerbern in Indien und China<br />
künftig auf Augenhöhe bleiben wollen.«<br />
Die chemische Industrie gehört zu<br />
den größten Verladern für die Binnenschifffahrt.<br />
Die Geschäfte der drittgrößten<br />
Branche in Deutschland liefen zuletzt<br />
besser: Der Umsatz der chemisch-pharmazeutischen<br />
Industrie erhöhte sich in<br />
den ersten sechs Monaten des Jahres um<br />
rund 5% auf 96,9 Mrd. €. Dank einer hohen<br />
Kapazitätsauslastung (87%) und anziehender<br />
Ölpreise stiegen die Erzeugerpreise<br />
im Vergleich zum Vorjahr um<br />
3,5%. Die Produktion legte insgesamt um<br />
1,5% zu. Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen<br />
Interessen von rund 1.700 Unternehmen<br />
in Deutschland. Die Branche<br />
setzte 2016 rund 185 Mrd. € um und beschäftigte<br />
über 447.000 Mitarbeiter.<br />
In allen für die deutsche Chemie wichtigen<br />
Auslandsmärkten rechneten die<br />
Unternehmen bis ins kommende Jahr<br />
hinein mit einem stabilen Wirtschaftswachstum.<br />
Vor diesem Hintergrund erhöht<br />
der VCI seine Prognose für das Gesamtjahr<br />
<strong>2017</strong>: Er geht nun von einem<br />
Produktionswachstum von 1,5% (bisher<br />
52 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Logistik<br />
1%) aus. Der Umsatz wird sich voraussichtlich<br />
um 5% auf 194 Mrd. € erhöhen.<br />
Die Zuversicht der Branche spiegelt<br />
sich in den Plänen für Sachinvestitionen<br />
in Deutschland wider: Die Unternehmen<br />
wollen in diesem Jahr mit rund 7,5 Mrd. €<br />
mehr als jemals zuvor in Produktionsanlagen<br />
und Maschinen investieren. Dieser<br />
Rekordwert entspricht einem Anstieg<br />
von 6,7% oder rund 470 Mio. € gegenüber<br />
2016. Aber auch die Auslandsinvestitionen<br />
sollen sich auf 8,4 Mrd. € (+<br />
5,8%) erhöhen.<br />
Der VCI-Präsident appellierte mit Blick<br />
auf die bevorstehende Bundestagswahl an<br />
alle Parteien, den Standort Deutschland<br />
durch gute Industriepolitik zu stärken.<br />
So sei eine Bremse bei den Energiekosten<br />
durch mehr Markt in der Energiewende<br />
erforderlich. Der VCI plädiert für eine alternative<br />
Finanzierung der weiteren Förderung<br />
des Ausbaus regenerativer Stromerzeugung,<br />
um die EEG-Umlage für die<br />
Verbraucher zu stabilisieren und schneller<br />
auf null zurückzuführen.<br />
Zudem müsse mehr in Forschung<br />
und Entwicklung (FuE) investiert<br />
werden. Ziel sollte es sein, so Bock,<br />
mittelfristig den Anteil der FuE-<br />
Ausgaben Deutschlands von heute<br />
3% auf 3,5% des Bruttoinlandsprodukts<br />
zu erhöhen. Dafür müsse die<br />
seit Jahren stagnierende Projektförderung<br />
des Staates ausgebaut werden.<br />
Eine maximale Wirkung entfalte dieses<br />
Instrument jedoch erst dann, wenn<br />
es alle Unternehmen – große und kleine<br />
– einbeziehe. Der VCI richte daher<br />
Kernindikatoren der chemischen Industrie<br />
Produktion<br />
Erzeugerpreise<br />
Umsatz<br />
Inlandsumsatz<br />
Auslandsumsatz<br />
Beschäftigung<br />
0,5<br />
1,5<br />
0,0 1,0 2,0 3,0 4,0 5,0<br />
VCI-Präsident Kurt Bock<br />
Foto<br />
3,5<br />
4,5<br />
5,0<br />
5,0<br />
den dringenden Appell an die Politik,<br />
mehr in Bildung zu investieren. Schulen<br />
und Universitäten müssten finanziell<br />
und personell besser ausgestattet<br />
werden, um die Qualität von Unterricht<br />
und Lehre zu verbessern. Die<br />
Bildungsausgaben in Deutschland<br />
liegen gemessen am Bruttoinlandsprodukt<br />
und je Bürger deutlich unter<br />
dem OECD-Durchschnitt. »Ein Bildungsschlusslicht<br />
kann auf Dauer kein<br />
Innovationsweltmeister werden«, gab<br />
der VCI- Präsident zu bedenken. M<br />
Quelle: VCI<br />
Allianz Esa EuroShip GmbH ..........................................Titel<br />
Alphatron Marine Deutschland GmbH. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
argonics GmbH ...........................................................37<br />
ATLAS Schiffahrt GmbH ................................................17<br />
BRAUER Maschinentechnik AG .......................................36<br />
BUSS DATA GmbH. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />
Drews Marine GmbH ....................................................24<br />
E-MS e-powered Marine Solutions GmbH & Co. ......................7<br />
E&M Engel & MeierSchiffselektronik Duisburg GmbH .............67<br />
FS Schiffstechnik ..........................................................26<br />
H<strong>BS</strong> Hamburg Bunker-Service GmbH ................................59<br />
Hegemann GmbH – Werft ...............................................64<br />
Hülskens Wasserbau GmbH & Co. KG ................................65<br />
IEA Industrieelektronik und -automation GmbH ...................38<br />
Kadlec & Brödlin GmbH .................................................49<br />
KD Europe S.à.r.l. .........................................................49<br />
Koehlers Verlagsgesellschaft mbH Hamburg .........................U4<br />
Inserentenverzeichnis | Index of Advertisers<br />
Kräutler Elektromaschinen GmbH .....................................26<br />
Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG .................................35<br />
NWB Nord- und Westdeutsche Bunker GmbH ......................57<br />
Ostfriesische Volksbank eG OVB. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
Pantaenius Versicherungsmakler GmbH ..............................15<br />
Podszuck GmbH ..........................................................33<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG .........................U2<br />
Schiffstechnik Buchloh GmbH & Co. KG .............................27<br />
Schiffswerft Hermann Barthel GmbH .................................22<br />
Seilerei Voigt Seil- und Hebetechnik GmbH ..........................39<br />
Trauthoff Infrarot- & Sicherheitstechnik GmbH .....................19<br />
Trierer Hafengesellschaft mbH ...........................................6<br />
Uwe Held - Bootsfenster & Zubehör ...................................38<br />
VHdS Verein zur Hebung der Saaleschiffahrt e. V. ..................23<br />
Werft Malz GmbH ........................................................17<br />
Wernz GmbH ..............................................................40<br />
Wittig GmbH ................................................................5<br />
Das Anzeigenverzeichnis dient der Leserorientierung. Es ist kein Bestandteil des An zeigen auftrags. Der Verlag übernimmt keine Gewähr für Richtigkeit und Vollständigkeit.<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 53
Logistik<br />
Genug Kohle für die Binnenschifffahrt?<br />
Die Kohle gehört mit einem Transportvolumen von über 30 Mio. t pro Jahr zu den<br />
wichtigsten Transportgütern der Binnenschifffahrt. Doch Energiewende und Stahlkrise<br />
sorgen für sinkende Mengen. Die Importeure bleiben jedoch zuversichtlich<br />
Von Martin Heying<br />
Den Vorsitzenden des Vereins der Kohleimporteure (VDKi),<br />
Wolfgang Cieslik, sorgt das schrumpfende Volumen nicht:<br />
»Die Steinkohle wird auch über 2050 hinaus ein wichtiges Transportgut<br />
bleiben, denn sie wird einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität<br />
leisten müssen.«<br />
Franz-Josef Wodopia vom Gesamtverband Steinkohle stellte<br />
die aktuellen Zahlen vor. Danach ging die Steinkohleförderung<br />
2016 weltweit um 3,8% auf 6,7 Mrd.t zurück. Allein in China verringerte<br />
sich die Förderung um 185 Mio.t und in den USA um<br />
147 Mio.t. Während in den USA der Schiefergas-Boom und mit<br />
relativ hohen Kosten verbundene hohe Preise der Grund für den<br />
Rückgang waren, waren in China die Schließungen unsicherer<br />
Bergwerke dafür verantwortlich. Allerdings stiegen die Importe<br />
in China gleichzeitig auf 124 Mio.t.<br />
Ansonsten ist die Steinkohleförderung weltweit gestiegen: In<br />
Kolumbien um 5,8%, in Russland und Australien um 2,9% in Indien<br />
um 2,1% und in Indonesien um 1,2%. Das belege den wachsenden<br />
Kohlebedarf weltweit, so Wodopia. Der seewärtige Handel mit<br />
Kraftwerkskohle habe sich entsprechend auch nur um 0,7% verringert.<br />
Der seewärtige Handel mit Kokskohle schrumpfte um 5,2%.<br />
Die Kohlepreise hätten sich erfreulicherweise stabilisiert. Damit<br />
sei Importkohle vor allem für Deutschland ein wettbewerbsfähiger<br />
und zuverlässiger Energieträger. Die erneuerbaren Energieerzeuger<br />
könnten zudem nach wie vor eine sichere Versorgung nicht<br />
allein gewährleisten. Deshalb werde thermische Kraftwerksleistung<br />
auch weiterhin eine wesentliche Säule der Energieversorgung<br />
darstellen. Steinkohle sei dafür ein idealer Partner, denn die Ursprungsländer<br />
seien krisensicher über den Globus verteilt.<br />
Wodopia kam dann auf die Sektoren Kopplung zu sprechen, die<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie folgendermaßen<br />
definiert wird: »Sektorkopplung ist die Nutzung von erneuerbarem<br />
Strom im Wärmesektor, im Verkehrssektor und in industriellen<br />
Prozessen.« Diese Sektorenkopplung, die die erneuerbaren<br />
Energien in die wichtigsten energieverbrauchenden Bereiche bringen<br />
soll, werde zunehmend mehr Backupkapazitäten erforderlich<br />
machen als heute, um das schwankende Angebot der erneuerbaren<br />
Energieträger auszugleichen, betonte Wolfgang Cieslik.<br />
Es sei volkswirtschaftlich sinnvoll, bestehende Kraftwerkskapazitäten<br />
zur Stabilisierung des Netzes zu nutzen. Und das trotz<br />
der Reduzierung von Gas und Kohle in der Stromproduktion.<br />
Diese geht nämlich stetig voran. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur<br />
sind in 2016 insgesamt 19 Kraftwerksblöcke mit einer<br />
installierten Leistung von 4.772 MW vom Netz gegangen. Doch<br />
Cieslik beschwichtigt: Es seien etwa 70 weitere Pumpspeicherkraftwerke<br />
nötig, um die die Überproduktion von erneuerbaren<br />
Energieproduzenten zu speichern und um sie dann in Dunkelflauten<br />
wieder abzurufen. Daher werde die Steinkohle als Stabilisator<br />
erhalten bleiben. Vor allem für die Binnenschifffahrt und<br />
Ganzzüge werde sich in Bezug auf die Transportmenge auf Jahrzehnte<br />
wenig ändern, sagte Cieslik.<br />
M<br />
Foto: Martin Heying<br />
54 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Logistik<br />
Stau bei Schwertransporten<br />
Lange Bearbeitungszeiten für Transportgenehmigungen behindern drastisch die Logistikprozesse<br />
der deutschen Wirtschaft. Verbände-Initiative fordert schnelles Handeln der<br />
Verkehrsminister in den Ländern<br />
Bei der Erteilung von Genehmigungen<br />
für Großraum- und Schwertransporte<br />
kommt es derzeit in den Bundesländern<br />
zu gravierenden Verzögerungen.<br />
Bearbeitungszeiten über fünf Wochen<br />
seien an der Tagesordnung, beklagt die<br />
Bundesfachgruppe Schwertransporte<br />
und Kranarbeiten (<strong>BS</strong>K) beim Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA).<br />
Häufig müssten die Antragsteller aus<br />
der Wirtschaft sogar noch länger auf<br />
Rückantwort der zuständigen Ämter und<br />
Behörden warten. Für die Unternehmen<br />
bedeutet dies enorme Schwierigkeiten<br />
bei der Einhaltung von Termingeschäften,<br />
zudem führt der Stau bei den Genehmigungen<br />
zu einer Störung von Prozess-<br />
und Lieferketten. Für die Wirtschaft<br />
bedeutet dies mögliche Vertragsstrafen<br />
von Kundenseite sowie einen enormen<br />
Imageschaden.<br />
Vor diesem Hintergrund haben sich<br />
23 Wirtschaftsverbände zu einer Initiative<br />
zusammengeschlossen, um gemeinsam<br />
auf die Problematik aufmerksam zu<br />
machen und die Politik zum Handeln<br />
aufzufordern.<br />
Die Hauptforderung der Initiative:<br />
Die Bearbeitungszeit soll deutlich auf<br />
5 Werktage im Durchschnitt reduziert<br />
werden. Nur so kann die deutsche Wirtschaft<br />
die Produktqualität »Made in Germany«<br />
auch mit einem Zuverlässigkeitsversprechen<br />
in Transport und Logistik<br />
verbinden. Das ist für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
im internationalen Kontext von<br />
hoher Bedeutung.<br />
Zum Ausdruck haben dies die Verbände<br />
in einem gemeinsamen Schreiben<br />
an die 16 Verkehrsminister der Bundesländer<br />
gebracht. In dem Schreiben<br />
wird die Bedeutung dieser Transporte<br />
für die deutsche Wirtschaft dargelegt<br />
und es werden kurzfristig Lösungen angemahnt.<br />
Denn ohne die Leistungen des<br />
Schwertransport- und Autokrangewerbes<br />
lassen sich wichtige Projekte und Themen<br />
nicht umsetzen, darunter beispielsweise<br />
Bau- und Infrastrukturvorhaben<br />
sowie Projekte der Energiewende.<br />
Die Verkehrsminister der Länder werden<br />
daher aufgefordert, die Bearbeitungskapazitäten<br />
zu erweitern und die<br />
Prozesse flexibler zu gestalten. Zudem<br />
sollte nach Sicht der Verbände-Initiative<br />
eine Schulung des Behördenpersonals<br />
mit Schwerpunkt auf verwaltungsrechtliche<br />
Entscheidungsmöglichkeiten im Genehmigungsverfahren<br />
erfolgen.<br />
Auch wird die schnellstmögliche Umsetzung<br />
der Beschlüsse der Verkehrsministerkonferenz<br />
(VMK) vom Oktober<br />
2016 im Hinblick auf Fahrzeugclusterungen<br />
und Korridorlösungen eingefordert,<br />
da damit die Anzahl der notwendigen<br />
Anträge deutlich reduziert werden kann.<br />
Nicht zuletzt durch die neue Verwaltungsvorschrift<br />
zur Straßenverkehrsordnung<br />
vom 30. Mai <strong>2017</strong> werden den<br />
zuständigen Behörden Möglichkeiten gegeben,<br />
die Prozesse neu zu gestalten. M<br />
Foto: Bohnet<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 55
Seehäfen | Shortsea<br />
Alle Schiffe unter einem Dach<br />
Die Hamburg Port Authority (HPA) bündelt die Behördenschiffe unter dem Dach des<br />
neuen Unternehmens Flotte Hamburg. Im HANSA-Interview spricht Karsten Schönewald,<br />
Mitglied der Geschäftsführung, über Beweggründe und Auswirkungen<br />
Zum 1. Juli hat die HPA das Flottenmanagement<br />
für alle Behördenschiffe im<br />
Hamburger Hafen übernommen. Seit<br />
wann gab es diese Überlegung?<br />
Karsten Schönewald: Die Geburtsstunde<br />
geht auf das Jahr 2014 zurück. Die Stadt<br />
Hamburg hatte Bedarf, die Flotte der Feuerlöschboote<br />
zu erneuern. Daraufhin wurden<br />
sich Gedanken über Alternativen bei<br />
der Finanzierung gemacht. So reifte die<br />
Idee, dass die HPA in die Finanzierung<br />
einsteigen könnte. Die Überlegung bestand<br />
darin, dass wir das Boot finanzieren,<br />
bereedern und über viele gestaffelte<br />
Raten an die Stadt verchartern. Dadurch<br />
hat die Stadt eine hohe Planungssicherheit<br />
und jährlich gleichbleibende Kosten. Das<br />
setzt aber voraus, dass uns das Schiff gehört<br />
und wir es bereedern. Diese Gedankenspiele<br />
wurden auf die anderen städtischen<br />
Flotten übertragen.<br />
Wie viele Schiffe umfasst die neue Flotte<br />
jetzt?<br />
Schönewald: Zu den insgesamt 27 Schiffen,<br />
den vier schwimmenden Geräten<br />
sowie den 40 Schuten der HPA kommen<br />
drei Feuerwehrschiffe, elf Einheiten<br />
der Polizei und fünf des Landesbetriebs<br />
Straßen, Brücken und Gewässer<br />
(LSBG) hinzu, sodass die Zahl der Schiffe<br />
auf 50 anwächst.<br />
Was sind die Vorteile eines solchen Flottenmanagements<br />
aus einer Hand?<br />
Schönewald: Die Idee ist es, dass Feuerwehr,<br />
Polizei, LSBG und HPA Kunden der<br />
Flotte Hamburg werden, die alle Schiffe<br />
bereedert. Es werden aber nicht nur die<br />
Flotten zusammengelegt, sondern es gibt<br />
auch eine technische Neuausrichtung.<br />
Das Modell sieht ein übergreifendes Pooling<br />
vor, bei dem alle Schiffe multifunktional<br />
genutzt werden können. Jeder Kunde<br />
kann also auf fast jedes Schiff zugreifen.<br />
Theoretisch ist es also denkbar, dass Polizeiboote<br />
im Lotsenversetzdienst eingesetzt<br />
werden. Es geht primär darum, sich<br />
gegenseitig auszuhelfen und die Flotte<br />
besser auszulasten, um Neubeschaffungen<br />
zu reduzieren. Dies setzt aber eine Multifunktionalität<br />
der Schiffe voraus.<br />
Gilt das wirklich für alle Schiffe?<br />
Schönewald: Eine Ausnahme ist das<br />
große Feuerlöschboot »LB 40«, das gerade<br />
bei der Fassmer Werft gebaut wird<br />
und ausschließlich der Feuerwehr vorbehalten<br />
ist. Die beiden baugleichen kleineren<br />
Einheiten, die derzeit in Planung<br />
sind, sind dagegen multifunktional. Eines<br />
davon wird ständig für die Feuerwehr<br />
fahren, das andere unter anderem Brücken<br />
prüfen. Die Multifunktionalität ermöglicht<br />
einen Austausch beider Schiffe,<br />
wenn beispielsweise eines einen Werftaufenthalt<br />
hat. Umgekehrt kann sich die<br />
Feuerwehr bei einem Einsatz bei uns melden.<br />
Unsere Besatzung würde das Schiff<br />
dann verlassen und Platz für die Feuerwehr-Besatzung<br />
machen. Dadurch wird<br />
ein Schiff eingespart.<br />
Wie ist das Durchschnittsalter der neuen<br />
Flotte?<br />
Schönewald: Das ist pauschal schwer<br />
zu sagen. Die Eisbrecher- und Schlepper-Flotte<br />
ist relativ jung, denn wir haben<br />
erst kürzlich vier Neubauten in Betrieb<br />
genommen. Die Lotsenversetzer<br />
sind auch noch relativ neu, zwei davon<br />
wurden 20<strong>08</strong> und 2012 gebaut. Manche<br />
Transport- und Inspektionsschiffe sind<br />
dagegen schon aus den siebziger Jahren,<br />
aber teilweise remotorisiert.<br />
Ist ein Abbau der Flotte geplant?<br />
Schönewald: Das ist mittelfristig das Ziel.<br />
Die Schiffe sind derzeit aber alle noch in<br />
einem guten Zustand, sodass aktuell lediglich<br />
bedingt Handlungsbedarf besteht.<br />
Wir wollen dennoch die Flotte reduzieren<br />
und nach und nach verjüngen. Nachdem<br />
die Einheiten der Feuerwehr ersetzt worden<br />
sind, sollen die der Polizei folgen.<br />
Wie ist das neue Unternehmen personell<br />
aufgestellt?<br />
Schönewald: Wir haben etwa 145 Mitarbeiter<br />
der HPA, die für die Flotte tätig<br />
sind. Als bisheriger Leiter des Flottenmanagements<br />
werde ich auch Mitglied der<br />
Geschäftsführung der Flotte Hamburg.<br />
Am 1. August <strong>2017</strong> übernimmt zudem<br />
Christopher Braun den Vorsitz der Geschäftsführung.<br />
Außerdem sollen voraussichtlich<br />
drei Mitarbeiter in der<br />
Verwaltung hinzukommen. Das ist in<br />
diesem begrenzten Umfang möglich, da<br />
alle Schiffe von Feuerwehr, Polizei und<br />
LSBG in Bareboat-Charter laufen, im Gegensatz<br />
zu den ehemaligen HPA-Schiffen.<br />
Wir müssen also kein zusätzliches Personal<br />
aufbauen, um diese Schiffe zu besetzen,<br />
aber auch keines abbauen.<br />
Welche Ziele verfolgt die Flotte Hamburg?<br />
Schönewald: Wir wollen der Ansprechpartner<br />
für die Stadt Hamburg sein, zuverlässig,<br />
transparent und kostengünstig.<br />
Darüber hinaus treiben wir die Digitalisierung<br />
voran und verfolgen nachhaltig das<br />
Thema Emissionssenkung/Grüne Flotte.<br />
Wie wollen Sie die Flotte möglichst umweltfreundlich<br />
betreiben?<br />
Schönewald: Mit dem Beschluss zum<br />
Flottenmanagement gab es auch einen<br />
Bürgerschaftsbeschluss, dass die städtische<br />
Flotte emissionssenkende Technologien<br />
vorantreiben soll. Dafür haben wir<br />
zusammen mit dem DNV GL ein Fünf-<br />
Säulen-Konzept entwickelt: Die erste<br />
Säule ist mit »Innovativen Kraftstoffen«<br />
überschrieben. Damit ist in erster Linie<br />
GTL gemeint, aber auch HVO-Biodiesel.<br />
Die zweite Säule trägt den Titel »Abgastechnik«.<br />
Hier beschäftigen wir uns mit<br />
Stickoxid-Katalysatoren und Dieselpartikelfiltern<br />
bei Neubeschaffungen. Unser<br />
Anspruch ist es, dass alle Neubauten<br />
mindestens einen Stickoxid-Katalysator<br />
und Dieselpartikelfilter an Bord haben.<br />
Die dritte Säule hat das Thema »Abgastechnik<br />
als Nachrüstlösung«. Wir prüfen<br />
für die ganze Flotte Möglichkeiten für die<br />
Nachrüstung von Stickoxid-Katalysatoren<br />
und Dieselpartikelfiltern. Die vierte<br />
Säule heißt »Innovative Antriebskonzepte«.<br />
Für die beiden kleineren, in Planung<br />
befindlichen Feuerlöschboote gibt es bereits<br />
Überlegungen für einen Dieselhybrid-Motor,<br />
mit dem man auch elektrisch<br />
fahren kann. Wenn die Batterien mit<br />
Landstrom aufgeladen werden könnten,<br />
wäre man sogar komplett emissionsfrei.<br />
56 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Seehäfen | Shortsea<br />
Vorankommen mit<br />
Foto: HPA<br />
Karsten Schönewald<br />
ist seit dem 1. Juli <strong>2017</strong> für das Flotten management<br />
der Flotte Hamburg zuständig, einer hundertprozentigen<br />
Tochter der Hamburg Port Authority (HPA).<br />
Gemeinsam mit Christopher Braun, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung, ist er für insgesamt 50 Schiffe<br />
verantwortlich. Schönewald ist bereits seit Ende<br />
2009 bei der HPA und leitete dort bis Anfang 2016 den<br />
Bereich Bahntechnik bei der Hafenbahn,<br />
bevor er im Mai 2016 Leiter<br />
des Flottenmanagements wurde.<br />
Nord- und Westdeutsche Bunker GmbH<br />
Ihr Bunker-Service-Partner<br />
auf Deutschlands Wassertraßen<br />
Wir haben auch die Vision, eine Barkasse vollelektrisch<br />
auszurüsten. Die fünfte Säule widmet sich dem »Emissionsarmen<br />
Schiffsbetrieb«.<br />
Mit welchen Kosten rechnen Sie bei den technischen Neuerungen?<br />
Schönewald: Solche Technologien sind nicht billig. Allein<br />
die Mehrkosten der Abgasnachbehandlung beim »LB<br />
40« liegen im siebenstelligen Bereich. Es ist immer ein Abwägen<br />
von Kosten und Nutzen. Auch wenn solche Technologien<br />
viel Geld kosten, werden wir uns trotzdem der<br />
Herausforderung stellen. Wir versuchen einen Teil der<br />
Mehrkosten auszugleichen, indem wir größere Mengen<br />
an Bunker ausschreiben. Eine 50 Einheiten umfassende<br />
Flotte ist auch für Großhändler interessant, die entsprechende<br />
Rabatte gewähren. Zudem rechnen wir durch das<br />
neue Flottenmanagement mit einer besseren Auslastung<br />
unserer Werft. Auch das spart Kosten.<br />
Seit Anfang des Jahres fährt die gesamte Flotte ehemaliger<br />
HPA-Schiffe mit GTL. Wann ist das auch für die neuen<br />
Einheiten vorgesehen?<br />
Schönewald: Bei den Schiffen der Polizei und Feuerwehr<br />
beginnen wir gerade mit der Umsetzung, denn die gesamte<br />
Flotte soll mit GTL betrieben werden. Es gibt nur wenige<br />
Ausnahmen, bei denen es noch technische Herausforderungen<br />
gibt. Die Umstellung bewirkt 10% weniger<br />
Stickoxid-Ausstoß gegenüber dem Lkw-Diesel, den wir<br />
zuvor gefahren haben, zudem verringert sich die Partikelmasse<br />
um 50%. Was wir aktuell nicht weiter verfolgen,<br />
ist ein Antrieb mit LNG, da es für diesen bei Binnenschiffen<br />
im Hafen große technische Hürden gibt, und<br />
es aus unserer Sicht gleichzeitig bessere Alternativen gibt.<br />
Interview: Thomas Wägener<br />
Koreastrasse 7 | 20457 Hamburg<br />
Telefon +49 (40) 37004 9599<br />
E-Mail verkauf@nwb-bunker.de<br />
www.nwb-bunker.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 57
Seehäfen | Shortsea<br />
Stau im Seehafen<br />
Die großen Allianzen der Containerlinienreedereien wirken sich positiv auf den<br />
Umschlag im Hafen Rotterdam aus. Allerdings hat die Neustrukturierung der Fahrpläne<br />
auch für Abfertigungs probleme gesorgt<br />
Von Thomas Wägener<br />
Im Hafen Rotterdam nimmt der Containerumschlag<br />
einen Anteil von 28%<br />
am Gesamtumschlag ein. Emile Hoogsteden,<br />
Vice President für Container des<br />
Hafens Rotterdam, rechnet damit, dass<br />
sich der Stellenwert des Segments künftig<br />
noch erhöht. »Das Containergeschäft ist<br />
ein Wachstumsmarkt«, sagt er. Der Anstieg<br />
des weltweiten Containerverkehrs<br />
würde auch für den Rotterdamer Hafen<br />
positive Effekte bringen. Deshalb investiere<br />
man jährlich etwa 200 Mio. € in<br />
den Ausbau. Ein Großteil fließt in Terminalinfrastruktur.<br />
Das Jahr <strong>2017</strong> begann verheißungsvoll<br />
an der Maas: Im Containerumschlag<br />
wurde im ersten Halbjahr ein<br />
Wachstum von 9,3% im Vergleich zu den<br />
ersten sechs Monaten des Vorjahres erzielt.<br />
Die Entwicklung der Neu-Allianzen<br />
wirke sich positiv auf den Hafen aus,<br />
sagt Hoogsteden, denn Rotterdam nehme<br />
in ihren neuen Fahrplänen eine wichtige<br />
Stellung ein. »Wir sind glücklich, die<br />
Wassertiefen, die Infrastruktur und den<br />
offenen Zugang in den Hafen zu haben,<br />
um die Allianzen mit ihren<br />
großen Schiffen abfertigen<br />
zu können.«<br />
Teilweise<br />
gibt<br />
es sogar Doppelanläufe, Schiffe, die vollbeladen<br />
mit Importcontainern von Asien<br />
in Rotterdam ankommen und nachdem<br />
sie weitere europäische Häfen bedient haben,<br />
den niederländischen Hafen vor der<br />
Rückreise<br />
nach<br />
Das AMP-Terminal<br />
auf der Maasvlakte 2<br />
Foto: Thomas Wägener<br />
58 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Seehäfen | Shortsea<br />
Asien erneut anlaufen, um Exportcontainer<br />
an Bord zu nehmen. Auf diese Weise<br />
würden die Frachter ihre Auslastung erhöhen,<br />
denn sie könnten auch vollbeladen<br />
wieder auslaufen. Der Hafen Rotterdam<br />
assistiere dabei, indem er Rabatte für den<br />
Zweitanlauf gewähre, sagt Hoogsteden.<br />
Zuletzt hatte Rotterdam mit Verzögerungen<br />
bei den Abfertigungen zu kämpfen,<br />
Binnenschiffe waren besonders betroffen.<br />
Dem Vernehmen nach hat es teilweise<br />
bis zu 120 Stunden gedauert, bis sie bedient<br />
wurden. Ähnliches war auch in Antwerpen<br />
zu beobachten. Hoogsteden führt das<br />
auf das allgemein höhere Güteraufkommen<br />
zurück, aber vor allem auf die sich ändernden<br />
Fahrpläne der neuen Allianzen.<br />
Die Verzögerungen hätten begonnen, als<br />
neue Dienste eingeführt worden seien. In<br />
diesem Zusammenhang habe es zahlreiche<br />
Extraanläufe von Seeschiffen gegeben, die<br />
sich gebündelt hätten, was zusätzliche Kapazitäten<br />
an den Terminals erfordert hätte.<br />
Wenige Wochen später kam dann auch<br />
noch der aufsehenerregende Hackerangriff<br />
hinzu, von dem zwei APMT-Terminals<br />
direkt betroffen waren. Dadurch<br />
standen für gewisse Zeit nicht alle Kapazitäten<br />
zur Verfügung. Man habe daher<br />
kurzfristig für neue Binnenschiffsliegeplätze<br />
gesorgt und die handelnden Akteure<br />
zusammengebracht, um bessere<br />
Notfallpläne zu entwickeln.<br />
Wann sich die Situation verbessere,<br />
habe damit zu tun, wann die vom Hackerangriff<br />
betroffenen Umschlaganlagen<br />
wieder ihre volle Leistung erreichten.<br />
Es brauche in jedem Fall Zeit, bis die<br />
Terminals die Verzögerungen aufholen<br />
könnten. Schließlich kämen dann viele<br />
Schiffe in kurzer Zeit, die alle abgefertigt<br />
werden müssten. Auch das könne noch<br />
zu Verzögerungen im Betriebsablauf führen,<br />
so Hoogsteden.<br />
Schon bei Inbetriebnahme der beiden<br />
großen Terminals auf der Maasvlakte 2 im<br />
Jahr 2012 brauchte es eine längere Anlaufzeit,<br />
bis die Umschlageinrichtungen ihre<br />
volle Leistung erreichten. Auch damals<br />
folgten Verzögerungen. Ab Mitte letzten<br />
Jahres hätten das Rotterdam World Gateway<br />
(RWG)-Terminal und das AMPT II<br />
diese Phase überwunden, sodass sie nun<br />
das steigende Warenaufkommen bewerkstelligen<br />
können, sagt der Niederländer.<br />
»Das Warenaufkommen auf den<br />
bestehenden Shortsea-<br />
Verbindungen wird steigen«<br />
Emile Hoogsteden, Vice President Container,<br />
Hafen Rotterdam<br />
Die zusätzlichen Terminalkapazitäten sind<br />
aber nur eine von mehreren Maßnahmen<br />
des Hafens, um dem steigenden Güteraufkommen<br />
gerecht zu werden. Auch an der<br />
Infrastruktur wurde gearbeitet. So wurde<br />
die Kapazität auf der Autobahn A15, die bis<br />
zur Maasvlakte 2 führt, durch zusätzliche<br />
Fahrspuren verdoppelt, erklärt Hoogsteden.<br />
Das hätte die Bildung von Staus drastisch<br />
reduziert. Darüber hinaus wurden<br />
zusätzliche Binnenschiffsliegeplätze geschaffen<br />
und die Eisenbahn ausgebaut. Gegenwärtig<br />
arbeitet der Hafen an einer Vereinbarung<br />
mit den Terminalbetreibern,<br />
zur Funktionsweise der neuen Container<br />
Exchange Route. »Wenn alles gut geht, sollten<br />
wir am Jahresende mit dem Bau beginnen<br />
können«, blickt Hoogsteden voraus.<br />
Einen immer größeren Stellenwert bekommen<br />
Shortsea-Verkehre. Das im Bereich<br />
Eemhaven lokalisierte Rotterdam<br />
Shortsea Terminal (RST) baut die Kapazitäten<br />
aus. Dies sei nötig, um das starke<br />
Wachstum in dem Segment zu bedienen.<br />
Insbesondere Ziele auf der iberischen<br />
Halbinsel gewinnen an Bedeutung.<br />
In der Vergangenheit seien die Waren<br />
hauptsächlich per Lkw dorthin gebracht<br />
worden, nun werde vermehrt das Schiff<br />
genutzt, so der Containerspezialist. Darüber<br />
hinaus hätten sich die Fahrtgebiete<br />
Skandinavien, Baltikum, Großbritannien<br />
und Irland positiv entwickelt.<br />
Hoogsteden geht davon aus, dass das<br />
Warenaufkommen auf den bestehenden<br />
Verbindungen ansteigen wird. Neue Destinationen<br />
erwartet er weniger.<br />
Wie viel Container Rotterdam in diesem<br />
Jahr insgesamt umschlagen könnte, will er<br />
jedoch nicht prognostizieren. Gegenwärtig<br />
habe er aber den Eindruck, dass die einund<br />
auslaufenden Schiffe besser ausgelastet<br />
seien. Daher sei der Ausblick viel versprechend.<br />
Dennoch sei der Wettbewerb unter Europas<br />
Häfen hart. Als Hauptkonkurrenten<br />
sieht Hoogsteden Antwerpen und die<br />
deutschen Häfen, hier vor allem Hamburg.<br />
Der JadeWeserPort scheine nach<br />
längeren Anlaufschwierigkeiten langsam<br />
in Fahrt zu kommen, was die Anläufe der<br />
großen Allianzen verdeutlichen würden.<br />
»In den kommenden Jahren rechnen<br />
wir damit, dass alle Liniendienste zwischen<br />
Europa und Fernost von Schiffen<br />
mit Kapazitäten zwischen 18.000 und<br />
20.000 TEU bedient werden«, so Hoogsteden.<br />
Dass bedeute zwar, dass Rotterdam<br />
im Containerumschlag auch künftig<br />
stark sein werde. Allerdings werde man<br />
auch weiter um Warenmengen kämpfen<br />
und eine möglichst hohe Effzienz und<br />
Qualität sicherstellen müssen. M<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 59
Wasserstraßen | Häfen<br />
KIEL<br />
Güterumschlag wächst um 20%<br />
Der Seehafen Kiel hat für den Güterumschlag<br />
sein bestes Halbjahresergebnis gemeldet.<br />
3,7 Mio.t bedeuten ein Wachstum<br />
von 20%. Hafenchef Dirk Claus nennt als<br />
einen der wichtigsten Gründe die Inbetriebnahme<br />
des SCA-Logistikzentrums<br />
im Kieler Ostuferhafen, die sich inzwischen<br />
nachhaltig auswirke und den »geplanten<br />
Wachstumsschub« ausgelöst habe,<br />
»der unsere Investitionen rechtfertigt.«<br />
Als Wachstumstreiber erwiesen auch<br />
Massengüter, deren Umschlag im ersten<br />
Halbjahr <strong>2017</strong> um 18,7% auf gut 550.000 t<br />
wuchs. Überraschend zeichnet sich laut<br />
Claus zudem eine leichte Erholung der<br />
Russlandverkehre ab, die in den vergangenen<br />
Jahren aufgrund von Handelsbeschränkungen<br />
stark eingebrochen waren.<br />
Gegenwärtig werden in Kiel zusätzliche<br />
Lagerkapzitäten geschaffen, um den positiven<br />
Trend fortzuführen.<br />
In unmittelbarer<br />
Nähe zum<br />
Liegeplatz der St. Petersburg-Schiffe<br />
entsteht<br />
der 5.000 m²<br />
große Schuppen Nr.<br />
12, der für die Lagerung<br />
von Schnittholz<br />
vorgesehen ist.<br />
Ferner wurde der<br />
kombinierte Ladungsverkehr<br />
Schiene/Schiff<br />
mit der<br />
Aufnahme einer wöchentlichen Direktzugverbindung<br />
zwischen Kiel und Triest<br />
sowie einer zusätzlichen Abfahrt nach<br />
Verona weiter ausgebaut. An den Eisenbahnterminals<br />
am Schwedenkai und<br />
im Ostuferhafen wurden in den ersten<br />
Das SCA-Logistikzentrum ist ein Wachstumsfaktor für Kiel<br />
sechs Monaten des Jahres erstmals mehr<br />
als 16.000 Ladungseinheiten auf Waggon<br />
verladen; ein Plus von 10%. Man arbeite<br />
daran, die Leistungsfähigkeit des Terminals<br />
am Schwedenkai durch ein zusätzliches<br />
Gleis weiter zu erhöhen, hieß es. M<br />
Foto: Port of Kiel<br />
WILHELMSHAVEN<br />
Containerzug in die<br />
Rhein-Ruhr-Region<br />
Am Container Terminal Wilhelmshaven<br />
wird das Angebot an Bahnverbindungen<br />
in die Rhein-Ruhr-Region ausgebaut.<br />
Nun verkehren einmal wöchentlich<br />
100-TEU-Containerzüge zwischen<br />
Wilhemshaven und dem Container Terminal<br />
Dort mund, das in Dortmund zwei<br />
Terminals für den kombinierten Ladungsverkehr<br />
betreibt. Bereits im April<br />
hatte der Duisburger Hafenbetreiber<br />
duisport eine wöchentliche Verbin dung<br />
zwischen Wilhelmshaven und dem<br />
Duisburger Hafen eingerichtet. M<br />
ANTWERPEN<br />
Belgier bleiben auf Wachstumskurs<br />
Der Hafen Antwerpen hat in den ersten<br />
sechs Monaten dieses Jahres gut<br />
111.000 Mio.t Güter umgeschlagen. Das<br />
entspricht einem Anstieg von 2,8% zur<br />
Vergleichsperiode des Vorjahres. Insgesamt<br />
gingen gut 5,14 Mio. TEU über die<br />
Kaikanten, 1,9% mehr als in der ersten<br />
Hälfte 2016. Der RoRo-Umschlag legte<br />
um 9,2% zu auf mehr als 2,53 Mio.t,<br />
während sich der Automobilumschlag<br />
um 5% auf mehr als 651.000 Fahrzeuge<br />
verbesserte. Im konventionellen Breakbulkumschlag<br />
gab es einen Anstieg von<br />
13% auf über 5,37 Mio.t und der Umschlag<br />
von Stahlgütern verzeichnete<br />
eine Steigerung von 17,6%. Dies habe<br />
vor allem am Import gelegen, der um<br />
24,4% zulegen konnte, doch auch der<br />
Export (+8,8%) habe sich positiv entwickelt,<br />
so die Belgier. Der Umschlag von<br />
flüssigen Massengütern stieg um 1,8%<br />
auf mehr als 36 Mio.t an. Rohöl legte um<br />
34% zu, während 1% mehr Chemikalien<br />
umgeschlagen wurden, aber 0,5%<br />
weniger Ölderivate. Beim Umschlag trockener<br />
Massengüter konnte Antwerpen<br />
ebenfalls eine leichte Steigerung (+1,1%)<br />
verbuchen, was insbesondere auf den<br />
Anstieg beim Erzumschlag (+27,1%) zurückzuführen<br />
ist.<br />
M<br />
ERNÜCHTERNDE BILANZ<br />
Herbe Einbußen in Bremens Häfen<br />
Bremens Häfen mussten im bisherigen<br />
Jahresverlauf herbe Rückschläge im<br />
Containerumschlag hinnehmen. Auch<br />
die Gesamtmenge ging deutlich zurück.<br />
Der prestigeträchtige Containerumschlag<br />
lag bis einschließlich Mai<br />
bei 2,26 Mio. TEU – ein Rückgang um<br />
4,5% im Vergleich zu 2016. Bei der reinen<br />
Stückzahl waren es sogar -7%. Insgesamt<br />
wurden in den ersten fünf Monaten<br />
in allen bremischen Häfen gut 30 Mio.<br />
t umgeschlagen – ein Minus von 3,1%.<br />
Der Stückgutumschlag ging dabei um<br />
3,8% zurück. Der Massengutumschlag<br />
stieg dagegen leicht um 1,6%. Der Automobil-Verladung<br />
brummt dagegen: Bis<br />
Mai wurden knapp 943.000 Autos umgeschlagen.<br />
Dies entspricht im Vergleich<br />
zum Vorjahr einem Plus von 12,4%.<br />
Die Weser-Häfen verlieren an Boden<br />
im Wettbewerb an der Nordrange. Rotterdam<br />
konnte den Containerumschlag<br />
im 1. Quartal um 9,3% auf 6,7 Mio. TEU<br />
steigern. In Antwerpen gingen im 1.<br />
Halbjahr gut 5,14 Mio. TEU über die Kaikanten,<br />
1,9% mehr als 2016.<br />
M<br />
Containerumschlag in Bremerhaven<br />
Foto: Eurogate<br />
60 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Wasserstraßen | Häfen<br />
AUSSCHREIBUNG FÜR CONTAINERTERMINAL<br />
Neustart in Heilbronn nach DUSS-Rückzug<br />
BETEILIGUNG WIRD VERKAUFT<br />
Schweizer Rheinhäfen trennen sich von Weil<br />
Die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH)<br />
haben ihre Anteile von 38,09% am Hafen<br />
Weil an die Stadt Weil verkauft. Die<br />
beiden Partner wollten die Hafenentwicklung<br />
künftig primär im Rahmen<br />
der territorialen Zuständigkeiten weiterführen,<br />
heißt es. Der Verkauf erfolgt<br />
zum Jahresende Jahr.<br />
Unstimmingkeiten bei der strategischen<br />
Ausrichtung der Rheinhafengesellschaft<br />
hätten zu diesem Entscheid<br />
geführt. Es habe sich gezeigt, dass die<br />
bisherige Zusammenarbeit der südlichen<br />
Oberrheinhäfen auch ohne direkte<br />
Beteiligung, sondern auch im Rahmen<br />
des gemeinsamen Engagements bei der<br />
RheinPorts-Plattform Basel-Mulhouse-<br />
Weil weitergeführt werden könne.<br />
Der trimodale Binnenhafen Weil am<br />
Rhein im Dreiländereck Deutschland,<br />
Schweiz und Frankreich ist der am südlichsten<br />
gelegene deutsche Hafen vor der<br />
Schweizer Grenze und wichtige Anlaufstelle<br />
für alpenquerende Verkehre. Jährlich<br />
werden 1 Mio. t Güter umgeschlagen.Die<br />
Rheinhafengesellschaft besteht<br />
aus zwei Bereichen, mit denen sie die<br />
meisten Binnenhafenleistungen abdeckt.<br />
Dazu gehören Containerterminal<br />
und Massengut-Umschlag. M<br />
Nach dem Rückzug des bisheringen Terminalbetreibers<br />
Deutsche Umschlaggesellschaft<br />
Schiene-Straße (DUSS) wird<br />
ein neuer Interessent für das Containerterminal<br />
in Heilbronn gesucht. Die europaweite<br />
Ausschreibung läuft noch bis<br />
Ende August.<br />
Die DUSS zieht sich nach einem Bericht<br />
der »Heimbronner Stimme« wegender<br />
der unbefriedigenden Auslastung<br />
zurück und wird den Endes des Jahres<br />
auslaufenden Vertrag nicht verlängern.<br />
Die Heilbronner Versorgungs GmbH<br />
(HVG) hat deshalb in Abstimmung mit<br />
der Generaldirektion Wasserstraßen<br />
und Schifffahrt(GWDS) eine europaweite<br />
Ausschreibung gestartet. Das Terminal<br />
ist über die Hafengleise an das Schienennetz<br />
der Deutschen Bahn angebunden.<br />
Wasserseitig besteht direkter Zugang<br />
zum Alten Neckar mit Anschluss an den<br />
Neckar und den Rhein. Der Gesamtumschlag<br />
im Hafen lag 2015 bei 2,8 Mio.t.<br />
Bis Mitte November soll dem Vernehmen<br />
nach ein neuer Vertrag unterzeichnet<br />
werden, damit das Terminal im Januar<br />
2018 neu starten kann.<br />
M<br />
DUISBURG<br />
Container steigern<br />
Gesamtumschlag<br />
Der Umschlag im Hafen Duisburg ist<br />
im ersten Halbjahr <strong>2017</strong> um 7% auf<br />
34,8 Mio.t angewachsen. Als Hauptgrund<br />
nennt duisport, Eigentümer und<br />
Betreiber des Duisburger Hafens, eine<br />
Steigerung im Containerumschlag um<br />
12% auf 2,01 Mio. TEU. Treiber sei inbesondere<br />
der kombinierte Verkehr gewesen.<br />
Während Bahn (+14%) und Lkw<br />
(+7%) zulegen konnten, stagnierte der<br />
Schiffumschlag. »Für das zweite Halbjahr<br />
erwartet duisport-Vorstandschef<br />
Erich Staake moderate Zuwächse. M<br />
RAILRUNNER STARTET ZUGVERBINDUNG<br />
Neues KV-Angebot zwischen Braunschweig und Bratislava<br />
Die europäische Tochtergesellschaft des<br />
US-Bahnunternehmens RailRunner hat<br />
eine Ganzzug-Verbindung zwischen dem<br />
Braunschweiger Hafen und Bratislava<br />
(Tschechien) gestartet. Die sogenannte<br />
»Connection No. 1« verkehrt werktags<br />
und soll zunächst mit Taschenwagen und<br />
konventionellen kranbaren Megatrailern<br />
erfolgen.<br />
Dabei handelt es sich um Wechselbehälter<br />
von 7,15 bis 13,67 m Länge<br />
mit Containern. Die Verlagerung eines<br />
100-m³-Megatrailers hole bis zu 25 t von<br />
der Straße auf die Schiene in den Rundlauf<br />
zwischen Bratislava und Braunschweig.<br />
Kunden, die im August und September<br />
mindestens fünf Megatrailer im<br />
Rundlauf buchen, sollen einen Nachlass<br />
von 50% auf den Grundpreis erhalten.<br />
Zu Beginn würden in großem Umfang<br />
Daten zu Kapazität, Auslastung, Traktionsenergiebedarf,<br />
Umschlagleistung,<br />
Transportzeit und weiteren relevanten<br />
Faktoren erfasst und dokumentiert.<br />
Deshalb bewege sich das Mengenaufkommen<br />
insbesondere in der Anlaufphase<br />
noch auf einem niedrigen Level,<br />
hieß es. Wichtig sei, zunächst die Stabilität<br />
und Leistungsfähigkeit der Relation<br />
zu gewährleisten, sagte Gerhard Oswald,<br />
Geschäftsführer RailRunner Europe. M<br />
Foto: RailRunner<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 61
Wasserstraßen | Häfen<br />
Doppeljubiläum auf der Kaiserburg<br />
Beim 1. Wasserstraßen- und Schifffahrtstag des DWSV tauschten sich 120 Fachleute<br />
aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Belgien aus.<br />
Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann kündigte Millionen-Investitionen an<br />
Von Martin Schwarzott<br />
125 Jahre Deutscher Wasserstraßenund<br />
Schifffahrtsverein e.V. (DWSV),<br />
25 Jahre Main-Donau-Kanal: Diese beiden<br />
Jubiläen feierten Vertreter von Schifffahrt,<br />
Häfen, Verladern, Unternehmen,<br />
Kammern, Verbänden, Tourismus, Politik,<br />
Verwaltung und Kommunen in herrschaftlichem<br />
Rahmen auf der Kaiserburg<br />
in Nürnberg.<br />
Michael Fraas, DWSV-Vorsitzender<br />
und Wirtschaftsreferent der Stadt Nürnberg,<br />
forderte eine sinnvolle Vernetzung<br />
und effziente Auslastung der drei Verkehrsträger<br />
Straße, Schiene und Wasserstraße:<br />
»Der Güterumschlag wird weiter<br />
wachsen. Viele Straßen sind heute schon<br />
überlastet. Hingegen existiert die Wasserstraße<br />
– und sie ist nicht ausgelastet.«<br />
Um das Potenzial der Binnenschifffahrt<br />
für die Wirtschaft zu erschließen, seien<br />
eine deutlich Förderung und höhere Investitionen<br />
zur Entlastung von Straße<br />
und Schiene erforderlich.<br />
Fraas betonte, dass der Main-Donau-<br />
Kanal den Startpunkt für die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der Binnenschifffahrt<br />
in Ost und West sowie der an die Wasserwege<br />
angrenzenden Wirtschaftsregionen<br />
gebildet habe: »Der Main-Donau-Kanal<br />
hat ganz Bayern als Industrie-, Logistik-<br />
und Exportstandort einen enormen<br />
Schub verliehen. Allein von den Häfen<br />
der bayernhafen-Gruppe sind direkt<br />
und indirekt über 40.000 Arbeitsplätze<br />
abhängig.«<br />
Der bayerische Staatsminister für Verkehr,<br />
Joachim Herrmann, unterstrich,<br />
dass der Bau des Main-Donau-Kanals die<br />
richtige Entscheidung gewesen sei: »Der<br />
Tourismus auf dem Main-Donau-Kanal<br />
boomt und ist sowohl für deutsche Urlauber<br />
als auch für internationale Touristen<br />
weiter im Kommen. Diese zusätzliche<br />
Einnahmequelle ist wichtig für die Region<br />
und stärkt die Wirtschaft.« Bei der positiven<br />
Entwicklung sei derzeit kein Ende in<br />
Sicht: Waren es 2011 noch 650 Kreuzfahrtschiffe,<br />
so gab es im vergangenen Jahr bereits<br />
1200 Anläufe in Nürnberg mit insgesamt<br />
rund 150.000 Gästen. Das ist fast<br />
eine Verdopplung – in nur fünf Jahren.<br />
Herrmann sieht auch beim Güterverkehr<br />
gute Aussichten für die bayerischen<br />
Wasserstraßen. Derzeit wird etwa<br />
ein Zehntel aller Waren per Binnenschiff<br />
durch Deutschland transportiert.<br />
»Wir müssen in Zukunft mehr Gütertransport<br />
von der Straße auf die Schiene<br />
und auf das Wasser verlegen«, sagte der<br />
Minister. Der Rückgang der Gütermengen<br />
auf dem Main-Donau-Kanal sei bedauerlich.<br />
Dies sei nicht nur unter ökologischen<br />
Gesichtspunkten ein fatales<br />
Zeichen, sondern auch für die Verkehrssicherheit:<br />
»Wir wollen die Zahl der Lkw<br />
auf der Straße weiter minimieren und<br />
die Unternehmen überzeugen, den Warentransport<br />
auf eine sichere und umweltfreundliche<br />
Infrastruktur zu verlagern«,<br />
so Herrmann. Er kündigte für die<br />
kommenden Jahre Investitionen in Millionenhöhe<br />
durch den Freistaat an, etwa<br />
für den Ausbau der Häfen.<br />
Die Ergebnisse aus dem Forum »Ökoeffzienz<br />
der Wasserstraße«, resümierte<br />
Martin Staats, Vorstand der MSG eG<br />
und Präsident des Bundesverbandes der<br />
Deutschen Binnenschifffahrt (BDB): »Die<br />
Binnenschifffahrt ist deutschland- und<br />
europaweit der leistungsfähigste und effzienteste<br />
Verkehrsträger. Anhand der großen<br />
Bündelung von Warenströmen wird<br />
schnell deutlich, dass diese relativ kleine<br />
Branche mit 3.500 Mitarbeitern in der<br />
gewerblichen Güterschifffahrt immerhin<br />
Die »Bavaria 20« aus der<br />
Schleuse Kriegenbrunn<br />
62 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Wasserstraßen | Häfen<br />
jährlich zwischen 220 und 230 Mio. t zuverlässig,<br />
kostengünstig, umweltfreundlich<br />
und sicher in Deutschland transportiert.«<br />
Das seien ungefähr 65% der Menge,<br />
die von den Güterbahnen in Deutschland<br />
mit einem ungleich höheren Einsatz<br />
an Equipment und Kapital bewegt würden.<br />
Die Entwicklung von verschiedenen<br />
Schiffsgrößen und Typen erfüllten zudem<br />
die Anforderungen der Kundschaft,<br />
so dass für jede Transportaufgabe das passende<br />
Schiff existiere. Und entgegen der<br />
landläufigen Meinung sei die Binnenschifffahrt<br />
seit vielen Jahren mit schwefelfreiem<br />
Diesel unterwegs.«<br />
Das Forum »Multifunktion der Wasserstraße«<br />
fasste Guido Zander, Leiter<br />
des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts<br />
(WSA) Nürnberg, zusammen: »Primäre<br />
Aufgabe des Main-Donau-Kanals ist die<br />
Funktion als Verkehrsträger für das Binnenschiff.<br />
Eine weitere essentielle Aufgabe<br />
ist das Wasserüberleitungssystem<br />
Donau-Main.« Über den Main-Donau-<br />
Kanal und die Stauseen des Fränkischen<br />
Seenlandes würden pro Jahr im Durchschnitt<br />
ca. 125 Mio. m³ Wasser aus dem<br />
Süden Bayerns über Donau und Altmühl<br />
in den regenarmen Norden Bayerns geführt.<br />
Ohne diese Überleitung würden<br />
mehrere Mainzuflüsse in heißen Sommern<br />
austrocknen und die Wasserqualität<br />
sowie der Grundwasserspiegel leiden.<br />
Zudem könnten so größere Hochwasser<br />
im Altmühltal vermieden werden.<br />
Von 1993 bis 2015 flossen fast 3 Mrd.<br />
m³ Wasser nach Nordbayern – in etwa<br />
das Volumen des Starnberger Sees. Auch<br />
der Freizeit- und Erholungsfunktion des<br />
Main-Donau-Kanals<br />
komme für die<br />
Menschen in den<br />
Ballungsräumen<br />
eine große Bedeutung<br />
zu. Die Biodiversität<br />
wird durch<br />
die Vernetzung von<br />
naturschutzfachlich<br />
wertvollen Biotopflächen<br />
gefördert und erhalten.«<br />
Die Zusammenfassung<br />
des Forums »Personenschifffahrt<br />
und Tourismus«<br />
präsentierte Walter Keilbart,<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
der IHK für Niederbayern in Passau:<br />
»In früheren Jahren stand die Transportfunktion<br />
der Infrastruktur im Vordergrund<br />
– vor allem wenn es um den Modal<br />
Split ging. In den letzten Jahren ist die<br />
sehr intensiv verstärkte Nutzung durch<br />
die Flusskreuzfahrten zu einem entscheidenden<br />
Wirtschaftsfaktor für die Städte<br />
und Gemeinden entlang des Main-Donau-Kanals<br />
geworden.«<br />
Im Rahmen einer aktuellen Studie<br />
wurden von CenTouris (Centrum für<br />
marktorientierte Tourismusforschung<br />
der Universität Passau) die positiven<br />
Wertschöpfungseffekte der Kabinenschifffahrt<br />
im Donauraum im Streckenabschnitt<br />
zwischen Regensburg und<br />
Wien untersucht. Die erzielte Wertschöpfung<br />
von etwa 110 Mio. € setzt sich zusammen<br />
aus Zusatzausgaben der Passagiere,<br />
gebuchten Ausflugspaketen oder<br />
dem Zukauf von Produkten (Loading).<br />
Aus Sicht der Reedereien ist die Donau<br />
innerhalb<br />
Europas das<br />
zweitwichtigste<br />
Fahrtgebiet<br />
nach dem<br />
Rhein.<br />
Thomas Weierganz,<br />
Landesgewerbeanstalt<br />
Bayern, führte<br />
durch das Fachforum<br />
»Optimierung von Infrastruktur<br />
und Verkehr«:<br />
»Das Erhaltungsdefizit<br />
unserer<br />
Verkehrswege liegt<br />
nicht allein am Geld, sondern an der fehlenden<br />
Planungskapazität und gut ausgebildeten<br />
Ingenieuren in ausreichender<br />
Anzahl.« So hat sich der Investitionsstau<br />
bei den Verkehrswegen laut dem Bayerischen<br />
Bauindustrieverband vervierfacht<br />
– von 50 Mrd. € (1950) auf 235 Mrd. €<br />
(2011).«<br />
Heinz-Josef Joeris, Leiter der Abteilung<br />
Infrastruktur bei der Generaldirektion<br />
Wasserstraßen und Schifffahrt<br />
(GWDS) und Präsident des Vereins<br />
für europäische Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen (VBW), verdeutlichte in<br />
seinem Vortrag, dass ein Großteil der<br />
Schleusen, Wehre und Düker ihre tech-<br />
Bayerns Innenminister Herrmann<br />
kündigt beim Jubiläum des DWSV<br />
Millioneninvestitionen in<br />
die Wasserstraße an<br />
Foto: DWSV<br />
nisch-wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
(80–100 Jahre) bereits erreicht hätten.<br />
So seien rund 85% der Schleusen<br />
älter als 40 Jahre, rund 45% sogar älter<br />
als 80 Jahre. Bei den Wehranlagen sind<br />
etwa 75% älter als 40 Jahre, rund 25%<br />
älter als 80 Jahre. »Den Schleusen am<br />
Main-Donau-Kanal, die in den 1970er-<br />
Jahren gebaut wurden, geht es schlecht«,<br />
so Joeris. Immerhin würden die Schleusen<br />
in Erlangen und Kriegenbrunn komplett<br />
neu gebaut. Kosten: voraussichtlich<br />
200 Mio. €.<br />
Foto: Bavaria<br />
Über den DWSV<br />
Der Deutsche Wasserstraßen und Schifffahrtsverein<br />
(DWSV) mit Sitz in Nürnberg<br />
wurde 1892 gegründet. Das DWSV-<br />
Netzwerk umfasst rund 160 Mitglieder<br />
aus den Bereichen Binnen- und Personenschifffahrt,<br />
Flusskreuzfahrten, Logistik-<br />
und Industrieunternehmen,<br />
Kommunen, Infrastrukturbetreibern,<br />
Institutionen und Verbänden. Ziel des<br />
DWSV ist der Ausbau und Erhalt der<br />
Wasserstraßeninfrastruktur mit regionalem<br />
Fokus auf der Main-Donau-Wasserstraße<br />
als eine der wichtigsten Binnenwasserstraßen<br />
Europas.<br />
M<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 63
Wasserstraßen | Häfen<br />
Sacrow-Paretzer Kanalausbau bald fertig<br />
Mit dem Kanalausbau ist bald ein weiterer Schritt getan, um die Relation<br />
Hannover-Berlin mit Schubverbänden bis 185 m und einer Abladetiefe von<br />
2,80 m sowie dem Großmotorgüterschiff zu befahren<br />
Von Christian Knoll<br />
Der Ausbau des Sacrow-Paretzer Kanals<br />
(SPK) geht dem Ende entgegen.<br />
Rolf Dietrich, Leiter des Wasserstraßen-Neubauamts<br />
(WNA) Berlin erklärt:<br />
»Mit dem im Jahr 20<strong>08</strong> erlassenen und im<br />
Jahr 2010 geänderten Planfeststellungsbeschluss<br />
zum Ausbau des SPK als Teilabschnitt<br />
der Unteren Havelwasserstraße<br />
(UHW) wurde die rechtliche Grundlage<br />
für einen weiteren Bauabschnitt des Verkehrsprojektes<br />
Deutsche Einheit (VDE)<br />
Nr. 17 geschaffen.« So komme man dem<br />
Ziel des VDE Nr. 17 zur Herstellung<br />
der Trasse Hannover–Berlin entsprechend<br />
der Wasserstraßenklasse Vb einen<br />
Schritt näher. Bald werde eine durchgehende<br />
Befahrbarkeit der Relation mit<br />
Schubverbänden bis 185 m Länge und<br />
einer Abladetiefe von 2,80 m sowie dem<br />
Großmotorgüterschiff bis 110 m Länge<br />
hergestellt sein.<br />
Dabei waren einige Hürden zu überwinden,<br />
denn stellvertretend für das<br />
Aktionsbündnis gegen den Havelausbau<br />
hatte der BUND gegen den ursprünglichen<br />
Planfeststellungsbeschluss geklagt.<br />
»Im Ergebnis eines daraufhin vor dem<br />
Bundesverwaltungsgericht erzielten Vergleiches<br />
wird der Kanal nun nur noch im<br />
Mittel um 0,80 m vertieft. Die vorhandene<br />
Wasserspiegelbreite von zirka 50 m<br />
wird beibehalten«, stellt Dietrich fest.<br />
Der Baumaßnahme war eine europaweite<br />
Ausschreibung vorausgegangen.<br />
Vergeben wurde der Auftrag 2014 durch<br />
das WNA Berlin an die Firma Hülskens<br />
Hegemann GmbH<br />
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Wasserbau aus Wesel. Der Hauptteil der<br />
Arbeiten umfasse den Aushub der Sohle<br />
auf die erforderlichen Ausbautiefen sowie<br />
die durchgehende Erneuerung des alten<br />
Deckwerks auf der rund 12 km langen<br />
Ausbaustrecke, so Dietrich. Die Ausbautiefen<br />
seien dabei den jeweiligen Gewässerbedingungen<br />
angepasst. Die Deckwerkserneuerung<br />
erfolge mit natürlichen<br />
Wasserbausteinen, die größtenteils eine<br />
Alginatverfüllung erhielten. So sollen die<br />
Wiederbegrünung beschleunigt und die<br />
Überwindbarkeit für Wildtiere verbessert<br />
werden. In den seenartigen Aufweitungen<br />
des Kanals werden zum Schutz<br />
der Schilfbestände Holzpfahlreihen eingebaut.<br />
Darüber hinaus erfolgen Vertiefungs-<br />
und Deckwerksmaßnahmen<br />
auch auf 1,1 km des Havelkanals (HvK)<br />
im Mündungsbereich in den SPK. Hier<br />
werden auch eine Wendestelle für 110 m<br />
lange Schiffe und eine 220 m lange Wartestelle<br />
bei Paretz gebaut und vorhandenen<br />
Kanalseitendämme gewartet.<br />
»Inzwischen sind die Bauarbeiten weit<br />
fortgeschritten. Die Deckwerkserneuerung<br />
ist größtenteils abgeschlossen und<br />
muss nun noch an Uferabschnitten erfolgen,<br />
die aufgrund von Kampfmittelfunden<br />
oder anderer Randbedingungen<br />
gesondert behandelt werden müssen«,<br />
stellte Dietrich fest. Im Anschluss könne<br />
der Aushub der restlichen Bodenmassen<br />
in der Fahrwassermitte erfolgen. Die neue<br />
Liegestelle Paretz sei landseitig fertiggestellt.<br />
Insgesamt werden etwa 600.000 m³<br />
Aushub gebaggert, 430.000 m² Geotextil<br />
verlegt und 550.000 t Wasserbausteine<br />
64 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Wasserstraßen | Häfen<br />
Wasserbautechnik zur Alginatverfüllung<br />
am Südufer des Sacrow-Paretzer Kanals<br />
Baggerarbeiten für Vertiefung der Fahrrinne des SPK bei Kleinmachnow<br />
sowie 600 t Stahlspundbohlen eingebaut. Als Naturschutzmaßnahmen<br />
wurden drei Ersatzburgen<br />
für Biber und drei Zwischenhälterungen für Zauneidechsen<br />
errichtet. Nach derzeitigem Stand könnten<br />
die Bauarbeiten im Sacrow-Paretzer Kanal bis<br />
Ende <strong>2017</strong> abgeschlossen werden. Der Abschluss der<br />
Arbeiten im Havelkanal soll 2018 folgen. Insgesamt<br />
investiert der Bund rund 60 Mio. € in den Ausbau<br />
des Sacrow-Paretzer Kanals und des Mündungsbereiches<br />
des Havelkanals.<br />
M<br />
Verfestigung der Ufersteine mit einer Betonemulsion<br />
Fotos: Hülskens<br />
Der Umgang mit dem<br />
Element Wasser braucht<br />
keine Wunder – sondern<br />
Know-how, Kreativität<br />
und Erfahrung.<br />
Wir können nicht<br />
übers Wasser gehen.<br />
Aber erstklassig<br />
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Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 65
Wasserstraßen | Häfen<br />
Nicht nur die ausbleibende Kohle ist eine Herausforderung, insgesamt hat sich die Güterstruktur verändert<br />
Die Kohle ist weg, was nun?<br />
Der Energiekonzern Vattenfall hatte setzt nicht mehr auf Kohle. Das Kraftwerk<br />
Rummelsburg wird daher nun mit Erdgas beheizt. Für den LUTRA-Hafen Königs<br />
Wusterhausen beginnt mit dem Wegfall des Kohleumschlag ein neues Zeitalter<br />
Von Christian Knoll<br />
Rund 1,3 Mio.t Rohbraunkohle sind<br />
dem LUTRA-Hafen Königs Wusterhausen<br />
an Massengutumschlag und der<br />
Deutschen Binnenreederei als Transportmenge<br />
verlustig gegangen. Die letzte<br />
Kohleschubeinheit mit 2.000 t verließ den<br />
Hafen am 11. Mai.<br />
Reinhard Schuster, der Geschäftsführer<br />
des LUTRA-Hafens, erklärt, wie<br />
der Hafen beziehungsweise die Einrichtung<br />
eines trimodalen Güterverkehrszentrum<br />
»Schönefelder Kreuz« (siehe <strong>BS</strong><br />
11/2016) vorangekommen ist. Die Planung<br />
des GVZ stehe, »aber es ist doch<br />
so, als würde für uns ein neues Zeitalter<br />
beginnen. Und 1,3 Mio. t an Umschlagsverlust,<br />
was über die Hälfte unserer Gesamtumschlagsmenge<br />
im Jahr ausmacht,<br />
lässt sich so einfach nicht durch schnelle<br />
Lösungen ersetzen.« Auch Personal hätte<br />
man abbauen müssen. Der Hafen habe<br />
sich darauf eingerichtet gehabt, dass Vattenfall,<br />
wie ursprünglich vorgesehen, in<br />
dem Kraftwerk bis 2020 Kohle verstromen<br />
werde.<br />
Die vielen Projekte, die das Team des<br />
Hafens teilweise seit über zehn Jahren zur<br />
weiteren Belebung des Wirtschaftsstandortes<br />
vorbereitet und die Ansiedlungen<br />
und zusätzliche Umschlagsgüter betreffen,<br />
greifen zeitverzögert. Dazu kommt,<br />
dass der Südhafen, der durch das infrastrukturelle<br />
Vorhalten von Gleisen für<br />
die bis zu vier laufenden Kohlezüge gekennzeichnet<br />
war, nun zusätzlich neu<br />
gestaltet und mit Leben erfüllt werden<br />
muss. »Mit der früheren Entscheidung<br />
von Vattenfall zur kurzfristigen Umstellung<br />
auf Gas hat man uns nun zusätzliche<br />
Herausforderungen aufgegeben. Man<br />
halte daran fest, den Wirtschaftsstandort<br />
Hafen zum Güterverkehrszentrum<br />
(GVZ) auszubauen. Schuster verweist auf<br />
die hervorragenden Standorteigenschaften,<br />
welche der LUTRA-Hafen besitze.<br />
Das sei zum einen die kurze Bahnzuführung<br />
zur Hauptstrecke Berlin-Cottbus.<br />
Zum anderen besitze der Hafen eine direkte<br />
und barrierefreie Zufahrt zur Autobahn<br />
A10, dem Berliner Ring, von dem<br />
die Richtungsautobahnen in alle Bundesgebiete<br />
abgehen. Nord- und Südhafen seien<br />
durch eine Straßenbrücke verbunden,<br />
sodass auch Schwergutverkehr vom Südüber<br />
den Nordhafen zur Autobahn gefahren<br />
werden könne.<br />
Erste Schwergutverladungen von großen<br />
Brückensegmenten und ganzen Bögen<br />
und andere Schwergüter seien bereits<br />
in Binnenschiffe verladen und<br />
abtransportiert worden. Auch die ersten<br />
Containerzüge seien zusammengestellt<br />
worden und hätten den Hafen bereits verlassen.<br />
»Wir sind weiter bestrebt, Logistikunternehmen<br />
anzusiedeln, um eisenbahn-<br />
und hafenaffne Güter stärker ins<br />
Rennen zu schicken. Ansiedlungsflächen<br />
wurden bereits erschlossen und teilweise<br />
einer vertraglichen Bindung zugeführt.«<br />
Schuster lässt nicht unerwähnt, dass<br />
man im Frühjahr einen praktischen neuen<br />
Doppellenkerwippdrehkran (DWK)<br />
aus dem Hafen Bamberg am Main-Donau-Kanal<br />
erworben hat, der Lasten<br />
bis 45 t, also auch 40‘-Container verladen<br />
kann. Im Verbund mit dem zweiten<br />
DWK können auch Stückgewichte bis<br />
90 t und schwerere Teile mit Mobilkranen<br />
verladen werden.<br />
66 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Wasserstraßen | Häfen<br />
Foto: Knoll<br />
Witterungsgeschützte Getreide-Verladung mittels überdachter Schurre:<br />
Ein Lkw kippt direkt ins Binnenschiff<br />
Bei allem Optimismus sieht der Hafenchef<br />
auch weitere gravierende Veränderungen<br />
in der Güterstruktur. Durch die<br />
anhaltende Stahlkrise werden kaum noch<br />
Metallschrotte verladen. Bauzuschlagstoffe<br />
für Berlin werden hauptsächlich<br />
über Straßentransporte abgesichert. Gut<br />
im Geschäft ist man jedoch noch bei den<br />
Holztransporten. Egal ob Frischholz oder<br />
Altholz. Es werden wöchentlich Ganzzüge<br />
und Binnenschiffe mit Holz für die<br />
südlich und östlich gelegenen Holzverarbeitungsbetriebe<br />
abgefertigt.<br />
Mit dem Wirksamwerden des Erneuerbare-Energie-Gesetzes<br />
<strong>2017</strong> (EEG)<br />
sieht Schuster aber auch gute Chancen<br />
für den Hafen, wieder stärker in die Biomassetransporte<br />
eingebunden zu werden.<br />
Hauptaugenmerk jetzt liegt in erster<br />
Linie in der Ansiedlung von Industrieunternehmen,<br />
die im Hafengebiet produzieren<br />
und ihre Produkte auch auf<br />
dem Wasserweg zu den Kunden bringen<br />
wollen.<br />
Sorgen bereitet Schuster weiterhin die<br />
ungenügende Leistungsfähigkeit der<br />
Schleuse Kleinmanchnow im Teltowka-<br />
Schwergutverladung von großen Brückenteilen<br />
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Fotos: LUTRA<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 67
Wasserstraßen | Häfen<br />
nal. Notwendig sei eine Verlängerung der Schleusenkammer<br />
in Kleinmachnow auf 130 m, damit die Schleusenvorgänge<br />
effzienter und schneller durchgeführt werden könnten.<br />
Dasselbe treffe auf die Schleuse Fürstenwalde zu, die ebenfalls<br />
nur das Großplauer-Maß-Schiff hindurchlasse. Diese<br />
Schiffsgröße wird aufgrund ihres Alters von teils weit<br />
über 50 Jahren durch normalen Verschleiß immer seltener.<br />
Schubverbände mögen das mehrmalige Aus- und Wiederankoppeln<br />
nicht, weil es zeitintensiv ist. Schuster ist jedoch<br />
gemeinsam mit dem Chef der ostdeutschen Agravis-Gruppe,<br />
Martin Bock, in Gesprächen mit dem Ministerialdirektor<br />
des Bundesverkehrsministeriums, Reinhard Klingen, um<br />
für Kleinmachnow und Fürstenwalde bald eine Lösung zu<br />
finden.<br />
M<br />
LUTRA-Hafen<br />
Rot markiert sind die jetzigen LUTRA-Anlagen und<br />
ein Teil des Nordhafens<br />
Grafik: LUTRA<br />
Ein Ganzzug wird im Nordhafen mit 40‘-Container beladen<br />
Foto: LUTRA<br />
Gesamtfläche 65 ha<br />
Länge der Kaimauern: 2.400 m<br />
Ladebereich: 5 Krane mit bis zu 45 t Tragfähigkeit<br />
Gleisnetz: 10 km<br />
Gesellschaftseigene Hafenbahn<br />
Mitarbeiter<br />
LUTRA GmbH: 24, Ansiedler: über 300<br />
Straße<br />
Zubringer: Barrierefreier Zugang zum Berliner Ring,<br />
Autobahn A 10<br />
Anschlussstelle Niederlehme (3 km)<br />
Fernverkehr: A2, A9, A11, A12, A13, A15, A24<br />
Anbindung an die transeuropäischen Verkehrskorridore<br />
Nr. II und Nr. III<br />
Flughäfen<br />
Berlin Brandenburg International 15 km<br />
Berlin–Tegel 40 km<br />
Wasser<br />
Bundeswasserstraße Dahme Kategorie IV<br />
Binnenwasserstraßenschluss Richtung NRW,<br />
ARA und Polen<br />
Bahn<br />
direkte Gleisanbindung an die Schienenmagistrale<br />
Berlin – Cottbus<br />
Anschlussgleis: Wüst Hafen Königs Wusterhausen,<br />
S-Bahn<br />
Der Hafen besitzt 64,5 ha Fläche. 5 ha im Südhafen werden<br />
in den kommenden drei Jahren völlig umgestaltet. Zwei<br />
Waggonkippen müssen demontiert und mehrere hundert<br />
Meter Gleise zurückgebaut werden. Neben einer Ansiedlung<br />
für Biomasseaufbereitung werden Terminals für den<br />
kombinierten Verkehr vorbereitet. Die Standorteignung<br />
wurde durch die Behörden als gegeben eingeschätzt.<br />
Für den kombinierten Verkehr mit Einbeziehung von<br />
Bahn, Schiff und Lkw soll sich der Hafen langfristig auf<br />
täglich vier bis fünf Ganzzüge einstellen. Er wird auch für<br />
Wechselbrücken und kranbare Trailer geeignet sein.<br />
68 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
HTG-Kongress<br />
13.-15.09.<strong>2017</strong><br />
Melden Sie sich jetzt online an –<br />
Anmeldeschluss: 13.<strong>08</strong>.<strong>2017</strong><br />
Allen Kongress-Teilnehmern<br />
bieten wir ein vielseitiges Vortragsprogramm,<br />
welches eine<br />
interessante Mischung an Informationen<br />
und Diskussionen verspricht.<br />
Die begleitende Fachausstellung,<br />
der Begrüßungsabend sowie der<br />
Kongressabend bieten darüber<br />
hinaus beste Möglichkeiten<br />
zum Netzwerken und fachlichem<br />
Austausch in angenehmer<br />
Atmosphäre.<br />
Es erwarten Sie spannende Vorträge<br />
zu folgenden Themen:<br />
• Standort Duisburger Hafen<br />
• Projekte im In- und Ausland<br />
• Forschung, Entwicklung und<br />
Innovation<br />
• Offshore-Windenergie<br />
• Interaktion von Infrastruktur<br />
und Ökologie<br />
• See- und Binnen wasserstraßen<br />
• Instandhaltung und Erweiterung<br />
von Häfen<br />
• Betrieb und Unterhaltung<br />
• Forum HTG – veranstaltet von<br />
der Jungen HTG<br />
Wir freuen uns, Sie außerdem<br />
auf der Mitgliederversammlung<br />
am 13. 09. <strong>2017</strong> begrüßen<br />
zu dürfen.<br />
Ausführliche Informationen<br />
zum Kongressprogramm sowie<br />
zur Anmeldung erhalten Sie unter:<br />
www.htg-online.de<br />
Veranstaltungsübersicht <strong>2017</strong><br />
13.-15.09. HTG-Kongress <strong>2017</strong><br />
und Mitgliederversammlung<br />
in Duisburg<br />
10.10. Junge HTG Working<br />
Group in Hamburg<br />
07.11. HTG-Workshop<br />
Korrosionsschutz<br />
in Hamburg<br />
23.11. Forum HTG<br />
Weitere interessante Veranstaltungen<br />
(wie z.B. PIANC, BfG, BAW etc.) welche<br />
die Aufgabenfelder der HTG berühren,<br />
finden Sie auf unserer Internetseite unter<br />
www.htg-online.de/Veranstaltungen<br />
Geschäftsführer/in der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V. gesucht<br />
Für die Leitung der Geschäftsstelle<br />
der Hafentechnischen Gesellschaft<br />
e.V. suchen wir zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt eine/n hauptamtliche/n<br />
Geschäftsführer/in.<br />
Nähere Informationen finden Sie unter<br />
www.htg-online.de/die-htg/aktuelles<br />
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.<br />
i<br />
FORUM HTG – Impulse und Netzwerke<br />
Neues Diskussionsformat auf dem Kongress<br />
in Duisburg<br />
Unter dieser Überschrift fanden <strong>2017</strong> bereits<br />
zwei erfolgreiche Veranstaltungen<br />
statt, auf denen zukünftig wichtige Themen<br />
– wie das Building Information Modeling<br />
und das Befestigen von Großcontainerschiffen<br />
– im Hamburger Hafen<br />
erörtert wurden.<br />
Auf dem HTG Kongress soll daher einem<br />
neuen spannenden Thema Raum gegeben<br />
werden:<br />
»Generation Y – (Zu) hohe Ansprüche<br />
an Firma, Führung und Familie???«<br />
Die Generation Y erobert wissenshungrig<br />
und mit modernsten Ansichten<br />
den Arbeitsmarkt. Eine hervorragend<br />
ausgebildete und gut situierte Generation<br />
von jungen Frauen und Männern,<br />
die hohe Ansprüche an den Arbeitgeber<br />
stellen, was Arbeitsplatzgestaltung, Führungsakzeptanz<br />
und Familienplanung<br />
angeht.<br />
Die Unternehmen stellen sich auf diese<br />
Generation ein und befinden sich im<br />
Spannungsfeld zwischen der Mitarbeiterzufriedenheit<br />
auf der einen und dem<br />
reibungslosen Betrieb des Unternehmens<br />
auf der anderen Seite. Denn die stets fragende<br />
und Sinn suchende Generation<br />
»why?« gilt als eine Generation der Egotaktiker,<br />
als nicht resilient und beruflich<br />
sprunghaft.<br />
Firmen und Führungskräfte müssen<br />
sich auf die junge Generation einstellen<br />
und für sich folgende Fragen beantworten:<br />
• Wie stellt sich eine Firma den hohen<br />
Ansprüchen dieser jungen Menschen?<br />
Sind diese Ansprüche gerechtfertigt<br />
und erfüllbar?<br />
• Wie kann man Menschen, die hierarchische<br />
Strukturen hinterfragen, zur<br />
Leistung führen? Wie kann sich die<br />
neue Generation den bestehenden<br />
Strukturen anpassen?<br />
• Wie können Generationen produktiv<br />
zusammenarbeiten? Sind Work-Life-<br />
Balance, Lifelong-Learning und agiles<br />
Projektmanagement mögliche Antworten<br />
auf diese Fragen?<br />
In einem Key-Note-Statement und einer<br />
moderierten Podiumsdiskussion unter<br />
Beteiligung des Auditoriums erörtern<br />
die folgenden Vertreter der Generation<br />
Y und X, Geschäftsführer und HR Manager<br />
den Umbruch, den die Generation<br />
Y einfordert:<br />
• Arno Schirmacher (Leiter des Bereichs<br />
Personalmanagement der HHLA)<br />
• Peter Bahnsen (Gründer von BBI und<br />
Anmeldemodalitäten<br />
Die angegebenen Preise gelten bei Onlineanmeldung. Bei schriftlicher Anmeldung über die HTG-Geschäftsstelle wird eine<br />
Bearbeitungsgebühr von 10,00 € berechnet. Jede Anmeldung gilt als verbindlich. Schriftliche Abmeldungen sind kostenfrei möglich<br />
bis zum Datum des Anmeldeschlusses. Danach wird die Gebühr vollständig fällig. Jeder Teilnehmer erhält nach Anmeldung<br />
eine Rechnung die gleichzeitig Anmeldebestätigung ist. Zahlungsfrist und Bankverbindung entnehmen Sie Ihrer Rechnung.<br />
Bitte melden Sie sich rechtzeitig an. Bei Erreichen der maximalen Teilnehmerzahl schließt das Anmeldeportal automatisch. Für<br />
HTG-Jungmitglieder kann eine Förderung aus dem Spendenfonds Goedhart erfolgen. Das Antragsformular kann über die HTG-<br />
Geschäftsstelle angefordert werden. Ansprechpartner: Bettina Blaume, Telefon: 040/428 47-21 78, E-Mail: service@htg-online.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 69
Präsident der Hamburgischen<br />
Ingenieurkammer Bau)<br />
• Dirk Lesemann (Bereichsleiter<br />
Wasserbau der Fichtner Water &<br />
Transportation GmbH)<br />
• N.N. (Generation Y)<br />
Die Podiumsdiskussion wird moderiert<br />
von Verena Fritzsche (CEO des Northern<br />
Institute of Technology Management<br />
Hamburg).<br />
Wo finde ich das FORUM auf dem<br />
Kongress: Das FORUM HTG findet am<br />
Donnerstag, 14.09.17 im 15:45 Uhr in<br />
BLOCK 3C, Tagungsraum 4/5, statt.<br />
Die Junge HTG freut sich auf Ihre Teilnahme<br />
und lädt im Anschluss an das<br />
fachliche Programm zum persönlichen<br />
Netzwerken bei Getränken ein.<br />
Eine gesonderte Anmeldung ist im<br />
Rahmen des Kongresses für beide Veranstaltungsteile<br />
nicht erforderlich.<br />
HTG-Workshop FA KOR<br />
07.11.<strong>2017</strong><br />
HTG-Workshop »Korrosionsschutz<br />
für Meerwasserbauwerke« in Hamburg,<br />
Elbkuppelsaal, Hotel Hafen Hamburg<br />
Veranstaltet vom Fachausschuss<br />
für Korrosionsfragen<br />
Der Fachausschuss für Korrosionsfragen<br />
(FA KOR) der HTG führt auch in diesem<br />
Jahr wieder seine Workshop-Thematik zur<br />
Korrosion und zum Korrosionsschutz von<br />
Meerwasserbauwerken unter besonderen<br />
korrosiven Bedingungen weiter.<br />
Die Gäste erwartet ein vielseitiges<br />
Programm, das zunächst mit dem Korrosionsschutz<br />
im Bereich von Binnenwasserstraßen<br />
beginnt. Im Folgenden<br />
werden Schadensfälle an Chrom-Nickel-<br />
Stahl Bauteilen erläutert, aus denen korrekte<br />
Anwendungen abgeleitet werden<br />
können. Ein wesentlicher Schwerpunkt<br />
dieses Workshops sind die elektrochemischen<br />
Korrosionsschutzmaßnahmen. Ein<br />
Straßentunnel und dessen Sanierung des<br />
Stahlbetons mit Hilfe des Kathodischen<br />
Korrosionsschutzes (KKS), als auch der<br />
viel diskutierte KKS innerhalb von »abgeschlossenen«<br />
Offshore-Bauwerken stehen<br />
im Fokus.<br />
Der FA KOR wagt auf seinem Workshop<br />
einen Blick über die Korrosion und<br />
dem Korrosionsschutz von Metallen hinweg<br />
und wird sich in zwei Vorträgen mit<br />
den Einsatzmöglichkeiten von Verbundwerkstoffen<br />
und deren Einsatzgrenzen<br />
beschäftigen. Welches Risiko sich hinter<br />
dem Sammelbegriff der Mikrobiell Induzierten<br />
Korrosion (MIC) für Meeresbauwerke<br />
verbirgt, soll in einem weiteren<br />
Beitrag ebenfalls geklärt werden. Inspektion<br />
und Prüfungen von Bauwerken vor<br />
Ort stellen ein wichtiges Element der geforderten<br />
Standsicherheit der Anlagen<br />
dar. Dazu werden Inspektionssysteme<br />
und deren Möglichkeiten im Unterwasserbereich<br />
vorgestellt. Durch die Errichtung<br />
von Offshore-Windenergieanlagen<br />
(OWEA) in der »ausschließlichen Wirtschaftszone<br />
von Nord- und Ostsee« sind<br />
zusätzliche Herausforderungen bezüglicher<br />
der Instandhaltung und Reparatur<br />
des maritimen Korrosionsschutzes gestellt<br />
worden. Hierzu wird ein innovatives<br />
Reinigungssystem von Unterwasserflächen<br />
und dessen Möglichkeiten<br />
erläutert. Aus dem breiten Erfahrungsschatz<br />
seines jahrzehntelangen Wirkens<br />
möchte der FA KOR und seine Gastreferenten<br />
hierzu fachlich basierte und umfassende<br />
Beiträge für Erbauer und Betreiber<br />
von Windenergieanlagen, wie auch<br />
für Bauwerke des küstennahen Wasserbaus<br />
liefern.<br />
Zielgruppen: Bauherren, Ingenieurbüros,<br />
Planer, Baufirmen, Baustoffersteller,<br />
Ausführende, Stahl(wasser)bauer, Korrosionsschutzsachverständige,<br />
OWEA-<br />
Hersteller und -Betreiber, Behörden und<br />
Lehrende.<br />
Programm<br />
<strong>08</strong>:30 Anmeldung – Kaffee<br />
09:00 Begrüßung – Einführung<br />
09:15 Hilmar Drabon, WNA Berlin<br />
Korrosionsschutz für das neue<br />
Schiffshebewerk Niederfinow<br />
09:45 Dr. Matthias Graff, Danfoss A/S<br />
Schadensfälle an Bauteilen aus<br />
Chrom-Nickel-Stahl<br />
10:15 Kaffeepause<br />
10:45 Michael Bruns, Ing.-Büro<br />
Raupach / Bruns / Wolff<br />
Kathodischer Korrosionsschutz<br />
(KKSB) am Tunnel Rendsburg<br />
11:15 Oliver Heins, EnBW AG<br />
Austausch von galvanischen<br />
Anoden gegen eine Fremdstrom<br />
KKS-Anlage in bestehenden<br />
Monopiles<br />
11:45 Torsten Krebs, GCP GmbH<br />
Physikochemische Veränderungen<br />
im Inneren von Monopiles<br />
12:05 Mittagspause<br />
13:30 Markus Daldrup, Lichtgitter GFK<br />
GmbH & Co.KG<br />
Verwendung und Vorteile<br />
von GFK-Produkten im Offshore-<br />
Bereich<br />
14:00 Sven Albers, Fakon Wind GmbH<br />
Erosion an Rotorblättern<br />
14:30 Kaffeepause<br />
15:00 Prof. Stefan Wittke, Hochschule<br />
Bremerhaven<br />
Mikrobiell verstärkte Korrosion<br />
an Gründungen von OWEA<br />
15:30 Carola Buchner<br />
Unterwasserinspektionen an<br />
Offshore-Bauwerken<br />
16:00 Dr.-Ing. Thomas Hassel, UWT<br />
Hannover / Zoran Kovarcek,<br />
Monti GmbH<br />
Mechanische Reinigung an<br />
Unterwasserflächen<br />
16:30 Abschlussdiskussion<br />
Teilnahmegebühr bei Online-Anmeldung<br />
unter http://com.htg-online.de<br />
HTG-Mitglieder: 90,- €<br />
HTG-Nichtmitglieder: 120,- €<br />
Anmeldeschluss: 28.10.<strong>2017</strong><br />
48. Internationales Wasserbau-Symposium<br />
Aachen (IWASA)<br />
6. Siegener Symposium »Sicherung<br />
von Dämmen, Deichen und Stauanlagen«<br />
18. und 19. Januar 2018<br />
»D³ – Deckwerke, Deiche und Dämme«<br />
Technischer Hochwasserschutz ist und<br />
bleibt ein wichtiges Instrument des<br />
Hochwasserrisikomanagements. Deckwerke,<br />
Deiche und Dämme stellen in diesem<br />
Zusammenhang wichtige Elemente<br />
des technischen Hochwasserschutzes dar.<br />
Daher muss es ein Ziel aller Beteiligten<br />
sein, alle Belastungen eines Deckwerkes,<br />
eines Deiches oder eines Dammes im<br />
Hochwasserfall besser zu kennen, diese<br />
Bauwerke widerstandsfähiger gegen extreme<br />
Belastungen zu machen und hochwasserbedingte<br />
Schäden frühzeitig zu erkennen.<br />
Hier gibt es derzeit einige sehr<br />
interessante Entwicklungen, denen sich<br />
das IWASA 2018 widmen soll.<br />
70 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
Deckwerke, Deiche und Dämme gehören<br />
zu den wichtigsten Bauwerken des<br />
Wasserbaus und übernehmen zentrale<br />
Aufgaben nicht nur im Uferschutz,<br />
sondern auch im Hochwasserschutz<br />
bzw. im Verkehrswasserbau. Planung,<br />
Bemessung, Bau, Unterhaltung und<br />
Überwachung dieser Anlagen sind<br />
kostenintensiv und erfordern ein großes<br />
Know-how der beteiligten Institutionen<br />
und Partner. Bei einem Versagen<br />
kann es gegebenenfalls zu schwerwiegenden<br />
Folgen kommen. Themen wie<br />
Green Engineering, Life Cycle Engineering<br />
oder intelligente Geotextilien<br />
haben in Zusammenhang mit diesen<br />
Bauwerken in den letzten Jahren an<br />
Bedeutung gewonnen.<br />
Der erste Vortragsblock unter dem Titel<br />
»Deckwerke« behandelt die Bemessung<br />
sowie die Entwicklung neuer Deckwerke<br />
an Kanälen, Flüssen und Ästuarien.<br />
Zwar gibt es Deckwerke schon seit vielen<br />
Jahrzehnten, dennoch gibt es noch<br />
große Wissensdefizite bezüglich der<br />
Interaktion der Belastungsgrößen mit<br />
dem Deckwerk und einer nachhaltigen<br />
Bemessung. Weiterhin hat es in den<br />
letzten Jahren zahlreiche Neuentwicklungen<br />
gegeben, die interessante Alternativen<br />
zu den herkömmlichen Bauweisen<br />
darstellen.<br />
Geokunststoffe sind Multifunktionsbaustoffe.<br />
Sie können dichten, filtern, abweisen,<br />
stützen, bewehren, trennen, dränen<br />
und schützen. Sie sind damit aus dem<br />
Deich- und Dammbau nicht mehr wegzudenken.<br />
Ihre rasante Entwicklung der<br />
letzten Jahrzehnte hat zu einer Vielzahl<br />
von unterschiedlichen Geweben, Vliesstoffen<br />
und Verbundstoffen geführt.<br />
Neue Anforderungen wie z. B. die Integration<br />
von Geosensoren stellen die Geotextilhersteller<br />
vor große Herausforderungen.<br />
Somit stellen »Geokunststoffe«<br />
den Schwerpunkt des zweiten Vortragsblocks<br />
dar.<br />
Deckwerke, Dämme und Deiche sind zuallererst<br />
technische Bauwerke. Dennoch<br />
gewinnen zunehmend ökosystemare Aspekte<br />
an Bedeutung. »Building with Nature«<br />
oder »Green Engineering« sind nur<br />
zwei Schlagworte in diesem Zusammenhang.<br />
Ziel ist es, naturnahe Bauweisen<br />
und ökosystemare Aspekte bei der Planung<br />
und beim Betrieb der Bauwerke zu<br />
berücksichtigen. Dieser Aspekt wird im<br />
dritten Vortragsblock »Green Engineering«<br />
behandelt.<br />
Der Betrieb von Deckwerken, Deichen<br />
und Dämmen ist ein Thema, das bislang<br />
von der Wissenschaft eher stiefmütterlich<br />
behandelt wurde. Dabei obliegt doch gerade<br />
den Unterhaltungspflichtigen eine<br />
hohe Verantwortung für den Betrieb der<br />
Bauwerke über ihre Lebensdauer und<br />
eine fehlende bzw. mangelhafte Unterhaltung<br />
kann schwerwiegende Folgen haben.<br />
Daher soll im vierten Vortragsblock<br />
das Thema »Life Cycle Engineering« diskutiert<br />
werden.<br />
Deiche sind das zentrale Element des<br />
technischen Hochwasserschutzes. Deiche<br />
schützen entlang unserer Flüsse und<br />
Küsten viele tiefliegende Flächen vor den<br />
Gefahren durch Hochwasserereignisse<br />
und Sturmfluten. Somit erfordern ihre<br />
Planung und Bemessung, ihr Bau und<br />
ihre Unterhaltung sehr viel Sorgfalt und<br />
die Anforderungen an die Verantwortlichen<br />
sind entsprechend hoch. Neue Themen<br />
wie die Alterung von Deichen, die<br />
Entwicklung sensorbasierter Frühwarnsysteme<br />
oder neue Bemessungsabflüsse<br />
erfordern eine dauerhafte Aktualisierung<br />
unserer Kenntnisse. Daher widmet<br />
sich der fünfte Vortragsblock dem Thema<br />
»Deiche und Dämme«.<br />
Somit sollen wie auch in den Vorjahren<br />
auf dem IWASA eine Vielzahl neuer<br />
Entwicklungen vorgestellt und diskutiert<br />
werden. Entsprechend wurden die einzelnen<br />
Vortragsblöcke wie folgt gewählt:<br />
• »Deckwerke«,<br />
• »Geokunststoffe«,<br />
• »Green Engineering«,<br />
• »Life Cycle Engineering« und<br />
• »Deiche und Dämme«.<br />
Das vom IWW organisierte IWASA hat<br />
sich im Laufe der Jahrzehnte als von<br />
Fachkreisen immer wieder gerne genutzter<br />
Treff- und Informationspunkt etabliert.<br />
Es richtet sich vor allem an Ingenieure<br />
und Naturwissenschaftler aus den<br />
Bereichen Wasserbau und Wasserwirtschaft,<br />
steht aber grundsätzlich allen Interessierten<br />
offen. Die Aktualität und Relevanz<br />
des gewählten Themas lässt wieder<br />
rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />
aus dem In- und Ausland erwarten.<br />
Im Foyer wird Firmen die Möglichkeit<br />
zur Präsentation gegeben. So ist ein weiterer<br />
Einblick in den aktuellen Stand des<br />
Wasserbaus und der Wasserwirtschaft<br />
möglich, der nicht nur auf das Thema des<br />
Symposiums beschränkt bleibt.<br />
Erstmals wird das IWASA zusammen mit<br />
dem Siegener Symposium »Sicherung von<br />
Dämmen, Deichen und Stauanlagen« veranstaltet.<br />
Die beteiligten Wasserbauinstitute<br />
sowie das Institut für Geotechnik<br />
der Universität Siegen arbeiten seit Jahren<br />
sehr intensiv auf dem Gebiet der Dämme<br />
und Deiche zusammen und möchten diese<br />
Zusammenarbeit durch eine gemeinsame<br />
Veranstaltung in Aachen darstellen.<br />
Ort der Veranstaltung ist das Technologiezentrum<br />
am Europaplatz Aachen (AGIT).<br />
Die Teilnahme ist gebührenfrei. Dies wird<br />
unter anderem durch die freundliche Unterstützung<br />
des Ministeriums für Klimaschutz,<br />
Umwelt, Landwirtschaft Natur-<br />
und Verbraucherschutz des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen, der proRWTH<br />
und des Fördervereins des IWW ermöglicht.<br />
Die Anmeldung erfolgt bei Symposiumsbeginn<br />
im Tagungsbüro (Foyer TZA)<br />
oder als unverbindliche Voranmeldung<br />
ab 15. August <strong>2017</strong> unter folgendem Link:<br />
https://iwasa.de/<br />
Geschäftsstelle: Neuer Wandrahm 4, 20457 Hamburg, www.htg-online.de Vorsitzender: Reinhard Klingen, service@htg-online.de<br />
Geschäfts führung: Felix Scholz, Tel. 040/428 47-21 73, Meike Schubert, - 27 09 Schriftleitung: Dr.-Ing. Manuela Oster thun,<br />
General direktion Wasserstraßen u. Schifffahrt – Standort Hannover, Tel. 0511/ 91 15-31 88, manuela.osterthun@wsv.bund.de<br />
Sekretariat: Bettina Blaume, Tel. 040/428 47-21 78, service@htg-online.de<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 71
Recht<br />
Mannheimer Akte<br />
und staatliche<br />
Unterhaltspflicht<br />
»Revidirte Rheinschifffahrts-Acte« von 1868, Foto: ZK<br />
Nach Artikel 28 I Satz 1 MA sind die Vertragsstaaten der Mannheimer Akte verpflichtet, das Fahrwasser des Rheins in einem guten<br />
Zustand zu erhalten. Die Verpflichtung erstreckt sich jedenfalls auf die Lage des Fahrwassers im aktuellen Zustand. Gegen Verstöße<br />
gegen diese Pflicht kann Beschwerde nach Artikel 45 I lit. a MA bei der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt eingelegt werden.<br />
Eingetragene Vereine können gemäß Artikel 3 der Regelung des Beschwerderechts beschwerdeberechtigt sein, sofern sie ein berechtigtes<br />
Interesse haben. Dies ist bei einem eingetragenen Verein, der sich nach seinem Satzungszweck der Förderung der Wirtschaft<br />
und des Verkehrs im Rheinstromgebiet widmet, bei einer Beeinträchtigung des Verkehrs auf dem Rhein in der Regel der Fall.<br />
Ob ein Altarm des Rheines, der historisch einmal Teil des Fahrwassers war, heute aber nicht mehr ist, der Anwendung der Mannheimer<br />
Akte unterliegt oder nicht, bleibt offen. Ein Fährbetrieb, der sich nur auf das Übersetzen von einem Ufer nach den gegenüberliegenden<br />
richtet, jedenfalls kann insoweit denSchutz der Mannheimer Akte nicht beanspruchen.<br />
Beschluss der Berufungskammer der<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
über eine Beschwerde nach Artikel<br />
45 I lit. a MA, mitgeteilt am 1. Juni <strong>2017</strong>.<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt,<br />
Straßburg, 1. Juni <strong>2017</strong> …<br />
die ZKR hat die Beschwerde des Fährvereins<br />
Nibelungenland e.V. und des Wirtschafts-<br />
& Verkehrsvereins Lampertheim<br />
e.V. vom 28. Oktober 2016 gemäß Artikel<br />
45 Absatz 1 Buchstabe a) der Mannheimer<br />
Akte geprüft. Die Beschwerdeführer<br />
machen unter Berufung auf Artikel<br />
28 der Mannheimer Akte geltend, dass<br />
die Nichterhaltung des Fahrwassers des<br />
Rheines in Gestalt des Lampertheimer<br />
Altrheines zwischen Altrhein-km 2,6 und<br />
Altrhein-km 4,75 gegen die oben genannte<br />
Bestimmung verstoße.<br />
Die ZKR prüft gemäß Artikel 45 Absatz<br />
1 Buchstabe a) der Mannheimer Akte alle<br />
Beschwerden in Zusammenhang mit der<br />
Ausführung der Akte und der von den<br />
Uferregierungen vereinbarten Verordnungen<br />
und Maßregeln. Der vorliegende<br />
Fall betrifft einen Altarm des Rheins,<br />
nicht den eigentlichen Rhein. Ob es wegen<br />
dieses Umstandes überhaupt um<br />
die Anwendung der Mannheimer Akte<br />
geht, ob also die Mannheimer Akte für<br />
Altrheinarme anwendbar ist, kann an dieser<br />
Stelle dahin stehen.<br />
Gegenstand der Beschwerde können<br />
gem. Artikel 2 der Regelung des Beschwerderechts<br />
Entscheidungen, Handlungen<br />
und Unterlassen sein. Hier geht<br />
es um das Unterlassen, den Lampertheimer<br />
Altrhein zu entschlammen, bzw.<br />
um die entsprechende Entscheidung der<br />
zuständigen Behörde, ihn nicht zu entschlammen.<br />
Als eingetragene Vereine sind die beiden<br />
Beschwerdeführer – der Fährverein Nibelungenland<br />
e.V. und der Wirtschafts- und<br />
Verkehrsverein Lampertheim e.V. – juristische<br />
Personen und damit gemäß Artikel<br />
3 der Regelung des Beschwerderechts<br />
beschwerdeberechtigt, sofern sie ein berechtigtes<br />
Interesse haben. Als Betreiber<br />
der Fähre hat der Verein ein berechtigtes<br />
Interesse an einer Entschlammung, denn<br />
die Fähre kann wegen der Verlandung des<br />
betreffenden Altrheinabschnitts trotz ihres<br />
geringen Tiefgangs nur bei hohen<br />
Wasserständen des Rheins verkehren. Der<br />
Wirtschafts- und Verkehrsverein Lampertheim<br />
e.V. ist ausweislich seines Namens<br />
zur Förderung der Wirtschaft und des Verkehrs<br />
in Lampertheim gegründet worden<br />
und hat daher ebenfalls ein berechtigtes<br />
Interesse an dem Funktionieren des Verkehrs<br />
auf dem dortigen Altrhein.<br />
Die Beschwerdeführer stützen sich auf<br />
Artikel 28 Absatz 1 Satz 1 der Mannheimer<br />
Akte. Danach sind die Vertragsparteien<br />
verpflichtet, das »Fahrwasser des<br />
Rheins« in einem guten Zustand zu erhalten.<br />
Hier handelt es sich nicht um den<br />
Hauptstrom des Rheins, sondern um einen<br />
Altrheinarm. Dieser war jedoch zur<br />
Zeit der Unterzeichnung der Mannheimer<br />
Akte, also im Jahre 1868, noch Teil<br />
des Hauptfahrwassers. Denn nach Ihren<br />
Ausführungen erfolgte der Durchstich an<br />
dieser Stelle erst 1879. Es spricht vieles<br />
dafür, dass Altrheinarme nicht zum Fahrwasser<br />
des Rheins im Sinne des Artikels<br />
28 zählen. Insbesondere legt die umfassende<br />
Revision der Mannheimer Akte im<br />
Jahre 1963 den Schluss nahe, dass nicht<br />
auf den historischen Zustand im Zeitpunkt<br />
der Unterzeichnung der Mannheimer<br />
Akte im Jahre 1868, sondern auf den<br />
aktuellen Zustand abzustellen ist. Dies<br />
kann aber letztlich dahinstehen, ebenso<br />
wie die Frage, ob sich aus Artikel 28 Absatz<br />
1 Satz 1 für Dritte ein Anspruch gegen<br />
die Vertragspartei auf Entschlammung<br />
herleitet. Denn in jedem Falle steht Artikel<br />
24 der geforderten Entschlammung<br />
zugunsten des Fährverkehrs entgegen.<br />
Nach dieser Vorschrift nämlich beziehen<br />
sich die Bestimmungen der Mannheimer<br />
Akte, also auch der Artikel 28, nicht auf<br />
das Übersetzen von einem Ufer nach dem<br />
gegenüberliegenden. Darum, d.h. um das<br />
Übersetzen von einem Ufer zum gegenüberliegenden,<br />
geht es hier aber, da ein<br />
Fährbetrieb ermöglicht werden soll. Die<br />
in Artikel 24 genannte Ausnahme, für welche<br />
die Bestimmungen der Mannheimer<br />
Akte gelten würden, betreffen nur Zuwiderhandlungen<br />
gemäß Artikel 32, die hier<br />
nicht einschlägig sind.<br />
Aufgrund dieser Feststellungen ist die<br />
ZKR der Auffassung, dass die Beschwerde<br />
unbegründet ist.<br />
Mitgeteilt durch Rechtsanwalt<br />
Fink v. Waldstein, Mannheim<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Entscheidungen durch die Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt nach<br />
Artikel 45 I lit. a. MA sind außerordentlich<br />
selten. Die weite Fassung dieser<br />
Vorschrift erlaubt es aber in sehr weitem<br />
Umfange Maßnahmen der Vertragsstaaten<br />
(»Uferregierungen«) zum Gegenstand<br />
der Überprüfung durch die Zentralkommission<br />
zu machen.<br />
Die Ausführungen der Zentralkommission<br />
zur Geltung der Mannheimer Akte<br />
für Altrheinarme beziehen sich ausdrücklich<br />
nur auf Artikel 28 MA und die dortige<br />
Formulierung »Fahrwasser des Rheins«.<br />
72 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8<br />
(Sammlung Seite 2483)
Recht<br />
Sie lassen sich nicht übertragen auf den<br />
Geltungsbereich der Mannheimer Akte<br />
insgesamt, die nach herrschender Auffassung<br />
für den sogenannten konventionellen<br />
Rhein einschließlich der Häfen und<br />
Stichkanäle gilt, während die Geltung für<br />
Kies- und Baggerlöcher zwischen dem<br />
Bundesgerichtshof und der ZKR streitig<br />
ist (dazu v. Waldstein/Holland, BinSchR,<br />
5. Auflage, Artikel 35, 35bis MA Rn. 2 ff.).<br />
Der Ausschluss von Fährbetrieben aus<br />
dem Geltungsbereich der Mannheimer<br />
Akte gemäß Artikel 24 MA dürfte wohl<br />
sehr eng auszulegen sein. Sicherlich ist<br />
diese Vorschrift einschlägig für die materiellrechtlichen<br />
Regelungen, die in der<br />
Mannheimer Akte enthalten sind, andererseits<br />
dürfte aber zum Beispiel der Unfall<br />
einer Fähre durchaus der Zuständigkeit<br />
der Rheinschiffahrtsgerichte nach<br />
Mannheimer Akte unterliegen, denn auch<br />
der Fährbetrieb gehört ohne Zweifel zur<br />
»Schifffahrt« im Sinne des Artikel 1 MA.<br />
Es spricht vieles dafür, dass die Vertragsstaaten<br />
der Mannheimer Akte mit Artikel<br />
24 MA lediglich die hoheitsrechtlichen Regularien<br />
für die Durchführung eines Fährbetriebes<br />
unangetastet lassen wollten.<br />
Die vorliegende Entscheidung zeigt exemplarisch,<br />
dass das Beschwerderecht<br />
nach Artikel 45 I lit. a MA durchaus auch<br />
im Verhältnis zu den einzelnen Vertragsstaaten<br />
als Rechtsmittel im Interesse der<br />
Erhaltung der in der Mannheimer Akte<br />
garantierten Schifffahrtsfreiheit eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer,<br />
Frankfurt am Main<br />
REGELUNG DES BESCHWERDERECHTS<br />
Zuständigkeit der Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt<br />
Artikel 1<br />
Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
prüft gemäß Artikel 45a) der<br />
revidierten Rheinschifffahrtsakte vom 17.<br />
Oktober 1868, in der Fassung vom 20. November<br />
1963, alle<br />
Beschwerden, zu denen die Anwendung<br />
dieser Akte sowie die Durchführung der<br />
gemeinsam von den Vertragsstaaten erlassenen<br />
Verordnungen und gesetzlichen,<br />
verordnungsrechtlichen oder individuellen<br />
Maßnahmen führen.<br />
Artikel 2<br />
Gegenstand der Beschwerde können Entscheidungen,<br />
Handlungen oder Unterlassungen<br />
sein.<br />
Artikel 3<br />
Beschwerdeberechtigt im Sinne von Artikel<br />
l sind Vertragsstaaten, natürliche<br />
oder Juristische<br />
Personen sowie öffentlich-rechtliche<br />
Körperschaften, die ein berechtigtes Interesse<br />
haben. Die<br />
Beschwerde kann unabhängig von Verwaltungs-<br />
oder Gerichtsverfahren in einem<br />
Vertragsstaat eingelegt und parallel<br />
zu solchen Verfahren ohne Erschöpfung<br />
des innerstaatlichen Rechtszugs geprüft<br />
werden. Diese Prüfung kann nicht dazu<br />
führen ein oben genanntes nationales<br />
Verwaltungs oder Gerichtsverfahren zu<br />
beeinträchtigen.<br />
Beschwerdeeinreichung<br />
Artikel 4<br />
Die Beschwerde ist schriftlich beim Sekretariat<br />
der Zentralkommission einzureichen.<br />
Hierin<br />
sind der Beschwerdegrund, das Interesse,<br />
das der Beschwerdeführer als verletzt<br />
erachtet, die<br />
Übereinkommensbestimmungen, Verordnungen<br />
oder gemeinsam erlassenen<br />
Maßnahmen, deren Nichteinhaltung behauptet<br />
wird, sowie die bei anderen Instanzen<br />
oder Behörden eingelegten<br />
Rechtsmittel zu nennen. Der Beschwerde<br />
sind alle sachdienlichen Unterlagen<br />
und Beweise beizufügen.<br />
Beschwerdeeingang<br />
Artikel 5<br />
Das Sekretariat bestätigt den Eingang<br />
der Beschwerde und unterrichtet hiervon<br />
binnen kürzester Frist die Delegation<br />
des betroffenen Staates, die über<br />
eine dreimonatige Frist für ihre Einlassungen<br />
verfügt. Es unterrichtet auch die<br />
übrigen Delegationen. Erscheint die Beschwerde<br />
im Einverständnis aller Delegationen<br />
jedoch ganz offensichtlich unzulässig,<br />
so teilt das Sekretariat dies<br />
dem Beschwerdeführer unverzüglich<br />
schriftlich mit.<br />
Nach Ablauf der dreimonatigen Frist leitet<br />
das Sekretariat die Beschwerde zusammen<br />
mit den<br />
Einlassungen den Delegationen der Zentralkommission<br />
für die Rheinschifffahrt<br />
zu.<br />
Artikel 6<br />
Ist die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt<br />
in der nach Ablauf der dreimonatigen<br />
Frist<br />
folgenden Plenarsitzung nicht zur endgültigen<br />
Beschlussfassung über die eingelegte<br />
Beschwerde in der Lage, so bezeichnet<br />
sie einen Berichterstatter aus<br />
dem Kreise der von der Beschwerde nicht<br />
betroffenen Delegationen oder des Sekretariats.<br />
Ermittlungsverfahren<br />
Artikel 7<br />
Das Sekretariat oder die Delegationen<br />
stellen dem Berichterstatter die für die<br />
Ermittlungen<br />
vorbehaltlich des nationalen Rechts verfügbaren<br />
Unterlagen oder Informationen<br />
zur Verfügung.<br />
Die Ermittlungen werden nicht durchgeführt,<br />
soweit bezüglich eines nationalen<br />
Strafverfahrens maßgebliche Grundsätze<br />
des nationalen Rechts beeinträchtigt<br />
wurden. Der Berichterstatter kann den<br />
Beschwerdeführer ersuchen, ihm zusätzliche<br />
Unterlagen und Informationen zukommen<br />
zu lassen.<br />
Der Berichterstatter verfasst innerhalb<br />
der von der Zentralkommission gesetzten<br />
Frist einen<br />
Bericht, der insbesondere eine Darstellung<br />
des Sachverhalts, eine rechtliche<br />
Würdigung und<br />
Vorschläge für die weitere Behandlung<br />
der Beschwerde enthält.<br />
Der Bericht wird von der Beschwerdegruppe<br />
geprüft, die den Beschwerdeführer<br />
um ergänzende Angaben ersuchen<br />
kann. Die Gruppe verfasst einen<br />
Entschließungsentwurf. Dieser wird zusammen<br />
mit dem Bericht und der Niederschrift<br />
über die in der Beschwerdegruppe<br />
geführten Beratungen dem Ad<br />
hoc- Ausschuss zugeleitet.<br />
Artikel 8<br />
Der Ad hoc-Ausschuss prüft die Beschwerde<br />
binnen kürzester Frist und legt der Zentralkommission<br />
einen Entschließungsentwurf<br />
vor. Besteht in der Zentralkommission<br />
keine Einstimmigkeit über die weitere Behandlung<br />
der Beschwerde, so wird diese<br />
erneut zur Prüfung an den Ad hoc-Ausschuss<br />
verwiesen. Nach Abschluss dieser<br />
nochmaligen Prüfung unterbreitet der Ad<br />
hoc-Ausschuss in der folgenden Plenartagung<br />
Vorschläge gegebenenfalls auf der<br />
Grundlage eines ergänzenden Schriftsatzes<br />
des Berichterstatters.<br />
Erledigung der Beschwerde<br />
Artikel 9<br />
Die Zentralkommission nimmt gemäß<br />
Artikel 46 der revidierten Rheinschifffahrtsakte<br />
eine<br />
Entschließung an. Sie gibt dem Beschwerdeführer<br />
diese begründete Entschließung,<br />
bekannt.<br />
Kommt bei der zweiten Prüfung durch<br />
die Zentralkommission keine Mehrheit<br />
zustande, so stellt sie die Absetzung der<br />
Beschwerde von der Tagesordnung oder<br />
deren Aussetzung fest und informiert<br />
den Beschwerdeführer entsprechend.<br />
Die Delegationen unterrichten das Sekretariat<br />
über die Maßnahmen, die sie zur<br />
Umsetzung<br />
der Entschließung der Zentralkommission<br />
getroffen haben.<br />
(Sammlung Seite 2484)<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 73
BDS<br />
Bundesverband der Selbständigen • Abteilung Binnenschiffahrt e.V.<br />
Vertreten durch: Torsten Stuntz, Vorsitzender; Nikolaus Hohenbild, stellv. Vorsitzender, MS »Catharina«;<br />
Detlef Maiwald, stellv. Vorsitzender, TMS »Cascade«; Klaus Wolz, stellv. Vorsitzender<br />
Geschäftsstelle und Schriftleitung: Andrea Beckschäfer, Sekretariat: Birgit Kühn<br />
August-Bier-Straße 18 • 53129 Bonn • Tel. 0228/746377 • Fax 0228/746569 • zentrale@bds-binnenschiffahrt.de<br />
Smart Qu@lification Workshop zum Modul Einführung in das Frachtvertragsrecht<br />
Am 26. Juli <strong>2017</strong> fand in den Räumen<br />
von duisport ein Workshop statt, der der<br />
Evaluation des Moduls »Einführung in das<br />
Frachtvertragsrecht« in der Binnenschifffahrt<br />
im Rahmen des vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung geförderten<br />
Projektes Smart Qu@lification diente.<br />
Ziel dieses Projektes ist es, Qualifizierungsprojekte<br />
für die Binnenschifffahrt<br />
unter Einsatz der digitalen Medien zu<br />
entwickeln und zu erproben. Weitere Module<br />
dieses Projektes sind Streckenkunde/<br />
Wahrschaukunde, UKW-Binnenschifffahrtsfunk,<br />
Radar-Grundlagen, Energieeffzientes<br />
Fahren sowie Leckabwehr.<br />
Mit Blick auf die besondere Situation<br />
der Binnenschifffahrt sollte es möglich<br />
sein, den Erwerb von Kompetenzen<br />
und Qualifikationen mit Unterstützung<br />
der digitalen Medien vorzubereiten, um<br />
sowohl Auszubildenden als auch bereits<br />
im Berufsleben befindlichen Personen<br />
ein ortsunabhängiges Lernen zu<br />
ermöglichen.<br />
Der BDS ist als Unterauftragnehmer<br />
der Universität Duisburg-Essen in diesem<br />
Projekt für das Modul »Einführung<br />
in das Frachtvertragsrecht« verantwortlich.<br />
Dieses Modul bezieht sich vor allem<br />
auf den Qualifikationsschwerpunkt<br />
»Recht in der Binnenschifffahrt«, so wie<br />
er im Rahmenplan für den Binnenschiffermeister<br />
abgebildet ist. Aber auch in der<br />
Prüfung für den Zugang zum Beruf des<br />
Unternehmers werden Kenntnisse zum<br />
rechtsbewussten Handeln abgefragt.<br />
Natürlich kann man solchen Lernstoff<br />
nicht aufbereiten, ohne zu wissen, ob er<br />
für die Zielgruppe zum mobilen Selbstlernen<br />
geeignet ist. Deshalb hatten wir<br />
Freiwillige, überwiegend Schiffsführer<br />
und Selbständige, gebeten, mit uns und<br />
für uns dieses Modul zu testen, mit uns<br />
zu diskutieren und in anonymen Fragebögen<br />
ihre Einschätzung abzugeben.<br />
Daraus wurde eine ganztägige Veranstaltung,<br />
die für beide Seiten interessant<br />
und aufschlussreich war. Die zehn Probanden<br />
arbeiteten den ganzen Tag motiviert<br />
und konzentriert mit und brachten<br />
viele für uns hilfreiche Beiträge und<br />
Hinweise in die Diskussion ein. Zum Teil<br />
Bitte Termin vormerken:<br />
Mitgliederversammlung<br />
des BDS-Binnenschiffahrt<br />
am 13. Oktober <strong>2017</strong><br />
in der Friedenskirche Datteln:<br />
10.30 Uhr Mitgliederversammlung<br />
13.30 Uhr Informationsveranstaltung<br />
zur Verordnung über die<br />
Arbeitszeit in der Binnenschifffahrt.<br />
Am 1. August ist die neue<br />
BinSchArbZV in Kraft getreten.<br />
Wir informieren über die neue<br />
Verordnung, insbesondere<br />
über die Änderungen im Vergleich<br />
zum Arbeitszeitgesetz.<br />
waren bereits Erfahrungen mit mobilem<br />
Lernen vorhanden.<br />
Inhaltlich ist das Modul so aufgebaut,<br />
dass es jeweils kurze Inhalte, in der Größenordnung<br />
einer Karteikarte, darstellt<br />
und diese zum Teil mit kurzen Videosequenzen,<br />
die etwas eingehender erklären,<br />
ergänzt. Die Paragraphen, auf die Bezug<br />
genommen wird, sind mit der website<br />
www.gesetze-im-internet verlinkt, so<br />
dass auch direkt nachgeschaut werden<br />
kann. Zur Kontrolle werden kleine Tests<br />
wie Lückentexte oder Multiple-Choice-<br />
Aufgaben angeboten.<br />
Von Grundkenntnissen zur Rechtssystematik,<br />
einigen Grundlagen aus BGB und<br />
HGB geht es zum Frachtvertragsrecht.<br />
Teilnehmer des Workshops bei der Arbeit<br />
• Wie grenzt man öffentliches und<br />
privates Recht ab?<br />
• Wie sind BGB und HGB aufgebaut?<br />
• Was ist ein Schuldverhältnis?<br />
• Was ist der Unterschied zwischen<br />
Besitz und Eigentum?<br />
• Was ist ein Kaufmann?<br />
• Wie kommt ein Vertrag zustande?<br />
• Was ist eine unerlaubte Handlung?<br />
• Wer sind die Beteiligten des<br />
Frachtvertrages?<br />
• Was ist eine Frachtführerkette?<br />
Diese und weitere Fragen waren Gegenstand<br />
der Erprobung des Lernmoduls,<br />
wobei klassischer Unterricht genauso auf<br />
dem Programm stand, wie eigenständiges<br />
Erarbeiten von Themen in Gruppen.<br />
Einige Teilnehmer sahen sich durchaus<br />
in der Lage, eines solches Modul auch<br />
völlig eigenständig zu erarbeiten, sofern<br />
noch weitere der Videosequenzen eingebaut<br />
würden. Genauere Ergebnisse wird<br />
die Auswertung der Teilnehmerfragebögen<br />
durch die Universität Duisburg-Essen<br />
ergeben.<br />
Insgesamt ein anstrengender, aber interessanter<br />
und erfolgreicher Tag, der<br />
offenkundig allen Beteiligten Spaß gemacht<br />
hat.<br />
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal<br />
an die freiwilligen »Tester« für ihre engagierte<br />
und kompetente Mitarbeit und<br />
gleichermaßen an Frau von Loringhoven<br />
als Vertreterin von duisport, wo wir darüber<br />
hinaus als Gäste einen sehr angenehmen<br />
Tag verbringen konnten! M<br />
Foto: Katja von Lorighoven, duisport<br />
74 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8
TV-Programm<br />
Impressum<br />
Binnenschifffahrt<br />
DAS MAGAZIN FÜR TECHNIK UND LOGISTIK<br />
Herausgeber<br />
Prof. Peter Tamm †<br />
Heinz-Josef Joeris (Präsident), Verein für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V.,<br />
Reinhard Klingen (1. Vorsitzender),<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V.,<br />
Geschäftsführung<br />
Peter Tamm, Thomas Bantle<br />
Redaktion<br />
Chefredakteur: Krischan Förster (KF)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-206 | k_foerster@hansa-online.de<br />
Redakteur: Felix Selzer (fs)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-210 | f_selzer@hansa-online.de<br />
Redakteur: Thomas Wägener (TWG)<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-209 | t_waegener@hansa-online.de<br />
Hermann Garrelmann (ga, Norddeutschland, Niederlande)<br />
Christian Knoll (ck, Berlin, Ostdeutschland)<br />
Martin Heying (hey, Nieder- u. Mittelrhein)<br />
Lars Eggers (egg, Oberrhein, Mosel, Saar, Neckar)<br />
Martin Schwarzott (mas, Main, MDK, Donau)<br />
Ulrich Pfaffenberger (upf, süddeutsche Seen, Schweiz)<br />
Josef Müller (jom, Österreich)<br />
Rechtsanwalt Dr. Martin Fischer (Fi, Recht)<br />
Redaktionsbeirat<br />
Heinz-Josef Joeris, Präsident des Vereins für europäische<br />
Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V.;<br />
Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Vereins für europäische<br />
Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V., Duisburg;<br />
Patricia Erb-Korn, Geschäftsführerin KVVH in Karlsruhe;<br />
Reinhard Klingen, 1. Vorsitzender der Hafentechnischen<br />
Gesellschaft e.V., Hamburg;<br />
Dr.-Ing. Manuela Osterthun, Hafentechnische Gesellschaft e.V.;<br />
Rechtsanwalt Jens Schwanen, Sprecher der<br />
Geschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen<br />
Binnenschiffahrt e.V.;<br />
Dipl.-Ing. Joachim Zöllner, Fachbereichsleiter, Entwicklungszentrum<br />
für Schiffstechnik und Transport systeme e.V. Duisburg<br />
(DST), Duisburg.<br />
Redaktionsvorbehalt<br />
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung<br />
sowie der Übersetzung vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift<br />
darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder<br />
ein anderes Verfahren) ohne Genehmigung des Ver lages reproduziert<br />
werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung von Herausgeber, Redaktion oder Verlag<br />
wieder. Die Redaktion behält sich Änderungen an den Manuskripten<br />
vor. Die Redaktion lehnt jede Verantwortung für unverlangt<br />
eingesandtes Material (Manuskripte, Fotos, Grafiken etc.) ab.<br />
Fortführung der<br />
Binnenschiffahrt<br />
und Wasserstraßen<br />
Zeitschrift für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen<br />
(© Verein für Binnenschiffahrt und Wasserstraßen e.V.) im 130. Jahrgang<br />
Die Binnenschifffahrt ist offizielles Organ und Mitteilungsblatt für:<br />
Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg<br />
Deutscher Fähr-Verband, Rüdesheim<br />
Deutscher Wasserstraßen- und Schifffahrtsverein Rhein-Main-Do nau e.V., Nürnberg<br />
Europäische Binnenschifffahrts-Union, Brüssel, Rotterdam<br />
Hafentechnische Gesellschaft e.V., Hamburg<br />
Hafenschifffahrtsverband Hamburg e.V., Hamburg<br />
Moselkommission, Trier<br />
Permanent International Association of Navigation Congresses (PIANC)<br />
Verein für europäische Binnenschiffahrt und Was ser stra ßen e.V., Duisburg<br />
Zentralkommission für die Rheinschifffahrt, Straßburg)<br />
Verlag und Redaktion<br />
Schiffahrts-Verlag »Hansa« GmbH & Co. KG,<br />
Ballindamm 17, 20095 Hamburg<br />
Postfach 10 57 23, 20039 Hamburg<br />
Tel. +49 (0)40-70 70 80-02, Fax -2<strong>08</strong>,<br />
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Layout<br />
Sylke Hasse, Tel. +49 (0)40-70 70 80-207<br />
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Events | Layout<br />
Sylvia Schmidt, Tel. +49 (0)40-70 70 80-211 | Fax -214<br />
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Tel./Fax +49 (0)30-544 12 53,<br />
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Niederlande: Numij Media, Mark Meelker,<br />
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Die Binnenschifffahrt erscheint monatlich. Abonnementspreis<br />
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schriftlich beim Verlag möglich. Hö he re Gewalt ent bin det den<br />
Verlag von je der Lie fe rungs ver pflich tung. Er fül lungs ort und<br />
Gerichtsstand ist Hamburg.<br />
Druck: Lehmann Offsetdruck GmbH,<br />
Norderstedt<br />
Auflage<br />
kontrolliert<br />
Ausgewählte Programm-Tipps für September <strong>2017</strong><br />
Kurzfristige Programmänderungen sind möglich.<br />
Eine Flusskreuzfahrt durch Bayern<br />
Bayerisches Fernsehen, Freitag, 1. September, 17.00–17.30 Uhr<br />
Wracksuche in der Ostsee – Der alte Kutter MS »Potsdam« ist über<br />
Nacht verschwunden – vermutlich gesunken. Ein Unglück – oder wurde<br />
er versenkt? Menschen kamen nicht zu Schaden, aber Niemand weiß, wo<br />
das Schiff genau liegt und ob es eine Gefahr für die Schifffahrt darstellt.<br />
Das Wracksuchschiff »Deneb« soll das Wrack finden und vermessen.<br />
Phoenix, Freitag, 1. September, 18.00–18.30 Uhr<br />
Die letzte Fahrt – Spielfilm, Deutschland 2012<br />
hr fernsehen, Samstag, 2. September, 12.35–14.05 Uhr<br />
Meine Traumreise in die Karibik – Als Passagier auf einem Frachtschiff<br />
SWR Fernsehen, Samstag, 2. September, 17.00–17.30 Uhr<br />
Mega Shippers – Die Profis vom Frachthafen<br />
Discovery Channel, Sonntag, 3. September, 23.20–0.05 Uhr -TV-Serie<br />
(immer sonntags ab 23.15 Uhr)<br />
Satelliten weisen den Weg – Satellitennavigationssysteme<br />
SWR Fernsehen, Montag, 4. September, 7.15–7.30 Uhr<br />
Städte am Meer – Hamburg. Der Hamburger Hafen<br />
arte, Dienstag, 5. September, 10.50–11.40 Uhr<br />
Große Pötte und schwere Lasten – Malochen im Hamburger Hafen<br />
N24, Dienstag, 5. September, 21.05–22.00 Uhr<br />
Verrückt nach Fluss – Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />
Das Erste (ARD), Mittwoch, 6. September, 16.10–17.00 Uhr<br />
mareTV. Die Kieler Förde<br />
NDR Fernsehen, Donnerstag, 7. September, 21.00–21.45 Uhr<br />
Mare TV. Danziger Bucht<br />
arte, Freitag, 8. September, 17.45–18.35 Uhr<br />
Deutschland von oben – Folge 3 führt ans und übers Wasser.<br />
ZDFneo, Samstag, 9. September, 7.10–7.55 Uhr<br />
Meine Kindheit an der See<br />
NDR Fernsehen, Samstag, 9. September, 11.30–12.15 Uhr<br />
Schiff ahoi – Unterwegs auf deutschen Wasserstraßen. 7.000 km<br />
schiffbare Wasserstraßen, Flüsse und Kanäle, durchziehen Deutschland.<br />
Jedes Lastschiff spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es ersetzt<br />
etwa 150 Lkw, die unsere Autobahnen nun nicht verstopfen.<br />
Das Erste (ARD), Samstag, 9. September, 16.00–16.30 Uhr<br />
Echt was los bei den Cruise Days<br />
NDR Fernsehen, Samstag, 9. September, 20.15–21.45 Uhr<br />
Havarie auf der Ostsee. Einsatz für den Seenotkreuzer<br />
ZDFinfo, Sonntag, 10. September, 6.45–7.30 Uhr<br />
Sturmwarnung am Bodensee. Unterwegs mit der Wasserschutzpolizei<br />
ZDFinfo, Sonntag, 10. September, 7.30–8.15 Uhr<br />
Hamburger Hafen – Zollkontrolle! Große Pötte, viele Verstecke<br />
ZDFinfo, Sonntag, 10. September, 8.45–9.15 Uhr<br />
Die Hurtigruten. Sehnsuchtsreise zum Nordkap<br />
Phoenix, Montag, 11. September, 7.00–7.30 Uhr<br />
Belle France. Languedoc-Roussillon – Jean-Marc begeistert sich<br />
für die Flussschifferei und kämpft für die Wiederaufnahme der<br />
Frachtschifffahrt auf dem Canal du Midi.<br />
arte, Donnerstag, 14. September, 15.55–16.45 Uhr<br />
Das größte Containerschiff der Welt<br />
Discovery Channel, Freitag, 15. September, 10.10–11.00 Uhr<br />
Schiffswerft der Superlative<br />
Discovery Channel, Sonntag, 24. September, 18.00–18.45 Uhr<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 75
Michael Batz<br />
SPEICHERSTADT STORY<br />
Geschichten von Menschen und Handel<br />
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Hardcover • 24 x 28 cm • 288 Seiten<br />
zahlr. Farbfotos und historische Aufnahmen<br />
H (D) 29,95 • H (A) 30,80 • SFr* 41,90<br />
ISBN 978-3-7822-1277-9<br />
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HAMBURG • GENUSS • GESCHICHTE • KUNST • REISE • WERFTEN • REEDER • TECHNIK • KALENDER • REDUZIERTE AUSGABEN • E-BOOKS<br />
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koehler-books.de