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BS 08-2017

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Schiffstechnik<br />

Die »Dettmer Tank 140« ist ein Doppelhüllentankschiff der neuesten Generation, das mit doppelter Ruderanlage<br />

und doppeltem Lösch- und Ladesystem zum gleichzeitigen Transport von zwei Produkten ausgelegt ist<br />

Explosionsschutz auf Binnentankschiffen<br />

Eine Vielzahl der Binnentankschiffe befördert brennbare Flüssigkeiten, deren Gase und<br />

Dämpfe mit Luft schnell explosive Gemische bilden. Das Gefahrenpotenzial, das von<br />

solchen explosionsfähigen Gemischen ausgeht, wird durch die Einteilung in Explosionsgruppen<br />

beschrieben, nach denen sich die Flammendurchschlagsicherung richtet<br />

Binnentankschiffe unterliegen dem Europäischen<br />

Übereinkommen über die<br />

internationale Beförderung von gefährlichen<br />

Gütern auf Binnenwasserstraßen<br />

(ADN). Sie wurden in den vergangenen<br />

Jahren häufig mit Explosionsschutzarmaturen,<br />

sogenannten Flammendurchschlagsicherungen,<br />

der Explosionsgruppe<br />

IIB3 ausgestattet. Damit werden jedoch<br />

nicht alle Stoffe, die in der Tabelle C der<br />

ADN mit der Explosionsgruppe IIB gekennzeichnet<br />

sind, sicherheitstechnisch<br />

abgedeckt. Dem Sicherheitsausschuss<br />

der Wirtschaftskommission der Vereinten<br />

Nationen für Europa (United Nations<br />

Economic Commission for Europe – UN-<br />

ECE) wurde vom deutschen ADN-Sicherheitsausschuss<br />

der Vorschlag unterbreitet,<br />

die Stoffiste in Tabelle C hinsichtlich der<br />

Explosionsgruppen stärker zu differenzieren<br />

und eine explosionstechnische Absicherung<br />

der Schiffe auf der Grundlage der<br />

Normspaltweite (NSW) der zu transportierenden<br />

Stoffe festzulegen, wie es seit<br />

langer Zeit für Landanlagen geschieht.<br />

Während einer Tagung des UNECE Sicherheitsausschusses<br />

Ende Januar 2016 in<br />

Genf wurde diese Thematik diskutiert<br />

und festgelegt, dass in kommenden Versionen<br />

des ADN die Einträge der Explosionsgruppen<br />

in der Tabelle C differenziert<br />

werden. Mit der ADN <strong>2017</strong> müssen neue<br />

Binnentankschiffe mit Armaturen ausgerüstet<br />

werden, die die Flammendurchschlagsicherheit<br />

gegenüber den Stoffen<br />

der Stoffiste an Bord gewährleisten.<br />

Soll ein Schiff also z. B. Butanole (sec.-<br />

Butylalkohol) der UN 1120 befördern,<br />

sind Flammendurchschlagsicherungen<br />

der Explosionsgruppe IIB erforderlich.<br />

Im Umkehrschluss bedeutet das,<br />

wenn die Änderungen der Tabelle C der<br />

ADN eine Aktualisierung der Schiffsstoffiste<br />

eines Schiffes, das mit Armaturen<br />

der Explosionsgruppe IIB3 ausgerüstet<br />

ist, notwendig machen, beantragt der<br />

Schiffseigner diese bei der anerkannten<br />

Klassifikationsgesellschaft.<br />

Flammendurchschlagsicherungen<br />

Flammendurchschlagsicherungen werden<br />

in Europa seit 2010 nach der aktuell<br />

gültigen Norm EN ISO 16852 (Flammendurchschlagsicherungen<br />

– Leistungsanforderungen,<br />

Prüfverfahren und Einsatzgrenzen)<br />

geprüft und zugelassen. Eine<br />

derartige Flammendurchschlagsicherung<br />

wird demnach für eine bestimmte Explosionsgruppe<br />

geprüft. Armaturen, die für<br />

eine höhere Explosionsgruppe zugelassen<br />

wurden, sind auch für geringere Explosionsgruppen<br />

einsetzbar, so kann eine Armatur,<br />

die für IIB3 geeignet ist, auch für<br />

Stoffe der Explosionsgruppe IIA verwendet<br />

werden.<br />

Gemäß der EN ISO 16852 ist die Explosionsgruppe<br />

IIB nicht die übergeordnete<br />

Gruppe und die Explosionsgruppen<br />

IIB1, IIB2 und IIB3 keine Untergruppe<br />

der Gruppe IIB. Die Explosionsgruppe<br />

IIB bildet eine eigenständige Explosionsgruppe<br />

mit einer Normspaltweite (Englisch<br />

MESG maximum experimental safe<br />

gap), die kleiner als 0,65 mm und größer<br />

oder gleich 0,5 mm ist. Die Normspaltweite<br />

ist eine gemessene, sicherheitstechnische<br />

Kenngröße eines Stoffes.<br />

Typische Binnentankschiffe sind mit<br />

folgenden Flammendurchschlagsicherungen<br />

ausgerüstet:<br />

• Ladetanks oder Gassammelleitungen<br />

sowie Sloptanks: Deflagrations- und<br />

dauerbrandsichere Hochgeschwindigkeitsentlüftungsventile<br />

sowie deflagrationssichere<br />

Belüftungsventile.<br />

• Gassammelleitung: Deflagrations- und<br />

dauerbrandsichere Be- und Entlüftungshauben<br />

• Ladetanks: Detonationssicherungen<br />

• Kofferdämme: Deflagrationsendsicherungen<br />

Optional gibt es noch die Möglichkeit,<br />

deflagrationssichere Armaturen für den<br />

Kondensatablass zu installieren. Da reine<br />

Kohlenwasserstoffe ein anderes Brandverhalten<br />

aufweisen als z. B. Alkohole,<br />

muss darauf geachtet werden, dass dauerbrandsichere<br />

Endarmaturen mit stati-<br />

32 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8

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