BS 08-2017
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Logistik<br />
Genug Kohle für die Binnenschifffahrt?<br />
Die Kohle gehört mit einem Transportvolumen von über 30 Mio. t pro Jahr zu den<br />
wichtigsten Transportgütern der Binnenschifffahrt. Doch Energiewende und Stahlkrise<br />
sorgen für sinkende Mengen. Die Importeure bleiben jedoch zuversichtlich<br />
Von Martin Heying<br />
Den Vorsitzenden des Vereins der Kohleimporteure (VDKi),<br />
Wolfgang Cieslik, sorgt das schrumpfende Volumen nicht:<br />
»Die Steinkohle wird auch über 2050 hinaus ein wichtiges Transportgut<br />
bleiben, denn sie wird einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität<br />
leisten müssen.«<br />
Franz-Josef Wodopia vom Gesamtverband Steinkohle stellte<br />
die aktuellen Zahlen vor. Danach ging die Steinkohleförderung<br />
2016 weltweit um 3,8% auf 6,7 Mrd.t zurück. Allein in China verringerte<br />
sich die Förderung um 185 Mio.t und in den USA um<br />
147 Mio.t. Während in den USA der Schiefergas-Boom und mit<br />
relativ hohen Kosten verbundene hohe Preise der Grund für den<br />
Rückgang waren, waren in China die Schließungen unsicherer<br />
Bergwerke dafür verantwortlich. Allerdings stiegen die Importe<br />
in China gleichzeitig auf 124 Mio.t.<br />
Ansonsten ist die Steinkohleförderung weltweit gestiegen: In<br />
Kolumbien um 5,8%, in Russland und Australien um 2,9% in Indien<br />
um 2,1% und in Indonesien um 1,2%. Das belege den wachsenden<br />
Kohlebedarf weltweit, so Wodopia. Der seewärtige Handel mit<br />
Kraftwerkskohle habe sich entsprechend auch nur um 0,7% verringert.<br />
Der seewärtige Handel mit Kokskohle schrumpfte um 5,2%.<br />
Die Kohlepreise hätten sich erfreulicherweise stabilisiert. Damit<br />
sei Importkohle vor allem für Deutschland ein wettbewerbsfähiger<br />
und zuverlässiger Energieträger. Die erneuerbaren Energieerzeuger<br />
könnten zudem nach wie vor eine sichere Versorgung nicht<br />
allein gewährleisten. Deshalb werde thermische Kraftwerksleistung<br />
auch weiterhin eine wesentliche Säule der Energieversorgung<br />
darstellen. Steinkohle sei dafür ein idealer Partner, denn die Ursprungsländer<br />
seien krisensicher über den Globus verteilt.<br />
Wodopia kam dann auf die Sektoren Kopplung zu sprechen, die<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie folgendermaßen<br />
definiert wird: »Sektorkopplung ist die Nutzung von erneuerbarem<br />
Strom im Wärmesektor, im Verkehrssektor und in industriellen<br />
Prozessen.« Diese Sektorenkopplung, die die erneuerbaren<br />
Energien in die wichtigsten energieverbrauchenden Bereiche bringen<br />
soll, werde zunehmend mehr Backupkapazitäten erforderlich<br />
machen als heute, um das schwankende Angebot der erneuerbaren<br />
Energieträger auszugleichen, betonte Wolfgang Cieslik.<br />
Es sei volkswirtschaftlich sinnvoll, bestehende Kraftwerkskapazitäten<br />
zur Stabilisierung des Netzes zu nutzen. Und das trotz<br />
der Reduzierung von Gas und Kohle in der Stromproduktion.<br />
Diese geht nämlich stetig voran. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur<br />
sind in 2016 insgesamt 19 Kraftwerksblöcke mit einer<br />
installierten Leistung von 4.772 MW vom Netz gegangen. Doch<br />
Cieslik beschwichtigt: Es seien etwa 70 weitere Pumpspeicherkraftwerke<br />
nötig, um die die Überproduktion von erneuerbaren<br />
Energieproduzenten zu speichern und um sie dann in Dunkelflauten<br />
wieder abzurufen. Daher werde die Steinkohle als Stabilisator<br />
erhalten bleiben. Vor allem für die Binnenschifffahrt und<br />
Ganzzüge werde sich in Bezug auf die Transportmenge auf Jahrzehnte<br />
wenig ändern, sagte Cieslik.<br />
M<br />
Foto: Martin Heying<br />
54 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8