BS 08-2017
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Logistik<br />
Chemische Industrie<br />
warnt vor Engpässen<br />
Die deutsche Chemieindustrie fordert<br />
dringend weitere Investitionen in die<br />
Infrastruktur des Landes: Die Substanz<br />
der Verkehrswege in Deutschland<br />
drohe andernfalls zu erodieren<br />
Der Zustand der Verkehrswege stelle<br />
für die transportintensive Industrie<br />
ein großes Problem dar. Logistikexperten<br />
der Branche hätten rund 60 Engpässe<br />
und Problemfälle im direkten Umfeld<br />
von Chemiestandorten identifiziert, hieß<br />
es bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz<br />
des Verbandes der Chemischen Industrie<br />
(VCI). Diese müssten vorrangig<br />
beseitigt werden.<br />
Aus Sicht des Verbandes sind zusätzliche<br />
Terminals nötig, die die verschiedenen<br />
Verkehrsträger besser verknüpfen.<br />
Als Beispiel gilt das Rhein-Main-Gebiet.<br />
Hier könne man für die Chemielogistik<br />
einen Knotenpunkt von der Straße<br />
auf das Binnenschiff einrichten und dadurch<br />
das Transportaufkommen im Ballungsraum<br />
entzerren. Die Rheinvertiefung<br />
steht ebenso auf der Agenda wie die<br />
Sanierug der vielfach maroden Schleusen<br />
an den deutschen Wasserstraßen. Schon<br />
vor Jahren hatte die Chemieindustrie<br />
eine eigene »Infrastrukturinitiative« gegründet,<br />
um ihren Forderungen besser<br />
Gehör zu verschaffen.<br />
Für die Digitalisierung und für neue<br />
Geschäftsmodelle brauche die Industrie<br />
zudem schnelle Datenverbindungen<br />
ins Internet. Der Breitbandausbau als<br />
technische Basis für diese Transformation<br />
müsse deutlich Fahrt aufnehmen –<br />
auch in der Fläche. VCI-Präsident Kurt<br />
Bock verwies darauf, dass viele der »Hidden<br />
Champions« aus dem Chemie-Mittelstand,<br />
der rund 1.900 Unternehmen<br />
umfasst, nicht in den Ballungszentren<br />
angesiedelt sind. »Unsere mittelständischen<br />
Firmen, aber auch ihre Kunden<br />
und Lieferanten, brauchen leistungsfähige<br />
Anschlüsse zum Internet, wenn sie<br />
mit Wettbewerbern in Indien und China<br />
künftig auf Augenhöhe bleiben wollen.«<br />
Die chemische Industrie gehört zu<br />
den größten Verladern für die Binnenschifffahrt.<br />
Die Geschäfte der drittgrößten<br />
Branche in Deutschland liefen zuletzt<br />
besser: Der Umsatz der chemisch-pharmazeutischen<br />
Industrie erhöhte sich in<br />
den ersten sechs Monaten des Jahres um<br />
rund 5% auf 96,9 Mrd. €. Dank einer hohen<br />
Kapazitätsauslastung (87%) und anziehender<br />
Ölpreise stiegen die Erzeugerpreise<br />
im Vergleich zum Vorjahr um<br />
3,5%. Die Produktion legte insgesamt um<br />
1,5% zu. Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen<br />
Interessen von rund 1.700 Unternehmen<br />
in Deutschland. Die Branche<br />
setzte 2016 rund 185 Mrd. € um und beschäftigte<br />
über 447.000 Mitarbeiter.<br />
In allen für die deutsche Chemie wichtigen<br />
Auslandsmärkten rechneten die<br />
Unternehmen bis ins kommende Jahr<br />
hinein mit einem stabilen Wirtschaftswachstum.<br />
Vor diesem Hintergrund erhöht<br />
der VCI seine Prognose für das Gesamtjahr<br />
<strong>2017</strong>: Er geht nun von einem<br />
Produktionswachstum von 1,5% (bisher<br />
52 Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8