BS 08-2017
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Seehäfen | Shortsea<br />
Asien erneut anlaufen, um Exportcontainer<br />
an Bord zu nehmen. Auf diese Weise<br />
würden die Frachter ihre Auslastung erhöhen,<br />
denn sie könnten auch vollbeladen<br />
wieder auslaufen. Der Hafen Rotterdam<br />
assistiere dabei, indem er Rabatte für den<br />
Zweitanlauf gewähre, sagt Hoogsteden.<br />
Zuletzt hatte Rotterdam mit Verzögerungen<br />
bei den Abfertigungen zu kämpfen,<br />
Binnenschiffe waren besonders betroffen.<br />
Dem Vernehmen nach hat es teilweise<br />
bis zu 120 Stunden gedauert, bis sie bedient<br />
wurden. Ähnliches war auch in Antwerpen<br />
zu beobachten. Hoogsteden führt das<br />
auf das allgemein höhere Güteraufkommen<br />
zurück, aber vor allem auf die sich ändernden<br />
Fahrpläne der neuen Allianzen.<br />
Die Verzögerungen hätten begonnen, als<br />
neue Dienste eingeführt worden seien. In<br />
diesem Zusammenhang habe es zahlreiche<br />
Extraanläufe von Seeschiffen gegeben, die<br />
sich gebündelt hätten, was zusätzliche Kapazitäten<br />
an den Terminals erfordert hätte.<br />
Wenige Wochen später kam dann auch<br />
noch der aufsehenerregende Hackerangriff<br />
hinzu, von dem zwei APMT-Terminals<br />
direkt betroffen waren. Dadurch<br />
standen für gewisse Zeit nicht alle Kapazitäten<br />
zur Verfügung. Man habe daher<br />
kurzfristig für neue Binnenschiffsliegeplätze<br />
gesorgt und die handelnden Akteure<br />
zusammengebracht, um bessere<br />
Notfallpläne zu entwickeln.<br />
Wann sich die Situation verbessere,<br />
habe damit zu tun, wann die vom Hackerangriff<br />
betroffenen Umschlaganlagen<br />
wieder ihre volle Leistung erreichten.<br />
Es brauche in jedem Fall Zeit, bis die<br />
Terminals die Verzögerungen aufholen<br />
könnten. Schließlich kämen dann viele<br />
Schiffe in kurzer Zeit, die alle abgefertigt<br />
werden müssten. Auch das könne noch<br />
zu Verzögerungen im Betriebsablauf führen,<br />
so Hoogsteden.<br />
Schon bei Inbetriebnahme der beiden<br />
großen Terminals auf der Maasvlakte 2 im<br />
Jahr 2012 brauchte es eine längere Anlaufzeit,<br />
bis die Umschlageinrichtungen ihre<br />
volle Leistung erreichten. Auch damals<br />
folgten Verzögerungen. Ab Mitte letzten<br />
Jahres hätten das Rotterdam World Gateway<br />
(RWG)-Terminal und das AMPT II<br />
diese Phase überwunden, sodass sie nun<br />
das steigende Warenaufkommen bewerkstelligen<br />
können, sagt der Niederländer.<br />
»Das Warenaufkommen auf den<br />
bestehenden Shortsea-<br />
Verbindungen wird steigen«<br />
Emile Hoogsteden, Vice President Container,<br />
Hafen Rotterdam<br />
Die zusätzlichen Terminalkapazitäten sind<br />
aber nur eine von mehreren Maßnahmen<br />
des Hafens, um dem steigenden Güteraufkommen<br />
gerecht zu werden. Auch an der<br />
Infrastruktur wurde gearbeitet. So wurde<br />
die Kapazität auf der Autobahn A15, die bis<br />
zur Maasvlakte 2 führt, durch zusätzliche<br />
Fahrspuren verdoppelt, erklärt Hoogsteden.<br />
Das hätte die Bildung von Staus drastisch<br />
reduziert. Darüber hinaus wurden<br />
zusätzliche Binnenschiffsliegeplätze geschaffen<br />
und die Eisenbahn ausgebaut. Gegenwärtig<br />
arbeitet der Hafen an einer Vereinbarung<br />
mit den Terminalbetreibern,<br />
zur Funktionsweise der neuen Container<br />
Exchange Route. »Wenn alles gut geht, sollten<br />
wir am Jahresende mit dem Bau beginnen<br />
können«, blickt Hoogsteden voraus.<br />
Einen immer größeren Stellenwert bekommen<br />
Shortsea-Verkehre. Das im Bereich<br />
Eemhaven lokalisierte Rotterdam<br />
Shortsea Terminal (RST) baut die Kapazitäten<br />
aus. Dies sei nötig, um das starke<br />
Wachstum in dem Segment zu bedienen.<br />
Insbesondere Ziele auf der iberischen<br />
Halbinsel gewinnen an Bedeutung.<br />
In der Vergangenheit seien die Waren<br />
hauptsächlich per Lkw dorthin gebracht<br />
worden, nun werde vermehrt das Schiff<br />
genutzt, so der Containerspezialist. Darüber<br />
hinaus hätten sich die Fahrtgebiete<br />
Skandinavien, Baltikum, Großbritannien<br />
und Irland positiv entwickelt.<br />
Hoogsteden geht davon aus, dass das<br />
Warenaufkommen auf den bestehenden<br />
Verbindungen ansteigen wird. Neue Destinationen<br />
erwartet er weniger.<br />
Wie viel Container Rotterdam in diesem<br />
Jahr insgesamt umschlagen könnte, will er<br />
jedoch nicht prognostizieren. Gegenwärtig<br />
habe er aber den Eindruck, dass die einund<br />
auslaufenden Schiffe besser ausgelastet<br />
seien. Daher sei der Ausblick viel versprechend.<br />
Dennoch sei der Wettbewerb unter Europas<br />
Häfen hart. Als Hauptkonkurrenten<br />
sieht Hoogsteden Antwerpen und die<br />
deutschen Häfen, hier vor allem Hamburg.<br />
Der JadeWeserPort scheine nach<br />
längeren Anlaufschwierigkeiten langsam<br />
in Fahrt zu kommen, was die Anläufe der<br />
großen Allianzen verdeutlichen würden.<br />
»In den kommenden Jahren rechnen<br />
wir damit, dass alle Liniendienste zwischen<br />
Europa und Fernost von Schiffen<br />
mit Kapazitäten zwischen 18.000 und<br />
20.000 TEU bedient werden«, so Hoogsteden.<br />
Dass bedeute zwar, dass Rotterdam<br />
im Containerumschlag auch künftig<br />
stark sein werde. Allerdings werde man<br />
auch weiter um Warenmengen kämpfen<br />
und eine möglichst hohe Effzienz und<br />
Qualität sicherstellen müssen. M<br />
Binnenschifffahrt – ZfB – <strong>2017</strong> – Nr. 8 59