Gesundsitzen Ausgabe 2016/2017
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2016/2017
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Gesundheit<br />
Schlanke Alternative zum Spital<br />
Visionäre Ideen braucht die Spitallandschaft: 2010 hat Michael Stamm –<br />
zuvor langjähriger Anästhesiearzt und Intensivmediziner an verschiedenen<br />
Spitälern – das Operationszentrum Burgdorf gegründet. Sein Konzept:<br />
Ambulant operieren, Kosten senken und dabei angenehm anders sein.<br />
Text: Rea Wittwer / Fotos: Rea Wittwer, OZB<br />
Wieso kann die Solaranlage auf dem Dach Sonnenstrahlen<br />
zu Energie umwandeln, wie funktioniert die Quantenphysik<br />
und was war eigentlich vor dem Urknall? Es<br />
gibt Gebiete, in denen wir uns nicht auskennen müssen.<br />
Es gibt aber auch Dinge, zu denen wir uns keine Gedanken<br />
machen, «weil es schon immer so war», die aber<br />
unangenehm sind und die wir schnell loswerden wollen.<br />
Wer von Krampfadern geplagt ist oder eine Brustverkleinerung<br />
machen möchte, geht zum Hausarzt oder<br />
zu einem Spezialisten, der wiederum an ein Spital weiterverweist,<br />
welches die Operation durchführt. Normalerweise.<br />
Und normalerweise sind wir einige Tage im<br />
Spital, die meiste Zeit davon wartend. Wir warten vor<br />
und während des Eintritts, warten auf den Arzt, der mit<br />
uns die Operation bespricht. Später warten wir darauf,<br />
dass es losgeht – und wenn wir aus der Narkose aufwachen,<br />
ins Zimmer geschoben werden und der Schmerz<br />
angekrochen kommt, warten wir darauf, bis wir endlich<br />
nach Hause dürfen. In die eigenen vier Wände, wo wir<br />
uns am wohlsten fühlen. Doch dazwischen liegt mindestens<br />
eine Nacht – eine lange Wartezeit. Weil das aber<br />
einfach so ist, nehmen wir es hin und machen uns nicht<br />
viel Gedanken darüber. Obwohl es Alternativen zum<br />
Spital gäbe und es Sinn macht, sich mit dem Gebiet<br />
etwas vertraut zu machen.<br />
Ambulant statt stationär<br />
«Es gibt eine grosse Palette an Operationen, die ambulant<br />
statt stationär durchgeführt werden können», so<br />
Michael Stamm, medizinischer Leiter und Geschäftsführer<br />
des Operationszentrums Burgdorf. «Dazu gehören<br />
Narben- und Weichteilkorrekturen, Hals-Nasen-<br />
Ohren-Operationen, Brust- und Leistenbruchoperationen,<br />
Kniespiegelungen oder eben Krampfadern.» Stamm<br />
sieht gleich mehrere Vorteile der ambulant durchgeführten<br />
Operationen gegenüber stationären Eingriffen im<br />
Spital: «Die Ausfallzeit der Patienten zu Hause oder am<br />
Arbeitsplatz ist kürzer und der organisatorische Aufwand,<br />
welcher die Abwesenheit mit sich bringt, ist geringer.<br />
Im vertrauten Umfeld erholen sich die Patienten<br />
schneller, und die Gefahr, sich mit Krankenhauskeimen<br />
anzustecken, ist kaum vorhanden.»<br />
Es gibt noch einen weiteren Vorteil, der sich vor allem<br />
auf die gesamten Gesundheitskosten auswirkt: Wird<br />
eine Operation ambulant – ob in einem Operationszentrum<br />
oder in einem Spital – durchgeführt, sind die Kosten<br />
für das Gesundheitssystem massiv kleiner als bei<br />
stationärer, mehrtägiger Behandlung. Konkret: Eine<br />
Krampfadern-Operation kostet ambulant rund 2600<br />
Franken, stationär belaufen sich die Kosten auf rund<br />
7400 Franken. Bei einer Zusatzversicherung steigen die<br />
Kosten sogar auf 20 000 Franken. «Für ambulante Ope<br />
Michael Stamm<br />
gesundsitzen<br />
– 47 – <strong>2016</strong>/<strong>2017</strong>