Gesundsitzen Ausgabe 2016/2017
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2016/2017
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Gesundheit Inhalt<br />
Wenn der Kopfschmerz nicht<br />
alleine kommt<br />
Kopfschmerzen sind unangenehm, oft kann aber eine Tablette oder etwas<br />
Ruhe Abhilfe schaffen. Migräne jedoch, besonders jene mit Begleiterscheinungen,<br />
kann zu grösseren Beeinträchtigungen des Alltags führen, bedarf einer ärztlichen<br />
Abklärung und der Detektivarbeit nach einer individuellen Therapieform.<br />
Text: Rea Wittwer / Foto: iStock<br />
Ein flaues Gefühl, Schwindel oder ein diffuser Druck<br />
im Kopf. Wenig später dann Punkte oder Zickzack-Linien<br />
vor den Augen – sogenannte Flimmerskotome oder<br />
Fortifikationen. Die Figuren bewegen sich nervös, werden<br />
grösser und beeinträchtigen die Sicht bis zu 100 %.<br />
Der Spuk dauert 30 Minuten, selten kürzer oder länger.<br />
Was danach kommt, ist Betroffenen klar: Ein starker,<br />
pochender oder druckartiger Kopfschmerz, manchmal<br />
starke Übelkeit und Erbrechen. Das Phänomen heisst<br />
Migräne mit Aura. Doch die Flimmerskotome sind nur<br />
eine mögliche Begleiterscheinung von vielen: Sprachstörungen,<br />
kurzzeitige Lähmungserscheinungen in<br />
Extremitäten, Geruchssensibilität oder andere neurologische<br />
Ausfälle können eine Migräne mit Aura mit sich<br />
bringen.<br />
Kein Frauenleiden: Auch Männer sind betroffen von Migräne.<br />
Ausgelöst werden Migränesymptome durch einen elektrischen<br />
Sturm in der Grosshirnrinde. Die Ursache ist<br />
relativ unbekannt. Dieser «Sturm»<br />
erfasst Stammhirn und Hirnnervenkerne.<br />
Über Blutgefässnerven wird<br />
die Durchblutung der Hirnhäute<br />
beeinflusst, was die Kopfschmerzen<br />
auslösen soll. Schokolade, Käse, Alkohol,<br />
Föhnlage, Hormone oder unregelmässiger<br />
Schlaf gelten im<br />
Volksmund als mögliche Auslöser,<br />
wobei Betroffene individuelle Erfahrungen<br />
mitbringen. Wahrscheinlich<br />
ist es die Kombination von mehreren<br />
Triggern, die einen Anfall auslösen.<br />
Wer unter Migräne mit Aura leidet,<br />
kann nicht viel und doch eine ganze Menge dagegen<br />
tun. Ein einziges Rezept gibt es nicht, Betroffene müssen<br />
selber herausfinden, was hilft und gut tut. Die Palette<br />
reicht von prophylaktischen Medikamenten über<br />
akute Anfallsbehandlung bis zu vorbeugenden Heilmethoden.<br />
Auch eine regelmässige Einnahme von Magnesium<br />
und genug Entspannung sind wichtig.<br />
«Was mir persönlich geholfen hat:<br />
Stressbewältigung und Entspannung<br />
dank Yoga, Medi tation und<br />
Erholung. Auch hab ich an<br />
mir selber gearbeitet, mithilfe von<br />
Kinesiologie, Akupunktur<br />
und Gesprächstherapie. Im Moment<br />
hält sich alles still, das geniesse<br />
ich enorm!»<br />
Andrea Weiss, 36<br />
Die Anfallsbehandlung wirkt je eher, desto besser. Paracetamol<br />
oder Acetylsalicylsäure (wie Aspirin) werden<br />
in einer Dosis von einem Gramm<br />
eingesetzt, die Wirkung ist untersucht<br />
und bewiesen. Triptane,<br />
welche Serotoninrezeptoren aktivieren<br />
und auf verschiedenen<br />
Ebenen der Migräneentstehung<br />
wirken sollen, helfen in manchen<br />
Fällen ebenso. Triptane sind rezeptpflichtig,<br />
eine gründliche<br />
ärztliche Abklärung ist daher<br />
sowieso notwendig.<br />
Wer die Migräne aus einem anderen<br />
Blickwinkel anschauen<br />
und nicht nur Medikamente einwerfen<br />
möchte, dem stehen viele<br />
Wege offen: Akupunktur, Ernährung, Shiatsu, Kinesiologie<br />
oder regelmässige Entspannungsübungen sind nur<br />
einige alternative Therapieformen. Am besten beginnt<br />
man mit einer Therapieform, die einem nah ist und mit<br />
der man spürt, was es mit Körper und Geist macht.<br />
Hauptsache, der Kopf bleibt schmerzfrei!<br />
gesundsitzen<br />
– 54 – <strong>2016</strong>/<strong>2017</strong>