STADTBLATT Oktober 2022
Das STADTBLATT ist die führende und verkaufsstärkste Stadtillustrierte für Osnabrück und Umgebung. #stadtblattosnabrück #stadtblatt #osnabrück www.stadtblatt-osnabrueck.de
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Songwriter entwickelten. Nach der<br />
Auflösung 2007 veröffentlichte Distelmeyer<br />
2009 das Solo-Album „Heavy“.<br />
Sechs Jahre später folgte sein erster<br />
Roman „Otis“. 2016 erschien das zweite<br />
Album „Songs From The Bottom,<br />
Vol.1“, auf dem ausschließlich englischsprachige<br />
Coverversionen zu hören<br />
waren. Im Juli kam „Gefühlte<br />
Wahrheiten“ heraus, ein Songzirkel<br />
aus Liebes- und Lebenshymnen zwischen<br />
Disco, Country und Pop.<br />
Von der Originalbesetzung von Die<br />
Sterne ist nach 31 Jahren nur noch<br />
Frank Spilker, auch aus Ostwestfalen<br />
stammend, übrig. Seine Band stach<br />
immer dadurch heraus, dass in den<br />
Songs explizit R&B und Soul ihren<br />
Platz hatten. „Posen“, das Album von<br />
1996, ist wahrscheinlich eines der<br />
wichtigsten der „Hamburger Schule“.<br />
Auch Spilker reüssierte als Schriftsteller,<br />
und zwar 2013 mit dem schön<br />
betitelten Roman „Es interessiert<br />
mich nicht, aber das kann ich nicht<br />
beweisen“. Das ist reinster „Hamburger-Schule“-Duktus.<br />
Seit 2018 sieht<br />
Spilker Die Sterne weniger als Band,<br />
denn als Kollaboration. 2020 erschien<br />
„Die Sterne“, jüngst „Hallo Euphoria“.<br />
Zur aktuellen Besetzung gehören<br />
neben Spilker Philipp Janzen und Philipp<br />
Tielsch (beide Von Spar), Dayan<br />
Valdés (The Blood Arm) und der Filmkomponist<br />
Max Knoth. Der Krautpop-<br />
Einfluss von den Von-Spar-Mitgliedern<br />
ist hörbar, Spilker textete spontaner<br />
denn je, die Songs sind mal Funk, mal<br />
streicherverhangene Ballade.<br />
Im März 1995 sorgte eine junge<br />
Band namens Tocotronic mit ihrem<br />
Debüt „Digital ist besser“ dafür, dass<br />
die „Hamburger Schule“ massig Fahrt<br />
aufnahm. Dirk von Lowtzow, Jan Müller<br />
und Arne Zank waren die erklärten<br />
Lieblinge des „Spex“-Magazins und<br />
prägten mit Songs und Auftreten die<br />
Szenerie, Trainingsjacken, Cordhosen<br />
und Seitenscheitel inklusive.<br />
Waren die Tocotronic-Anfänge noch<br />
eher im sloganhaften Gitarren-Indie<br />
verhaftet, wurden die Veröffentlichungen<br />
mit „K.O.O.K.“ (1999) introvertierter,<br />
die Texte bildhafter und poetischer.<br />
Die Alben zwischen 2005 und<br />
2010 werden heute als „Berliner Trilogie“<br />
bezeichnet.<br />
Thees Uhlmann (Tomte), damaliger<br />
Band-Roadie, veröffentlichte 2000 die<br />
Tocotronic-Tagebücher „Wir könnten<br />
Freunde werden“. Sänger, Gitarrist und<br />
Texter Dirk von Lowtzow brachte 2019<br />
eine als Enzyklopädie getarnte Selbstbeschreibung<br />
namens „Aus dem<br />
Dachsbau“ heraus. Im Januar erschien<br />
das dreizehnte Album „Nie wieder<br />
Krieg“, mit dem Tocotronic jetzt auf<br />
Tour sind.<br />
P 8.10.<strong>2022</strong>, Die Sterne, Kleine Freiheit<br />
www.kleinefreiheit.info<br />
P 9.10.<strong>2022</strong>, Jochen Distelmeyer,<br />
Bastard Club<br />
www.bastardclub.de<br />
P 19.10.<strong>2022</strong>, Tocotronic, Bielefeld,<br />
Lokschuppen<br />
www.lokschuppen-bielefeld.de<br />
the<br />
final<br />
bid<br />
Michael Pinsky<br />
www.draiflessen.com<br />
30.10.<strong>2022</strong> — 26.02.2023<br />
sperren. Die Menschen, die meine Platten<br />
hören und zu den Konzerten kommen, sind<br />
in dieser Hinsicht viel freier und selbstbewusster.<br />
Ich sehe hinter solchen Begriffen<br />
eher unbeholfene Versuche, sich dem anzunähern,<br />
was ich mache, ohne sich wirklich<br />
darauf einzulassen. Das ist eine Form von<br />
Abwehr, die auch mit einer Angst vor den eigenen<br />
Gefühlen zu tun hat.<br />
<strong>STADTBLATT</strong>: In dem akustischen Blues<br />
„Manchmal“ erzählst Du von deinem Umzug<br />
nach Berlin vor über zehn Jahren. Schlägt<br />
sich der pulsierende Rhythmus dieser Stadt<br />
in deiner Musik nieder?<br />
JOCHEN DISTELMEYER: Das pulsierende<br />
Berlin vielleicht nicht so, aber die Weite des<br />
Himmels über der Stadt. Die Art, wie das Licht<br />
auf Berlin fällt, wie es die Leute, wenn es Frühling<br />
wird, auf die Straßen zieht. Die Schönheit<br />
der Begegnungen. Die schiere Dimension der<br />
Stadt. Berlin ist so groß und die Straßen so<br />
weit, dass du für gewöhnlich viel größer sein<br />
musst in deiner Musik, um überhaupt gehört<br />
und gesehen zu werden. Darum sind hier die<br />
Beats und Bässe so fett und die Outfits gern<br />
schrill. Ich wollte mit „Gefühlte Wahrheiten“<br />
eher das Gegenteil und dabei verbindlicher<br />
und konkreter werden. Umso schöner, dass<br />
das in dieser Stadt, in der ich jetzt lebe und<br />
die ich sehr mag, hingehauen hat.<br />
<strong>STADTBLATT</strong>: Und in „Zurück zu mir“ geht<br />
es um Nazis, falsche Götter, verirrte Seelen,<br />
den Klimawandel.<br />
JOCHEN DISTELMEYER: Das Stück handelt<br />
von der Hybris des Homo Sapiens; davon,<br />
wie er glaubt, diese Welt in seinem globalkapitalistischen<br />
Größenwahn bewohnen zu<br />
können. Was Klimawandel und Umweltkatastrophen<br />
nicht gelang, schafft dann ausgerechnet<br />
das kleinste vorstellbare Virus-<br />
Teilchen, das die Menschen an ihre Verletzlichkeit<br />
und Hilfsbedürftigkeit erinnert. Die<br />
Maßnahmen, und die Art, wie die Gesellschaft<br />
damit umgeht, passt für mich auf eine<br />
Art ins Bild. Ein bisschen mehr Demut, Bescheidenheit<br />
und Verständnis füreinander<br />
stünde einigen gut zu Gesicht – und sich<br />
nicht zu verlieren in scheinwissenschaftlicher<br />
Demagogie, Populismus und machtpolitischen<br />
Sperenzchen.<br />
<strong>STADTBLATT</strong>: 2018 sagtest Du in einem Interview<br />
über Blumfeld, dass ihr bei den Proben<br />
auch neues Material entwickelt. Was<br />
müsste passieren, dass es irgendwann eine<br />
neue Blumfeld-Platte gibt?<br />
JOCHEN DISTELMEYER: Unsere letzten<br />
Konzerte waren wirklich ein Fest. Alle hatten<br />
Bock. Dass es vielleicht irgendwann eine<br />
neue Blumfeld-Platte gibt, ist also nicht<br />
auszuschließen. Aber für mich hat erstmal<br />
„Gefühlte Wahrheiten“ Priorität. Mit dem<br />
Album schließt sich ein Kreis, der sich mit<br />
„Heavy“ und dem Roman „Otis“ eröffnet<br />
hat. Jetzt bin ich froh, im Herbst damit auf<br />
Tour gehen zu können.<br />
INTERVIEW: OLAF NEUMANN<br />
07./08./09./14./15./16. <strong>Oktober</strong> <strong>2022</strong>, 19.30 Uhr<br />
Plektrum, Caprivistraße 3, 49076 Osnabrück<br />
Institut für Musik, Hochschule Osnabrück<br />
Karten unter: linktr.ee/sohocinders<br />
Zum ersten Mal in deutscher Sprache<br />
<strong>STADTBLATT</strong> 10.<strong>2022</strong> 23