Swissmechanic_Journal_2023-01
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Die Zukunft der Events:<br />
Real-digitale Resonanz<br />
Virtuelle und hybride Events sind inzwischen fester<br />
Bestand teil der neuen Normalität. Damit verändern sich<br />
zugleich die Spielregeln der Event-Branche: In Zukunft<br />
müssen Formate passgenau auf individuelle Motive und<br />
Bedürfnisse angepasst werden, analysiert Anja Kirig. –<br />
Ein Auszug aus der Studie «Valuetainment – Die transformative<br />
Kraft der Unterhaltung».<br />
W<br />
Quelle: zukunftsinstitut.de<br />
ährend der Coronakrise bewies<br />
die Veranstaltungsbranche ihre Flexibilität<br />
und Innovationskraft: Allein im<br />
Frühling 2020 stieg die Anzahl digitaler<br />
Events um 1000 Prozent an. Es begann –<br />
gezwungenermassen – eine neue Ära der<br />
Begegnung und des Events, die Vokabel<br />
«hybrid» avancierte zum Synonym für<br />
Zukunftsfähigkeit.<br />
Analog, digital, hybrid – in der postpandemischen<br />
Welt werden alle drei Veranstaltungsformen<br />
ihre Berechtigung haben.<br />
Viel entscheidender als die Aufteilung<br />
in unterschiedliche Sphären ist eine<br />
andere, grundlegende Perspektive:<br />
die Frage nach den Motiven der Teilnehmenden<br />
und nach der Ermöglichung<br />
von Resonanzerfahrungen. Im Zentrum<br />
steht dabei das Wissen um die individuellen<br />
und kollektiven Erwartungen und<br />
Motive, mit denen Menschen Veranstaltungen<br />
buchen und besuchen. Erst dieses<br />
Verständnis ermöglicht es, Events<br />
passgenau zu gestalten und zu bespielen<br />
– von exklusiven, nur analog zugänglichen<br />
Veranstaltungen über niederschwellige,<br />
real-digitale Zugänge bis zu<br />
vollständig virtuellen Events im Metaversum.<br />
Hunger nach physischer Begegnung<br />
Ein zentraler Treiber für die Ansprüche<br />
an das Event der Zukunft ist der Hunger<br />
nach physischer Begegnung: der Austausch,<br />
das spürbare Teilen eines gemeinsamen<br />
Raums, einer gemeinsamen<br />
Erfahrung. Besonders hoch ist dieses<br />
Resonanzerleben, wenn ein «affiliative<br />
social engagement» stattfindet:<br />
wenn die gefühlte Zugehörigkeit zu einer<br />
Gruppe auch eine körperliche Reaktion<br />
initiiert, im besten Fall synchron mit<br />
anderen Teilnehmenden, etwa als gemeinsames<br />
Lachen, Klatschen oder<br />
Sich-Erschrecken.<br />
Solche Formen des physischen Spürens,<br />
der kollektiven Spontaneität und der<br />
Raumerfahrung lassen sich primär im<br />
Analogen erfahren, sind aber zunehmend<br />
auch im Kontext von virtuellen<br />
Events möglich – die längst nicht mehr<br />
auf Webcams und Headphones beschränkt<br />
sind. Technologien der Extended<br />
Reality – die Verknüpfung von realen<br />
und virtuellen Umgebungen – sowie<br />
komplexe Mensch-Maschine-Interaktionen<br />
ermöglichen neue räumliche und<br />
sinnliche Erfahrungen.<br />
Immersive Technologien<br />
So unterstützen Virtual Reality und Augmented<br />
Reality Veranstaltende nicht nur<br />
dabei, Inhalte weltweit anzubieten, sondern<br />
erschliessen Teilnehmenden durch<br />
immersives Erleben auch neue Dimensionen<br />
von Resonanzerfahrungen. Im «Internet<br />
der Sinne» soll sogar das Fühlen,<br />
Riechen und Schmecken virtuell erlebbar<br />
werden. Dies eröffnet auch neue Perspektiven<br />
für touristische und kulturelle<br />
Events. Mittels immersiver Technologien<br />
wird etwa die Aura kultureller Schätze<br />
– insbesondere Objekte oder Orte, die<br />
gefährdet, bereits zerstört oder überlaufen<br />
sind – auf neue Weise sinnlich erlebbar,<br />
inklusive kollektiver räumlicher Erfahrungen,<br />
etwa mithilfe von Blue-<br />
Screen-Räumen.<br />
Demokratisierungsprozess<br />
Im Zuge der Coronakrise durchliefen viele<br />
kulturelle Events einen Demokratisierungsprozess.<br />
Weltweit konnten Interessierte<br />
an virtuellen Museumstouren und<br />
Fachdiskussionen teilnehmen – und so<br />
an Kunst- und Kulturerlebnissen teilhaben,<br />
die ihnen zuvor verschlossen geblieben<br />
waren. Die zahlreichen kreativen<br />
Ideen und Konzepte, die im Kontext<br />
der Pandemie verwirklicht wurden, haben<br />
die Kultur- und Museumslandschaft<br />
nachhaltig verändert.<br />
Zwar hatten Museen schon lange vor Corona<br />
ihren Wirkradius erweitert – als<br />
Event-Locations für Musik, Workshops,