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„Es ist sehr traurig“<br />
Linz Textil Landeck: Betrieb in der letzten industriellen Spinnerei Österreichs eingestellt<br />
Diese Woche wurde die Produktion von Baumwollgarn in der<br />
Spinnerei Landeck eingestellt. Nach mehr als <strong>12</strong>0 Jahren schließt eine<br />
Fabrik, die einst bis zu 800 Arbeitsplätze geboten hat.<br />
Von Daniel Haueis<br />
Es ist ein Kapitel österreichische<br />
Industriegeschichte, das in Landeck<br />
diese Woche beendet wird: Die Spinnerei<br />
Landeck stellt die Produktion<br />
ein. 1901 vom Schweizer Industriellen<br />
Johannes Paravicini gegründet,<br />
war sie angeblich die erste Fabrik in<br />
Europa mit elektrischen Zwirn- und<br />
Spinnmaschinen – der Strom kam<br />
damals aus dem Kraftwerk Wiesberg<br />
(das nun in Besitz der Donau Chemie<br />
ist). Und dieser elektrische Strom ist<br />
es, der das Ende der Fabrik in Landeck<br />
besiegelt hat: Die Linz Textil,<br />
die seit 1994 im Besitz der Fabrik in<br />
Bruggen ist, war angesichts der gestiegenen<br />
Energiekosten „chancenlos<br />
gegen Mitbewerber“, wie Mag. Friedrich<br />
Schopf erklärt. Der Vorstand<br />
der Linz Textil Holding AG und Geschäftsführer<br />
der Linz Textil GmbH<br />
kann nur bedauern: „Es ist sehr traurig,<br />
… aber die hohen Energiekosten<br />
haben zur Schließung geführt.“ So<br />
endet mit dem ehemaligen „Vorzeigebetrieb“<br />
(Schopf) auch die Textilindustrie<br />
in Landeck, die Spinnerei<br />
bot zu den besten Zeiten bis zu 800<br />
Arbeitsplätze.<br />
<strong>LA</strong>GER ENDE APRIL LEER. Die<br />
Linz Textil hat einen Sozialplan ausgearbeitet,<br />
der 375.000 Euro für die<br />
rund 70 verbliebenen Mitarbeiter<br />
vorgesehen hat, es gab auch ein Jobangebot<br />
eines Bludenzer Unternehmens<br />
an die Linz-Textil-Mitarbeiter<br />
in Landeck. Wie viele dieses angenommen<br />
haben, kann Mag. Schopf<br />
nicht sagen. Der Sozialplan sei jedenfalls<br />
„im guten Einvernehmen<br />
mit dem Betriebsrat“ verhandelt<br />
worden. „Ich kann bestätigen, dass<br />
die Verhandlungen sehr gut verlaufen<br />
sind“, sagt Ursula Berger von der<br />
ProGe-Gewerkschaft. Es sei für die<br />
Betroffenen sehr schmerzhaft, da<br />
viele bereits seit Jahrzehnten im Betrieb<br />
beschäftigt sind. Einen finanziell<br />
adäquaten Arbeitsplatz zu finden,<br />
sei nicht so leicht. „Viele Kolleg:innen<br />
haben Zukunftsängste und Sorge, das<br />
Leben nicht mehr finanzieren zu können.<br />
Die Teuerungswelle macht dies<br />
Die Baumwolle, wie sie in der Landecker Fabrik ankam und gereinigt wurde,<br />
und …<br />
Einige Interessenten<br />
Ein innovativer Unternehmer-Campus?<br />
(dgh) Die Immobilien in Landeck<br />
will die Linz Textil weiterhin vermieten:<br />
„Es gibt laufend Gespräche mit<br />
Interessenten“, sagt Friedrich Schopf,<br />
Namen nennt er vor Abschluss aber<br />
keine. Für die rund 40000 Quadratmeter<br />
interessiert sich aber auch die<br />
Stadtgemeinde. „Wir haben unsere Intention<br />
und den dringenden Wunsch<br />
geäußert, dass auf dem Areal möglichst<br />
viele Arbeitsplätze entstehen<br />
sollen. Die Firma hat mir versichert,<br />
dass dies auch in ihrem Interesse<br />
liegt“, erklärt Bgm. Herbert Mayer.<br />
Der Stadtchef ist bereits seit Bekanntwerden<br />
der Schließungspläne mit der<br />
Linz Textil in Verbindung – die Stadt<br />
hat ihr Kaufinteresse deponiert, respektiert<br />
aber natürlich die Vermietungspläne<br />
der Firma. Wirtschaftslandesrat<br />
Mario Gerber ist in die künftige<br />
Nutzung des Standorts eingebunden:<br />
„Für den Wirtschafts- und Lebensraum<br />
Landeck ist das auch eine große<br />
Chance. Ich habe dem Bürgermeister<br />
die volle Unterstützung seitens<br />
des Landes zugesichert“, sagt Gerber.<br />
Ähnlich wie in Wattens könnten auch<br />
in Bruggen Start-Ups angesiedelt werden<br />
und würde so ein innovativer<br />
Unternehmer-Campus möglich. LR<br />
Gerber hat eine entsprechende Prüfung<br />
bei der Standortagentur Tirol<br />
in Auftrag gegeben. „Ich denke, eine<br />
Vermittlung und Unterstützung durch<br />
die Standortagentur Tirol könnte hier<br />
für die Linz Textil sehr hilfreich sein“,<br />
meint Bgm. Mayer.<br />
… sie, zu Garn gesponnen, wieder verließ. Diese Woche aber endete die Produktion<br />
nach mehr als <strong>12</strong>0 Jahren. RS-Fotos: Archiv<br />
nicht einfacher“, so Berger. Der Sozialplan<br />
federe die Situation ab. Lob<br />
gibt es von Friedrich Schopf für die<br />
Mitarbeiter, die Anfang dieser Woche<br />
die letzten Baumwollfäden gesponnen<br />
haben: „Sie haben alles korrekt<br />
erledigt“, so Schopf. Die Maschinen<br />
stehen also schon still, das Lager wird<br />
bis Ende April leer sein – bis dahin ist<br />
das gesamte produzierte Garn ausgeliefert.<br />
INTERESSE AN MASCHINEN.<br />
„Es gibt ein reges Interesse an den<br />
Anlagen, verkauft sind sie aber noch<br />
nicht“, sagt der Vorstand über die<br />
Maschinen in Landeck. Wie er bereits<br />
vorhergesagt hat, kommen die Kaufinteressenten<br />
vielfach aus Übersee<br />
– Garn industriell zu spinnen, ist in<br />
Europa aufgrund der Wettbewerbssituation<br />
kaum mehr möglich. Zuletzt<br />
gab es aber auch Anfragen aus der<br />
Türkei: Beim Erdbeben wurde auch<br />
Spinnerei-Equipment zerstört, für<br />
den Wiederaufbau kämen die modernen<br />
Maschinen aus der Fabrik in<br />
Bruggen gerade recht.<br />
RUNDSCHAU Seite 8 22./23. März 2023