1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
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Ein Tag in der Lebertransplantationsambulanz<br />
aus ärztlicher Sicht<br />
Der typische Arbeitstag bei uns in<br />
der Lebertransplantationsambulanz<br />
(LTx-Ambulanz) der Medizinischen<br />
Hochschule Hannover beginnt mit<br />
den Frühbesprechungen der Abteilungen.<br />
Unsere Ambulanz wird zusammen von<br />
den Internisten (Abteilung für Gastroenterologie,<br />
Hepatologie und Endokrinologie;<br />
geleitet von Professor Manns) sowie den<br />
Chirurgen (Abteilung für Viszeral- und<br />
Transplantationschirurgie unter Professor<br />
Klempnauer) geführt. Dies gewährleistet<br />
eine optimale Zusammenarbeit der beiden<br />
Disziplinen zum Wohle der Patienten.<br />
Die 4 Ambulanz- und 2 Oberärzte betreuen<br />
im Schnitt rund 20 ambulante Patienten<br />
täglich an 4 Vormittagen die Woche.<br />
Der Hauptanteil davon sind die schon lebertransplantierten<br />
Patienten. Sie müssen<br />
zunächst häufig, dann (abhängig vom Verlauf)<br />
immer seltener vorstellig werden. Es<br />
kommen aber auch Patienten vor Lebertransplantation:<br />
Dazu gehören diejenigen<br />
auf der Warteliste zur Transplantation sowie<br />
noch nicht für eine Transplantation<br />
gelistete Patienten, die aber potenzielle<br />
Kandidaten zur Transplantation sind. Darüber<br />
hinaus stellen sich an einem Tag in<br />
der Woche auch Patienten vor, für die die<br />
Möglichkeit einer Lebertransplantation<br />
erstmalig geprüft wird. Unser Anspruch ist<br />
es, jeden Patienten möglichst umfassend<br />
zu betreuen. Wir kümmern uns also nicht<br />
nur um die Leber und deren Behandlung,<br />
sondern auch um weitere Probleme wie<br />
z.B. die Einstellung des Blutdrucks. Ein<br />
Gespräch mit dem Patienten dauert typischerweise<br />
um die 30 Minuten, kann aber<br />
manchmal auch eine Stunde oder länger<br />
in Anspruch nehmen.<br />
Zwischen den Patientengesprächen fallen<br />
immer wieder Telefonate an, die einen<br />
Großteil der Ambulanzarbeit ausmachen.<br />
Dabei geht es um vielfältige Fragen von<br />
Patienten wie Ärzten zu bekannten oder<br />
neuen Fällen (akute Probleme, Blutwerte,<br />
Medikamente etc.).<br />
Am Nachmittag nach Beendigung des<br />
Patientenverkehrs werden Blutwerte und<br />
eventuell auch Ultraschallbefunde der<br />
Ambulanzpatienten durchgesehen. Dann<br />
werden die entsprechenden Arztbriefe<br />
geschrieben. Dazu wird ein spezielles<br />
Computerprogramm genutzt, in dem auch<br />
alle vorherigen Vorstellungen und Befunde<br />
abrufbar sind. Somit ist immer der ge-<br />
Blutabnahme<br />
samte Verlauf des Patienten (auch vor<br />
Transplantation) gut nachvollziehbar. Dies<br />
ist insbesondere dann von Vorteil, wenn<br />
verschiedene Ärzte den Patienten betreuen,<br />
was sich angesichts der großen Patientenanzahl<br />
leider manchmal nicht vermeiden<br />
lässt.<br />
Später flattern die Blutspiegel der Immunsuppressiva<br />
(eingesetzte Medikamente<br />
zur Verhinderung einer Abstoßung wie<br />
Cyclosporin oder Prograf) in großer Zahl<br />
auf unsere Schreibtische. Sie stammen<br />
sowohl von den bei uns ambulant untersuchten<br />
Patienten als auch von hausärztlich<br />
entnommenen und uns zugesandten<br />
Blutproben. Bei notwendigen Änderungen<br />
der Medikamente werden die Patienten<br />
darüber noch am gleichen Tag informiert,<br />
möglichst telefonisch, ansonsten schriftlich.<br />
Darüber hinaus sind eine Vielzahl an<br />
Laborkontrollen, die uns per Fax oder<br />
Brief erreichen, nachzuschauen und zu<br />
bewerten, was eventuell weitere Anrufe<br />
nach sich zieht. Manchmal sind aber Telefonate<br />
nicht ausreichend, um ein Problem<br />
zu klären oder zu beheben. Dann<br />
kann sogar eine stationäre Einweisung<br />
notwendig werden, was wiederum Tele-<br />
fonate mit Kollegen von Station erforderlich<br />
macht, um ein freies Bett (je nach<br />
Dringlichkeit) zu organisieren.<br />
Eine stationäre Aufnahme ist auch dann<br />
notwendig, wenn beschlossen wurde, die<br />
Vorbereitungsuntersuchungen für die Aufnahme<br />
auf die Warteliste zur Lebertransplantation<br />
(„LTx-Evaluation“) durchzuführen.<br />
Diese dauern rund eine Woche, in<br />
der hauptsächlich eine Magenspiegelung<br />
sowie diverse Ultraschall-, Röntgen- und<br />
Blutuntersuchungen stattfinden. Durch<br />
die Untersuchungen sollen mögliche Probleme<br />
bei der späteren Transplantation<br />
ausgeschlossen oder besser eingegrenzt<br />
werden. Wenn ein Patient auf die Warteliste<br />
zur LTx aufgenommen werden soll,<br />
so wird er, bevor er durch Unterschrift sein<br />
Einverständnis erklärt, von uns ausführlich<br />
aufgeklärt: über die Modalitäten der Warteliste,<br />
die wahrscheinliche Wartezeit so-<br />
LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONS-MEDIZIN 9