Kleines Senfkorn Hoffnung 10 Jahre <strong>Selbsthilfe</strong> <strong>Lebertransplantierter</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V. Zur Jubiläumsfeier unseres Vereins in Schwetzingen am 11. Oktober 2003 fanden sich Mitglieder in großer Zahl und auch etliche prominente Gäste ein. Die angeregten Gespräche und die frohen Gesichter deuteten an, dass das Fest mit seinem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programm rund herum gelungen war. Der Tag stand im Zeichen kollektiver Freude über die erfolgreiche Tätigkeit unseres Vereins, aber auch individueller Freude und Dankbarkeit, dass wir – die meisten von uns Betroffene – diesen Tag überhaupt erleben durften und dazu meist in guter Gesundheit. Die regenbogenfarbenen Bänder der Ballettmädchen am Morgen hatten (wahrscheinlich beabsichtigten) Symbolcharakter; sie umspannten auch in gewisser Weise den ganzen Tag von der ökumenischen Dankfeier in der St.-Pankratius-Kirche bis zum hinreißenden Abschluss des Konzerts im Schloss mit den Cuatro Estaciones Porteñas von Astor Piazzolla. Wenn man den schönen Gottesdienst mit einem Thema belegen möchte, dann war es das Senfkorn, das zum Baum heranwächst – unser Verein, der aus kleinsten Anfängen, von Jutta Vierneusel angeregt, zu einem im öffentlichen Leben wahrnehmbaren Organ herangewachsen ist; das Senfkorn, das aber auch unsere individuellen Hoffnungen und Träume symbolisiert, wie es im Lied heißt: „Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt, werde ich dich pflanzen, dass du weiter wächst?“ Dieses Symbol durften wir alle in Form kleiner Blumentöpfchen mit verschiedensten Samen mitnehmen. Wer wird an dieser oder anderer Stelle über die Pflänzchen berichten, die daraus wachsen? Kaum auf den Kirchenvorplatz getreten, empfingen uns die Mädchen der Ballettschule Musik, Spiel, Tanz aus Reutlingen mit einer kurzen Aufführung von Tänzen mit dem Titel „Unsere Hoffnung – Eure Einsicht“, die das Problem der hoffenden Wartepatienten und der allzu vielen „geizenden“ Mitbürger und Krankenhäuser zu Klängen einer Orgel-Toccata von Bach (auch Lousier-verjazzt) darstellte, durchzogen von den bereits erwähnten regenbogenfarbenen Bändern. Dieselben Mädchen unter der Leitung von K. Zenke boten uns am Nachmittag nochmals eine sehr bewegende Aufführung von „Mein größtes Glück“, einem Ballett, das eine Herztransplantation versinnbildlichte, wiederum zur Musik von J.S. Bach. Die Choreographie war sehr symbolträchtig und einfühlsam. Der „Kern“ des Festes bestand aus Grußworten des Schirmherrn, Herrn Minister Stratthaus, Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, und von Professor Dr. Markus W. Büchler, Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg, wo alles begann. Weiter aus einer wunderbaren Laudatio von Uli Kraus, die vom Geist der <strong>Selbsthilfe</strong> durchdrungen war und Arbeitsschwerpunkte des Vereins aufzeigte sowie herausragende Gründerpersönlichkeiten und andere hoch-verdiente Vereinsmitglieder würdigte. Und schließlich auch aus zwei interessanten Vorträgen: von Professor Dr. Gerd Otto, Leiter der Transplantationsabteilung an der Universitätsklinik Mainz, über medizinische und nicht-medizinische Herausforderungen in der Organtransplantation sowie von Pro- fessor Dr. Antonellus Elsässer, Emeritus der Universität Eichstätt, zur ethischen Bewertung neuerer Entwicklungen auf dem Gebiet der Organspende und -transplantation. Natürlich wurde auch ausgiebig an unser aller leibliches Wohl gedacht zur Aufrechterhaltung unserer körperlichen Fitness und zum geselligen Austausch mit alten und neuen Bekannten. Eingerahmt wurde unser Fest von Bildern und Plakaten aus der Vereinsgeschichte und zur Arbeit der <strong>Selbsthilfe</strong>. Ebenso von Bildern von Christel Beger-Mehlhorn, Wolfram Ketz, Franz Rink und Alfred Straub. Die Künstler haben ihre Bilder dem Verein geschenkt, und sie wurden zugunsten der Vereinskasse versteigert. Den allseits intensiv beklatschten Abschluss des Tages bildete das Konzert der Cappella Istropolitana aus Bratislava mit der Aufführung von insgesamt „acht Jahreszeiten“, den vier wohlbekannten von Vivaldi und den wenig bekannten, dafür um so faszinierenderen von Piazzolla, die auf einzigartige Weise die Dynamik, Leidenschaft und Kakophonie der Hafenstadt Buenos Aires (daher „cuatro estaciones porteñas“) einfingen. Dazwischen als Zugabe noch den schönen Largosatz der C-dur Sonate für Solovioline von J.S. Bach, vorgetragen vom Solisten des Abends, Joshua Epstein. Also nochmals: ein wunderschönes Fest. Unser herzlichster Dank geht an alle, die in mühsamer Vorbereitung zum Gelingen dieses Tages beigetragen haben, nicht zuletzt auch an die Sponsoren und die Künstler, die mit ihren Bildergaben den Verein großzügig unterstützten. Ulrich R. W. Thumm 2 LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> Fotos: Dieter Bernhardt
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