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1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

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Wie eingangs erwähnt, liegt in vielen Ländern<br />

die Detektionsrate nur bei 40 bis<br />

50 Prozent (wobei sie in <strong>Deutschland</strong> unbekannt<br />

ist). Dabei spielt die Haltung des<br />

medizinischen Personals die entscheidende<br />

Rolle. Eine Studie aus dem Jahre 2000<br />

hat überraschend starke Zweifel von Ärzten<br />

hinsichtlich verschiedener Aspekte<br />

des Organspendeprozesses dokumentiert,<br />

die sich alle in mangelndem Engagement<br />

für die Organspende niederschlagen. Eine<br />

Umfrage von Professor Gubernatis von der<br />

Medizinischen Hochschule Hannover hat<br />

ergeben, dass die Einstellung der Klinikleitung<br />

zur Organspende dem mittleren<br />

medizinischen Personal weitgehend unbekannt<br />

ist.<br />

Gubernatis kommt zum Schluss, dass die<br />

Meldung von potenziellen Organspendern<br />

in überwältigendem Maße von Einstellung<br />

und Motivation des medizinischen Perso-<br />

nals und der Klinikleitungen abhängt sowie<br />

von pekuniären und organisatorischen<br />

Aspekten (wie Vergütung des Krankenhauses<br />

für die jeweiligen Bemühungen<br />

und zusätzlichen Belastungen, desgleichen<br />

Auffinden von kompetenten Ansprechpartnern<br />

für die Angehörigen). Wenn<br />

schon Ärzte nicht ausdrücklich die Organspende<br />

befürworten, wie sehr werden sie<br />

sich um Organspende bemühen und erfolgreich<br />

sein beim Gespräch mit den Angehörigen<br />

in einer schwierigen Situation?<br />

Nicht Überzeugte sind nach einer Studie<br />

nur in 42 Prozent der Fälle erfolgreich,<br />

Überzeugte dagegen in 86 Prozent. Ein<br />

wirkliches Gespräch erfordert Zeit und Engagement<br />

sowie einschlägige Schulung.<br />

Gut geschultes DSO-Personal ist dafür<br />

besonders geeignet und erfolgreich.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden,<br />

dass die gesetzliche Regelung, ob<br />

Widerspruchs- oder erweiterte Zustimmungslösung,<br />

nicht entscheidend ist für<br />

die Organspender-Intensität. Umsetzung<br />

der jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen<br />

in die Praxis, Struktur und Organisation der<br />

Organentnahme sind von Bedeutung. Ungleich<br />

wichtiger ist jedoch die gesamtgesellschaftliche<br />

Akzeptanz der Organspende,<br />

nicht zuletzt seitens der Kliniken<br />

und des medizinischen Personals.<br />

Zustimmung der Bevölkerung aufgrund<br />

kontinuierlicher Öffentlichkeitsarbeit und<br />

Engagement des gesamten medizinischen<br />

Personals, begleitet von adäquater Honorierung<br />

der verschiedenen Leistungen im<br />

komplexen Prozess der Organspende stellen<br />

sich als kritische Faktoren zur Steigerung<br />

der Organspende heraus.<br />

Organspende vollzieht sich zuallererst<br />

in den Köpfen der Menschen, und in<br />

den Köpfen muss einiges bewegt werden.<br />

Prof. Dr. med. G. Otto<br />

Universität Mainz<br />

LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONSGESETZ · ORGANSPENDE 5

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