1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
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führt – jedoch anders als früher üblich:<br />
Denn ursprünglich wurde die intravenöse<br />
Ciclosporin-Therapie nach Transplantation<br />
kontinuierlich über 24 Stunden gegeben.<br />
Doch dieses Vorgehen, das gleichmäßige<br />
Ciclosporin-Spiegel auf eher niedrigem<br />
Niveau liefert, hat sich bezüglich der Nutzen-Nebenwirkungs-Relation<br />
gegenüber<br />
einer oralen Therapie mit Kapseln oder<br />
Trinklösung eher als nachteilig erwiesen.<br />
Der Grund war nach Einschätzung von<br />
Lück, dass durch diese Art der intravenösen<br />
Gabe nicht die Spitzenspiegel erreicht<br />
wurden, die bei einer oralen Therapie zwei<br />
Stunden nach Einnahme auftreten und<br />
offenbar für eine effektive Calcineurin-<br />
Hemmung wichtiger sind als gleichmäßige<br />
Spiegel auf niedrigem Niveau. Deshalb<br />
wird in Hannover die intravenöse Applikation<br />
nicht mehr kontinuierlich, sondern<br />
zweimal täglich über vier Stunden durchgeführt.<br />
Durch dieses Vorgehen wird ein<br />
ähnlicher Spiegelverlauf wie durch die<br />
orale Applikation erzielt – mit dem Vorteil,<br />
dass die Blutspiegel zuverlässiger erreicht<br />
werden, als dies durch die orale Gabe wegen<br />
dem nach einer Lebertransplantation<br />
häufig gestörten Stoffwechsel möglich ist.<br />
Wichtig ist aber auch, bei der anschließenden<br />
Umstellung auf die orale Gabe die<br />
optimale Ciclosporin-Dosis zu finden. Dazu<br />
fanden die Wissenschaftler in Hannover<br />
heraus, dass die orale Ciclosporin-Aufnahmequote<br />
von der Leberfunktion abhängt,<br />
die anhand des Bilirubin-Verlaufs<br />
abgeschätzt werden kann. Patienten, deren<br />
Bilirubin-Wert nach Transplantation<br />
ansteigt, benötigen bei der Umstellung<br />
von intravenös auf oral höhere Dosierungen<br />
als Patienten, deren Bilirubin-Wert als<br />
Zeichen einer adäquaten Leberfunktion<br />
abfällt.<br />
Somit lautet die Strategie in Hannover:<br />
intravenöse Einleitung (zweimal täglich<br />
über vier Stunden), Bestimmung der C 2-<br />
Spiegel, Anstreben eines C 2-Zielbereichs<br />
von 800–1000 ng/ml und bei Umstellung<br />
auf die orale Therapie Festlegung<br />
der Startdosis unter Beachtung des Bilirubin-Verlaufs.<br />
Mit diesem Vorgehen sind<br />
bei weniger als 20% der Lebertransplantierten<br />
Abstoßungsreaktionen zu verzeichnen.<br />
Dr. Adela Kraus-Zatecky<br />
Literatur:<br />
Eine neue Leber – und wie geht es weiter?<br />
Wesentlich ist die passende Immunsuppression<br />
Jahresbericht 2002 der Deutschen Stiftung Organtransplantation,<br />
Neu-Isenburg<br />
Levy G, et al: „Improved Clinical Outcomes for Liver<br />
Transplant recipients using Cyclosporine Monitoring<br />
based on 2-hour post-dose levels.“ In: Transplantation<br />
Vol. 73, Nr. 6 (2002), S. 953–959<br />
Otto G, et al: „6-Monatsdaten der LIS2T-Studie –<br />
eine multizentrische, randomisierte Studie zum<br />
Vergleich von Sandimmun ® Optoral C-2-Monitoring<br />
vs. Tacrolimus C0-Monitoring nach de novo Lebertransplantation.“<br />
Vorgestellt bei der 12. Jahrestagung<br />
der Deutschen Transplantationsgesellschaft,<br />
Münster 2003. In: Transplantationsmedizin Supplement<br />
2003, S. 28<br />
Heisel O, et al: „Meta-Analysis of Post-transplantation<br />
Diabetes mellitus (PTDM) in patients receiving<br />
calcineurin inhibitors“, vorgestellt beim 11.<br />
Kongress der European Society for Organ Transplantation<br />
(ESOT), Venedig 2003, Abstract Nr. 43<br />
Lück R: „Strategien der Immunsuppression nach<br />
Lebertransplantation.“ Vortrag bei der 12. Jahrestagung<br />
der Deutschen Transplantationsgesellschaft,<br />
Münster 2003<br />
Ob die Transplantation einer Leber erfolgreich ist, entscheidet sich zunächst nach der Operation. Dann aber liegt der langfristige<br />
Erfolg in den Händen des betreuenden Ärzteteams und des Transplantierten selbst. Die Transplantationsnachsorge<br />
dauert ein Leben lang ebenso wie die Immunsuppression zur Abschwächung der immunologischen Abwehrreaktion im<br />
Körper des Empfängers. Die Immunsuppression konnte gerade in den letzten Jahren mit der Einführung neuer Immunsuppressiva<br />
wie Tacrolimus deutlich verbessert werden, so dass heute 4 von 5 Patienten im ersten entscheidenden Jahr<br />
nach der Transplantation die Chance haben, ohne Abstoßung zu bleiben. Dieses Jahr ist deshalb so entscheidend, da<br />
sich in diesem Zeitraum der Körper an die neue Situation anpasst und dabei die Gefahr von Abstoßungsreaktionen und<br />
Transplantatverlusten am größten ist.<br />
Bei Kurzzeitergebnissen<br />
liegt Tacrolimus vorne<br />
Transplantatverluste zu vermeiden bzw.<br />
ihre Häufigkeit zu reduzieren, ist eines der<br />
vordringlichen Ziele der Transplantationsmediziner<br />
– einerseits um den betroffenen<br />
Patienten Leid und Strapazen einer<br />
erneuten Transplantation zu ersparen, andererseits<br />
um den „Organpool“ zu entlasten.<br />
Im Mittelpunkt des Interesses steht<br />
daher die Frage, wie das Überleben der<br />
Transplantate im ersten Jahr verbessert<br />
werden kann. Eine wesentliche Rolle spielen<br />
dabei die Immunsuppressiva – in der<br />
Regel eine Kombination mehrerer unterschiedlich<br />
wirksamer Medikamente, die<br />
das neue Organ vor Abstoßungen schützen<br />
sollen. Unverzichtbarer Bestandteil ist<br />
ein sogenanntes Basisimmunsuppressivum,<br />
d.h. entweder Tacrolimus oder Ciclosporin.<br />
Tacrolimus ist die neuere Substanz.<br />
Sie wird heute bereits in vielen Zentren<br />
nach Lebertransplantation aufgrund<br />
verschiedener Vorteile bevorzugt verwendet.<br />
Dass unter einer Immunsuppression auf<br />
der Basis von Tacrolimus deutlich weniger<br />
Transplantate im ersten Jahr nach Transplantation<br />
verloren gehen und damit entsprechend<br />
weniger erneute Transplantationen<br />
erforderlich sind, hat eine kürzlich<br />
veröffentlichte englische Studie (die sogenannte<br />
TMC-Studie) gezeigt, in der die<br />
beiden Immunsuppressiva Tacrolimus und<br />
Ciclosporin Mikroemulsion verglichen wurden.<br />
1 Unter Behandlung mit Ciclosporin<br />
benötigten 10% der Transplantierten im<br />
ersten Jahr nach der Transplantation eine<br />
neue Leber, unter Tacrolimus dagegen<br />
nicht einmal halb so viele Patienten (nur<br />
4%). Auch Todesfälle waren unter Tacro-<br />
LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONS-MEDIZIN 13