1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Patient auch für die Zeit nach dem stationären<br />
Aufenthalt kennen. Hinweise auf<br />
einen möglichen Shuntverschluss oder andere<br />
Komplikationen sind u.a. eine plötzliche<br />
Gewichtszunahme, Schwellung von<br />
Bauch und Beinen, Kurzatmigkeit, eine<br />
Zunahme der Enzephalopathie oder Blutungen<br />
aus dem Verdauungstrakt.<br />
Wann kann keine TIPS-Anlage<br />
erfolgen?<br />
Durch die Umleitung des Blutflusses um<br />
die Leber und damit eine weitere Einschränkung<br />
der Entgiftungsfunktion kann<br />
unter Umständen eine Enzephalopathie<br />
neu auftreten oder eine bestehende Enzephalopathie<br />
verschlechtert werden. Gegebenenfalls<br />
ist dann eine Drosselung des<br />
Shuntstromes oder sogar ein Wiederverschluss<br />
erforderlich. Dies kann auch wieder<br />
ohne Operation über einen durch die<br />
Haut eingeführten Katheter durchgeführt<br />
werden. Liegt schon eine stark ausgeprägte<br />
Enzephalopathie vor, kommt die TIPS-<br />
Anlage in der Regel nicht in Frage. Andere<br />
Viele Ltx-Zentren haben auf unsere<br />
Anfrage nicht geantwortet, und nicht<br />
alle Zentren geben den Patienten<br />
schriftliche Empfehlungen. Ein Zentrum<br />
betonte in seiner Antwort, dass man bewusst<br />
auf generelle Regeln verzichte und<br />
die Patienten individuell berate. Aus den<br />
im Literaturverzeichnis aufgelisteten<br />
Schriften ergibt sich jedoch ein Standardsatz<br />
von Verhaltensregeln mit nur geringfügigen<br />
Variationen. Diese haben wir im<br />
Folgenden in zehn Regeln zusammengefasst,<br />
wobei allerdings empfohlen wird,<br />
auch das Schriftenverzeichnis zu konsultieren<br />
und sich die eine oder andere<br />
Schrift zu beschaffen. (Diese Schriften informieren<br />
auch über Leberfunktion, chronische<br />
Leberkrankheiten, die im Spätsta-<br />
(relative) Gegenanzeigen wären u.a. eine<br />
relevante Herzschwäche, Tumore oder Metastasen<br />
in der Leber, ausgeprägte Leberzysten,<br />
ein Verschluss der Pfortader, ein<br />
nicht entlasteter Gallestau und natürlich<br />
schwerste Leberfunktionsstörungen. Zu<br />
den schwersten Komplikationen gehört<br />
eine Blutung aus der Leber in die freie<br />
Bauchhöhle bei Verletzung der Kapsel.<br />
Auch können Gallelecks auftreten. Außerdem<br />
können allergische Reaktionen auf<br />
die Medikamente (örtliches Betäubungsmittel<br />
und Kontrastmittel) vorkommen.<br />
Wann lieber TIPS als eine<br />
chirurgische Shuntanlage?<br />
Bei Patienten mit noch relativ guter Leberfunktion<br />
scheinen die Langzeitergebnisse<br />
für chirurgisch angelegte Verbindungen<br />
(über einen Bauchschnitt in Vollnarkose)<br />
zwischen dem Pfortaderkreislauf und dem<br />
systemischen Kreislauf (Hohlvene) unter<br />
Umgehung der Leber deutlich besser zu<br />
sein (längere Offenheit). Allerdings ist die<br />
Belastung für den Organismus durch die<br />
Was muss ich und was darf ich?<br />
Verhaltensregeln nach der Lebertransplantation<br />
dium eine Transplantation erforderlich<br />
machen können, sowie empfohlenes Patientenverhalten<br />
bei Leberkrankheit und<br />
vor der Transplantation.)<br />
Grundsätzlich kann der Ltx-Patient ein<br />
normales Leben führen, wobei die Eigenverantwortung<br />
des Patienten betont<br />
wird. Auch wird an den gesunden Menschenverstand<br />
und eine gewisse Flexibilität<br />
im täglichen Umgang mit den Regeln<br />
appelliert. Im Zweifelsfall sollte sich<br />
der Patient an den Hausarzt oder besser<br />
noch: an das zuständige Ltx-Zentrum<br />
wenden.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass ein verantungsbewusster Lebensstil<br />
offene Operation und die erforderliche Erholungsphase<br />
größer, so dass bei einer<br />
sehr eingeschränkten Leberfunktion (Stadium<br />
Child C) der TIPS in Frage kommt.<br />
Steht eine Lebertransplantation in absehbarer<br />
Zeit an, so wird eher die TIPS-Anlage<br />
favorisiert, da etwaige Verwachsungen<br />
durch eine Voroperation die Durchführung<br />
einer Transplantation erheblich erschweren<br />
können. Ein TIPS hingegen hinterlässt<br />
keine Spuren auf dem chirurgischen Zugangsweg<br />
und wird außerdem zusammen<br />
mit der erkrankten Leber bei der eventuellen<br />
Transplantation komplett entfernt.<br />
Dr. Matthias Wunsch<br />
Transplantationschirurgie<br />
Universitätsklinikum Mainz<br />
Literatur<br />
Sterling, R.K., Sanyal, A. J.: Are TIPS tops in the<br />
treatment of portal hypertension? A review on the<br />
use and misuse of transjugular intrahepatic portosystemic<br />
shunts. Can J Gastroenterology, 2000<br />
November; 14 Suppl. D: 122D–128D<br />
Angeregt durch entsprechende Fragen im Rahmen der Leserumfrage der „Lebenslinien“ im<br />
Sommer 2002 haben wir alle Ltx-Zentren in <strong>Deutschland</strong> angeschrieben und gefragt, welche Verhaltensregeln sie ihren<br />
Transplantationspatienten mit auf den Weg geben. Im folgenden Artikel wird eine schematische Übersicht gegeben,<br />
die nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Verbindlichkeit erhebt. Oberstes Gebot ist dabei:<br />
Der Patient kann ein normales Leben führen und ist für sich selbst verantwortlich.<br />
allein aus Solidaritätsgründen gefordert<br />
ist: Der Ltx-Patient verdankt sein Überleben<br />
einer Organspende, und Organe<br />
sind knapp; schonender Umgang mit<br />
dem transplantierten Organ ist somit<br />
oberste Patientenpflicht.<br />
Eigenverantwortung und <strong>Selbsthilfe</strong><br />
Wie ein roter Faden zieht sich durch<br />
sämtliche Schriften die Regel, dass der<br />
Patient für sich selbst verantwortlich ist,<br />
dass er oder sie zur Einhaltung der nachfolgend<br />
aufgelisteten Regeln angehalten<br />
ist. Der Patient ist natürlich dabei nicht<br />
alleine: Die zahlreichen Informationsstellen,<br />
Angehörige, <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen wie<br />
etwa unsere, die <strong>Selbsthilfe</strong> <strong>Lebertransplantierter</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> e.V., und nicht<br />
LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | HEPATOLOGIE 21