27.12.2012 Aufrufe

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

TRANSPLANTATIONSGESETZ – ORGANSPENDE<br />

Aus 100 Prozent mach 130<br />

Leberteilung – ein Weg aus der Spenderorganknappheit<br />

Im letzten Heft haben wir die längerfristige Entwicklung der Organspende in <strong>Deutschland</strong> diskutiert sowie mögliche Abhilfen<br />

zur Linderung der Spenderorganknappheit. Auch der Leitartikel von Professor Otto behandelt dieses Problem.<br />

Im folgenden Artikel wird diese Diskussion fortgesetzt mit besonderem Augenmerk auf die Leberteilung (split liver) als<br />

Notmaßnahme.<br />

Umgang mit Organmangel<br />

Die Zahl von postmortalen Organspendern<br />

in <strong>Deutschland</strong> stagniert bei ungefähr<br />

1.050 Spendern pro Jahr. (Die positive<br />

Entwicklung im laufenden Jahr gibt<br />

Anlass zu einer gewissen Hoffnung auf<br />

Milderung des Mangels.) Zwar ist man in<br />

der Lage, jedem postmortalen Spender<br />

ungefähr drei Organe zu entnehmen,<br />

doch nicht jeder Organspender kann eine<br />

zur Transplantation geeignete Leber liefern.<br />

Die Zahl der postmortal beschafften<br />

Lebern bleibt wesentlich, hauptsächlich<br />

aus medizinischen Gründen, hinter der<br />

Zahl der Spender zurück. Aus medizinischen<br />

und logistischen Gründen fällt die<br />

Zahl der tatsächlichen Lebertransplantationen<br />

(Ltx) dann nochmals geringer aus.<br />

Insgesamt erreichte die Zahl der tatsächlichen<br />

Ltx im Jahre 2002 nur ca. 57 Prozent<br />

der Zahl der postmortalen Organspender.<br />

Die Zahl der Spenderorgane könnte in<br />

<strong>Deutschland</strong> entscheidend durch geeignete<br />

institutionelle Maßnahmen gesteigert<br />

werden. Dazu gehören der flächendeckende<br />

Einsatz von Transplantationsbeauftragten,<br />

die vollständige Teilnahme<br />

von Krankenhäusern mit Intensivstation<br />

an der Gemeinschaftsaufgabe Organspende<br />

und die adäquate Honorierung ihrer<br />

Leistungen, die Aufklärung der Bevölkerung<br />

und bessere Motivierung zur Organspende<br />

u.ä. (siehe auch Leitartikel von<br />

Prof. Otto). Sicherlich wäre auch eine Novellierung<br />

des Transplantationsgesetzes mit<br />

der Einführung der Widerspruchslösung<br />

an Stelle der erweiterten Zustimmungslösung<br />

zu bedenken. Solange wir allerdings<br />

auf viele der obigen Maßnahmen auch im<br />

siebten Jahr nach Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes<br />

noch warten, gibt es<br />

im Rahmen der bestehenden Verhältnis-<br />

se nicht ausgeschöpfte Mittel und Wege,<br />

die Knappheit transplantierbarer Lebern<br />

zu lindern. Der bevorzugte Weg ist dabei,<br />

vorhandene Spenderlebern guter Qualität<br />

zu teilen und zwei Empfänger zu erreichen.<br />

Doppeltes Leben aus einer Leber<br />

Die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf<br />

hat vor kurzem eine Studie vorgelegt,<br />

in der die Erfahrung mit Leber-Splitting<br />

über einen Zeitraum von sieben Jahren<br />

untersucht wird mit dem ermutigenden<br />

Ergebnis, dass es keine (statistisch signifikanten)<br />

Unterschiede gibt im Hinblick<br />

auf das Überleben von Patienten und<br />

Transplantaten sowie anderen postoperativen<br />

Komplikationen zwischen Empfängern<br />

ganzer Lebern und geteilter Lebern 1 .<br />

Aufgrund dieses Ergebnisses gehen die<br />

Autoren der Studie sogar so weit, dass<br />

sie empfehlen, Leberteilung obligatorisch<br />

zu machen, sofern es die Qualität<br />

des Spenderorgans erlaubt. Professor<br />

Rogiers schätzt aufgrund seiner langjährigen<br />

Erfahrung, dass ungefähr 30 Prozent<br />

der Spenderlebern geteilt werden könnten,<br />

d.h. dass in <strong>Deutschland</strong> ungefähr<br />

200 Empfänger pro Jahr zusätzlich erreicht<br />

werden könnten und ein zweites<br />

Leben geschenkt bekämen. Obwohl das<br />

Transplantationszentrum der Universitätsklinik<br />

Hamburg auch führend bei der Lebendspendertransplantation<br />

von Lebern<br />

ist, ist nach Ansicht von Professor Rogiers<br />

„jede Lebendspende ein Versagen unseres<br />

Organspendeverfahrens“. „Es ist<br />

ein Fakt, dass jedes Jahr 20 bis 30 Lebendspenden<br />

durchgeführt werden, weil<br />

nicht genügend gesplittet wird.“ „Jede gute<br />

Spenderleber könnte geteilt werden.“<br />

„Es gibt keine Ausrede, nicht zu splitten.“ 2<br />

Genesis der Leberteilung<br />

In den 60er und 70er Jahren des letzten<br />

Jahrhunderts wurde Lebertransplantation<br />

LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONSGESETZ · ORGANSPENDE 27<br />

Foto: UKE Hamburg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!