1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.
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TRANSPLANTATIONSGESETZ – ORGANSPENDE<br />
Aus 100 Prozent mach 130<br />
Leberteilung – ein Weg aus der Spenderorganknappheit<br />
Im letzten Heft haben wir die längerfristige Entwicklung der Organspende in <strong>Deutschland</strong> diskutiert sowie mögliche Abhilfen<br />
zur Linderung der Spenderorganknappheit. Auch der Leitartikel von Professor Otto behandelt dieses Problem.<br />
Im folgenden Artikel wird diese Diskussion fortgesetzt mit besonderem Augenmerk auf die Leberteilung (split liver) als<br />
Notmaßnahme.<br />
Umgang mit Organmangel<br />
Die Zahl von postmortalen Organspendern<br />
in <strong>Deutschland</strong> stagniert bei ungefähr<br />
1.050 Spendern pro Jahr. (Die positive<br />
Entwicklung im laufenden Jahr gibt<br />
Anlass zu einer gewissen Hoffnung auf<br />
Milderung des Mangels.) Zwar ist man in<br />
der Lage, jedem postmortalen Spender<br />
ungefähr drei Organe zu entnehmen,<br />
doch nicht jeder Organspender kann eine<br />
zur Transplantation geeignete Leber liefern.<br />
Die Zahl der postmortal beschafften<br />
Lebern bleibt wesentlich, hauptsächlich<br />
aus medizinischen Gründen, hinter der<br />
Zahl der Spender zurück. Aus medizinischen<br />
und logistischen Gründen fällt die<br />
Zahl der tatsächlichen Lebertransplantationen<br />
(Ltx) dann nochmals geringer aus.<br />
Insgesamt erreichte die Zahl der tatsächlichen<br />
Ltx im Jahre 2002 nur ca. 57 Prozent<br />
der Zahl der postmortalen Organspender.<br />
Die Zahl der Spenderorgane könnte in<br />
<strong>Deutschland</strong> entscheidend durch geeignete<br />
institutionelle Maßnahmen gesteigert<br />
werden. Dazu gehören der flächendeckende<br />
Einsatz von Transplantationsbeauftragten,<br />
die vollständige Teilnahme<br />
von Krankenhäusern mit Intensivstation<br />
an der Gemeinschaftsaufgabe Organspende<br />
und die adäquate Honorierung ihrer<br />
Leistungen, die Aufklärung der Bevölkerung<br />
und bessere Motivierung zur Organspende<br />
u.ä. (siehe auch Leitartikel von<br />
Prof. Otto). Sicherlich wäre auch eine Novellierung<br />
des Transplantationsgesetzes mit<br />
der Einführung der Widerspruchslösung<br />
an Stelle der erweiterten Zustimmungslösung<br />
zu bedenken. Solange wir allerdings<br />
auf viele der obigen Maßnahmen auch im<br />
siebten Jahr nach Inkrafttreten des Transplantationsgesetzes<br />
noch warten, gibt es<br />
im Rahmen der bestehenden Verhältnis-<br />
se nicht ausgeschöpfte Mittel und Wege,<br />
die Knappheit transplantierbarer Lebern<br />
zu lindern. Der bevorzugte Weg ist dabei,<br />
vorhandene Spenderlebern guter Qualität<br />
zu teilen und zwei Empfänger zu erreichen.<br />
Doppeltes Leben aus einer Leber<br />
Die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf<br />
hat vor kurzem eine Studie vorgelegt,<br />
in der die Erfahrung mit Leber-Splitting<br />
über einen Zeitraum von sieben Jahren<br />
untersucht wird mit dem ermutigenden<br />
Ergebnis, dass es keine (statistisch signifikanten)<br />
Unterschiede gibt im Hinblick<br />
auf das Überleben von Patienten und<br />
Transplantaten sowie anderen postoperativen<br />
Komplikationen zwischen Empfängern<br />
ganzer Lebern und geteilter Lebern 1 .<br />
Aufgrund dieses Ergebnisses gehen die<br />
Autoren der Studie sogar so weit, dass<br />
sie empfehlen, Leberteilung obligatorisch<br />
zu machen, sofern es die Qualität<br />
des Spenderorgans erlaubt. Professor<br />
Rogiers schätzt aufgrund seiner langjährigen<br />
Erfahrung, dass ungefähr 30 Prozent<br />
der Spenderlebern geteilt werden könnten,<br />
d.h. dass in <strong>Deutschland</strong> ungefähr<br />
200 Empfänger pro Jahr zusätzlich erreicht<br />
werden könnten und ein zweites<br />
Leben geschenkt bekämen. Obwohl das<br />
Transplantationszentrum der Universitätsklinik<br />
Hamburg auch führend bei der Lebendspendertransplantation<br />
von Lebern<br />
ist, ist nach Ansicht von Professor Rogiers<br />
„jede Lebendspende ein Versagen unseres<br />
Organspendeverfahrens“. „Es ist<br />
ein Fakt, dass jedes Jahr 20 bis 30 Lebendspenden<br />
durchgeführt werden, weil<br />
nicht genügend gesplittet wird.“ „Jede gute<br />
Spenderleber könnte geteilt werden.“<br />
„Es gibt keine Ausrede, nicht zu splitten.“ 2<br />
Genesis der Leberteilung<br />
In den 60er und 70er Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts wurde Lebertransplantation<br />
LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONSGESETZ · ORGANSPENDE 27<br />
Foto: UKE Hamburg