27.12.2012 Aufrufe

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

1/2004 - Aktuell - Selbsthilfe Lebertransplantierter Deutschland e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Anmerkung der Redaktion zu den beiden folgenden Artikeln:<br />

Um neue, hilfreiche Erkenntnisse zu Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten zu erhalten, ist Forschung notwendig.<br />

Hierzu müssen Studien durchgeführt werden. Es ist uns wichtig, unsere Leser über solch neue Ergebnisse zu informieren. Erkenntnisse<br />

hieraus können Hinweise auf neue Therapieansätze geben. So wird angestrebt, in Zukunft jedem Patienten eine individuell<br />

angepasste Immunsuppression unter Ausnutzung der angebotenen Präparate, z.T. auch in Kombination, anzubieten.<br />

Einzelne Aspekte aus neuen Studien sind aber nicht die einzigen Entscheidungskriterien für oder gegen eine bestimmte Medikation.<br />

Hier betrachten die behandelnden Ärzte im Ltx-Zentrum die Gesamtsituation des einzelnen Patienten. Die Gestaltung der<br />

immunsuppressiven Therapie wird immer individuell von Seiten des Zentrums mit dem Patienten besprochen und festgelegt.<br />

Auch dahingehende Vorschläge des Hausarztes sollten immer mit dem Zentrum abgestimmt werden.<br />

Fortschritte in der immunsuppressiven Therapie<br />

Die Lebertransplantation hat sich in den letzten Jahren als effektive Therapiemaßnahme bei Menschen mit Leberversagen<br />

etabliert. Derzeit werden in <strong>Deutschland</strong> jährlich etwa 750 Lebern oder Lebersegmente transplantiert. Die Erfolge der<br />

Lebertransplantation können sich mittlerweile sehen lassen: Nach einem Jahr funktionieren noch etwa 75 Prozent und<br />

nach fünf Jahren 62 Prozent der Ersttransplantate. Doch damit geben sich die Wissenschaftler natürlich nicht zufrieden –<br />

deshalb wird auch weiterhin nach Verbesserungen gesucht, um die Funktion möglichst vieler Organe möglichst lange<br />

erhalten zu können.<br />

Während sich die operative Technik<br />

seit den Anfängen der Lebertransplantation<br />

kaum verändert<br />

hat, konnte die immunsuppressive Therapie<br />

deutlich verbessert werden – einerseits<br />

durch die Einführung neuer Immunsuppressiva,<br />

andererseits aber auch durch<br />

die Optimierung des Basismedikamentes<br />

Ciclosporin, das auch heute immer noch<br />

das am häufigsten eingesetzte Immunsuppressivum<br />

in der Therapie von Organtransplantierten<br />

ist. So konnte zum Beispiel<br />

durch die Entwicklung einer verbesserten<br />

Darreichungsform, in der Ciclosporin<br />

in einer Mikroemulsion vorliegt,<br />

die Aufnahme der Substanz in den Körperkreislauf<br />

zuverlässiger und vorhersagbarer<br />

gemacht werden.<br />

Generell ist die immunsuppressive Therapie<br />

immer eine Gratwanderung: Einerseits<br />

gilt es, das Immunsystem so weit zu<br />

blockieren, dass es das transplantierte Organ<br />

nicht abstößt, andererseits aber auch<br />

die Immunabwehr so wenig wie möglich<br />

zu unterdrücken, damit noch ein ausreichender<br />

Schutz gegen Infektionen und<br />

Krebs gegeben ist. Zudem haben fast alle<br />

Immunsuppressiva auch unerwünschte<br />

Nebenwirkungen, die mit steigender Dosis<br />

zunehmen. Um diese Nebenwirkungen<br />

durch eine niedrige Dosierung möglichst<br />

gering zu halten, besteht die immunsuppressive<br />

Therapie meist aus der Kombination<br />

mehrerer Immunsuppressiva. Deshalb<br />

ist aber auch eine möglichst exakte<br />

Dosierung sehr wichtig.<br />

Da es sowohl von Mensch zu Mensch als<br />

auch bei einer Person im Verlauf Unterschiede<br />

im Stoffwechsel und damit in der<br />

Aufnahme solcher Medikamente gibt, werden<br />

vor allem potente Immunsuppressiva<br />

wie die Calcineurinhemmer, zu denen auch<br />

Ciclosporin gehört, anhand der Blutspiegel<br />

dosiert. Bei dieser Blutspiegelmessung<br />

wurde über Jahre der so genannte Talblutspiegel<br />

herangezogen – das ist die Konzentration<br />

im Blut unmittelbar vor der Einnahme<br />

der nächsten Dosis. Doch in den letzten<br />

Jahren wurde deutlich, dass die tatsächliche<br />

Substanzexposition und damit<br />

auch der Effekt von Ciclosporin besser mit<br />

dem so genannten C 2-Wert, der genau<br />

zwei Stunden nach der Einnahme bestimmt<br />

wird und in etwa den maximalen<br />

Blutspiegel widerspiegelt, korreliert.<br />

Diese Erkenntnis ist vor allem dem Team<br />

um den kanadischen Transplantationsexperten<br />

Dr. Gary Levy von der Universitätsklinik<br />

von Toronto zu verdanken. Levy leitete<br />

auch eine große Multizenterstudie,<br />

in der erstmals bei einer größeren Zahl von<br />

Lebertransplantierten – insgesamt 307 –<br />

gezeigt werden konnte, dass eine Einstellung<br />

der Ciclosporin-Dosis nach dem C 2-<br />

Wert zu besseren klinischen Resultaten<br />

führt als eine Einstellung nach dem Talblutspiegel:<br />

Bioptisch gesicherte akute<br />

Abstoßungsreaktionen wurden in den<br />

ersten 12 Wochen nach Transplantation<br />

bei 21,6% der Patienten aus der C 2-Gruppe,<br />

verglichen mit 30,4% aus der C 0-<br />

Gruppe registriert. Somit konnte mit dem<br />

C-2-Monitoring eine Senkung der Abstoßungsrate<br />

um 25% erzielt werden. In<br />

der Häufigkeit unerwünschter Wirkungen<br />

waren beide Gruppen vergleichbar, obwohl<br />

in der C 2-Gruppe durchschnittlich<br />

höhere Ciclosporin-Dosierungen gegeben<br />

wurden. Dies lässt darauf schließen, dass<br />

durch das C-2-Monitoring eher Patienten<br />

mit einer schlechten Resorption (Wirkstoffaufnahme<br />

in das Blut) erkannt werden<br />

und einer adäquaten Substanzexposition<br />

zugeführt werden können. So kann<br />

letztlich das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer<br />

auf Ciclosporin basierenden Therapie<br />

verbessert werden.<br />

Neue Studie bestätigt gute Steuerbarkeit<br />

der Ciclosporin-Therapie<br />

durch C-2-Monitoring<br />

Mit dieser Erkenntnis wurde aber auch<br />

eine Neubewertung von Ciclosporin gegenüber<br />

Tacrolimus notwendig. In einigen<br />

Vergleichsstudien hatte Tacrolimus im<br />

Vergleich zu Ciclosporin Vorteile gezeigt.<br />

Allerdings wurde in diesen Studien die<br />

Ciclosporin-Dosis anhand des Talblutspiegels<br />

eingestellt. Um einen direkten<br />

Vergleich einer Tacrolimus-basierten Therapie<br />

gegenüber einer anhand des C 2-<br />

Wertes eingestellten Ciclosporin-Therapie<br />

zu erhalten, wurde die Studie mit dem<br />

Akronym LIS2T (Liver International Studie<br />

of Neoral C2 versus Tacrolimus) initiiert.<br />

Auf dem diesjährigen Jahreskongress der<br />

Deutschen Transplantationsgesellschaft<br />

(DTG) in Münster wurden die Ergebnisse<br />

LEBENSLINIEN 1/<strong>2004</strong> | TRANSPLANTATIONS-MEDIZIN 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!