SMZ Liebenau Info 01_2019
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GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />
ZU FUSS UNTERWEGS IM ALTER<br />
„Zu Fuß unterwegs im Alter“<br />
VON NATASCHA MAUERHOFER<br />
16<br />
<strong>SMZ</strong> INFO Frühjahr 2<strong>01</strong>9<br />
Zufußgehen ist nicht nur nachhaltig und gut für<br />
unser Klima, sondern im Vergleich zu Autofahren<br />
auch noch preiswert und sozial. Mit wenig<br />
Aufwand kann das Zufußgehen immer und zu<br />
jeder Zeit im Alltag umgesetzt werden. 1 Dazu<br />
kommen viele positive Auswirkungen des Zufußgehens<br />
auf unsere körperliche und geistige<br />
Gesundheit wie z. B. Verbesserung der persönlichen<br />
Lebensqualität.<br />
Obwohl diese Gründe alle für mehr Zufußgehen als<br />
regelmäßige körperliche Bewegung sprechen, sind<br />
in Europa mehr als ein Drittel der erwachsenen Personen<br />
nicht ausreichend körperlich aktiv. Die Gründe<br />
für zu wenig Zufußgehen können dabei ganz<br />
unterschiedlich sein. So führen z. B. große Entfernungen<br />
zwischen Wohnung, Arbeitsplatz, Einkaufsmöglichkeiten<br />
und Freizeitaktivitäten dazu, dass diese<br />
öfter mit dem Auto zurückgelegt werden, als zu<br />
Fuß. 2 Auch die Sicherheit im Straßenverkehr ist und<br />
bleibt problematisch und wird von Fußgänger*innen<br />
häufig als unsicher wahrgenommen oder erlebt. 2 Da<br />
gerade Fußgänger*innen zu den ungeschützten und<br />
damit auch schwächsten Verkehrsteilnehmer*innen<br />
zählen, kommt ihrer Sicherheit jedoch besondere<br />
Bedeutung zu. 1<br />
Das Ziel 8 der Rahmen-Gesundheitsziele Österreich<br />
„Gesunde und sichere Bewegung im Alltag fördern“<br />
zielt darauf ab, sichere und einladende Bewegungsmöglichkeiten<br />
an Orten zu schaffen „an denen Menschen<br />
leben, spielen, lernen, arbeiten, unterwegs<br />
sind und ihre Freizeit verbringen“ 4 .<br />
Besonders die Gruppe der älteren Menschen profitiert<br />
von den gesundheitlichen Vorteilen des Zufußgehens.<br />
Dies hat zwei Gründe:<br />
1, 2, 3<br />
Erstens ist und bleibt das Zufußgehen das häufigste<br />
Fortbewegungsmittel für ältere Menschen. Menschen<br />
im Alter ab 75 Jahren legen bereits mehr als<br />
die Hälfte ihrer Wege als Fußgänger*innen zurück.<br />
Bei Frauen ab 75 Jahren sind es sogar noch mehr.<br />
Bei diesen hat das häufigere Zufußgehen oft einen<br />
sozioökonomischen Hintergrund, da Frauen, die<br />
heuer 75 Jahre oder älter sind, oft keinen Führerschein<br />
oder keinen eigenen PKW besitzen.<br />
Zweitens sind besonders ältere Menschen, neben<br />
Kindern, Erwachsenen aus benachteiligten Gruppen<br />
und Menschen mit Behinderung, von den Risiken<br />
und Folgen mangelnder regelmäßiger körperlicher<br />
Bewegung betroffen. Denn obwohl gesundheitliche<br />
Einschränkungen der vorrangige Grund dafür sind,<br />
dass ältere Menschen zu Fuß gehen, kann gerade<br />
dies das Risiko für Stürze mindern und die eigenständige<br />
Mobilität enorm erhöhen. 1<br />
Auch im Projekt Geh-Rallye (März – Oktober 2<strong>01</strong>8) 5 ,<br />
welches in geführten Spaziergängen die Wünsche<br />
und Bedürfnisse von Bewohner*innen in Jakomini<br />
erhob, wurde ein besonderes Augenmerk auf jene<br />
der älteren Fußgänger*innen gelegt. Wenngleich nur<br />
25 Personen der 142 Befragten 51 Jahre oder älter<br />
waren, nahmen auch jüngere Teilnehmer*innen für<br />
ältere Menschen relevante Themen und kritische/<br />
unsichere Orte wahr:<br />
• Stolperfallen wie z. B. Kanalschächte, unebene<br />
und holprige Fußwege, Löcher und Risse im<br />
Asphalt, geschotterte Gehwege und fehlende<br />
abgeflachte Gehsteigkanten können für ältere<br />
Menschen mit Rollator oder mit Rollstuhl zu<br />
einer Hürde im Alltag werden.<br />
• Sehr enge Fußwege erzeugen bei einigen Teilnehmer*innen<br />
Unsicherheiten.<br />
• Fehlende Bodenmarkierungen machen gerade<br />
für sehbeeinträchtigen Personen die Orientierung<br />
schwierig.<br />
• Zu kurze Ampelphasen und fehlende Querungen<br />
bzw. Zebrastreifen können bei langsamen<br />
Fußgänger*innen Stress auslösen, so schnell<br />
wie möglich auf die andere Straßenseite zu<br />
kommen. Das zu rasche Queren der Straße<br />
kann das Risiko für Stürze erhöhen.<br />
• Bei zu kleinen Fußgänger*inneninseln zwischen<br />
mehreren Ampeln sind Autos und öffentliche<br />
Verkehrsmittel oft bedrohlich nahe. Dies kann<br />
erneut zu Unsicherheiten führen.<br />
• Bei Straßenbahnhaltestellen oder bei öffentlichen<br />
Plätzen bzw. Begegnungszonen fehlen<br />
immer wieder einmal Sitzgelegenheiten. Diese<br />
würden älteren Menschen die Möglichkeit bieten,<br />
sich immer wieder ausruhen zu können.<br />
• Nicht barrierefreie Lokale nehmen älteren Personen<br />
mit Rollator oder Rollstuhl die Chance,<br />
hineinzukommen.<br />
• Einige Begegnungszonen von Fußgänger*<br />
innen und Radfahrer*innen können gerade,<br />
wenn viel los ist und dann auch noch Enge<br />
herrscht, zu Missverständnissen führen. Gefragt<br />
ist in diesen Situationen gegenseitige<br />
Rücksichtnahme.<br />
• Fußgänger*innenwege<br />
• keine abgeflachten Bordsteinkanten<br />
• Grünphasen sind für sicheres<br />
Queren zu kurz<br />
• fehlende Querungsmöglichkeiten<br />
• fehlende Sitzgelegenheiten<br />
• enge/viel befahrene Begegnungszonen<br />
Fußgänger*innen/Radfahrer*innen<br />
Zusammenfassend zeigt sich, dass ein Großteil der<br />
Fußgänger*innen den Wunsch und das Bedürfnis<br />
nach einer attraktiven und sicher gebauten Infrastruktur<br />
hat. Um dem nachzukommen, braucht es<br />
Lösungen und Rahmenbedingungen, welche allen<br />
Menschen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Einkommen,<br />
Bildung, ethnischer Zugehörigkeit oder<br />
Beeinträchtigung, die gleichen Chancen für Bewegung<br />
gibt und vorhandene Barrieren abbaut. 2<br />
Leider haben die Entscheidungsträger in den vergangenen<br />
Jahren europaweit auf unterschiedlichen<br />
Ebenen (Stadtgestaltung, Verkehr) eine immer<br />
autofreundlichere Infrastruktur bevorzugt. Zusätzlich<br />
hat die aktive Fortbewegung zu Fuß in einigen<br />
europäischen Ländern an Bedeutung verloren. 2<br />
Politische Maßnahmen zur Verbesserung des<br />
lokalen Umfelds (z. B. Begrenzung des Verkehrsaufkommens,<br />
Investitionen in Grün- und Wasserflächen)<br />
können dazu beitragen, die Straßen für<br />
die Fortbewegung zu Fuß, für Menschen aller<br />
Altersgruppen, sicherer zu machen und eine aktive<br />
Erholung im öffentlichen Raum zu fördern. 2<br />
Auch die Sicherheit im<br />
Straßenverkehr ist und bleibt<br />
problematisch und wird von<br />
Fußgänger*innen häufig<br />
als unsicher wahrgenommen<br />
oder erlebt.<br />
Quellen:<br />
1. Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (2<strong>01</strong>5). Masterplan Gehen. Strategie zur Förderung des FußgängerInnenverkehrs in Österreich.<br />
2. WHO (2<strong>01</strong>5): Strategie der Europäischen Region der WHO zur Bewegungsförderung (2<strong>01</strong>6-2<strong>01</strong>5).<br />
3. THE PEP (o.J.). Pan-Europäisches Programm für Verkehr, Umwelt und Gesundheit. Österreichische Beiträge und Initiativen.<br />
4. https://gesundheitsziele-oesterreich.at/gesunde-sichere-bewegung-im-alltag<br />
5. www.smz.at<br />
<strong>SMZ</strong> INFO Frühjahr 2<strong>01</strong>9<br />
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