SMZ Liebenau Info 01_2019
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STADTTEILARBEIT<br />
COMRADE CONRADE?<br />
WIE ES MIT DER CONRAD-VON-HÖTZENDORF-STRASSE<br />
WEITER GING ...<br />
VON NICOLE PRUCKERMAYR<br />
Nun ist das Projekt „Comrade Conrade. Demokratie<br />
und Frieden auf der Straße“, das interdisziplinäre<br />
Kunst-, Forschungs- und Friedensprojekt<br />
zum Gedenkjahr 2<strong>01</strong>8 mit dem<br />
Fokus auf die Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />
(„CvH“), bereits Geschichte, genauso wie das<br />
Jahr 2<strong>01</strong>8. Was ist in der Zwischenzeit nach<br />
dem Sommer 2<strong>01</strong>8 (siehe <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong> Oktober<br />
2<strong>01</strong>8) noch passiert?<br />
Vor allem konnten Kunst-Projekte an mehreren Orten<br />
in der Straße erlebt werden. Dazu gab es auch<br />
zwei Veranstaltungen: den Eröffnungsrundgang<br />
am Samstag, dem 15. September, und den Abschlussrundgang<br />
am 29. September 2<strong>01</strong>8 (weiter<br />
unten folgt ein kleiner Bericht dazu). Anlässlich des<br />
Jubiläums der Republiksgründung fand am 12. November<br />
ein Rundgang vom GrazMuseum statt. Zum<br />
Tag der Menschenrechte im Dezember gab es einen<br />
letzten Demokratie-Rundgang, dieses Mal von Bernadette<br />
Knauder vom Europäischen Trainings- und<br />
Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie<br />
der Universität Graz, der dann in eine Abschlussveranstaltung<br />
in der Kunsthalle Graz (CvH<br />
42a) überging.<br />
Nun detaillierter zu den Kunst-Projekten im Kernzeitraum<br />
15.-29. September 2<strong>01</strong>8: Am Berthavon-Suttner-Platz,<br />
gegenüber des <strong>Liebenau</strong>er Stadions<br />
gelegen, war die Arbeit „IMMER WIEDER DIE<br />
WAFFEN NIEDER!“ von Johanna Tinzl zu sehen.<br />
Die Fahnenketten-Installation verband zwei prägnante<br />
Wortketten: „Immer wieder“, der Schlachtruf<br />
der Fußballfans, und „Die Waffen nieder!“, Bertha<br />
von Suttners zentrales Werk und pazifistischer<br />
Romantitel. Der Platz trägt seit 2<strong>01</strong>5 den Namen<br />
der ersten weiblichen Friedensnobelpreisträgerin.<br />
Allerdings fehlt nach wie vor die offizielle Beschriftung<br />
des Platzes.<br />
Eine weitere, gut sichtbare Installation war die<br />
Leuchtschrift „WAR IS OVER“ von Eva Ursprung<br />
bei den Lagerräumen der CvH 116. Der Schriftzug<br />
stellte einerseits das Nichtvorhandensein von Krieg<br />
fest, andererseits wurde dies auch infrage gestellt,<br />
denn Krieg ist global gesehen immer irgendwo. In<br />
der heutigen Welt kann sich niemand ausklammern,<br />
die eigene Haltung zu Konflikten ist nach wie vor<br />
wichtig. Solange Menschen die Vorstellung haben,<br />
dass sie keine Macht haben, haben sie auch keine<br />
Macht.<br />
In unmittelbarer Nähe, am Ostbahnhof, konnte die<br />
Klang-Raum-Installation „Mexikanischer Tumulus“<br />
von Nayarí Castillo und Hanns Holger Rutz begangen<br />
und gehört werden. Innerhalb der Arbeit,<br />
die gedanklich eine Brücke zwischen Mexiko und<br />
Österreich zog, wurde – basierend auf aktuellen<br />
Himmelsdaten und physikalischen Beobachtungen<br />
– ein Klangraum geschaffen. Mexiko war der einzige<br />
Staat der Welt, der am 19. März 1938 formellen<br />
Protest vor dem Völkerbund gegen den Anschluss<br />
Österreichs an Nazi-Deutschland einbrachte. Viele<br />
Menschen flohen nach Mexiko und bauten sich dort<br />
eine neue Existenz auf.<br />
Das Kunst-Projekt „RESONANZRAUM“ von Reni<br />
Hofmüller bespielte als Straßengarten mit Pflanzen<br />
zur Verbesserung des Klimas, der Bodenentgiftung<br />
und Klangerzeugung einen kleinen Vorbereich der<br />
Justizanstalt und auch Grünräume in der Raiffeisenstraße.<br />
Ursprünglich war dieses Projekt für die CvH<br />
geplant, um in dieser Ausfallstraße (Straße, die aus<br />
einem Ortsbereich hinausführt) einen ökologischen<br />
und auch metaphorischen Entgiftungsprozess anzuregen.<br />
<strong>Info</strong>rmationen zu weiteren Kunst-Projekten von Sir<br />
Meisi (Ruby Sircar/Wolfgang Meisinger), Maruša<br />
Sagadin und Nicole Pruckermayr können auf der unten<br />
angegebenen Homepage nachgelesen werden.<br />
Das gesamte „Comrade Conrade“-Projekt, sowohl<br />
die Kunst-Projekte, die Rundgänge als auch andere<br />
Veranstaltungen, sollte 2<strong>01</strong>8 durch ein Kennenlernen<br />
von Hintergründen zu diesem Straßenzug einen<br />
Nachdenkprozess zu Straßennamen ermöglichen.<br />
Es sollte auch dazu verleiten, über unsere Möglichkeiten<br />
und unser aller Handeln im öffentlichen Raum<br />
nachzudenken und sich konstruktiv einzubringen,<br />
um Demokratie auch weiterhin mit Leben füllen zu<br />
können. Frieden fällt genauso wenig wie Demokratie<br />
vom Himmel. Beides bedeutet Arbeit, aber diese<br />
Arbeit sollte es uns wert sein, um ein gutes Zusammenleben<br />
auf den Straßen und in unserer Stadt erhalten<br />
und auch verbessern zu können.<br />
Weitere <strong>Info</strong>s zu den Kunst-Projekten, zu „Comrade<br />
Conrade“ sowie detaillierte <strong>Info</strong>rmationen zu<br />
den Rundgängen oder Veranstaltungen sind auf<br />
folgender Homepage zu finden:<br />
comradeconrade.mur.at<br />
Fotos dieser Seite: © Nikolaos Zachariadis<br />
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<strong>SMZ</strong> INFO Frühjahr 2<strong>01</strong>9<br />
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